24./26.04.2011 - Letzte Aktualisierung: 26.04.2011 | Champions League |
Update #2 | KN-Berichte und weitere Stimmen ergänzt... |
Trotzdem gingen die Kieler mit viel Selbstbewusstsein in die Partie. Mit einer schnellen und konsequenten Abwehrarbeit setzten sie die Katalanen unter Druck, die dennoch mit 2:0 in Führung gingen. Rocas verwandelte zwei Siebenmeter. Ilic, schon früh für den ebenfalls angeschlagenen Jicha ins heiße Rennen geschickt, markierte mit einem ebenfalls verwandelten Siebenmeter und einem Aufsetzer, nach knapp sechs Minuten das erste Feldtor der Partie, den Ausgleich. Dann schnappte sich Omeyer den ersten freien Wurf von Tomas, Christian Zeitz erzielte im Gegenstoß die erste Kieler Führung (7.), die er wenig später auf 5:3 ausbaute (9.). Nach Nagys mit viel Anlauf erzieltem 5:6 wogte das Spiel mal wieder Hin und Her: Erst hielt Omeyer einen Gegenstoß von Garcia, dann setzte Christian Sprenger den folgenden Konter an die Latte, ehe erneut Garcia wieder seinen Meister in Omeyer fand. Mit einem Traumpass auf Ahlm beendete der stark beginnende Ilic das Rennen über die Platte (16.) - es folgten Tore im Sekundentakt. Fünf Treffer fielen innerhalb von 80 Sekunden, an deren Ende der THW noch immer mit einem Tor in Führung lag.
Zeitz bediente daraufhin den an den Kreis eingelaufenen Sprenger, Ilic hielt nach Nagys Anschlusstreffer in Überzahl mit einem Rückraum-Kempa den Zwei-Tore-Vorsprung für die Kieler (11:9, 20.). Als Romero um Kubes herum mit einem Hammer zum 11:12 (24.) getroffen hatte, erwarteten alle die Schlussoffensive der Katalanen. Doch der THW hielt mit viel Leidenschaft und Jerome Fernandez dagegen: Der Franzose ließ es an alter Wirkungsstätte zweimal aus großer Entfernung krachen, nach dem 15:11 (27.) war es kurz still im Hexenkessel Palau Blaugrana. Kurz, weil Fernandez kurz darauf für zwei Minuten von der Platte musste - und das zuvor ruhige und geordnete Kieler Spiel in der dritten Unterzahl der ersten Hälfte ein wenig ins Wanken geriet. Entrerrios machte das 12:15 aus Sicht der Gastgeber, Narcisse verlor den Ball, was Igropulo mit einer Granate zum 13:15 nutzte, dann warf Narcisse über das Tor, Romero traf für die Gastgeber zum 14:15. Zeitz' Knaller landete an der Latte, den Nachwurf hielt Sjöstrand im Barca-Kasten, sodass der THW nach einer überlegen geführten ersten Halbzeit die Früchte seiner Arbeit nicht komplett einfahren konnte.
Die zweite Hälfte begann zerfahren - auf beiden Seiten. Immer wieder bewahrte Omeyer den THW vor dem Ausgleich, auf der Gegenseite verhinderte der immer stärker werdende Saric eine höhere Führung des THW. Dieser musste zudem schon zu Beginn der zweiten Hälfte wieder in Unterzahl agieren, Sprenger war auf die Bank geschickt worden. Diese Überzahl nutzte Tomas zum Ausgleich, der Palau Blaugrana erbebte nicht nur wegen der ständigen an den Nerven zehrenden Lautsprecherdröhnung. Nun waren auch die Barca-Fans hellwach - und das Schiedsrichtergespann ließ sich von diesem Hexenkessel anstecken. Zeitz musste nach einem harmlosen Schubser gegen den schnell fallenden Rutenka von der Platte, der baumlange Barca-Halblinke bedankte sich für den Freiraum mit dem 16:15 und dem 17:15 vom Kreis (38.). Nach etwas mehr als acht Minuten beendete Fernandez dann die Kieler Torflaute in Halbzeit zwei - doch die Aufgabe wurde nicht leichter. Die Barca-Abwehr setzte den THW unter Druck, die Fans forderten Zeitspiel - und der Arm der Unparteiischen hob sich schnell. Dadurch waren die Kieler gezwungen, früh abzuschließen - was Saric zu zahlreichen Paraden nutzen konnte.
Trotz der Widrigkeiten hielt der THW dagegen und versuchte mit unglaublichem Willen, sich den Katalanen entgegen zu stellen. Sprenger traf zum 19:19, Klein markierte in der 46. Minute das 21:21. Dann scheiterte er freistehend an Saric, und Zeitz durfte nach einer erneuten Zusammenkunft mit Rutenka wieder für zwei Minuten auf die Bank. Und erneut war es der in der zweiten Hälfte kaum zu bändigende Spanier mit weißrussischen Wurzeln und slowenischer Länderspielerfahrung, der die Überzahl zu nutzen wusste: Er und Nagy markierten beim 24:21 (50.) die erste Drei-Tore-Führung der Spanier. Gislason versuchte, mit schnellen Wechseln seinen Hauptakteuren Luft zu verschaffen. Andersson ging Eins-gegen-Eins und erzielte den 22:24-Anschluss, doch erneut verpasste Klein gegen Saric einen Torerfolg, Jicha machte es in Überzahl besser. Nöddesbo erhöhte auf 25:23, und die Fehlerquote in der Zebra-Offensive nahm zu. Palmarsson schloss einen Angriff zu früh ab, Jicha fand seinen Meister in Saric und ließ sich wenig später zu einem Stürmerfoul hinreißen - die Folge war eine klare 27:23-Führung, zwei Minuten vor dem Ende drohten dem THW, die Felle wegzuschwimmen.
Doch mit der Energie, mit der die Kieler in den 58 Minuten zuvor um jeden Ball gekämpft hatten, warfen sie sich dem klaren Rückstand entgegen. Bei angezeigtem Zeitspiel wuchtete Fernandez den Ball ins Netz, dann schnappte sich Omeyer seinen 15. Ball. Da waren noch 30 Sekunden zu spielen, doch beinahe verspielten sich die Kieler beim Projekt "Anschlusstreffer". Als alles vorbei schien, passte Jicha quer über das Feld auf den an den Kreis eingelaufenen Klein, der eine Sekunde vor dem Ende das 25:27 erzielte - ein Treffer, der noch von enormer Wichtigkeit sein könnte.
Am kommenden Sonntag müssen die Zebras gegen den FC Barcelona also einen Zwei-Tore-Rückstand aufholen. Dabei bauen die Zebras auch auf eine fantastische Kulisse: "Wir brauchen die Zuschauer, um zum Final4 zu kommen. Ich wünsche mir noch mehr Lärm als gegen Hamburg, ich wünsche mir eine Kulisse, die auf Barcelona sehr viel Eindruck macht", sagte Alfred Gislason nach dem Spiel in Barcelona. Da die Spanier nur einen kleinen Teil des ihnen zustehenden Kontingents abgerufen haben, gibt es noch Karten in nahezu allen Kategorien an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
(Christian Robohm)
Wir müssen uns im Rückspiel auf jeden Fall steigern. Wir können Barcelona mit drei Toren Unterschied schlagen, gleichzeitig hat Barca aber auch schon bewiesen, dass sie bei uns punkten können. Es ist erst Halbzeit, noch ist alles offen. Wir brauchen aber auch die Zuschauer, um zum Final4 zu kommen. Ich wünsche mir noch mehr Lärm als gegen Hamburg, ich wünsche mir eine Kulisse, die auf Barcelona sehr viel Eindruck macht.gegenüber den KN:
In der zweiten Halbzeit waren wir zu unbeweglich gegen die offensive Deckung.
Wir haben einen großen Kampf von zwei großen Mannschaften gesehen. Deswegen ist es wirklich traurig, dass nicht beide Teams beim Final4 dabei sein dürfen. Leider lässt es der Modus nicht anders zu.
Das war heute eine sehr starke kämpferische Leistung von unseren Jungs. Wir hätten mit etwas Glück auch mit einer höheren Führung in die Halbzeit gehen können. Dann haben Barcelona und die Halle richtig Alarm gemacht, doch uns ist es gelungen, am Schluss noch einmal zurück zu schlagen. Das heute war erst die erste Hälfte dieses Hammer-Viertelfinales, und wir freuen uns auf das Rückspiel am Sonntag mit einer Top-Atmosphäre. Dann können unsere Fans Barcelona zeigen, wie laut es bei einem K.O.-Spiel in der Sparkassen-Arena sein kann. Der Hexenkessel in der Handball-Kathedrale muss richtig lodern.
Die Zeitstrafen haben uns aus dem Rhythmus gebracht, außerdem haben wir uns mit der offensiven Deckung schwer getan. Es wird schwer im Rückspiel, aber mit dem Kieler Publikum im Rücken hoffe ich, dass wir es schaffen.
Es war sehr schwer, aber wir sind nach dem Rückstand ins Spiel zurückgekommen. Das war enorm wichtig. Die Chancen bleiben bei 50:50 Prozent. Am Sonntag beginnt alles von vorn.
Unser erstes Ziel, gewinnen zu wollen, haben wir erreicht. Ich bin aber traurig, dass wir den Vier-Tore-Vorsprung weggegeben haben. Jetzt hoffe ich, dass wir in Kiel gegenhalten können. Schwer genug wird es.
Unterdessen kann der designierte deutsche Meister HSV Hamburg für das Final4 planen: Am Ostersonnabend deklassierten die Hansestädter den letztjährigen Final4-Teilnehmer Chekhovskie Medvedi Moskau mit 38:24 (20:15). Das Viertelfinal-Rückspiel im russischen Chekhov steigt am Sonnabend, dem 30. April, um 15 Uhr und wird ebenfalls live auf Eurosport gezeigt.
In Mannheim trafen die Rhein-Neckar Löwen am Ostersonntag auf Nikola Karabatic, Vid Kavticnik und deren neuen Club Montpellier HB. Das Viertelfinal-Hinspiel verloren die Löwen nach einer 12:9-Halbzeitführung noch mit 27:29. Das Rückspiel wird live übertragen: Dieses findet am Sonnabend, dem 30. April, um 17 Uhr in Frankreich statt.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Einen großen Schritt in Richtung Finale hat der TV Großwallstadt gemacht. Im Halbfinale des EHF-Pokals gewannen Mattias Andersson und Co. am Ostersonnabend mit 26:24 (15:13) beim TBV Lemgo. Das Rückspiel findet am Sonntag, dem 1. Mai, um 18 Uhr in Aschaffenburg statt. Im zweiten Halbfinale hat Frisch Auf Göppingen die Finalteilnahme beinahe schon unter Dach und Fach gebracht: Am Sonnabend bezwang FAG den spanischen Vertreter Naturhouse La Rioja nach einem großartigen Spiel in der zweiten Halbzeit mit 32:23 (13:14). Das Rückspiel in Spanien wird am 1. Mai um 19 Uhr angepfiffen.
Und auch im Pokalsieger-Cup hat eine deutsche Mannschaft gute Chancen auf den Finaleinzug: Nach dem 33:21 im Hinspiel gegen HC Vardar Pro Skopje dürfte das Rückspiel am Sonnabend, dem 30. April, für den VfL Gummersbach nur noch Formsache sein. Anpfiff für das Rückspiel in Mazedonien ist um 19.45 Uhr.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2011
Der Kieler Linkshänder traf die allgemeine Stimmung auf den Kopf. Nach dem aufwühlenden Kampf mit unterschiedlichen Halbzeiten und Fehlern auf beiden Seiten freuten sich weder die katalanischen Gewinner noch der hauchdünn unterlegene Verlierer. Zwei Tore sind im Handball unter normalen Umständen nichts, wären demnach also von den "Zebras" am kommenden Sonntag (18.30 Uhr) vor eigenem Publikum durchaus aufzuholen. "Das Problem ist nur", skizzierte THW-Trainer Alfred Gislason die aktuelle Situation, "dieser FC Barcelona ist sehr routiniert und auswärts nicht schwächer als in eigener Halle. Alles bleibt offen."
Dabei hätte sein Team am Ostersonntag im mit 5368 Zuschauern nur zu zwei Dritteln gefüllten Palau Blaugrana eine Vorentscheidung schaffen können. Nach abwechslungsreichen Anfangsminuten bekamen die Kieler die Partie gegen Ende der ersten Halbzeit in den Griff, führten zwei Minuten vor dem Pausenpfiff mit 15:11 und hatten die Lautstärke in der "Hölle" Blaugrana auf den Pegel einer Buchlesung heruntergedimmt. Dann aber ließ das norwegische Schiedsrichtergespann Abrahamsen/Kristiansen ein nicht nachvollziehbares Zeitstrafengewitter auf die Kieler nieder. Die Folge: Der FC Barcelona verkürzte noch vor dem Wechsel auf 15:14, ließ insgesamt zwölf Minuten kein Kieler Tor mehr zu, setzte sich bis zur 39. Minute auf 17:15 ab. "Ich habe mich schwarz geärgert, dass wir nicht mit einem höheren Vorsprung in die Kabine gegangen sind", fluchte Gislason später.
Die jetzt offensiv ausgerichtete FCB-Deckung, die den Kielern Probleme machte, aber auch leichtfertig ausgelassene Torchancen und ein sich steigernder Daniel Saric im FCB-Tor drehten die Partie. Ob Filip Jicha, Daniel Narcisse, Christian Zeitz oder Dominik Klein, Kiels Angreifer trafen nicht mehr. Nur gut für den THW, dass in dessen Reihen wieder ein glänzend disponierter Thierry Omeyer zwischen den Pfosten stand. Der französische Olympiasieger war Mehrfach-Sieger in Eins-gegen-Eins-Situationen, parierte gegen Nagy, Garcia oder Rutenka, machte zudem einen Siebenmeter von Iker Romero unschädlich. Weil der 34-Jährige in diese Phase zum Teufelskerl mutierte, blieben seine "Zebras" im Rennen.
Der Rest der Partie war von dem Bemühen der Hausherren geprägt, gegen die verunsicherten "Zebras" einen höheren Vorsprung herauszuwerfen, sich für das Rückspiel zu wappnen. Unterstützt wurden sie weiter tatkräftig vom Schiedsrichtergespann, das bei seiner einseitigen Regel-Auslegung blieb, den THW überhart bestrafte, auf der anderen Seite die Augen verschloss. Das nutzte vor allem Barcas "bad boy" Siarhei Rutenka. Der gebürtige Weißrusse provozierte, wurde zum "Schwalbenkönig", brachte es zudem auf insgesamt sechs Tore, war bester Barca-Schütze. So setzten sich die Katalanen bis zur 58. Minute auf 27:23 ab.
Doch der THW kam mit einer sattelfesten Abwehr zurück, Fernandez traf gegen seine ehemaligen Mitspieler zum 24:27, und als der THW wenige Sekunden vor dem Abpfiff noch einmal in Ballbesitz kam, erfasste Dominik Klein die Situation gedankenschnell, lief am FC-Kreis ein, winkte, schnappte sich den von Filip Jicha an der Mittellinie abgedrückten Pass und traf mit dem Schlusspfiff zum Endstand. Seinem kurzen Jubel folgte ein ebenso heftiger Wutausbruch. Klein riss sein Schweißband ab, feuerte es auf den Boden, Kiels Linksaußen wusste: Hier wäre mehr drin gewesen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2011
Barca - Der heimische Sportclub FC Barcelona ist den Katalanen eine echte Herzensangelegenheit. Dabei geht es natürlich vor allem um die Fußballer um Messi, Villa, Xavi oder Iniesta. Die Vereinsfarben tauchen überall in der Millionen-Metroploe auf, Barca ist Hauptgesprächsthema der Stadt. Die Augen der Barcalonistas leuchten, sprechen sie über ihren Verein. Darauf reagiert auch die Presse. Die Sportzeitung Mundo Deportivo widmete dem FC in ihrer Wochenendausgabe 19 (!) von 48 Seiten für das Spiel gegen Osasuna.
Verliebt - Spaniens Tabellenführer FC Barcelona machte mit dem 2:0 über Osasuna am Wochenende einen weiteren Schritt zur Titelverteidigung. Ausnahmsweise trat der Fußball in der Berichterstattung ein ganz klein wenig in den Hintergrund. Es waren Shakiras heiße Küsse für Barca-Abwehrspieler Gerard Pique, die Aufmerksamkeit erregten. Der singende und Hüfte schwingende Weltstar aus Kolumbien nutzte das Podium "Stadion Camp Nou", um seine neue Liebe öffentlich zu machen.
Wechselwillig - THW-Rückraum-Ass Jerome Fernandez hat seine Hoffnung, vorzeitig zum abstiegsbedrohten französischen Erstligisten Toulouse zu wechseln, doch noch nicht aufgeben. Der Verein habe sich mit einem Geldgeber geeinigt, es könnte klappen, sagte der Franzose. "Ich hoffe nur, dass nach dem ganzen Hin und Her auch der THW nicht blockt und mitmacht."
Verloren - Pech für THW-Pressesprecher Frank Schischefsky. Der 43-Jährige hatte sein iPad im Flugzeug vergessen, den Verlust bemerkt und gleich im Flughafen angemeldet. Da war der Reinigungsdienst aber schon wieder raus - und der Computer weg. Der Schaden: rund 800 Euro.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2011)
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