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09./10.12.2011 - Letzte Aktualisierung: 10.12.2011 Bundesliga

Das nächste Derby: Sonntag empfängt der THW den HSV Hamburg

Update #2 KN-Vorbericht vom 10.12., KN-Vergleich und KN-Vorbericht vom 9.12. ergänzt ...

Das Team des HSV Hamburg.
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Das Derby-Fieber an der Kieler Förde endet auch nicht nach dem grandiosen 32:27-Erfolg des THW in Flensburg: Schon am Sonntag steht der nächste Nord-Gipfel an: Der Rekordmeister THW Kiel empfängt den amtierenden deutschen Meister HSV Hamburg zum Spiel der Spiele in der TOYOTA Handball-Bundesliga. Der bisher verlustpunktfreie Tabellenerste aus Kiel will in der Partie gegen die Hansestädter sein Punktekonto weiter ausbauen, die Hamburger indes kämpfen um den Anschluss an den Tabellenführer. Das HBL-Spitzenspiel in der wie immer restlos ausverkauften Sparkassen-Arena beginnt Sonntag um 17.30 Uhr, Sport1 überträgt die Partie ab 17.15 Uhr live.
Der Schlusspfiff in der Campus-Halle war am Mittwoch noch nicht richtig ausgeklungen, da richteten die Zebras trotz ihrer bärenstarken Leistung im Landes-Derby gegen die SG Flensburg-Handewitt ihren Blick schon wieder auf die nächste Herausforderung. "Wir sind stolz, gegen diese SG gewonnen zu haben. Wir schauen nur von Spiel zu Spiel und konzentrieren uns jetzt auf den HSV Hamburg", sagte Dominik Klein, noch bevor er den Mannschaftsbus gen Kiel bestieg. Und auch Marcus Ahlm, der in Flensburg in der 35. Minute wegen seiner dritten Zeitstrafe früh passen musste, freute sich zuerst über den Erfolg in der selbst ernannten "Hölle Nord". Dann aber begann auch für den Kapitän die Konzentrationsphase für das Hamburg-Spiel: "Am Sonntag wollen wir jetzt natürlich nachlegen."
Meisterschaft war Befreiungsschlag
Neuer Mann an der Seitenlinie: Per Carlen.
Neuer Mann an der Seitenlinie: Per Carlen.
Denn im an Spitzenspielen so reichen Dezember bleibt wenig Zeit, sich über die tollen THW-Erfolge zu freuen. Wenige Tage später steht das nächste Top-Duell auf dem Spielplan, und am Sonntag wird in der Sparkassen-Arena ein besonderer Gast erwartet: Jene Mannschaft, die dem THW Kiel nach sechs deutschen Meisterschaften in Folge die begehrte Schale aus der Vitrine "geraubt" hatte. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der vergangenen Saison war für das Großprojekt von Mäzen Andreas Rudolph der erhoffte Befreiungsschlag. Denn mit den sportlichen Erfolgen wuchs auch das Ansehen in den ansonsten vom Fußball-Bundesliga-Dino Hamburger SV und dem Fußball-Kultverein St. Pauli dominierten Gazetten. Aus Handballern wurde Sport-Helden in den Boulevardblättern, und auch der gemeine Hamburger ohne Handballkenntnis wusste auf einmal etwas mit Namen wie Igor Vori oder Hans Lindberg, mit 107 Toren aktuell wieder der gefährlichste Torschütze der TOYOTA Handball-Bundesliga, anzufangen.

HSV bis zum Lübbecke-Spiel mit 19 Siegen in Folge
Erneut erfolgreichster HSV-Torschütze: Hans Lindberg.
Erneut erfolgreichster HSV-Torschütze: Hans Lindberg.
Vor der Saison verabschiedete sich allerdings Martin Schwalb, das Gesicht des HSV Hamburg, auf den Präsidentenstuhl. Per Carlen nahm dessen Platz an der Seitenlinie ein - und nicht wenige Experten prognostizierten den Hamburgern vor der Saison aus diesen beiden Personalien ein großes Spannungsfeld. Doch statt Krach herrschte bisher Harmonie an der Elbe, auch weil der HSV nach einem zunächst missglückten Saison-Start schnell wieder in die Erfolgsspur zurück gefunden hatte. Zwei Niederlagen in Folge sorgten zunächst für Krisengerede in der Hansestadt. Allerdings: Die Hamburger verloren nicht bei Underdogs, sondern beim Champions-League-Teilnehmer in Berlin (25:26) und bei den ambitionierten Rhein-Neckar Löwen (29:33). Es folgten 19 Siege in der Liga, im Pokal und in der Champions League, in der dem HSV der Gruppensieg wohl nicht mehr zu nehmen sein wird. Die Hamburger schienen wieder auf Kurs. Dann aber der Einbruch von Lübbecke: Beim Angstgegner in Ostwestfalen verloren die Schützlinge von Per Carlen am Mittwoch mit 31:32, verbuchten damit die Minuspunkte fünf und sechs auf dem Konto und büßten sogar den zweiten Tabellenplatz ein (siehe auch Gegnerkurve HSV Hamburg). Die Füchse Berlin überholten die Elbstädter im Express-Tempo (siehe auch Tabelle der TOYOTA HBL).

HSV nahezu mit der Meister-Mannschaft
Kam aus Flensburg an die Elbe: Dan Beutler.
Kam aus Flensburg an die Elbe: Dan Beutler.
Die Probleme an der Elbe sind zum Teil auch dem Verletzungspech des HSV in dieser Saison geschuldet. Tragisch ist vor allem die Geschichte von Per Carlens Sohn Oscar: Nach dessen erstem Kreuzbandriss noch zu Flensburger Zeiten ereilte ihn das gleiche Schicksal kurz vor seinem ersten Auftritt beim HSV erneut. Aber auch die langwierigen Verletzungen von Marcin Lijeswski und Spielmacher Michael Kraus, der lange an den Folgen eines Autounfalls laborierte, zwangen Per Carlen zur Improvisation. Der Vorteil des HSV: Die Mannschaft ist eingespielt, denn der neue Trainer übernahm beinahe vollzählig die Meister-Mannschaft seines Vorgängers Martin Schwalb: Lediglich der nach Melsungen gewechselte Torhüter Per Sandström und der polnische Nationalspieler Krzysztof Lijewski, der jetzt im Trikot der Rhein-Neckar Löwen aufläuft, kehrten dem deutschen Meister den Rücken zu. Für Sandström kam Dan Beutler - wie Oscar Carlen - aus Flensburg, dem Ex-Klub des neuen Trainers. Als die Verletzungssorgen auf der Linkshänder-Position überhand zu nehmen schienen, legten die Hamburger noch einmal auf dem Transfermarkt nach und holten den mittlerweile 36-jährigen Ex-Magdeburger Renato Vugrinec zurück in die TOYOTA Handball-Bundesliga (siehe auch Gegnerkader HSV Hamburg).
Keine Vorentscheidung im Titelrennen
Momentan noch verletzt: Neuzugang Oscar Carlen.
Momentan noch verletzt: Neuzugang Oscar Carlen.
Punkte ließen die Hamburger trotz einiger enger Partien bis zum Lübbecke-Spiel nicht mehr liegen. Doch kurz vor dem erhofften Duell mit dem THW, das seit Wochen in den Hamburger Medien eine Hauptrolle spielt, schwächelte der HSV erneut. Obowhl Blazenko Lackovic in Ostwestfalen einen glänzenden Tag erwischte und zehn Tore erzielte, obwohl der TuS kaum noch mit dem der Vorsaison zu vergleichen ist. "Jetzt wird es für uns sehr schwer", erklärte ein geknickter Trainer Per Carlen. Und meinte damit nicht nur das Derby am Sonntag, sondern die gesamte Saison. Der Hamburger Boulevard hat längst vermeldet: "Der Titel ist futsch!" Doch entschieden ist in dieser Saison noch nichts. "Natürlich ist die aktuelle Lage schön, aber im Handball kann sich das alles sehr schnell ändern", warnte THW-Trainer Alfred Gislason vor zuviel Euphorie an der Förde. "Der Unterschied zur Vorsaison ist, dass wir im vergangenen Jahr Anfang Dezember fünf verletzte Spieler und keinen einsatzbereiten Linkshänder hatten. Nun werden wir sehen, wie es weiter geht." Viele Kieler Spieler seien bei der Europameisterschaft am Start, erläuterte Gislason. "Viele Spieler sind, was die Belastung betrifft, an der Grenze. Und in diesem Zustand müssen sie im Januar die EM spielen." Sollten dann THW-Akteure ausfallen, sei alles wieder offen.

"Wir wollen Begeisterung entfachen"
Wie in Flensburg: Eine Jubeltraube nach dem Schlusspfiff wollen die Kieler auch am Sonntag bilden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wie in Flensburg: Eine Jubeltraube nach dem Schlusspfiff wollen die Kieler auch am Sonntag bilden.
Auch deshalb gibt sich Hamburgs Spielmacher Michael Kraus noch lange nicht geschlagen: "Der Sechs-Punkte-Unterschied tut nichts zur Sache. Wir wollen sowieso in Kiel gewinnen, das ist ein Highlight-Spiel." Sorgen, dass am Sonntag irgendein THW-Akteur die Aufgabe gegen den amtierenden deutschen Meister nicht ernst nehmen würde, braucht indes niemand zu haben. Die Kieler wollen wie beim 24:23-Erfolg im Supercup zeigen, dass sie die wahre Nummer eins im Norden und in der TOYOTA Handball-Bundesliga sind. Und Filip Jicha, zwölffacher Torschütze in Flensburg, kündigt deshalb auch wieder ein Spiel mit viel Leidenschaft, Emotionen und Kampf an: "Wir wollen bei unserem Publikum gegen Hamburg eine große Begeisterung entfachen."

Damian/Wenz pfeifen 22. Duell beider Mannschaften
Ein Top-Spiel mit vielen Weltklasse-Spielern steht also am Sonntag ins Haus. Handball-Deutschland blickt auf die Kieler Sparkassen-Arena. Die Spitzen-Partie der TOYOTA Handball-Bundesliga leitet das erfahrene Gespann Ralf Damian und Frank Wenz. HBL-Spielleiter Uwe Stemberg wird als Spielaufsicht am Tisch zwischen den beiden Trainerbänken sitzen. Das insgesamt 22. Duell beider Mannschaften (siehe auch Gegnerdaten HSV Hamburg), bisher gewann der THW 15 Partien bei drei Unentschieden, stößt auf ein großes Medienecho. Kamerateams verschiedener Sender haben sich wie zahllose Journalisten aus Deutschland und Europa für diese Partie akkreditiert. Das Spiel am Sonntag ist dabei das zweite Aufeinandertreffen beider Mannschaften in dieser Saison: Beim Spiel um den Supercup besiegte der THW in der Münchner Olympiahalle den HSV mit 24:23. Das nächste Nord-Derby kann kommen!
THW-Fanstand mit Sonderverkauf
Beim Spitzenspiel gegen den HSV können sich die treuen THW-Fans in der Sparkassen-Arena noch mit Weihnachtsgeschenken oder Fan-Utensilien in Schwarz-Weiß eindecken: Im Foyer (Richtung Europaplatz) werden an einem Verkaufsstand Fanartikel zu Sonderpreisen verkauft. Im Angebot sind unter anderem THW-Fleecedecke, -Kulturtasche, -Kapuzenjacke oder -Bettwäsche. Auch die THW-Weihnachtsbaumkugeln und das Zebra-Trikot werden dort verkauft.

(Christian Robohm)

 

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Lesen Sie bitte auch

"Bei Per Carlen weiß ich, dass er die richtigen Dinge tun wird"

HBL-Interview mit Martin Schwalb
Seit Sommer dieses Jahres führt Martin Schwalb den HSV Hamburg in neuer Funktion an. Aus dem Meistertrainer ist ein Präsident geworden, sein Nachfolger im sportlichen Bereich heißt Per Carlen. Unter der neuen HSV-Führung ist der Klub im Rennen um die Titelverteidigung ein wenig zurückgefallen. Sechs Punkte trennen die Hamburger von den enteilenden Kielern. Am Wochenende allerdings kann der HSV beim Gastspiel in Kiel dafür sorgen, dass die Meisterfrage wieder offen formuliert werden muss. Und man darf gespannt sein, ob Ex-Coach Martin Schwalb in der Lage ist, ein solches Spiel auch auf der Tribüne durchzustehen.

Die TOYOTA Handball-Bundesliga sprach vor dem Spitzenspiel in Kiel mit Martin Schwalb.

HBL:
Am Sonntag steht das Spitzenspiel der TOYOTA Handball-Bundesliga auf dem Programm, wenn Ihr HSV beim THW Kiel antritt. Welche Erwartungen knüpfen Sie an das Match?
Martin Schwalb:
Zunächst einmal erwarte ich ein richtig tolles Handball-Event in einer restlos ausverkauften Kieler Sparkassen-Arena. Das wird ganz sicher Spitzensport vom Allerfeinsten. Für uns und für alle Handballfans hoffe ich natürlich auf ein gutes und aufregendes Spiel.
HBL:
Für Sie selbst wird es das erste Meisterschaftsspiel zwischen diesen beiden Topklubs sein, dass Sie nicht mehr von der Bank erleben werden. Kommen Sie damit klar?
Martin Schwalb:
Das weiß ich noch nicht so genau. Ich werde von der Tribüne aus mitfiebern. Ich gehe davon aus, dass mir das auch nicht schwer fallen wird, weil ich weit davon entfernt bin zu glauben, dass ich immer die richtigen Entscheidungen treffe. Da weiß ich die sportliche Verantwortung bei Per Carlen schon in sehr guten Händen.
HBL:
Könnte sein, dass mit einem Sieg der Kieler die Meisterschaft schon entschieden ist.
Martin Schwalb:
Das ist sicher ein wenig überspitzt formuliert, aber ich möchte natürlich nicht wegdiskutieren, dass das ein ganz wichtiges Spiel für beide Teams ist. Wenn wir uns in Kiel nicht mit einem Erfolg nachhaltig in Erinnerung bringen, wird es sicher ganz schwer, die Titelverteidigung erfolgreich in Angriff zu nehmen. Aber dennoch glaube ich, dass die Bundesliga stark genug ist, um das Rennen um den Titel noch einmal offen zu machen. Zudem haben wir im Januar noch eine Europameisterschaft in Serbien, bei der keiner weiß, was dort passieren und welche Folgen das für die Liga haben wird. Gegenwärtig haben wir vier Minuspunkte mehr als der THW - das ist es aber auch.
HBL:
Dass das Match in Kiel stattfindet, macht die Sache nicht leichter, oder?
Martin Schwalb:
Dass wir auswärts antreten müssen, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Da kann auch mal vieles passen. Und vielleicht ist das genau der Punkt, der bei unserer Mannschaft noch ein wenig mehr rauskitzelt. Wir müssen uns nur voll auf diese Aufgabe fokussieren und nicht schauen, was rechts und links passiert.
HBL:
Werden Sie sich in besonderer Weise auf dieses Match vorbereiten?
Martin Schwalb:
Ich nicht. Wenn überhaupt, dann macht das der Trainer. Und bei Per Carlen weiß ich, dass er die richtigen Dinge tun wird.
HBL:
Man kann es kaum glauben, dass es Ihnen nicht schwer fällt, während des Spiels keinen Einfluss mehr nehmen zu können.
Martin Schwalb:
Ich denke, bei diesem Spiel sind die Funktionen nicht mehr gefragt. Da geht es nur noch um die Mannschaft. Und, nein, es fällt mir nicht schwer. Ich stehe natürlich dennoch in engem Kontakt mit dem Team und dem Trainer und mache meinen Einfluss außerhalb des Spiels geltend, indem ich mich um viele andere Dinge kümmere, damit Trainer und Team störungsfrei arbeiten können.
(Das Interview führte die HBL)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.12.2011:

Kraus: "In Kiel gewinnen"

Bundesliga-Gipfel am Sonntag - HSV-Star nach Niederlage in Lübbecke trotzig
Kiel. Die beiden Punkte nach dem umkämpften 32:27-Sieg bei der SG Flensburg-Handewitt im 50. Nordderby der Handball-Bundesliga waren Klaus Elwardt nicht genug. Er wollte mehr. Ob er für die Rückfahrt auch noch zwei Kästen Bier mitnehmen dürfe, rief der THW-Geschäftsführer seinem Flensburger Kollegen Holger Kaiser am späten Mittwochabend im Presseraum fragend zu. Kaiser nickte freundlich, erfüllte den Wunsch ohne zu zögern. Die Kisten schleppte Elwardt höchstpersönlich zum Mannschaftsbus.

Gründe zum Feiern gab's für den jetzt 56-Jährigen und seine "Zebras" genug: Natürlich der eigene Sieg, der die Tabellenführung festigte und den Punkterekord auf 30:0 schraubte, dazu kam die unerwartete 31:32-Niederlage von Meister HSV Hamburg, der den Kielern ein unfreiwilliges Geschenk auf den Gabentisch legte. Keine Frage, das Jubiläumsderby mit dem 31. Bundesliga-Sieg über den Nordrivalen hätte für den Rekordmeister nicht besser verlaufen können. "Dass HSV-Präsident Martin Schwalb mir solch ein schönes Geschenk überreicht, hätte ich nicht gedacht", sagte Elwardt bei der Pressekonferenz, setzte seinen Worten ein sehr zufriedenes Lächeln auf. Sein Trainer bemühte sich, den Fokus auf das eigene Team zu lenken. Er habe die Ereignisse in Lübbecke zwar kurz vor dem Abpfiff erfahren, erklärte Alfred Gislason, "und dann habe ich mich auch über das Ergebnis gewundert, habe aber sofort wieder die Konzentration auf unser Spiel gelenkt."

"Der Titel ist futsch" oder "Der Meister schmeißt den Titel weg", schrieb gestern der Hamburger Boulevard. Sechs Punkte trennen die vermeintlich schärfsten Meisterschafts-Konkurrenten in der Tabelle vor dem Aufeinandertreffen im direkten Duell am Sonntag (17.30 Uhr, Sport1) in der Kieler Sparkassen-Arena. Hinter Kiel haben sich sogar die Füchse (23:5) an Hamburg (22:6) vorbei auf Platz zwei geschoben. Die Flensburger (20:8) folgen nach ihrer vierten Saisonniederlage auf Platz vier. An eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft glaube er trotzdem nicht, ordnete Gislason das turbulente Geschehen des Abends später ein. "Natürlich ist die aktuelle Lage schön, aber im Handball kann sich das sehr schnell ändern." Viele Spieler seien, was die Belastung betreffe, an der Grenze. "Und in diesem Zustand müssen sie im Januar die EM spielen. Kommen einige verletzt zurück, ist der Titel in Gefahr."

Zwar schwenken die Hamburger noch nicht die weiße Fahne, wissen aber um ihre prekäre Situation. "Jetzt wird es für uns sehr schwer", rang Trainer Per Carlen nach der Schlappe in Lübbecke um Worte. Ohne Regisseur Michael Kraus, der nach überstandenem Muskelfaserriss noch nicht restlos fit ist, lief der HSV ständig einem Rückstand mit vier, fünf Toren hinterher, beklagte zudem ein Phantom-Tor, das zu Unrecht für die Gastgeber gegeben worden sein soll. Angstgegner Lübbecke hatte dem Favoriten schon in der vergangenen Saison beim 30:30 die Stirn geboten. Das sei "Scheiße" gewesen, formulierte HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg drastisch. "Der Gegner war nicht zu stark, wir waren einfach zu schwach." In der Kabine herrschte Totenstille. Jeder sei mit sich selbst beschäftigt gewesen, weil jeder Fehler gemacht habe, beklagte sich Kraus, um anschließend trotzig eine Kampfansage zu formulieren: "Der Sechs-Punkte-Unterschied tut nichts zur Sache. Wir wollen sowieso in Kiel gewinnen."

Derweil drückt Holger Kaiser dem ewigen Rivalen die Daumen. "Jetzt schlagt mal auch die Hamburger", rief der SG-Geschäftsführer in Richtung THW. Trotz der Niederlage sehen sich die Flensburger nach dem personellen Umbruch auf dem richtigen Weg, glauben wieder an die eigene Champions-League-Teilnahme. "Wenn wir die Hinrunden-Tabelle ansehen, sind wir punktgleich mit dem HSV. In der Mannschaft steckt viel Potenzial", so Kaiser.

THW-Rückraumspieler Momir Ilic verspricht für Sonntag Nachbarschaftshilfe: Der HSV werde zwar alles in die Waagschale werden, um Lübbecke vergessen zu machen, vermutet Kiels Rückraumspieler, "aber wir haben eine große Qualität in unserem Spiel, bis Silvester können wir alles gewinnen."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.12.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.12.2011:

HSV-Trainer Per Carlen: "Selbstvertrauen geht nicht kaputt"

Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer sieht die Hamburger vor dem Gastspiel in Kiel im direkten Vergleich der Positionen vorne
Kiel. Handballmeister HSV Hamburg reist mit Zuversicht zum Spitzenspiel nach Kiel (Sonntag, 17.30 Uhr). Zwei Tage nach der überraschenden Niederlage beim TuS N-Lübbecke sagte Trainer Per Carlen: "Das Selbstvertrauen geht nicht kaputt."

Von 18 Liga-Spielen gegen den Rekordmeister haben die Hamburger nur drei gewonnen und elf verloren. Der letzte HSV-Sieg in Kiel liegt knapp vier Jahre zurück. Geht es nach Christian Schwarzer, dem ehemaligen Weltklasse-Kreisläufer, endet diese Negativserie. Im direkten Vergleich der Positionen sieht er die Hamburger mit 5:3 vorne. Pluspunkte sind demnach die Torhüter, Linksaußen Torsten Jansen, Spielmacher Domagoj Duvnjak und Rechtsaußen Hans Lindberg.

Auf der Kreisläufer-Position gibt Schwarzer jeder Mannschaft einen Punkt. Igor Vori, Bertrand Gille und Marcus Ahlm seien die drei besten Kreisläufer der Welt. Allerdings hätte der THW mit Filip Jicha "noch eine Geheimwaffe". Jicha (Rückraum links) und Kim Andersson (rechts) verdienen in der Schwarzer-Addition zwei weitere Punkte für die Kieler.

Im Norden werden Punkte gezählt, in Mannheim das Geld. Offenbar reicht es nicht mehr, um den Kader in Gänze zu halten. Nach übereinstimmenden Medienberichten werden die Verträge mit Torhüter Henning Fritz, Kreisläufer Robert Gunnarsson und Linkshänder Michael Müller nicht verlängert. Letzter hat bereits einen Zwei-Jahres-Vertrag bei der HSG Wetzlar unterschrieben. In den Sternen steht auch die Zukunft von Abwehrchef Oliver Roggisch, seit 2007 bei den Badenern. "Wir würden hinter das Thema Roggisch gerne noch im Dezember einen Haken machen", sagte Manager Thorsten Storm der Rhein-Neckar Zeitung. Roggisch müsste bei einer Vertragsverlängerung wohl finanzielle Abstriche machen.

(Unter anderem von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.12.2011)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.12.2011:

"Kiel hat im Moment einen Flow"

Ljubomir Vranjes, Trainer der SG Flensburg, vergleicht vor dem Handball-Gipfel den THW mit dem HSV
Kiel/Flensburg. Geht es nach Ljubomir Vranjes, ist der THW Kiel vor dem Gipfel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den HSV Hamburg im Vorteil. "Die Kieler haben im Moment einen Flow", sagt der Trainer der SG Flensburg-Handewitt, derzeit die Nummer drei im Handball- Norden. Der 38-jährige Schwede verglich für die Kieler Nachrichten den Rekordmeister mit dem Meister der vergangenen Saison. Sein Fazit: Hamburg hat seine Harmonie im Spiel verloren.

  • Angriff
  • In der vergangenen Saison hatte der HSV ein unglaubliches Repertoire, und es war schwer, in der Analyse Lösungen zu finden. Ich habe mir damals Videos von drei, vier Spielen angesehen und 20 verschiedene Spielzüge gefunden. Dazu kam die Qualität, zu zweit eine Möglichkeit zu finden, wenn die großen Lösungen nicht funktionierten. Beides hat sich verändert. Als ich mich jetzt auf den HSV vorbereitet habe, fand ich nur sechs Spielzüge. Außerdem sind die Kleingruppen längst nicht mehr so effektiv. Das liegt an den Verletzungen wichtiger Spieler. Auch wenn beispielsweise ein Marcin Lijewski wieder einsatzfähig ist, dauert es lange, bis die Abläufe, in denen es auf Sekundenbruchteile ankommt, wieder stimmen. Der HSV ist, in einem Satz zusammengefasst, derzeit da, wo der THW im Dezember 2010 war.

    Die Kieler spielen im Angriff nicht so gut wie Hamburg im letzten Jahr. Sie haben acht Spielzüge, aber die tragen sie mit vielen Varianten vor. Außerdem hilft es bei diesem Kader nicht, wenn drei einen schlechten Tag haben. Dann kommen eben drei andere. Zudem wird jetzt deutlich, wie wichtig Kim Andersson für das Kieler Spiel ist. Christian Zeitz ist mit seinen individuellen Fähigkeiten die optimale Ergänzung im rechten Rückraum. Kiel macht unglaublich Druck, jeder Spieler ist taktisch sehr intelligent und torgefährlich.

    Aron Palmarsson ist gereift, Momir Ilic noch besser integriert, und inzwischen hat auch Filip Jicha wieder seine Rolle zwischen Ilic und Daniel Narcisse gefunden. Spannend könnte es werden, wenn die Kieler in einem wichtigen Spiel in der 50. Minute mit drei Toren zurückliegen. Zuletzt haben sie es dann im Alleingang versucht, weil jeder es gewohnt ist, Verantwortung zu übernehmen. Das ist, wie in der vergangenen Saison erlebt, nicht immer zielführend. Dem THW fehlt in solch kritischen Phasen ein Spiel, auf das sie sich zurückziehen können, das immer funktioniert.

  • Abwehr
  • Hamburg hat zu Saisonbeginn eine 6:0-Deckung ausprobiert. Das hat nicht funktioniert, also sind sie zu ihrer 3:2:1-Formation zurückgekehrt und haben sich gerettet. Aber sie reden heute in der Abwehr viel mehr miteinander als früher. Für mich ein Zeichen, dass die Unsicherheit gewachsen ist, das letzte Vertrauen fehlt. Die Hamburger suchen derzeit die Gründe für ihre Niederlagen. Das Warum. Sie beschäftigen sich deshalb sehr mit sich, das lenkt vom Wesentlichen ab.

    Eine Top-Mannschaft wie der HSV muss in der Lage sein, zwei Deckungsvarianten zu beherrschen. Die Kieler können das, schalten unglaublich gut um, was schwierig ist. Denn wenn in der 6:0 einige weiter offensiv decken, werden die Lücken riesig. Der THW wechselt die Varianten, weil er das so will. Die Hamburger machen es, weil es nicht funktioniert, und sie etwas ändern müssen - das ist ein großer Unterschied. Der Meister, so hat es den Anschein, hat seine Harmonie verloren. Den Flow, den Kiel derzeit hat.

  • Torhüter
  • Der HSV hat mit Johannes Bitter und Dan Beutler das bessere Gespann. Sie sind sehr erfahren und gewohnt, als Nummer eins Verantwortung zu übernehmen. Thierry Omeyer ist aber besser als die beiden. Er hat zwar nicht mehr ganz die Klasse, die er vor drei, vier Jahren hatte. Doch die Kontinuität seiner Leistungen und der Hunger, der zuletzt gefehlt hat, sind wieder da. Besonders in wichtigen Spielen. So wie am Sonntag in Montpellier. Er ist einer, der dann die wichtigen Bälle hält. Mit Andreas Palicka hat der THW eine Lösung gefunden, die für den Verein gut ist. Für Palicka ist sie es nicht. Er spielt wenig, hat keine Erfahrung als Nummer eins. Und wenn er eingewechselt wird, muss er sofort Leistung zeigen. Er hat es schwer.

  • Mentalität
  • Der THW ist ein Traditionsverein, der Spirit ein besonderer. Die Kieler haben sich durch ihre lange Geschichte und die vielen Erfolge eine positive Arroganz erarbeitet. Sie gehen in jede Halle mit der Gewissheit, dort zu gewinnen. Diese Aura hatte der HSV in seiner Meistersaison auch. Das hat sich verändert. Als sie gegen uns gespielt haben, waren sie sehr nervös. Dabei sind wir, gerade auswärts, noch kein großer Gegner. Da ist Kiel hier am Mittwoch in Flensburg ganz anders aufgetreten. Die zeigten auch keine Nerven, als wir auf 17:18 verkürzten. Der HSV hat in dieser Saison bislang keinen großen Gegner geschlagen. Für diese Mannschaft, die am Saisonbeginn zudem einen neuen Trainer bekommen hat, wäre es ein Schlüsselerlebnis, in dieser Konstellation endlich auch ein schweres Spiel zu gewinnen. Hamburg hat in Berlin und Mannheim verloren, Kiel dort gesiegt. Und nicht nur das: Die Art und Weise, in der Kiel zuletzt in Montpellier gewonnen hat, lässt eine Mannschaft wachsen.

  • Ausblick
  • Gewinnen die Hamburger, wäre das ein riesiger Schritt nach vorne. Das würde für so viel Selbstbewusstsein und Harmonie in den Abläufen sorgen, dass sie wieder richtig in Fahrt kommen könnten. Ein Sieg wäre das Signal, dass der THW doch schlagbar ist, und in Kiel würden Erinnerungen an die Spiele wach, die in der vergangenen Saison verloren wurden. Verliert Hamburg, hätte das aber auch Signalwirkung und würde aus Sicht der Kieler bedeuten: Ihr könnt alle zu Hause bleiben, gegen uns ist diesmal nichts zu holen. Die Meisterschaft wäre damit entschieden.

    (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.12.2011)

     

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    • Sport1-Logo TV: Sport1:
      So., ab 17.15 Uhr: THW Kiel - HSV Hamburg
      live aus der Sparkassen-Arena in Kiel

    • NDR 1 Welle Nord-Logo Radio: NDR 1 Welle Nord:
      So., ab 17.30 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - HSV Hamburg
      Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!

    • NDR 2-Logo Radio: NDR 2:
      So., ab 17.30 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - HSV Hamburg
      u.a. in der NDR 2 Bundesligashow; Reporter ist Thomas Koos

    • Internet:
      Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer Live-Ticker-Seite.


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