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12.12.2011 Mannschaft

Kieler Nachrichten: In Kiel den Meister gesehen

THW liegt acht Punkte vor dem HSV, aber Titeldiskussionen unerwünscht

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2011:

Kiel. Wenn's um die Wurst geht, darf sich der THW auf seinen Anhang verlassen. So auch gestern. Wie ein Mann stand die Arena hinter ihren "Zebras". Dieses Publikum war ein echter "achter Mann". Ein "achter Mann" übrigens, der bereits weiß, wie der kommende deutsche Meister heißt. "Deutscher Meister wird nur der THW", schmetterten fast 10 000 Fans kurz vor dem Schlusspfiff aus voller Brust.
Acht Punkte Vorsprung vor dem vermeintlich härtesten Titelkonkurrenten - in der vergangenen Saison ließ Hamburg, der amtierende Meister, insgesamt nur sechs Punkte liegen. Hat der HSV gestern also schon die Schale in Kiel abgeliefert? Hamburgs Präsident Martin Schwalb reagierte gereizt auf diese Frage. Es wäre neu, dass der Titel schon im Dezember vergeben werde, ätzte der ehemalige HSV-Trainer. "Natürlich hat der THW bei diesem Vorsprung alle Trümpfe in der Hand", schränkte Schwalb dann ein, "aber ich verspreche: das Allerletzte, was wir verlieren, ist der Kampfgeist."

HSV-Torjäger Pascal Hens hat eine andere Sprachregelung gefunden. "Von der Meisterschaft müssen wir jetzt nicht mehr reden", sagte der 31-Jährige. "Ab sofort denken wir nur noch von Spiel zu Spiel." Eine Titeldiskussion wollen auch die meisten THW-Spieler nicht führen. Was er darauf antworten würde, könne sich der Fragesteller doch denken, schmunzelte beispielsweise Daniel Narcisse. Es werde also erst gefeiert, wenn rein rechnerisch nichts mehr schiefgehen könne? "Genau das", sagte der Franzose, ging in die Halle und ließ sich von den vielen ausharrenden Fans feiern.

Alfred Gislason sorgte nur ganz kurz für überraschte Augenaufschläge in der Pressekonferenz. "Man hat heute den Meister gesehen", erklärte Kiels Trainer, dann stockte er kurz, um fortzufahren: "Das war in der zweiten Halbzeit phasenweise wieder jener HSV, den wir in der vergangenen Saison erlebt haben." Also doch nicht - auch Kiels sportlich Verantwortlicher hält sich bedeckt. Immerhin ist Gislason nicht unzufrieden mit der momentanen Situation. Die Momentaufnahme sei sehr schön, "aber ich habe große Angst vor der EM im Januar. Die Belastung aller Spieler ist sehr hoch. Wenn einige verletzt zurückkommen, wird es schwer." Dass der THW in der Rückrunde alle großen Gegner - bis auf den HSV - in eigener Halle empfängt, wertet Gislason nur bedingt als Vorteil. "Wir haben zuletzt auswärts besser gespielt als zu Hause."

Aus der Reserve ließ sich auch Thierry Omeyer nicht locken. Eine Vorentscheidung? "Nein, bestimmt nicht", betonte Kiels Weltklasse-Torhüter, "jetzt denken wir nur an die nächsten schweren Spiele." Immerhin macht Dominik Klein den optimistischen Fans aus den eigenen Reihen Mut: "Wir sind unser eigener Konkurrent. Und wenn wir unsere Leistung nicht bringen, verlieren wir gegen uns selbst."

(Von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2011)


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