Das Derby-Fieber an der Kieler Förde endet auch nicht nach dem
grandiosen
32:27-Erfolg des THW in Flensburg: Schon am Sonntag
steht der nächste Nord-Gipfel an: Der Rekordmeister THW Kiel empfängt den amtierenden
deutschen Meister HSV Hamburg zum Spiel der Spiele in der TOYOTA Handball-Bundesliga. Der
bisher verlustpunktfreie Tabellenerste aus Kiel will in der Partie gegen die Hansestädter
sein Punktekonto weiter ausbauen, die Hamburger indes kämpfen um den Anschluss an den
Tabellenführer. Das HBL-Spitzenspiel in der wie immer restlos ausverkauften
Sparkassen-Arena beginnt Sonntag um 17.30 Uhr, Sport1 überträgt die Partie ab
17.15 Uhr live.
Der Schlusspfiff in der Campus-Halle war am Mittwoch noch nicht richtig ausgeklungen,
da richteten die Zebras trotz ihrer bärenstarken Leistung im Landes-Derby gegen die
SG Flensburg-Handewitt ihren Blick schon wieder auf die nächste Herausforderung. "Wir sind stolz,
gegen diese SG gewonnen zu haben. Wir schauen nur von Spiel zu Spiel und konzentrieren uns
jetzt auf den HSV Hamburg", sagte
Dominik Klein, noch bevor
er den Mannschaftsbus gen Kiel bestieg. Und auch
Marcus Ahlm,
der in Flensburg in der 35. Minute wegen seiner dritten Zeitstrafe früh passen musste,
freute sich zuerst über den Erfolg in der selbst ernannten "Hölle Nord". Dann
aber begann auch für den Kapitän die Konzentrationsphase für das Hamburg-Spiel: "Am Sonntag wollen
wir jetzt natürlich nachlegen."
Meisterschaft war Befreiungsschlag
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Neuer Mann an der Seitenlinie: Per Carlen.
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HSV |
Denn im an Spitzenspielen so reichen Dezember bleibt wenig Zeit, sich über die
tollen THW-Erfolge zu freuen. Wenige Tage später steht das nächste Top-Duell auf dem
Spielplan, und am Sonntag wird in der Sparkassen-Arena ein besonderer Gast erwartet: Jene
Mannschaft, die dem THW Kiel nach sechs deutschen Meisterschaften in Folge die begehrte Schale aus
der Vitrine "geraubt" hatte. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft
in der vergangenen Saison war für das Großprojekt von Mäzen
Andreas Rudolph der erhoffte Befreiungsschlag.
Denn mit den sportlichen Erfolgen wuchs auch das Ansehen
in den ansonsten vom Fußball-Bundesliga-Dino Hamburger SV und dem
Fußball-Kultverein St. Pauli dominierten Gazetten. Aus
Handballern wurde Sport-Helden in den Boulevardblättern,
und auch der gemeine Hamburger ohne Handballkenntnis
wusste auf einmal etwas mit Namen wie Igor Vori oder Hans
Lindberg, mit 107 Toren aktuell wieder der gefährlichste Torschütze der TOYOTA Handball-Bundesliga,
anzufangen.
HSV bis zum Lübbecke-Spiel mit 19 Siegen in Folge
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Erneut erfolgreichster HSV-Torschütze: Hans Lindberg.
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HSV |
Vor der Saison verabschiedete sich allerdings Martin Schwalb, das Gesicht
des HSV Hamburg, auf den Präsidentenstuhl. Per Carlen nahm
dessen Platz an der Seitenlinie ein - und nicht wenige
Experten prognostizierten den Hamburgern vor der
Saison aus diesen beiden Personalien ein großes Spannungsfeld.
Doch statt Krach herrschte bisher Harmonie an der Elbe, auch weil
der HSV nach einem zunächst missglückten Saison-Start
schnell wieder in die Erfolgsspur zurück gefunden hatte.
Zwei Niederlagen in Folge sorgten zunächst für Krisengerede
in der Hansestadt. Allerdings: Die Hamburger verloren
nicht bei Underdogs, sondern beim Champions-League-Teilnehmer
in Berlin (25:26) und bei den ambitionierten Rhein-Neckar Löwen (29:33).
Es folgten 19 Siege in der Liga, im Pokal und in der Champions League,
in der dem HSV der Gruppensieg wohl nicht mehr zu nehmen sein wird.
Die Hamburger schienen wieder auf Kurs.
Dann aber der Einbruch von Lübbecke: Beim Angstgegner in Ostwestfalen verloren
die Schützlinge von Per Carlen am Mittwoch mit 31:32, verbuchten damit die
Minuspunkte fünf und sechs auf dem Konto und büßten sogar den zweiten
Tabellenplatz ein (siehe auch
Gegnerkurve HSV Hamburg).
Die Füchse Berlin überholten die Elbstädter im Express-Tempo
(siehe auch
Tabelle der TOYOTA HBL).
HSV nahezu mit der Meister-Mannschaft
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Kam aus Flensburg an die Elbe: Dan Beutler.
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HSV |
Die Probleme an der Elbe sind zum Teil auch dem Verletzungspech des HSV in
dieser Saison geschuldet. Tragisch ist vor allem die Geschichte von Per Carlens Sohn
Oscar: Nach dessen erstem Kreuzbandriss noch zu Flensburger Zeiten
ereilte ihn das gleiche Schicksal kurz vor seinem ersten Auftritt
beim HSV erneut. Aber auch die langwierigen Verletzungen
von Marcin Lijeswski und Spielmacher Michael Kraus, der
lange an den Folgen eines Autounfalls laborierte, zwangen
Per Carlen zur Improvisation.
Der Vorteil des HSV: Die Mannschaft ist eingespielt, denn der neue Trainer übernahm
beinahe vollzählig die Meister-Mannschaft
seines Vorgängers Martin Schwalb: Lediglich der
nach Melsungen gewechselte Torhüter Per Sandström
und der polnische Nationalspieler Krzysztof Lijewski,
der jetzt im Trikot der Rhein-Neckar Löwen aufläuft,
kehrten dem deutschen Meister den Rücken zu. Für
Sandström kam Dan Beutler - wie Oscar Carlen - aus
Flensburg, dem Ex-Klub des neuen Trainers.
Als die Verletzungssorgen auf der
Linkshänder-Position überhand zu nehmen schienen,
legten die Hamburger noch einmal auf dem Transfermarkt nach und holten den
mittlerweile 36-jährigen Ex-Magdeburger Renato Vugrinec
zurück in die TOYOTA Handball-Bundesliga
(siehe auch
Gegnerkader HSV Hamburg).
Keine Vorentscheidung im Titelrennen
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Momentan noch verletzt: Neuzugang Oscar Carlen.
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HSV |
Punkte ließen die Hamburger trotz einiger enger Partien bis zum Lübbecke-Spiel nicht mehr liegen.
Doch kurz vor dem erhofften Duell mit dem THW, das seit Wochen in den Hamburger Medien
eine Hauptrolle spielt,
schwächelte der HSV erneut. Obowhl
Blazenko Lackovic in Ostwestfalen einen glänzenden
Tag erwischte und zehn Tore erzielte, obwohl der TuS kaum noch mit dem der Vorsaison zu
vergleichen ist. "Jetzt wird es für uns sehr schwer", erklärte ein geknickter Trainer
Per Carlen. Und meinte damit nicht nur das Derby am Sonntag, sondern die gesamte Saison.
Der Hamburger Boulevard hat längst vermeldet: "Der Titel ist futsch!" Doch entschieden ist
in dieser Saison noch nichts. "Natürlich ist die aktuelle Lage schön, aber
im Handball kann sich das alles sehr schnell ändern", warnte THW-Trainer
Alfred Gislason vor zuviel Euphorie an der Förde.
"Der Unterschied zur Vorsaison ist, dass wir im vergangenen Jahr
Anfang Dezember fünf verletzte Spieler und keinen einsatzbereiten
Linkshänder hatten. Nun werden wir sehen, wie es weiter geht." Viele Kieler Spieler
seien bei der
Europameisterschaft am Start, erläuterte
Gislason.
"Viele Spieler sind, was die Belastung betrifft, an der Grenze. Und in diesem Zustand
müssen sie im Januar die
EM spielen." Sollten dann THW-Akteure ausfallen,
sei alles wieder offen.
"Wir wollen Begeisterung entfachen"
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Wie in Flensburg: Eine Jubeltraube nach dem Schlusspfiff wollen die Kieler auch am Sonntag bilden.
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Benjamin Nolte |
Auch deshalb gibt sich Hamburgs Spielmacher Michael Kraus noch lange nicht geschlagen:
"Der Sechs-Punkte-Unterschied tut nichts zur Sache. Wir wollen sowieso in Kiel
gewinnen, das ist ein Highlight-Spiel."
Sorgen, dass am Sonntag irgendein THW-Akteur die Aufgabe gegen den amtierenden
deutschen Meister nicht ernst nehmen würde, braucht indes niemand zu haben. Die Kieler wollen
wie beim
24:23-Erfolg im Supercup zeigen, dass sie die wahre Nummer
eins im Norden und in der TOYOTA Handball-Bundesliga sind. Und
Filip Jicha,
zwölffacher Torschütze
in Flensburg, kündigt deshalb auch wieder
ein Spiel mit viel Leidenschaft, Emotionen und Kampf an:
"Wir wollen bei unserem Publikum gegen Hamburg eine große Begeisterung entfachen."
Damian/Wenz pfeifen 22. Duell beider Mannschaften
Ein Top-Spiel mit vielen Weltklasse-Spielern steht also am Sonntag ins Haus.
Handball-Deutschland blickt auf die Kieler Sparkassen-Arena. Die Spitzen-Partie der
TOYOTA Handball-Bundesliga leitet das erfahrene Gespann
Ralf Damian und Frank Wenz. HBL-Spielleiter Uwe
Stemberg wird als Spielaufsicht am Tisch zwischen den beiden Trainerbänken sitzen.
Das insgesamt 22. Duell beider Mannschaften
(siehe auch
Gegnerdaten HSV Hamburg), bisher gewann der
THW 15 Partien bei drei Unentschieden, stößt auf ein großes Medienecho. Kamerateams verschiedener Sender haben sich
wie zahllose Journalisten aus Deutschland und Europa für diese Partie akkreditiert. Das Spiel am
Sonntag ist dabei das zweite Aufeinandertreffen beider Mannschaften in dieser Saison:
Beim Spiel um den Supercup besiegte der THW in der Münchner Olympiahalle den HSV mit
24:23.
Das nächste Nord-Derby kann kommen!
THW-Fanstand mit Sonderverkauf
Beim Spitzenspiel gegen den HSV können sich die treuen THW-Fans in der Sparkassen-Arena noch mit
Weihnachtsgeschenken oder Fan-Utensilien in Schwarz-Weiß eindecken: Im Foyer (Richtung Europaplatz)
werden an einem Verkaufsstand Fanartikel zu Sonderpreisen verkauft. Im Angebot sind unter
anderem THW-Fleecedecke, -Kulturtasche, -Kapuzenjacke oder -Bettwäsche. Auch die THW-Weihnachtsbaumkugeln
und das Zebra-Trikot werden dort verkauft.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
HBL-Interview mit Martin Schwalb
Seit Sommer dieses Jahres führt Martin Schwalb den
HSV Hamburg in neuer Funktion an. Aus dem Meistertrainer
ist ein Präsident geworden, sein Nachfolger im sportlichen
Bereich heißt Per Carlen. Unter der neuen HSV-Führung
ist der Klub im Rennen um die Titelverteidigung ein
wenig zurückgefallen. Sechs Punkte trennen die
Hamburger von den enteilenden Kielern. Am Wochenende
allerdings kann der HSV beim Gastspiel in Kiel
dafür sorgen, dass die Meisterfrage wieder offen
formuliert werden muss. Und man darf gespannt sein,
ob Ex-Coach Martin Schwalb in der Lage ist, ein solches
Spiel auch auf der Tribüne durchzustehen.
Die TOYOTA Handball-Bundesliga sprach vor dem Spitzenspiel in Kiel mit Martin Schwalb.
- HBL:
-
Am Sonntag steht das Spitzenspiel der TOYOTA Handball-Bundesliga
auf dem Programm, wenn Ihr HSV beim THW Kiel antritt.
Welche Erwartungen knüpfen Sie an das Match?
- Martin Schwalb:
-
Zunächst einmal erwarte ich ein richtig tolles Handball-Event
in einer restlos ausverkauften Kieler Sparkassen-Arena.
Das wird ganz sicher Spitzensport vom Allerfeinsten.
Für uns und für alle Handballfans hoffe ich
natürlich auf ein gutes und aufregendes Spiel.
- HBL:
-
Für Sie selbst wird es das erste Meisterschaftsspiel
zwischen diesen beiden Topklubs sein, dass
Sie nicht mehr von der Bank erleben werden. Kommen Sie damit klar?
- Martin Schwalb:
-
Das weiß ich noch nicht so genau. Ich werde von der
Tribüne aus mitfiebern. Ich gehe davon aus,
dass mir das auch nicht schwer fallen wird,
weil ich weit davon entfernt bin zu glauben,
dass ich immer die richtigen Entscheidungen treffe.
Da weiß ich die sportliche Verantwortung bei Per
Carlen schon in sehr guten Händen.
- HBL:
-
Könnte sein, dass mit einem Sieg der Kieler die Meisterschaft schon entschieden ist.
- Martin Schwalb:
-
Das ist sicher ein wenig überspitzt formuliert, aber
ich möchte natürlich nicht wegdiskutieren, dass das ein
ganz wichtiges Spiel für beide Teams ist. Wenn wir uns
in Kiel nicht mit einem Erfolg nachhaltig in Erinnerung bringen,
wird es sicher ganz schwer, die Titelverteidigung erfolgreich in Angriff
zu nehmen. Aber dennoch glaube ich, dass die Bundesliga stark
genug ist, um das Rennen um den Titel noch einmal offen
zu machen. Zudem haben wir im Januar noch eine
Europameisterschaft in Serbien, bei der
keiner weiß, was dort passieren und welche Folgen das für
die Liga haben wird. Gegenwärtig haben wir vier
Minuspunkte mehr als der THW - das ist es aber auch.
- HBL:
-
Dass das Match in Kiel stattfindet, macht die Sache nicht leichter, oder?
- Martin Schwalb:
-
Dass wir auswärts antreten müssen, spielt dabei überhaupt keine
Rolle. Da kann auch mal vieles passen. Und vielleicht ist
das genau der Punkt, der bei unserer Mannschaft noch
ein wenig mehr rauskitzelt. Wir müssen uns nur voll
auf diese Aufgabe fokussieren und nicht schauen,
was rechts und links passiert.
- HBL:
-
Werden Sie sich in besonderer Weise auf dieses Match vorbereiten?
- Martin Schwalb:
-
Ich nicht. Wenn überhaupt, dann macht das der Trainer. Und bei
Per Carlen weiß ich, dass er die richtigen Dinge tun wird.
- HBL:
-
Man kann es kaum glauben, dass es Ihnen nicht schwer fällt,
während des Spiels keinen Einfluss mehr nehmen zu können.
- Martin Schwalb:
-
Ich denke, bei diesem Spiel sind die Funktionen nicht mehr
gefragt. Da geht es nur noch um die Mannschaft. Und, nein,
es fällt mir nicht schwer. Ich stehe natürlich dennoch in
engem Kontakt mit dem Team und dem Trainer und mache meinen
Einfluss außerhalb des Spiels geltend, indem ich mich um
viele andere Dinge kümmere, damit Trainer und Team
störungsfrei arbeiten können.
(Das Interview führte die HBL)
Aus den Kieler Nachrichten vom 09.12.2011:
Kraus: "In Kiel gewinnen"
Bundesliga-Gipfel am Sonntag - HSV-Star nach Niederlage in Lübbecke trotzig
Kiel. Die beiden Punkte nach dem umkämpften
32:27-Sieg bei der SG Flensburg-Handewitt im 50.
Nordderby der Handball-Bundesliga waren Klaus Elwardt
nicht genug. Er wollte mehr. Ob er für die
Rückfahrt auch noch zwei Kästen Bier mitnehmen
dürfe, rief der THW-Geschäftsführer seinem Flensburger
Kollegen Holger Kaiser am späten Mittwochabend
im Presseraum fragend zu. Kaiser nickte freundlich, erfüllte den Wunsch ohne zu zögern.
Die Kisten schleppte Elwardt
höchstpersönlich zum Mannschaftsbus.
Gründe zum Feiern gab's für den jetzt 56-Jährigen und
seine "Zebras" genug: Natürlich der eigene Sieg, der
die Tabellenführung festigte und den Punkterekord auf
30:0 schraubte, dazu kam die unerwartete 31:32-Niederlage
von Meister HSV Hamburg, der den Kielern ein unfreiwilliges
Geschenk auf den Gabentisch legte. Keine Frage, das Jubiläumsderby
mit dem 31. Bundesliga-Sieg über den Nordrivalen hätte
für den Rekordmeister nicht besser verlaufen können.
"Dass HSV-Präsident Martin Schwalb mir solch ein
schönes Geschenk überreicht, hätte ich nicht gedacht",
sagte Elwardt bei
der Pressekonferenz, setzte seinen Worten ein sehr zufriedenes
Lächeln auf. Sein Trainer bemühte sich, den
Fokus auf das eigene Team zu lenken. Er habe die Ereignisse
in Lübbecke zwar kurz vor dem Abpfiff erfahren, erklärte
Alfred Gislason, "und
dann habe ich mich auch über das Ergebnis gewundert,
habe aber sofort wieder die Konzentration auf unser
Spiel gelenkt."
"Der Titel ist futsch" oder "Der Meister schmeißt den
Titel weg", schrieb gestern der Hamburger Boulevard.
Sechs Punkte trennen die vermeintlich schärfsten
Meisterschafts-Konkurrenten in der Tabelle vor dem
Aufeinandertreffen im direkten Duell am Sonntag (17.30 Uhr, Sport1) in der
Kieler Sparkassen-Arena. Hinter Kiel haben sich sogar
die Füchse (23:5) an Hamburg (22:6) vorbei auf Platz
zwei geschoben. Die Flensburger (20:8) folgen nach ihrer
vierten Saisonniederlage auf Platz vier. An eine Vorentscheidung
im Kampf um die Meisterschaft glaube er
trotzdem nicht, ordnete Gislason
das turbulente Geschehen des Abends später
ein. "Natürlich ist die aktuelle Lage schön, aber im
Handball kann sich das sehr schnell ändern."
Viele Spieler seien, was die Belastung
betreffe, an der Grenze. "Und in diesem Zustand
müssen sie im Januar die EM spielen. Kommen einige verletzt
zurück, ist der Titel in
Gefahr."
Zwar schwenken die Hamburger noch nicht die weiße
Fahne, wissen aber um ihre prekäre Situation. "Jetzt
wird es für uns sehr schwer", rang Trainer Per Carlen nach
der Schlappe in Lübbecke um Worte. Ohne Regisseur
Michael Kraus, der nach überstandenem Muskelfaserriss
noch nicht restlos fit ist, lief der HSV ständig einem
Rückstand mit vier, fünf Toren hinterher, beklagte
zudem ein Phantom-Tor, das zu Unrecht für die Gastgeber
gegeben worden sein soll. Angstgegner Lübbecke hatte
dem Favoriten schon in der vergangenen Saison beim
30:30 die Stirn geboten. Das sei "Scheiße" gewesen, formulierte HSV-Rechtsaußen
Hans Lindberg drastisch. "Der Gegner war nicht zu
stark, wir waren einfach zu schwach." In der Kabine
herrschte Totenstille. Jeder sei mit sich selbst beschäftigt
gewesen, weil jeder Fehler gemacht habe, beklagte sich
Kraus, um anschließend trotzig eine Kampfansage zu
formulieren: "Der Sechs-Punkte-Unterschied tut nichts zur Sache. Wir wollen
sowieso in Kiel gewinnen."
Derweil drückt Holger Kaiser dem ewigen Rivalen
die Daumen. "Jetzt schlagt mal auch die Hamburger",
rief der SG-Geschäftsführer in Richtung THW. Trotz der
Niederlage sehen sich die Flensburger nach dem personellen
Umbruch auf dem richtigen Weg, glauben wieder
an die eigene Champions-League-Teilnahme.
"Wenn wir die Hinrunden-Tabelle ansehen, sind wir
punktgleich mit dem HSV. In der Mannschaft steckt viel
Potenzial", so Kaiser.
THW-Rückraumspieler
Momir Ilic
verspricht für Sonntag Nachbarschaftshilfe: Der
HSV werde zwar alles in die Waagschale werden, um
Lübbecke vergessen zu machen, vermutet Kiels Rückraumspieler,
"aber wir haben eine große Qualität in unserem Spiel, bis Silvester
können wir alles gewinnen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.12.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.12.2011:
HSV-Trainer Per Carlen: "Selbstvertrauen geht nicht kaputt"
Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer sieht die Hamburger vor dem Gastspiel in Kiel im direkten Vergleich der Positionen vorne
Kiel. Handballmeister HSV Hamburg reist mit Zuversicht
zum Spitzenspiel nach Kiel (Sonntag, 17.30 Uhr). Zwei Tage
nach der überraschenden Niederlage beim TuS N-Lübbecke
sagte Trainer Per Carlen: "Das Selbstvertrauen
geht nicht kaputt."
Von 18 Liga-Spielen gegen den Rekordmeister haben die
Hamburger nur drei gewonnen und elf verloren. Der letzte HSV-Sieg in Kiel liegt knapp
vier Jahre zurück. Geht es nach Christian Schwarzer,
dem ehemaligen Weltklasse-Kreisläufer, endet diese Negativserie.
Im direkten Vergleich der Positionen sieht er die
Hamburger mit 5:3 vorne. Pluspunkte sind demnach die
Torhüter, Linksaußen Torsten Jansen, Spielmacher Domagoj
Duvnjak und Rechtsaußen Hans Lindberg.
Auf der Kreisläufer-Position gibt Schwarzer
jeder Mannschaft einen Punkt. Igor Vori, Bertrand Gille
und Marcus Ahlm seien die drei besten Kreisläufer der
Welt. Allerdings hätte der THW mit Filip Jicha "noch eine
Geheimwaffe". Jicha
(Rückraum links) und Kim Andersson (rechts) verdienen
in der Schwarzer-Addition zwei weitere Punkte für die
Kieler.
Im Norden werden Punkte gezählt, in Mannheim das
Geld. Offenbar reicht es nicht mehr, um den Kader in Gänze
zu halten. Nach übereinstimmenden Medienberichten
werden die Verträge mit Torhüter Henning Fritz, Kreisläufer
Robert Gunnarsson und Linkshänder Michael Müller
nicht verlängert. Letzter hat bereits einen Zwei-Jahres-Vertrag bei
der HSG Wetzlar unterschrieben. In den Sternen
steht auch die Zukunft von Abwehrchef Oliver Roggisch,
seit 2007 bei den Badenern. "Wir würden hinter das Thema
Roggisch gerne noch im Dezember einen Haken machen",
sagte Manager Thorsten Storm der Rhein-Neckar
Zeitung. Roggisch müsste bei einer Vertragsverlängerung
wohl finanzielle Abstriche machen.
(Unter anderem von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.12.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.12.2011:
"Kiel hat im Moment einen Flow"
Ljubomir Vranjes, Trainer der SG Flensburg, vergleicht vor dem Handball-Gipfel den THW mit dem HSV
Kiel/Flensburg. Geht es nach Ljubomir Vranjes, ist der THW Kiel
vor dem Gipfel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den HSV Hamburg im
Vorteil. "Die Kieler haben im Moment einen Flow", sagt der Trainer
der SG Flensburg-Handewitt, derzeit die Nummer drei im Handball-
Norden. Der 38-jährige Schwede verglich für die Kieler Nachrichten
den Rekordmeister mit dem Meister der vergangenen Saison.
Sein Fazit: Hamburg hat seine Harmonie im Spiel verloren.
Angriff
In der vergangenen Saison hatte der HSV ein unglaubliches Repertoire, und
es war schwer, in der Analyse Lösungen zu finden. Ich habe mir damals Videos
von drei, vier Spielen angesehen und 20 verschiedene Spielzüge gefunden.
Dazu kam die Qualität, zu zweit eine Möglichkeit zu finden, wenn die
großen Lösungen nicht funktionierten. Beides hat sich verändert. Als ich
mich jetzt auf den HSV vorbereitet habe, fand ich nur sechs Spielzüge. Außerdem
sind die Kleingruppen längst nicht mehr so effektiv. Das liegt an den
Verletzungen wichtiger Spieler. Auch wenn beispielsweise ein Marcin Lijewski
wieder einsatzfähig ist, dauert es lange, bis die Abläufe, in denen es
auf Sekundenbruchteile ankommt, wieder stimmen. Der HSV ist, in einem
Satz zusammengefasst, derzeit da, wo
der THW im Dezember 2010 war.
Die Kieler spielen im Angriff nicht so gut wie Hamburg im letzten Jahr.
Sie haben acht Spielzüge, aber die tragen sie mit vielen Varianten vor. Außerdem
hilft es bei diesem Kader nicht, wenn drei einen schlechten Tag haben.
Dann kommen eben drei andere. Zudem wird jetzt deutlich, wie wichtig
Kim Andersson für das Kieler Spiel
ist. Christian Zeitz ist mit seinen individuellen
Fähigkeiten die optimale Ergänzung im rechten Rückraum. Kiel
macht unglaublich Druck, jeder Spieler ist taktisch sehr intelligent und torgefährlich.
Aron Palmarsson ist gereift,
Momir Ilic noch besser integriert, und inzwischen
hat auch Filip Jicha wieder seine
Rolle zwischen Ilic und Daniel Narcisse
gefunden. Spannend könnte es werden, wenn die Kieler in einem wichtigen
Spiel in der 50. Minute mit drei Toren zurückliegen. Zuletzt haben sie es
dann im Alleingang versucht, weil jeder es gewohnt ist, Verantwortung zu
übernehmen. Das ist, wie in der vergangenen Saison erlebt, nicht immer
zielführend. Dem THW fehlt in solch kritischen Phasen ein Spiel, auf das sie
sich zurückziehen können, das immer
funktioniert.
Abwehr
Hamburg hat zu Saisonbeginn eine 6:0-Deckung ausprobiert. Das hat
nicht funktioniert, also sind sie zu ihrer 3:2:1-Formation zurückgekehrt
und haben sich gerettet. Aber sie reden heute in der Abwehr viel mehr miteinander
als früher. Für mich ein Zeichen, dass die Unsicherheit gewachsen
ist, das letzte Vertrauen fehlt. Die Hamburger suchen derzeit die Gründe
für ihre Niederlagen. Das Warum. Sie beschäftigen sich deshalb sehr mit
sich, das lenkt vom Wesentlichen ab.
Eine Top-Mannschaft wie der HSV
muss in der Lage sein, zwei Deckungsvarianten zu beherrschen. Die Kieler
können das, schalten unglaublich gut um, was schwierig ist. Denn wenn in
der 6:0 einige weiter offensiv decken, werden die Lücken riesig. Der THW
wechselt die Varianten, weil er das so will. Die Hamburger machen es, weil
es nicht funktioniert, und sie etwas ändern müssen - das ist ein großer Unterschied.
Der Meister, so hat es den Anschein, hat seine Harmonie verloren.
Den Flow, den Kiel derzeit hat.
Torhüter
Der HSV hat mit Johannes Bitter und Dan Beutler das bessere Gespann.
Sie sind sehr erfahren und gewohnt, als Nummer eins Verantwortung zu
übernehmen. Thierry Omeyer ist aber besser
als die beiden. Er hat zwar nicht mehr ganz die Klasse, die er vor drei,
vier Jahren hatte. Doch die Kontinuität seiner Leistungen und der Hunger,
der zuletzt gefehlt hat, sind wieder da. Besonders in wichtigen Spielen. So
wie am Sonntag in Montpellier. Er ist einer, der dann die wichtigen Bälle
hält. Mit Andreas Palicka hat der THW eine Lösung gefunden, die für
den Verein gut ist. Für Palicka ist sie es
nicht. Er spielt wenig, hat keine Erfahrung als Nummer eins. Und wenn er
eingewechselt wird, muss er sofort Leistung zeigen. Er hat es schwer.
Mentalität
Der THW ist ein Traditionsverein, der Spirit ein besonderer. Die Kieler
haben sich durch ihre lange Geschichte und die vielen Erfolge eine positive
Arroganz erarbeitet. Sie gehen in jede Halle mit der Gewissheit, dort zu gewinnen.
Diese Aura hatte der HSV in seiner Meistersaison auch. Das hat
sich verändert. Als sie gegen uns gespielt haben, waren sie sehr nervös.
Dabei sind wir, gerade auswärts, noch kein großer Gegner. Da ist Kiel hier am
Mittwoch in Flensburg ganz anders aufgetreten. Die zeigten auch keine
Nerven, als wir auf 17:18 verkürzten. Der HSV hat in dieser Saison bislang
keinen großen Gegner geschlagen. Für diese Mannschaft, die am Saisonbeginn
zudem einen neuen Trainer bekommen hat, wäre es ein Schlüsselerlebnis,
in dieser Konstellation endlich auch ein schweres Spiel zu gewinnen.
Hamburg hat in Berlin und Mannheim verloren, Kiel dort gesiegt. Und nicht
nur das: Die Art und Weise, in der Kiel zuletzt in Montpellier gewonnen hat,
lässt eine Mannschaft wachsen.
Ausblick
Gewinnen die Hamburger, wäre das ein riesiger Schritt nach vorne. Das
würde für so viel Selbstbewusstsein und Harmonie in den Abläufen sorgen, dass
sie wieder richtig in Fahrt kommen könnten. Ein Sieg wäre das Signal, dass
der THW doch schlagbar ist, und in Kiel würden Erinnerungen an die Spiele
wach, die in der vergangenen Saison verloren wurden. Verliert Hamburg,
hätte das aber auch Signalwirkung und würde aus Sicht der Kieler bedeuten:
Ihr könnt alle zu Hause bleiben, gegen uns ist diesmal nichts zu holen. Die
Meisterschaft wäre damit entschieden.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.12.2011)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - HSV Hamburg:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV- und Internet-Tips:
-
TV: Sport1:
So., ab 17.15 Uhr: THW Kiel - HSV Hamburg
live aus der Sparkassen-Arena in Kiel
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
So., ab 17.30 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - HSV Hamburg
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
-
Radio: NDR 2:
So., ab 17.30 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - HSV Hamburg
u.a. in der NDR 2 Bundesligashow; Reporter ist Thomas Koos
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.