11./12.12.2011 - Letzte Aktualisierung: 12.12.2011 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht und weitere Stimmen ergänzt ... |
Überragend: Momir Ilic erzielte zehn Tore.
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Nolte/saschaklahn.com |
Schon weit vor dem Anpfiff waren die 10.285 Fans in der Sparkassen-Arena-Kiel auf Betriebstemperatur. Und sie sahen zunächst zwei Mannschaften, die sich in aller Ruhe abtasteten. Sowohl der THW als auch die Gäste setzten auf eine offensive 3:2:1-Deckung, die ersten beiden Treffer der Partie fielen durch Siebenmeter von Ilic und Lindberg. Dann bediente der stark beginnende Daniel Narcisse den an den Kreis eingelaufenen Filip Jicha zum 2:1, und nachdem Lijewski auf der Gegenseite verzog, erhöhte Ilic durch einen von Marcus Ahlm - erneut mustergültig von Narcisse in Szene gesetzt - herausgeholten Siebenmeter auf 3:1.
Harter Kampf: Marcus Ahlm wurde eng markiert.
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Dominik Klein überlistete Bitter mit Hebern.
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Erzielte den wichtigen Ausgleich: Kim Andersson.
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Filip Jicha glänzte erneut am Kreis.
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(Sascha Krokowski)
Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage
nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub3049.html.
Das Interview mit Dominik Klein aus dem NDR-Sportclub
finden Sie für die ersten sieben Tage
nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub3051.html.
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Ich bin sehr, sehr zufrieden, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Wir haben toll begonnen und phasenweise in der ersten Hälfte einen super Handball gespielt und die Chance, uns richtig abzusetzen. In der zweiten Hälfte, so zwischen der 40. und 50. Minute, haben wir dann unseren Spielfluss komplett verloren, und der HSV spielte sehr gut. Kleinigkeiten haben letztlich dieses Spiel entschieden: Der HSV hat vier Siebenmeter vergeben, Momir Ilic hat acht Strafwürfe verwandelt - das hat das Spiel kippen lassen. Ein Lob an unsere Torhüter und das gesamte Team, das gut gekämpft hat. In den letzten zehn Minuten sah es dann wieder recht flüssig aus. Ja, wir hatten heute Probleme, und einigen meiner Spieler hat man die Strapazen der vergangenen schweren Partien deutlich angesehen. Aber letztlich waren wir heute ein glücklicher Sieger eines Spiels, das enger war, als es das Ergebnis aussagt. Der HSV hat eine große Mannschaft und heute sehr stark gespielt.Momentan sieht es in der Tabelle sehr gut aus. Meine größte Angst ist aber die Europameisterschaft: Die Belastungen sind jetzt schon sehr hoch, wenn dann einige meiner Spieler verletzt aus Serbien zurück kehren, haben wir die gleichen Probleme wie im letzten Jahr. Außerdem: Wir haben in dieser Saison auswärts besser gespielt als zu Hause, deshalb sind die Heimspiele gegen starke Gegner nicht unbedingt ein Vorteil (lacht). Die Tabellenführung ist daher momentan nicht mehr als eine schöne Momentaufnahme.
Wir haben eigentlich ein gutes Spiel gemacht. Aber wer vier Siebenmeter verschießt, fährt eben mit null Punkten nach Hause. Vielleicht sollten wir Hans Lindberg als Siebenmeterschütze auch mal wechseln, aber er wollte gerne weiter werfen. Und ich muss den Spielern dann auch vertrauen. Es war ein enges Spiel, das in den letzten fünf Minuten entschieden wurde - leider zugunsten von Kiel. In der Abwehr haben wir taktisch super gespielt, und auch im Angriff haben wir gegen beide Kieler Abwehrformationen viel Druck gemacht. Natürlich bin ich nicht zufrieden, weil wir verloren haben. Aber wir haben gut gekämpft, und das lässt für das wichtige Pokalspiel am Mittwoch hoffen.Jetzt haben wir acht Minuspunkte, Kiel hat null und fast alle schweren Gegner im kommenden Jahr zu Hause. Es wird schwer, die Meisterschaft zu verteidigen. Aber es geht für uns auch um die drei Champions-League-Plätze: Es ist sehr wichtig für den HSV, in der Königsklasse zu spielen.
Ein Glückwunsch geht heute nicht nur an meine Mannschaft, sondern auch an den HSV: Das war heute ein Team auf Augenhöhe, und wir haben vielleicht zu hoch gewonnen. Aber wir haben 32:0 Punkte - mehr geht beinahe nicht. Die beiden letzten Bundesliga-Spiele in diesem Jahr wollen wir auch gewinnen und so einen i-Punkt setzen. Heute war die Stimmung fantastisch, auch die Zuschauer haben sich die 32:0 Punkte verdient. Jetzt hoffen wir, am Mittwoch eine ähnliche Leistung in Berlin abrufen zu können. Dort fahren wir erhobenen Hauptes hin - auch wenn unsere Spieler müde sind. Aber wir werden alles geben, um die nächste Pokalrunde zu erreichen.
Das war ein sehr hart erkämpfter Erfolg für den THW. Es ist sehr ärgerlich, denn unser Team hat viel in dieses Spiel investiert. Allerdings: Wenn man in der 51. Minute das 25:25 erzielt, erwartet man, dass man das ein oder andere Pünktchen mitnehmen kann. Man erwartet allerdings nicht, dass dies das letzte eigene Tor des Spiels gewesen sein würde. Trotzdem hat unsere Mannschaft toll gekämpft und alles gegeben.Ich habe übrigens noch nie gehört, dass eine deutsche Meisterschaft schon im Dezember entschieden worden ist. Der THW hat alle Trümpfe in der Hand. Aber auch wir wollen eine starke Rest-Serie spielen. Und das allerletzte, was wir verlieren, ist unser Kampfgeist.
Wir haben gut gespielt, in der Abwehr klasse gestanden. Auch wenn wir zur Pause mit drei Toren geführt haben, wussten wir immer, dass Hamburg zurück kommen kann. Wir wussten aber auch, dass wir gegen Ende die Entscheidung herbeiführen können. Schon in Montpellier und in Flensburg waren wir da sehr stark. Ich habe immer an den Sieg geglaubt. Aber eine Vorentscheidung in der Meisterschaft ist noch nicht gefallen, es sind noch viele Spiele - allein noch zwei im Dezember.
Am Anfang war der THW klar stärker, aber wir sind dann sehr gut in die Partie reingekommen und gingen dann in der zweiten Halbzeit ja auch in Führung. Wir haben gut gekämpft, aber in so einem Spiel entscheiden oft die Kleinigkeiten und auch ein bisschen das Glück - so verliert man dann.Ich glaube, dass in der entscheidenden Phase Thierry Omeyer sehr viele Bälle von uns gehalten hat. Wir lassen dann hinten die Dinger rein, und vorne treffen wir nicht. Das sind dann so zwei, drei Aktionen, die so ein Spiel entscheiden. Einen herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Wir müssen jetzt die CL-Quali sichern, das wird schwierig genug, darauf müssen wir uns konzentrieren.
Natürlich schenken wir die Meisterschaft nicht ab, aber es geht jetzt einfach darum, die nächsten Spiele zu gewinnen.
gegenüber den KN:
Das war richtig gut von uns, wir können mit erhobenem Kopf nach Hause fahren. Es haben Kleinigkeiten entschieden und Omeyer. Er war heute der Faktor, der den Unterschied ausgemacht hat.
Wir haben zuletzt nur gegen Spitzenmannschaften gespielt, und wieder haben Kleinigkeiten entschieden. Wir haben um jeden Zentimeter gekämpft, und die Halle stand komplett hinter uns.
Die Stimmung war sensationell, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich freue mich schon jetzt auf die Rückrunde, ich genieße den Handball, den wir im Moment spielen.
Es ist im Moment sehr schwer gegen uns zu spielen, weil wir einen richtig guten Lauf haben. Wir wissen, dass wir uns auf unsere letzten zehn Minuten verlassen können - da spielen wir jedes Team k.o..
Wir haben zu viele blöde technische Fehler gemacht, und es ist uns einfach nicht gelungen, den Sack zuzumachen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2011:
Wer gestern Abend den Hamburgern die Daumen drückte, musste in dieser 15. Minute das Schlimmste befürchten. Der THW-Express war für die Gäste zu Beginn viel zu schnell, zudem bewies Ilic vom Siebenmeterpunkt eiserne Nerven gegen Johannes Bitter. Für das 1:0, seinen ersten von acht verwandelten Strafwürfen, hatte der Serbe einen besonders weichen Wurf gewählt. Der Ball schwebte in Zeitlupe an dem 2,04 Meter großen Bitter vorbei ins Netz. "Ich habe mich nicht speziell auf ihn vorbereitet", sagte Ilic. "Wichtig ist immer der erste Wurf. Ist der drin, ist das Selbstbewusstsein für die anderen Siebenmeter da." Seine Tore, ein bärenstarker Thierry Omeyer und eine stabile Deckung waren das Fundament, auf dem die Kieler eine Sechs-Tore-Führung errichteten. Es hätte sogar noch deutlicher werden können, wirkten die Gäste doch ratlos angesichts des schwarz-weißen Bollwerks, das sich vor ihnen aufgebaut hatte.
Das erste Tor aus dem Rückraum warf der HSV in der 24. Minute, zumeist profitierte das Team von Per Carlen davon, dass die Kieler sich zahlreiche technische Fehler leisteten. Das mörderische Programm hatte auch bei ihnen sichtbare Spuren hinterlassen. Magdeburg, Montpellier, Flensburg, Hamburg - alles innerhalb von zwölf Tagen. Normalsterbliche würden allein die Reisestrapazen ermatten. "Dieser Terminplan ist eine Katastrophe", stöhnte der von einer Grippe geplagte Daniel Narcisse, der mit starken Schmerzen im linken Knie für die Liga-Punkte 31 und 32 bezahlte. "Ich habe zuletzt mehr Zeit beim Arzt verbracht als in der Trainingshalle."
Dem Franzosen, zuletzt in überragender Form, war die Belastung anzumerken. Im Spitzenspiel gegen den HSV gelang ihm nicht viel. Aber wie so oft sprangen Kollegen in die Bresche. Diesmal war es vor allem Ilic. "Er war ein Baustein zum Sieg", lobte ihn Trainer Alfred Gislason.
Einmal mehr war es auch Omeyer, der den Gegner zur Verzweiflung brachte. Als er in der 15. Minute einen Siebenmeter von Hans Lindberg parierte, gab es in der Halle erstmals kein Halten mehr. Die Zuschauer sprangen auf und feierten eine Mannschaft, die Müdigkeit mit Leidenschaft bekämpfte. "Diese Stimmung war einfach gigantisch", lobte der starke Christian Sprenger die eigenen Fans. "So etwas habe ich bisher nur ganz selten erlebt." Der Rechtsaußen zahlte zurück und lieferte selbst einen Gute-Laune-Beitrag, als er kurz vor dem Halbzeitpfiff einen Freiwurf direkt verwandelte. "Ich habe erst zum Schiedsrichter geguckt und dann gesehen, dass Jogi (Bitter, d. Red.) noch nicht im Tor war", sagte Sprenger, der frech und unbedrängt zum 15:10 traf. "Ich hatte nichts zu verlieren, im schlimmsten Fall wäre der Freiwurf wiederholt worden."
Der HSV wankte in die Pause, aber er fiel nicht. Nach dem Seitenwechsel packte die Deckung der Gäste fester zu, und im Angriff kehrte der Mut zurück, die Hoffnung. Sie spürten, dass der THW an diesem Tag überraschend menschliche Züge zeigte.
Vor allem der bullige Kreisläufer Igor Vori brachte den Meister mit drei schnellen Toren auf 17:18 heran, dann traf Lindberg doppelt - die Hamburger führten in der 40. Minute erstmals und zeigten endlich jene Klasse, mit der sie in der vergangenen Saison die Liga dominiert hatten. Sie waren in Kiel angekommen, auch, weil der THW ihnen noch einmal die Tür geöffnet hatte. Bis zum 25:25 (52.) stand das Gipfeltreffen auf der Kante, es hätte nun in jede Richtung kippen können. Eine Phase, in der Kleinigkeiten entscheiden sollten. Als schließlich Domagoj Duvnjak den Ball unbedrängt in die Bande knallte und Lindberg einmal mehr an Omeyer scheiterte, war die Bühne für das vorletzte Ilic-Tor bereitet. Der Serbe verwandelte ein schönes Anspiel von Christian Zeitz vom Kreis, und auf den Rängen kreisten die Glücksgefühle. "Das Publikum hat uns sehr geholfen", sagte Ilic, der den Grund für den 16. Liga-Sieg in Folge in einen Satz einschweißte: "Als es kritisch wurde, hat die Mannschaft gezeigt, dass sie einen guten Charakter hat."
Am Mittwoch wird der erneut auf die Probe gestellt. Im Pokal-Achtelfinale. In Berlin, dem derzeitigen Tabellen-Zweiten. Dem fünften Hammer-Spiel innerhalb von 15 Tagen.
(von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2011)
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