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15.06.2011 Bundesliga

Zebra-Journal: Bundesliga-Splitter

Die Saison 2010/2011 im Rückblick: Auf- und Abstiege, Trainerentlassungen, Ehrungen

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 11.06.2011:

Die abgelaufene Spielzeit erinnerte an die Fußball-Bundesliga: Mit Ola Lindgren (RN Löwen), Jens Pfänder (Hamm), Patrik Lijlestrand (Lübbecke) und Matjac Tominec (Melsungen) wurden vier Trainer vorzeitig entlassen. Aber auch Kurioses hatten die Handballer zu bieten. So transportierte ein Kurierdienst die Lizenz-Unterlagen versehentlich nach Wien.
Ahlen - Das Trainerkarussell drehte sich auch bei Aufsteiger HSG Ahlen-Hamm. Nach der deutlichen 23:36-Heimniederlage gegen den THW Kiel wurde Jens Pfänder entlassen. Nachfolger wurde Kay Rothenpieler, der zuvor den ASV Hamm in die Bundesliga geführt hatte. Der ASV und die Ahlener SG hatten anschließend fusioniert, um sich als Handballmacht in Westfalen zu etablieren. Rothenpieler hatte anschließend einen Rückzug angekündigt, um im Familienunternehmen seiner Frau, dem Gartencenter Hesse, zu arbeiten. In der Not machte der 40-Jährige, der den HSV seit 2001 aus der Ober- in die Bundesliga geführt hatte, eine Kehrtwende, konnte die HSG aber nicht vor dem Abstieg retten. In der kommenden Saison übernimmt Maik Machulla als Spielertrainer die Verantwortung.

Auf- und Abstieg - Die Bundesliga-Neulinge HSG Ahlen-Hamm und TSG Friesenheim steigen nach nur einem Jahr wieder ab. Da der insolvente DHC Dormagen mangels wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit keine Lizenz für die Bundesliga erhalten hat, stieg neben den Zweitliga-Meistern Bergischer HC und Eintracht Hildesheim auch der Sieger der Zweitliga-Relegation, TV Hüttenberg, direkt auf.

Baur - Für den Schweden Patrik Liljestrand, im Oktober entlassen, fand der TuS N-Lübbecke einen prominenten Nachfolger: Weltmeister Markus Baur unterschrieb bei den Ostwestfalen einen bis Juni 2012 datierten Vertrag. Seine erfolgreichste Zeit als Spieler hatte Baur beim benachbarten TBV Lemgo gefeiert, mit dem er Meister, Pokalsieger und EHF-Cup-Sieger wurde. Im Januar 2008 übernahm er das Traineramt beim TBV, führte ihn bis in die Qualifikation zur Champions League und wurde noch vor dem ersten Spiel der anschließenden Saison entlassen.

Beuchler - Der Vertrag mit Volker Mudrow, Nachfolger von Markus Baur beim TBV Lemgo, wurde nicht verlängert. Stattdessen präsentierte Geschäftsführer Volker Zerbe mit Dirk Beuchler ein relativ unbekanntes Gesicht. Der ehemalige Kreisläufer, der einen Vertrag bis Juni 2013 unterschrieb, trainierte zuletzt den Zweitligisten Post Schwerin. "Er passt mit seinem Anspruch, eine Mannschaft entwickeln zu wollen, ausgezeichnet zu uns", sagte Zerbe. Der Sparkurs hatte den Verein gezwungen, die Strategie zu ändern. Statt Stars sollen nun Talente das Gesicht des TBV prägen.

Gudmundsson - Die Saison war erst einige Wochen alt, da sorgte Jesper Nielsen, Aufsichtsratsvorsitzender der Rhein-Neckar Löwen, für einen Paukenschlag. Der Däne entließ überraschend das Trainerduo Ola Lindgren/Kent-Harry Andersson und präsentierte Gudmundur Gudmundsson als Nachfolger. Der Isländer unterschrieb einen Fünf-Jahres-Vertrag und siegte nur zwei Tage später mit den Mannheimern in der Vorrunde der Champions League beim FC Barcelona. Ein Achtungserfolg, der ein Strohfeuer bleiben sollte.

Gummersbach - Der VfL Gummersbach erhielt erst im zweiten Anlauf die Lizenz für die kommende Saison in der Handball-Bundesliga (HBL). "Es wird eine Lizenz mit Auflagen geben. Diese ist nicht mehr rücknehmbar", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Sollte der Traditionsclub gegen die Auflagen verstoßen, drohen ihm Sanktionen wie Punktabzug oder Geldstrafe. Nachdem die HBL den Gummersbachern die Lizenz zunächst verweigert hatte, brachte der Club mit Hilfe von Förderern und Fans innerhalb einer Woche rund 2,2 Millionen Euro auf. "In und um Gummersbach sind unglaublich viele Leute aufgestanden und haben gezeigt, dass sie ihrem VfL Gummersbach helfen wollen", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Götz Timmerbeil. Den Oberbergischen gelang es damit nach 1996, 2000 und 2009 zum vierten Mal einen finanziellen Kollaps zu verhindern.

Jicha - Filip Jicha (THW Kiel) und Clara Woltering (Bayer Leverkusen) sind Deutschlands "Handballer des Jahres 2010". Beide hatten die Leserwahl des Fachmagazins "Handballwoche" bereits im Vorjahr gewonnen. Welthandballer Jicha setzte sich mit 6178 Punkten gegen die deutschen Nationalspieler Uwe Gensheimer (4592/Rhein-Neckar Löwen) und Silvio Heinevetter (4267/Füchse Berlin) durch. Woltering (7326) gewann vor Franziska Mietzner (5298/FHC Frankfurt/Oder) und Katja Schülke (3782/HC Leipzig).

Kurierpanne - Keine Lizenz für die Füchse Berlin. Es fehlte nicht viel, und diese Schlagzeile hätte einen realen Hintergrund gehabt. Das Zahlenwerk des Bundesligisten stimmte, die Transportwege nicht. So landeten die Unterlagen für die Handball-Bundesliga GmbH (HBL) in Wien, in der HBL-Zentrale in Dortmund lieferte ein Kurierdienst stattdessen ein Paket mit Schmuck und Holzspielzeug ab. Kurzfristig mussten alle Unterlagen erneut ausgedruckt und unterzeichnet werden, um dann von einem Füchse-Mitarbeiter nach Dortmund gebracht zu werden - eine Punktlandung, die Frist lief 45 Minuten später ab.

MT Melsungen - Sieben Spiele, sieben Niederlagen - nach diesem katastrophalen Saisonstart entließen die Verantwortlichen der MT Melsungen Matjac Tominec. "Trainer und Mannschaft sind nicht so zusammengewachsen, wie das von allen Beteiligten gewünscht und erhofft war", sagte Ausfsichtsrats-Vorsitzende Barbara Braun-Lüdicke. Der 55-Jährige war erst kurz vor Saisonbeginn als Nachfolger von Ryan Zinglersen verpflichtet worden. Für Tominec übernahm Wunschkandidat Michael Roth, und er führte die Nordhessen schnell aus der Abstiegszone.

Omeyer - Thierry Omeyer wurde zum besten Torhüter der Geschichte gewählt. Der Franzose in Diensten des THW Kiel erhielt bei einer Internetumfrage des Weltverbandes IHF 93 Prozent der Stimmen. Auf den Plätzen landeten der Russe Andrej Lawrow (2,98 Prozent) und der Deutsche Andreas Thiel (1,74).

Palmarsson - In Island möglich: Mit Alexander Petersson (Füchse Berlin) wurde ein Handballer als Sportler des Jahres geehrt. Der Linkshänder wurde im Rahmen einer live ausgestrahlten Fernsehsendung im Grand Hotel Reykjavik geehrt. Neben Petersson schafften drei weitere Handballer den Sprung unter die "Top Ten": Arnor Atlason (AG Kopenhagen), Olafur Stefansson (RN Löwen) und der Kieler Aron Palmarsson. Seit 1956 wird auf Island der Sportler des Jahres gekürt, auch THW-Trainer Alfred Gislason konnte 1989 während seiner aktiven Zeit in Spanien die Trophäe gewinnen. Palmarsson belegte bei der vom isländischen Sportjournalisten-Verband und dem Sportverband ISI veranstalteten Wahl den vierten Platz und übertrumpfte seinen Vater: Der Basketballer Palmar Sigurdsson kam 1986 "nur" auf Platz sieben.

Patrail - Mait Patrail wurde zum fünften Mal in Folge zum Handballer des Jahres in Estland gewählt. Der Rückraumspieler, an dem der THW Kiel die Transferrechte besitzt, trug zuletzt das Trikot der Kadetten Schaffhausen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 11.06.2011)


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