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Talkrunde: TV-Moderator Gerhard Delling, Stefan Kretzschmar und Alfred Gislason
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Christian Robohm |
Unter dem Motto "inteam" trafen sich Mannschaft und Sponsoren des THW Kiel
zur gemeinsamen Weihnachtsfeier in der Business Lounge der Sparkassen-Arena. Höhepunkt der
Veranstaltung war eine Gesprächsrunde mit THW-Trainer
Alfred Gislason
und dessen ehemaligem Schützling und heutigen Sport1-Kommentator Stefan Kretzschmar. Moderiert
wurde die launige Runde, in der beide Gesprächspartner tiefe Einblicke gewährten,
von TV-Moderator Gerhard Delling.
Rund 90 Minuten lang plauderten
Alfred Gislason und
Stefan Kretzschmar vor rund 250 Gästen über die vor allem die Vergangenheit und die Gegenwart des
Handballs. Recht früh wurde dabei deutlich, dass Kretzschmar nicht der einfachste
Schüler von
Gislason war: "Mich nervt es einfach, wenn Menschen, die
mit soviel Talent ausgestattet sind, nichts daraus machen", sagte der ehemalige Magdeburger Coach
mit einem Seitenblick auf Kretzschmar. "Als ich nach Magdeburg kam, musste ich erst einmal klar machen:
Das ist nicht der SC Kretzschmar, das ist nicht der Club des ,King of Currywurst'." Der Linksaußen
habe ihm anfangs "tierische Probleme" bereitet.
Beim THW Kiel habe er indes nichts an der
Disziplin der Mannschaft zu bemängeln, schob der Erfolgstrainer nach. "Ich habe Vertrauen zu meinen Spielern,
denn sie wissen genau, was sie in ihrer spärlichen Freizeit tun oder lassen sollten. Ich weiß,
dass sie nicht übertreiben."
Andekdoten aus gemeinsamen Zeiten
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TV-Moderator entlockte den beiden Handball-Stars einige Geheimnisse.
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Christian Robohm |
Das sei bei Kretzschmar und Co. ganz anders gewesen.
Gislason
erinnerte an ein Champions-League-Spiel auf Island, bei dem der Linksaußen gemeinsam mit
seinem Zimmerkollegen und dem zweiten Torwart aus der Rolle gefallen war. "Das habe ich allerdings
erst später gemerkt." Unbemerkt hatten sich die drei damals aus dem Hotel geschlichen. "Weil sonntags
in Reykjavik nichts los ist, wollten wir halt am Sonnabend vor dem Spiel einen Drink nehmen", wie
Kretzschmar es sagt. Aus dem einen Drink wurden zehn, "und auf dem Nachhauseweg lockte noch
eine Disco". Im Spiel habe er zwölf Tore
gemacht. "Das beste Spiel meines Lebens." Alles schien gut, so Kretzschmar. Bis zum
Training nach dem Spiel, das laut Kretzschmar für
Gislason das wichtigste
des Jahres war. "Weil er der größte Held der Insel ist.
Alfred kam
mit hochrotem Kopf in die Halle und zählte uns aus." Der Trainer hatte das Video des Spiels mit
isländischem Kommentar analysiert. "Und in der 40. Minute sagt der Kommentator, als ich mein
neuntes Tor gemacht hatte, das sei doch verwunderlich, schließlich habe er mich doch am Vorabend
volltrunken um 4 Uhr in der Disco gesehen. Ich hätte nie geglaubt, dass
Alfred
dies auf diesem Wege herausfinden würde." Die Geschichte des Island-Spiels war eine der Anekdoten,
die die Gäste der "inteam"-Weihnachtsfeier zu hören bekamen. Sie erfuhren auch, dass
Gislason - ganz im Gegensatz zu seiner Frau - kein Weihnachtsfreund ist.
"Weil man Heiligabend nicht trainieren kann?", warf Delling ein - und erntete dafür nicht nur viele
Lacher, sondern auch wissendes Kopfnicken aus der aktuellen Mannschaft des Coaches.
Auch Gislason war als Spieler kein Kind von Traurigkeit
Der berichtete, auch er sei als Spieler kein Kind von Traurigkeit gewesen, habe vor
einem wichtigen Uni-Vortrag über das Mittelalter
nach dem ersten Pokalsieg seiner Mannschaft bis 5 Uhr im Whirlpool mit
Champagner gesessen. "Vier Stunden später habe ich nur dummes Zeug geredet, die Prüfung aber
trotzdem bestanden." Heute habe er Spaß daran, seiner Mannschaft zuzuschauen. "Auch, wenn es
während des Spiels nicht so aussieht." Dann sei er in seiner eigenen Welt. "Die Spieler beschweren
sich sogar manchmal aus Angst vor ungewollten Schlägen, dass ich so mit den Armen rumfuchtele",
lachte
Gislason. "Aber ich lebe und liebe dieses Spiel, später
schäme ich mich manchmal, wenn ich mich noch einmal im Fernsehen sehe."
Kretzschmar lobte, dass man den Kieler Handballern ansehe, dass sie alles dem Erfolg unterordneten."
Da fällt auch in der Freizeit keiner aus der Rolle, das sind alles Hochprofis." Schade sei
allerdings, dass man angesichts des engen Terminplan Erfolge kaum noch feiern könne. "Das war früher anders. Heute ist
das bei den Spielern tief verankert."
Von der Bandscheibenvorwölbung bis zu Kreislaufproblemen
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"Alfred war ein harter Trainer": Stefan Kretzschmar.
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Christian Robohm |
Gislason hatte am Montagabend nach eigenem Bekunden noch nicht
eine Sekunde des tollen
30:25-Erfolgs gegen Hamburg gesehen. "Ich habe
mich den ganzen Tag lang mit Berlin beschäftigt." Freizeit habe er im November und Dezember noch weniger
als die Spieler. "Ich arbeite vor allem in dieser Zeit sieben Tage für den Handball. Aber ich habe
das Glück, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Auch, wenn das manchmal sehr anstrengend ist."
Und auch Kretzschmar ist mit seiner Rolle nach dem Handball zufrieden:
"Es gibt keinen einfacheren Job, als Handball zu kommentieren."
Gislason sei ein harter Trainer gewesen, berichtete Kretzschmar. "Er gehörte
ja auch der Sorte Spieler an, die mit gebrochenem Bein noch gespielt hätten. Das erwartet er auch
heute von seinen Akteuren." Er erinnerte sich an eine "Bandscheibenvorwölbung", mit der
ein wichtiges Spiel bestreiten musste. "Ich hatte unglaubliche Schmerzen", grinste Kretzschmar. Und
Gislason erwiderte lachend: "Das war für mich wie Kreislaufprobleme."
Diesbezüglich sei er aber viel ruhiger geworden, so Gislason: "Ich höre
auf die Ärzte." Er hoffe, noch lange in Kiel Trainer bleiben zu können. "Aber ich weiß auch, dass
man es sich beim THW nicht erlauben kann, zwei oder drei Jahre hintereinander nicht Meister zu
werden." Entspannung vom Dauerstress finde er in seinem Haus in Sachsen-Anhalt, wo nicht einmal
sein Handy Empfang habe. "Und beim Fahrradfahren. Normalerweise fahre ich zweimal die Woche
mindestens zwei Stunden. Das ist momentan schwierig: Erstens haben wir ein Riesen-Programm zu absolvieren,
zweitens ist es zu kalt, und drittens haben sie mir mein Fahrrad geklaut."
Einladung zur nächstmöglichen Titelsause
Auf die Frage, was in diesem Jahr anders als in der vergangenen Saison laufe, antwortete
Alfred Gislason: "Ich habe nicht viel anders als im Jahr davor gemacht,
aber wir sind bisher ohne große Verletzungen durch die Saison gekommen. Und man merkt,
dass die Jungs richtig Spaß haben. Aber ich kenne einige Spieler, die jetzt schon an der
Belastungsgrenze sind. Und die müssen bei der
Europameisterschaft acht
Spiele in zwei Wochen absolvieren." Natürlich träumten die Zebras davon, eine
perfekte Serie hinzulegen. "Ich habe halt das Glück, dass die Jungs besessen darauf sind,
alles zu gewinnen", so
Gislason. Ein Durchmarsch der Kieler sei nicht im Sinne des
Handballs, sagte Kretzschmar mit Blick auf die THW-Spieler,
"deshalb appelliere ich an Euer Verantwortungsgefühl." Dafür erntete er ein bestimmtes
Kopfschütteln der THW-Akteure und viele Lacher aus dem Publikum, das den Talk-Gästen mit
lang anhaltendem Applaus für eine kurzweilige Diskussion dankte. Für Kretzschmar gab
es von
Sabine Holdorf-Schust ein THW-Trikot mit dessen "alter" Nummer
73 und die Einladung zur nächstmöglichen Titelsause auf dem Rathausplatz. "Dann siehst Du,
dass in Kiel Erfolge nicht nur verbucht, sondern richtig gefeiert werden!"
(Christian Robohm)
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