01./02./03.05.2011 - Letzte Aktualisierung: 03.05.2011 | Champions League |
Update #4 | KN-Bericht vom 03.05. und Presse-Stimmen ergänzt ... |
Leere: Filip Jicha schlich mit gesenktem Kopf von der Platte,
während die Spanier feierten.
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Sascha Klahn |
Es sollte ein Abend zum Haareraufen für die THW-Fans werden - was nicht nur, aber auch an der ungleichen Regelauslegung der dänischen Schiedsrichter lag. Doch letztlich lag es nicht nur an den Unparteiischen, das dieser Maiabend kein gutes Ende für die Kieler Handballer nahm: Im Hexenkessel Sparkassen-Arena waren es vor allem der bis zur Pause bei jedem Ballkontakt ausgepfiffene Siarhei Rutenka und Torhüter Danjel Saric, die den großen Unterschied in der Neuauflage des letztjährigen Finales machten.
Christian Zeitz erzielte zwei Tore.
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Sascha Klahn |
Siarhei Rutenka war von der Kieler Deckung nicht in den Griff zu bekommen.
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Überragend: Danjel Saric.
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Sascha Klahn |
Rieb sich an der Barca-Deckung auf: Filip Jicha.
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Sascha Klahn |
Die Enttäuschung bei den Zebras war nahezu greifbar.
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Sascha Klahn |
Für die Kieler gilt es, diese Enttäuschung möglichst schnell zu verdauen. Denn bereits am Mittwoch wartet auf die Zebras eine schwierige Aufgabe: In der TOYOTA Handball-Bundesliga muss der THW zum heimstarken SC Magdeburg reisen und dort gewinnen, will man im Kampf um die Champions-League-Qualifikationsplätze nicht an Boden gegenüber der Konkurrenz verlieren. Am darauffolgenden Wochenende können die Zebras dann ihre letzte Titelchance wahrnehmen: Beim "Lufthansa Final Four" in der O2-World geht es im Halbfinale des DHB-Pokals gegen Frisch Auf Göppingen.
(Christian Robohm)
Herzlichen Glückwunsch an Barcelona und an Xavier fürs Weiterkommen. Wir wünschen euch viel Glück beim Final4. Es war natürlich eine sehr schwierige Aufgabe, gegen Barcelona zu spielen. Letztendlich hätten wir ein bisschen besser spielen müssen, um weiterzukommen.Ich muss ehrlich sagen, dass ich von der heutigen Schiedsrichterleistung sehr enttäuscht bin. Ich will hier jetzt keinen Mourinho machen, aber ich fand es schon nicht ganz unparteiisch. Aber Barcelona ist eine große Mannschaft. Man muss sehr gut spielen und da muss alles stimmen, um gegen sie zu gewinnen. Das ist uns nicht gelungen.
[auf die Frage, ob ihm in der Abwehr die Aggressivität fehlte:]
Sicherlich, die Abwehr hätte besser sein müssen. Wir haben viele leichte Tore kassiert. Dadurch stand sehr lange Zeit die Torhüterleistung von Barcelona deutlich im Vordergrund.
Erst einmal vielen Dank an das gute Publikum, das meine Mannschaft immer wieder sehr herzlich empfängt. Ich bin der Meinung, dass wir ein sehr tolles Spiel gespielt haben. Ich habe eine Mannschaft, die sich auf dem Spielfeld zerreißt. Wir haben hier gegen den Titelverteidiger gespielt, daher war es ein schweres Spiel. Aber wir haben Stolz und Klasse gezeigt.
Wie Alfred schon gesagt hat: Wir haben heute einfach nicht gut genug gespielt. Das Ergebnis in Barcelona ging vom Spielverlauf her in Ordnung, aber wir hätten heute einfach mehr bringen müssen, um dieses Spiel zu gewinnen.gegenüber den KN:
Wir waren heute einfach nicht gut genug. Entscheidend waren die Gegenstöße. Das ist unsere Stärke, aber diesmal hat uns Barcelona damit besiegt. Wir waren im Kopf nicht schnell genug, um rechtzeitig zurück zu sein. Die Schiedsrichter trifft keine Schuld.
Wir wussten, dass es ein sehr schweres Spiel werden würde. Wir haben versucht, von Anfang an auf dem Platz zu sein, und das haben wir auch bis zum Schluss relativ gut umgesetzt.
Heute war einfach nichts zu machen. Wir hatten von Beginn an keine Chance, die Endrunde in Köln wirklich zu erreichen. Wir haben alles gegeben, auch in der Kabine noch einmal richtig Theater gemacht, aber Barcelona hat jeden Fehler eiskalt genutzt. Ein Tor Differenz wäre Pech oder Dummheit gewesen, so ist die Wahrheit eine andere: Sie waren besser.
Wir waren leider nicht in der Lage, den Funken, den das Publikum uns gegeben hat, aufzunehmen. Einige von uns wollten das Spiel wohl schon in der ersten Halbzeit entscheiden, obwohl wir besprochen hatten, genau so nicht ins Spiel zu gehen. Die Schiedsrichter hatten ihre Linie und die haben sie 60 Minuten lang durchgepfiffen. Was jetzt passiert? Das ist kein guter Zeitpunkt für Parolen, dieses Spiel muss ich erst einmal verdauen.
Barcelona hat eine unglaubliche Leistung abgeliefert. Sie hatten einen Plan, haben unser Gegenstoß-Spiel gut unterbrochen und uns das Selbstbewusstsein genommen.
Das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhüter hat vor allem in der ersten Halbzeit gut geklappt. Das war unser bestes Saisonspiel. Für Kiel tut es mir leid, eine solche Mannschaft sollte mit diesen Fans in Köln sein.
Unterdessen hat der designierte deutsche Meister HSV Hamburg das Final4 erreicht: Nach dem klaren 38:24 (20:15) im Hinspiel reichte den Hansestädtern beim letztjährigen Final4-Teilnehmer Chekhovskie Medvedi Moskau ein 37:37 (14:19)-Unentschieden zum Halbfinaleinzug.
Überraschender als das Weiterkommen der Hamburger war das, was die Rhein-Neckar Löwen in Montpellier erreichten: Nach dem 27:29 (12:9) im Viertelfinal-Hinspiel gewannen die Mannheimer beim französischen Meister Montpellier HB nach einem vor allem in der zweiten Hälfte großartigen Defensivspiel klar mit 35:26 (15:17) und qualifizierten sich damit für das Final4.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Im Halbfinale des EHF-Pokals hat der TC Großwallstadt den Finaleinzug klar gemacht: Nach dem 26:24 im Hinspiel beim TBV Lemgo gewannen Mattias Andersson und Co. auch das Rückspiel in eigener Halle mit 30:25 (15:14). Im Finale treffen die Großwallstädter auf Frisch Auf Göppingen: Die Süddeutschen verloren zwar das Rückspiel beim spanischen Vertreter Naturhouse La Rioja mit 29:32 (13:14), das war aber angesichts des klaren 32:23 im Hinspiel nicht mehr maßgeblich.
im Pokalsieger-Cup steht der VfL Gummersbach im Finale. Nach dem 33:21 im Hinspiel gegen HC Vardar Pro Skopje war der Endspieleinzug auch in Mazedonien nie in Gefahr: Dort siegte der VfL mit 38:29 (18:11) und trifft nun im Finale auf Tremblay en France (FRA). Die Franzosen setzten sich gegen Amaya Sport San Antonio (ESP) aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore durch.
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2011
Am Ende hieß es 33:36 (15:19). In Kiels Arena wurde es mucksmäuschenstill, nur der Jubel der FCB-Spieler war noch zu hören, der Handball-Tempel schwieg: Aus und vorbei der Traum von der Titelverteidigung. Maßlos enttäuscht trotteten die Fans von dannen. Der THW, viermal in Folge Endspielteilnehmer, ist 2011 nur Zuschauer, wenn am 28./29. Mai um die Krone des europäischen Vereinshandballs gekämpft wird. Barca, der Finalgegner aus dem vergangenen Jahr, komplettiert das Feld der Final4-Starter von Köln mit BM Ciudad Real, HSV Hamburg und den Rhein-Neckar Löwen. Das Team von Trainer Alfred Gislason hat nach der Meisterschaft auch seine zweite Titelchance verspielt. Am kommenden Wochenende findet in Hamburg das Final Four um den deutschen Handball-Pokal statt. Es ist die letzte THW-Chance, die aufreibende Saison mit einem Pokal zu schmücken.
Allerdings müssen sich die "Zebras", die kurzfristig auf den an der Wade verletzten Daniel Narcisse verzichten mussten, gewaltig steigern, soll es mit dem nationalen Cup klappen. Gestern fand der Meister nie zu gewohnter Klasse, die achte Niederlage im 17. CL-Spiel gegen Barcelona war hochverdient. Es fehlte die Anspannung, Emotionen wirkten gequält, eine unsichtbar nervliche Last legte sich wie Blei auf viele THW-Schultern. Er habe bereits am Vortag eine gewisse Vorahnung gehabt, dass es nicht klappen würde mit der Qualifikation für das Final4, sagte Gislason in der Pressekonferenz. Kiels Trainer nannte dafür aber andere Gründe: "Es sollte wohl keine dritte deutsche Mannschaft nach Köln kommen. Wir wurden ganz klar benachteiligt. Um das kompensieren zu können, hätten wir sehr viele einfache Tore aus dem Rückraum werfen müssen."
Sicher, die dänischen Schiedsrichter waren keine THW-Freunde, lagen mit ihren Pfiffen manches Mal daneben. Die entscheidenden Fehler indes fabrizierten die Spieler selbst. Dreimal nur führte der THW. Ganz früh, beim 4:3, 5:4 und 6:5. Danach zogen die Katalanen davon, gestützt auf eine überragende Abwehr um den Mittelblock mit Magnus Jernemyr und Marco Oneto. An dieser Wand biss sich der THW-Rückraum die Zähne aus. Fanden Kiels Angreifer dennoch eine Lücke, trafen sie auf den großartigen Danjel Saric im Barca-Tor. Acht schwere Bälle wehrte der serbische Nationaltorhüter in der ersten Halbzeit ab, sechs überragende Reflexe ließ er im zweiten Abschnitt folgen.
Auf der anderen Seite stand ein blasser Thierry Omeyer zwischen den THW-Pfosten. Der Franzose, der seiner Mannschaft schon so oft Spiele gewonnen hat, wurde von seiner Deckung allein gelassen, ließ aber auch einige Haltbare unglücklich über die Linie rutschen. Omeyer habe schon bessere Tage erlebt, sagte Gislason. Er habe allerdings viele Gegenstöße kassiert und Tore von sechs Metern. "Ich hatte bereits überlegt zu wechseln, dann hat Titi einige Bälle gehalten."
Weil auch die sonstige Torgaranten Filip Jicha oder Christian Zeitz mit dem Kopf durch die Wand wollten, als die Felle davon schwammen, zog der Gast davon. Die Katalanen hatten ihren besten Schützen ausgerechnet in Fan-Bad-Boy Siarhei Rutenka, der sich von Pfiffen nicht beeindrucken ließ und mit neun Toren eiskalt antwortete. Pech kam ebenfalls hinzu, Abpraller landeten fast ausschließlich in Barca-Händen. Kurz und erfolglos verlief auch der Auftritt von Aron Palmarsson. Der THW-Youngster kam in der 16. Minute, machte zwei grobe Fehler und nahm in der 19. Minute wieder Platz auf der Bank. Nach 26 Minuten führte Barcelona 18:12, bei Halbzeit hatte sich der THW wieder auf einen Vier-Tore-Rückstand (15:19) und den damit verbundenen vagen Traum auf eine Aufholjagd in der zweiten Halbzeit herangekämpft.
Doch diese Hoffnung zerstob schnell, der THW machte dort weiter, wo er aufgehört hatte. Als Entrerrios in der 36. Minute zum 24:16 getroffen hatte, hätte nur eine kleines Wunder geholfen. Es blieb aus. Zwar stellte Gislason Andreas Palicka (36.) zwischen die Pfosten, mit dem jungen Schweden kamen endlich Emotionen ins Team, auch wurde die Halle beim 20:25 (41.) kurz laut. Aber es blieb ein Strohfeuer, routiniert brachte der FC Barcelona den kostbaren Erfolg ins Ziel. Überschäumender Jubel dokumentierte schließlich den Wert von Siegen, die in Kiel errungen werden.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2011
Redebedarf gab es nach der Barca-Niederlage nicht nur bei den Spielern.
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Sascha Klahn |
Zu dominant agierte der CL-Rekordgewinner Barcelona am Sonntagabend vor der stimmungsvollen Kulisse in der Sparkassen-Arena, zeigte den THW-Angreifern mit einer bärenstarken Deckung die Grenzen auf. Tatkräftige Unterstützung erhielten die Katalanen allerdings durch die dänischen Unparteiischen Mads Hansen und Martin Gjeding. Weil sie mit Siebenmeterpfiffen für Kiel geizten, mehrfach Vorteil und THW-Tore abpfiffen, brachten sie schnell das Publikum gegen sich auf.
Nach dem Spiel rückte das Paar erst richtig in den Fokus. THW-Trainer Alfred Gislason sprach bei der Pressekonferenz Klartext, machte kein Geheimnis aus seiner Frustration. Er würde sich selten über Schiedsrichter äußern, schäumte der Isländer, "aber diese waren heute nicht unparteiisch." Also eine Verschwörung gegen den THW? Das erste Mal sei ihm dieser Gedanke am Sonnabend nach dem Weiterkommen der Löwen gegen Montpellier gekommen, so Gislason. "Die Europäische Handball-Föderation hatte sicher kein Interesse daran, dass sich der THW als dritte Mannschaft neben dem HSV und den Löwen für das Final Four qualifiziert."
Hoffnung auf eine Wende habe er sich zu keiner Zeit gemacht. "Wir hätten heute noch zwei Stunden spielen können", sagte der 51-Jährige, "leider ist der Handball sehr leicht zu beeinflussen." Vielleicht hatten die Schiris gar keine Wahl, anders zu pfeifen. Sie wollen schließlich auch künftig zum Kreis der CL-Unparteiischen zählen. Am Kampfrichtertisch saß nämlich Sandor Andorka, EHF-Schiedsrichter-Boss mit zweifelhaftem Ruf, genannt der "Pate". Nicht wenige Clubmanager aus ganz Europa rücken den Ungarn in die Nähe vieler CL-Manipulationen.
Die Dänen jedenfalls standen unter spezieller Beobachtung. Die meisten THW-Spieler nannten die starke Barca-Leistung als Grund für die eigene Niederlage, lediglich Christian Zeitz sprang seinem Trainer zur Seite. Die Schiedsrichter hätten den THW schon in Barcelona nicht gut behandelt, sagte er, "leider war das auch heute der Fall."
Kapitän Marcus Ahlm stellt die Einschätzung seines Trainers als persönliche Meinung da. "Ich kann mich dazu nicht äußern, weil ich die Partie noch nicht auf Video gesehen habe. Alfred hat das Spiel analysiert, er hat mehr Fakten als ich." Generell, so Ahlm, sei das Ausscheiden "allerdings sehr enttäuschend". Dass nach dem Aus in Meisterschaft und Champions League jetzt sogar Stimmen laut würden, die vom Niedergang des THW sprechen, amüsiert den Schweden. "Die das sagen, haben wohl nicht auf die letzten Jahre geschaut. Da gibt es jetzt einige, die sich freuen. Das aber spricht nur für uns."
Unterdessen droht Gislason Gegenwind aus der EHF-Zentrale in Wien. Spielbetriebsleiter Markus Glaser betonte am Rande der CL-Auslosung in Köln, dass die EHF die Aussagen des THW-Coaches nicht so stehen lassen könne. "Die Dänen sind ein Top-Paar. Wir werden das prüfen, weil derartige Vorwürfe dem Handball schaden." Glaser kündigte Sanktionen in Form einer Geldstrafe oder Sperre an. Allerdings darf sich Alfred Gislason auf starke Rückendeckung verlassen. "Der Verein steht zu 100 Prozent hinter seinem Trainer", betonte Manager Uli Derad.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2011
Sport: Gelungene Revanche für das verlorene Finale 2010 dank einer außergewöhnlichen Leistung Barcas in Angriff und Abwehr. Rutenka entpuppte sich als Albtraum für die Kieler Deckung. Auf der anderen Seite der Medaille: Kiels Torwart Thierry Omeyer. Der Franzose bekam gegen die Azulgrana nichts zu fassen und war spätestens bei Ugaldes 19:13 in seinem Stolz verletzt.
Mundo deportivo: Das beste Barca in der Ära Pascual qualifiziert sich mit Perfektion für das Final4 - zementiert in eine von Saric exakt dirigierte Lehrbuch-Abwehr und eine erstaunliche Angriffsleistung. Das genaue Gegenteil galt für Kiel und insbesondere für den besten Torwart der Welt, Thierry Omeyer. Im letzten Finale noch Barcas unsympathischer Scharfrichter, sah er diesmal kein Land.
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2011)
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