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06.05.2011 Interview / DHB-Pokal

HBL-Interview mit Uli Derad: "Unsere Fans werden die O2-World in Heimspielstätte verwandeln"

Uli Derad.
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Meisterschaft futsch, Champions-League-Sieg passe: Der THW schrammt gegenwärtig an seinen Saisonzielen vorbei. Am Wochenende bietet sich für den Spitzenklub aus dem Norden die wohl letzte Möglichkeit, in dieser Saison noch einen Titel zu gewinnen.
Die TOYOTA Handball-Bundesliga sprachen mit THW-Manager Ulrich Derad.
HBL:
Der THW Kiel hat das Final Four der Champions League verpasst und muss nun zusehen, wie der HSV Hamburg die Schale gewinnen wird. Wie groß ist die Unruhe?
Uli Derad:
Unzufriedenheit ist immer, wenn der Erfolg nicht da ist. Mit unserer Mannschaft muss man um Titel spielen. Wir haben bislang eine harte Saison gehabt, und die Mannschaft muss erstmals damit umgehen, nicht ganz vorne dabei zu sein. Das ist nicht leicht, aber das gehört im Profisport dazu. Es kann sich niemand verstecken, wir brauchen Charakter und Kampf um diese Saison noch gut zu Ende zu bringen und die direkte Qualifikation für die Champions League zu erreichen. Das sind wir nicht zuletzt unseren Fans schuldig. Im Sport kann man immer verlieren, gerade auch wenn Barcelona und Kiel aufeinandertreffen. Das wird, wenn jeder bis zum Ende alles gegeben hat, auch akzeptiert und verstanden.
HBL:
Wie viel Geld verliert der THW, weil er in Köln nicht dabei sein wird?
Uli Derad:
Vorrangig geht es ja nicht um das Geld, sondern um das Image. Im Final Four dabei zu sein, ist für die Mannschaft, den Verein und die Fans ein Erlebnis der besonderen Art. Sicher kann man bei der Endrunde um den Sieg in der Champions League Geld verdienen. Aber Einnahmen dieser Art kann man nicht einplanen - das gilt im übrigen für alle Klubs.
HBL:
Hat man in Kiel bereits damit begonnen, ein wenig Ursachenforschung für diesen Saisonverlauf zu betreiben?
Uli Derad:
Natürlich wird die bisherige Leistung auch in der laufenden Saison hinterfragt. Die Mannschaft wird das ebenso wie der Trainerstab und die Vereinsführung machen, wir wollen ja aus dem Tief heraus. Am Ende der Saison wird man dann auch abschließend analysieren können, wo es gehakt hat. Wir wollen die Saison ordentlich zu Ende spielen und mit weiteren Erfolgen die erneute Qualifikation für die Champions League sichern. Zudem haben wir am Wochenende beim Lufthansa Final Four die Chance, einen Titel zu gewinnen. Das wird alles andere als ein Selbstgänger. Die Mannschaft wird sich aber zerreißen, um den Pokal nach Kiel zu holen.
HBL:
Demnach hat der nationale Pokalwettbewerb in Ihren Augen nun einen besonderen Stellenwert.
Uli Derad:
Das Lufthansa Final Four ist der weltweit populärste nationale Vereinswettbewerb. Die Stimmung in der Halle ist einmalig. Wir waren im vergangenen Jahr in Hamburg nicht dabei, das hat wehgetan. Deshalb wollen wir dieses Jahr nicht nur dabei sein, wir wollen gewinnen und zeigen, dass wir da sind.
HBL:
Einer Ihrer Spieler wird definitiv dann nicht mit dabei sein. Jerome Fernandez wechselte kurzfristig in seine französische Heimat und ist nun in Toulouse heimisch. Wie kam der plötzliche Transfer zustande?
Uli Derad:
Jerome hat uns um die Auflösung seines Vertrages gebeten, um sofort nach Toulouse zu wechseln. Wir hatten Jerome Fernandez seinerzeit verpflichtet, weil wir aufgrund zahlreicher Verletzungen Handlungsbedarf sahen und er uns unkompliziert und zeitnah zur Verfügung stand. Jetzt, da unser Kader wieder komplett ist, haben wir der Anfrage zugestimmt, zumal Fernandez damit seine sportliche und berufliche Karriere in Frankreich weiter und rascher vorantreiben kann. Hinzu kommen auch noch persönliche Gründe.
HBL:
Bedeutet das für die Konkurrenz bei der Pokalendrunde in Hamburg, dass der THW mit vollem Orchester anreisen wird?
Uli Derad:
Das ist noch nicht sicher. Daniel Narcisse, der schon gegen Barcelona und in Magdeburg nicht spielte, laboriert noch immer an den Folgen einer Zerrung.
HBL:
Ihre Fans jedenfalls lassen sich die Laune durch den bisherigen Saisonverlauf nicht ruinieren. Darf man wieder mit einer schwarz-weißen Völkerwanderung Richtung Hamburg rechnen?
Uli Derad:
Die Fans des THW Kiel kommen nicht nur aus Kiel. Wir haben Kartenanfragen aus ganz Europa. Unser Kartenkontingent war binnen Stunden vergriffen. Zudem sind unsere sensationellen Fans sehr kreativ, wenn es darum geht, Tickets zu ergattern. Insofern ist es schwer einzuschätzen, wie viele THW-Fans am Ende tatsächlich in der Halle sein werden. Wir wollen alles geben, um diese großartigen Fans, die auch in nicht ganz so erfolgreichen Spielen zu uns stehen, nicht zu enttäuschen. Die Mannschaft wird ganz sicher ebenso Vollgas geben wie die THW-Fans, um die O2 World kurzfristig zu unserer Heimspielstätte zu machen.
(Das Interview führte die HBL)


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