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07./08.12.2011 - Letzte Aktualisierung: 08.12.2011 Bundesliga

30:0 Punkte: THW gewinnt heißes Derby in Flensburg

Filip Jicha mit zwölf Toren

Bundesliga, 18. Spieltag: 07.12.2011, Mi., 20.15: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 27:32 (12:14)
Update #3 KN-Bericht, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ...

Überragend: Filip Jicha erzielte zwölf Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Überragend: Filip Jicha erzielte zwölf Tore.
Angeführt von einem unglaublichen Filip Jicha und einem erneut starken Thierry Omeyer hat der THW Kiel seine Start-Serie auf 30:0 Punkte ausgebaut und auch ein heißes Jubiläums-Nordderby bei der SG Flensburg-Handewitt gewonnen. Jicha steuerte 12/4 Tore zum 32:27 (14:12)-Erfolg im 50. Bundesliga-Duell beider Mannschaften bei, Omeyer parierte 15 Würfe. Nach einem 3:0-Blitzstart der Flensburger ging der THW nach neun Minuten erstmals in Führung - und gab diese bis zum Schlusspfiff trotz erbitterter Gegenwehr der SG nicht mehr ab. Dabei ließen sich die Kieler auch nicht vom frühen Aus für Marcus Ahlm irritieren, der bereits in der 35. Minute nach dritter Zeitstrafe vom Platz musste. Die Entscheidung fiel erst in der Schlussphase, in der sich der THW endgültig absetzen konnte. Beim 30:25 durch Jicha in der 57. Minute feierten die schwarz-weißen Fans bereits den elften Derbysieg in Folge.
Papierschnipsel sorgten für eine mehrminütige Unterbrechung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Papierschnipsel sorgten für eine mehrminütige Unterbrechung.
Dass dieses 50. Landesderby in der Geschichte der TOYOTA Handball-Bundesliga ein intensives werden würde, spürten die Zuschauer und Spieler schon vor dem Anpfiff: Derby-Stimmung war sowohl bei den zahlreich mitgereisten THW- als auch bei den Heimfans spürbar. Dass Letztere nach dem 1:0 durch einen Gegenstoß von Svan Hansen für eine mehrminütige Spielunterbrechung sorgten, weil sie offenbar im Überschwang der Gefühle den Torraum ihres eigenen Keepers Mattias Andersson mit Papierschnipseln übersäten, war da nur eine Randnotiz.

Kieler Fehlstart
Erzielte vier Tore und narrte mehrfach die SG-Abwehr: Dominik Klein.
Klicken Sie zum Vergrößern! Erzielte vier Tore und narrte mehrfach die SG-Abwehr: Dominik Klein.
Auffällig war vielmehr die offensive Deckung, mit der die Flensburger den Kieler Rückraum aus dem Spiel nehmen wollten. Mit Erfolg: Die Kieler kamen nicht in die Partie, Ilic scheiterte mit einem Siebenmeter, Jicha und Kim Andersson aus dem Feld an Andersson. Michael Knudsen und Anders Eggert erhöhten auf 3:0, der Kieler Fehlstart war perfekt. Allerdings ließ sich der THW von diesem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Sechs Minuten und zehn Sekunden dauerte es, bis Daniel Narcisse mit einer feinen Einzelleistung den Kieler Torbann brach. Ganze 140 Sekunden später führte der THW erstmals: Omeyer parierte und schickte Narcisse, einen technischen Fehler von Mogensen nutzte Christian Sprenger zum Gegenstoß, kurz darauf wurde der Rechtsaußen in Überzahl perfekt bedient, ehe Kim Andersson erneut Sprenger auf die erfolgreiche Gegenstoß-Reise schickte: Einmal Narcisse, drei Mal Sprenger - aus dem 0:3 wurde ein 4:3 für den THW (9.).

Szilagyi belebt SG-Angriffsspiel
Dieser versuchte seinerseits den Spielaufbau der SG mit einer offensiven Deckung zu stören. Drei Tore von Jicha in Folge sorgten beim 8:5 (16.) für Ruhe auf den Rängen, die Omeyer mit seinen Paraden gegen die freien Eggert, Svan Hansen und Knudsen weiter verstummen ließ. Als Dominik Klein die aufgerückte SG-Abwehr mit seinem Ball prellenden Lauf von Linksaußen über die Mitte an den Kreis narrte und wuchtig zum 9:5 abschloss, schienen die Kieler die Partie endgültig in den Griff bekommen zu haben (18.). Ljubomir Vranjes reagierte mit der Auszeit und beorderte den ehemaligen Kieler Viktor Szilagyi für Mogensen in den bis dato völlig zur Bedeutungslosigkeit verurteilten Flensburger Rückraum. Mit dem Österreicher wurden die Nordlichter variabler und gefährlicher - und auch das Spiel mit zwei Kreisläufern stellte den THW vor Probleme. Bereits nach 21 Minuten führten diese zur zweiten Zeitstrafe für Marcus Ahlm. Schlimmer noch: In Überzahl verkürzten Eggert und Szilagyi (mit dem ersten Rückraum-Tor der Flensburger) auf 8:10 (23.). Kurz darauf sorgten Knudsen und Svan Hansen mit einem Gegenstoß endgültig für den Anschluss der Gastgeber: Beim 10:11 waren sie wieder in Reichweite.

Spannung bis zur Pause
Diesen Freiwurf von Holger Glandorf parierte Thierry Omeyer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Diesen Freiwurf von Holger Glandorf parierte Thierry Omeyer.
Das blieben sie auch. Als Gislason nach Kaufmanns 11:12 (27.) die grüne Karte auf den Kampfrichtertisch legte, sorgte zunächst Jicha mit einem Siebenmeter für die erneute Zwei-Tore-Führung, die Eggert ebenfalls mit einem Strafwurf postwendend beantwortete. Es folgte der zweite Geniestreich des emsigen Dominik Klein: Wieder kurvte er von seiner angestammten Position kommend die komplette Flensburger Abwehr, um dann wuchtig zum 14:12 abzuschließen. Den folgenden SG-Angriff stoppte die THW-Defensive. Holger Glandorf brachte den Freiwurf nach Ablauf der ersten 30 Minuten allerdings gefährlich auf das Tor, doch Omeyer verhinderte mit einem Reflex ein weiteres SG-Tor - mit einer hart erkämpften Zwei-Tore-Führung für den THW wurden die Seiten gewechselt.

Rot für Ahlm
Dritte Zeitstrafe: Nach 35 Minuten war das Spiel für Marcus Ahlm zu Ende.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dritte Zeitstrafe: Nach 35 Minuten war das Spiel für Marcus Ahlm zu Ende.
Ähnlich intensiv wie in die erste starteten beide Mannschaften auch in die zweite Halbzeit. Kein Zentimeter Raum wurde verschenkt, um jeden Ball gekämpft. Und auch wenn der THW immer wieder auf drei Tore davon ziehen konnte: Beruhigt zurücklehnen konnte sich auf der Kieler Bank niemand. Denn die SG schaffte immer wieder den Anschluss. Als Ahlm bereits nach 35 Minuten nach seiner dritten Zeitstrafe zum Duschen geschickt wurde, frohlockten die Heim-Fans. Im Ausscheiden des Kreisläufers sahen sie den Schlüssel zum ersten Derby-Sieg seit mehr als zwei Jahren. Doch die Kieler reagierten nur kurz irritiert: Jicha ging an den Kreis, Aron Palmarsson kam für den Rückraum, und weiter ging es. Auch, dass Christian Sprenger ausgewechselt werden musste, sorgte nicht für Unruhe auf der THW-Bank. Mit Christian Zeitz war Ersatz schnell gefunden, mit fünf gelernten Rückraumspielern auf der Platte starteten die Kieler das Unternehmen "30:0 Punkte" einfach neu.

THW kann sich zunächst nicht absetzen
Drei Treffer in fünf Minuten: Momir Ilic wurde zum Turm der Schlussphase.
Klicken Sie zum Vergrößern! Drei Treffer in fünf Minuten: Momir Ilic wurde zum Turm der Schlussphase.
Wie in Wellenbewegungen wogte die Partie hin und her: Die Kieler legten vor, die SG robbte sich wieder heran - den Ausgleich sollten die Flensburger dabei allerdings nie erreichen. Auch, weil Holger Glandorf erst mit zwei Pfostenschüssen Pech hatte, und diesem Pech dann noch zwei weitere Fahrkarten folgen ließ. Auch, weil Omeyer immer dann Glanztaten zeigte, wenn es nötig war. Und auch, weil Jicha und Narcisse im Verbund mit Palmarsson immer wieder individuelle Glanzpunkte oder feine Anspiele zeigten. Ein Doppelschlag von Eggert zum 18:19 (44.) ließ die Kieler endgültig hellwach werden. Kim Andersson hämmerte den Ball bei angezeigtem Zeitspiel an seinem Namensvetter vorbei zum 20:18 ins Netz, Jicha vollendete eine zweite Welle gekonnt mit einem Dreher vom Kreis zum 21:18 (46.). Im flotten Wechsel trafen nun sowohl die THW- als auch die SG-Schützen. Und als Jicha mit einem Strafwurf an Andersson scheiterte, schritt Ilic eben wieder an die Linie: Das 23:20 in der 50. Minute zeigte, dass sich der Drei-Tore-Vorsprung des THW langsam aber sich manifestierte.

Starker Schlussspurt
Starke Aktionen zeigte Daniel Narcisse zuhauf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Starke Aktionen zeigte Daniel Narcisse zuhauf.
Auch, weil den Gastgebern nun die Mittel fehlten, um die offensive Deckung ähnlich wirkungsvoll wie in der ersten Hälfte zu spielen. Zudem hatte Kaufmann mit einer ähnlichen Ladehemmung wie Glandorf zu kämpfen, und auch Szilagyi fand immer seltener eine Anspielstation. Eine Vorentscheidung fiel sieben Minuten vor Schluss: Erst ging Narcisse an seinen Gegenspielern vorbei und traf zum 25:22, dann klaute sich die Kieler Abwehr einen SG-Pass, und Jicha enteilte zum 26:22 - seinem zehnten Treffer. Vranjes versuchte alles, nahm eine Auszeit, und versuchte nun mit der offensiven Deckung gegen den mittleren und linken Rückraum die Kieler zu Fehlern zu zwingen - ohne Erfolg. Weil Zeitz mit einem gedankenschnellen Pass den frischen Ilic zum 28:24 (54.) bediente, weil Palmarsson wuchtig zum 29:25 (56.) traf, und Jicha den Sack mit seinen Toren elf und zwölf endgültig zumachte. Dass Omeyer dann noch Kubes mustergültig bediente, passte zu diesem perfekten Derby-Abend, den Mocsai mit seinem Tor zum 27:32 beschloss.

Sonntag das nächste Derby
Eine Jubeltraube nach dem Schlusspfiff wollen die Kieler auch am Sonntag bilden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Eine Jubeltraube nach dem Schlusspfiff wollen die Kieler auch am Sonntag bilden.
Natürlich war die Freude nach dem Sieg im Duell mit dem alten Rivalen von der nördlicheren Förde groß. Denn durch den Derby-Erfolg und die gleichzeitige 31:32-Niederlage des HSV Hamburg in Lübbecke baute der THW seinen Vorsprung auf die Konkurrenz auf fünf Minus-Punkte aus. Erster Verfolger sind nun die Füchse Berlin, die mit 28:25 gegen die TSV Hannover-Burgdorf gewannen. Viel Zeit, sich über das tolle Spiel in Flensburg zu freuen, bleibt den Kielern allerdings nicht. Ab sofort beginnt die Konzentration auf das nächste Schlagerspiel am kommenden Sonntag. In der Sparkassen-Arena zu Gast ist dann der HSV Hamburg, gegen den ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Titel gesetzt werden soll.

(Christian Robohm)

 

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Flensburg hat uns heute geärgert. Wegen der offensiven Abwehr und nach dem 0:3 mussten wir uns erst finden, wir hatten Probleme, ins Spiel zu kommen. Erst nach sechs Minuten haben wir das erste Tor geworfen, das sagt alles. Danach haben wir in der Abwehr und im Angriff gut gespielt, owohl die Partie erst in den letzten Minuten entschieden wurde. Deshalb habe ich auch die Auszeit drei Minuten vor Schluss genommen. Normalerweise tue ich das nicht, aber ich hatte Sorge, dass meine Jungs zu viel Blödsinn machen werden.

Engagiert wie immer: Trainer Alfred Gislason.
Klicken Sie zum Vergrößern! Engagiert wie immer: Trainer Alfred Gislason.
Dass der HSV in Lübbecke verloren hat, hat mir jemand eine Minute vor Schluss zugerufen. Ich habe mich kurz über das Ergebnis gewundert, dann aber sofort wieder meine Konzentration auf unser eigenes Spiel gelenkt. Der Unterschied zur Vorsaison ist, dass wir im vergangenen Jahr Anfang Dezember fünf verletzte Spieler und keinen einsatzbereiten Linkshänder hatten. Nun werden wir sehen, wie es weiter geht.

Jetzt werden wir uns vor allem aber erst einmal freuen. Ich habe starke Flensburger gesehen und ich bin stolz auf meine Mannschaft und glücklich, dass wir hier gewonnen haben. Filip hat überragend wie die gesamte Mannschaft gespielt, das heute war unser bestes Spiel seit Wochen. Und Filip hat uns dabei auf allen Positionen geholfen - auch am Kreis. Aber unsere Rückraumspieler wissen alle, was sie tun müssen.

In der Pause kam Marcus Ahlm auf mich zu und fragte, ob er wegen seiner zwei Zeitstrafen draußen bleiben solle. Ich habe ihn zur Seite genommen und ihm gesagt, dass er ruhig seine dritte Zeitstrafe bekommen könne. In den vergangenen Wochen haben wir ja schließlich auch ohne ihn gewonnen (lacht).

gegenüber den KN:
Ich habe die HSV-Niederlage kurz vor Schluss mitbekommen, aber ich konnte mich nicht freuen, war zu sehr mit meiner Mannschaft beschäftigt. Ich freue mich über unseren Sieg in Flensburg und die Tabelle, dass die Null immer noch dahinter bleibt.

SG-Trainer Ljubomir Vranjes:
Wir haben sehr gut gespielt und sind selbst schuld, dass wir uns dafür nicht belohnt haben. Wir haben zuviele technische Fehler gemacht, und die werden vom THW eben genutzt. Aber wir haben viel Leidenschaft gezeigt und haben eine gute Entwicklung.

gegenüber den KN:
Ich glaube, dass der THW nicht mehr zu stoppen ist, wenn sie alle gesund bleiben, werden sie den Titel holen.

THW-Linksaußen Dominik Klein:
Wir haben immer daran geglaubt, hier zu gewinnen. Wir haben unsere Stärke ausgespielt und unser Spiel aufgezogen.

Wir sind stolz, die Partie hier und heute gewonnen zu haben. Aber dies ist noch keine Vorentscheidung in der Meisterschaft. Wir schauen nur von Spiel zu Spiel und konzentrieren uns ab sofort auf die Partie gegen den HSV.

SG-Geschäftsführer Holger Kaiser:
Wenn wir die Hinrunden-Tabelle ansehen und damit das heutige, vorgezogene Spiel der Rückrunde rausrechnen, sind wir punktgleich mit dem HSV und nur einen Punkt schlechter als die Füchse. In dieser Mannschaft steckt viel Potenzial.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt gegenüber den KN:
Ich nehme die Glückwünsche zu meinem 56. Geburtstag natürlich gerne entgegen, aber gratuliere natürlich zuerst meiner Mannschaft. Dieser Sieg war sehr wichtig und wurde konzentriert herausgespielt.
Top-Torschütze Filip Jicha gegenüber den KN:
Nach so einem kampfbetonten Spiel kommen natürlich die Emotionen hoch. Nicht weil der HSV verloren hat, sondern weil wir in dieser hitzigen Derby-Atmosphäre immer klaren Kopf behalten haben. Ein Sieg in Flensburg passiert nicht alle Tage, das können wir genießen.
THW-Rückraumspieler Momir Ilic gegenüber den KN:
Wir haben alle eine konzentrierte Leistung gebracht und verdient gewonnen. Flensburg hat stark gekämpft, aber wir haben wieder große Qualität auf das Parkett gebracht.
THW-Linkshänder Kim Andersson gegenüber den KN:
Flensburg hat heute sehr gut gespielt und gekämpft, aber sie haben keine Spieler in ihren Reihen wie Jicha, Narcisse oder auch Palmarsson.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Wir denken jetzt nicht an die HSV-Niederlage, sondern freuen uns über diesen schönen Sieg im Derby.

18. Spieltag: 07.12.11, Mi., 20.15: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 27:32 (12:14)

Logo SG Flensburg-Handewitt:
Andersson (1.-60., 14 Paraden), Rasmussen (n.e.); Bastian (n.e.), Karlsson, Eggert (7/5), Glandorf (3), Mogensen (2), Svan Hansen (5), Djordjic, Mocsai (1), Heinl, Szilagyi (2), Kaufmann (3), Knudsen (4); Trainer: Vranjes
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 15 Paraden), Palicka (1 Siebenmeter, keine Parade); Andersson (3), Lundström (n.e.), Sprenger (3), Ahlm, Kubes (1), Reichmann, Zeitz, Palmarsson (1), Narcisse (5), Ilic (3/1), Klein (4), Jicha (12/4); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Lars Schaller / Sebastian Wutzler
Zeitstrafen:
SG: 5 (Glandorf (9.), Knudsen (20.), 2x Karlsson (24., 31.), Svan Hansen (36.));
THW: 5 (2x Jicha (4., 42.), 3x Ahlm (15., 21., 35.))
Rote Karte:
Kiel: Ahlm nach dritter Zeitstrafe (35.)
Siebenmeter:
THW: 7/5 (Andersson hält Ilic (2.) und Jicha (47.));
SG: 5/5
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0 (4.), 3:1 (7.), 3:5 (10.), 4:6, 5:6 (12.), 5:9 (18.), 6:10 (21.), 8:10, 8:11 (23.), 10:11 (25.), 11:12 (26.), 12:13 (29.), 12:14;
2. Hz.: 13:14, 13:16 (32.), 15:16 (35.), 15:18 (38.), 16:19 (42.), 18:19 (44.), 18:21 (46.), 19:22 (48.), 20:23, 22:25 (52.), 23:26 (53.), 25:28 (55.), 25:30 (57.), 26:32 (60.), 27:32 .
Zuschauer:
6.300 (ausverkauft) (Campushalle, Flensburg)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2011:

Sechs Punkte Vorsprung vor Gipfeltreffen mit dem HSV

Während sich der THW in Flensburg souverän durchsetzt, patzt der Meister in Lübbecke
Flensburg. Der THW Kiel hat gestern Abend, am 15. Spieltag der Handball-Bundesliga, doppelt gepunktet. Die "Zebras" gewannen in souveräner Manier das Derby bei der SG Flensburg mit 32:27 (14:12) und haben vor dem Gipfeltreffen am Sonntag gegen den HSV Hamburg nun sechs Punkte Vorsprung auf den amtierenden Meister, der in Lübbecke völlig unerwartet mit 31:32 verlor.

Die Campushalle hat sich in der Szene den Namen "Hölle Nord" verdient. Die Stehtribüne, auf der sich hunderte Fans drängeln, ist einmalig. Ein Hauch von Fußball. Von hier gehen die Emotionen aus. Aber nicht nur die. Als Lasse Svan Hansen nach 28 Sekunden das 1:0 erzielt hatte, flogen von hier Papierschnipsel und Kreppbänder in Vereinsfarben. Drei Wischerinnen, sieben Ordner und SG-Torhüter Mattias Andersson waren minutenlang damit beschäftigt, die Rutschgefahr zu beseitigen. Auch Dierk Schmäschke war herbei geeilt, um im Anzug den Müll aufzusammeln. Vor dem Anpfiff hatte der Geschäftsführer behauptet, allen Problem-Fans Hausverbot erteilt zu haben. Einige hatten sich aber doch unter das Volk gemischt.

Als das Derby fortgesetzt wurde, zeigte die "Hölle Nord", dass neben ein paar Teufelchen auch faire, ehrliche Gefühle hier ihre Heimat haben. Die meisten der 6300 Zuschauer in der erstmals in dieser Saison ausverkauften Arena hielt es nicht mehr auf den Sitzen, als ihre Mannschaft 3:0 (3.) führte. Sollte die Sensation gelingen? Der erste Derbysieg seit vier Jahren? Das Ende der einmaligen Kieler Erfolgsserie von nun 30:0 Punkten? Nein.

Umso heißer die Umgebungstemperaturen werden, umso kühler werden die Köpfe der "Zebras". Das war am Sonntag so, als der Rekordmeister die Festung in Montpellier stürmte. Das war diesmal nicht anders. In 16 endlosen Minuten warf das Team von Ljubomir Vranjes ("wir haben große Leidenschaft gezeigt") nur noch zwei Tore und die Gäste zogen auf 9:5 davon. Hätte Dominik Klein einen Konter gegen Andersson verwandelt, Kiel wäre auf fünf Tore enteilt. Das wäre wohl die Vorentscheidung gewesen. War es nicht.

Klein traf nicht zum 5:10, aber der flinke Linksaußen hatte seinen Anteil am Erfolg. Immer wieder kurvte der Nationalspieler im Stile eines Slalomläufers durch die offensive Deckung der Flensburger und brachte einen Hauch von Winter in die Hölle. Wenn es heiß wird, dann blüht auch stets Thierry Omeyer auf. Vielleicht wären die SG-Fans gut beraten gewesen, die Bemühungen ihrer Mannschaft schweigend zu verfolgen. Cooler. Vielleicht wäre der Franzose, der eine Haut aus Teflon besitzt, dann auch nicht zu einer solchen Form aufgelaufen. Hätte. Bärenstark auch sein eleganter Landsmann Daniel Narcisse, der mit zwei eiskalten Toren den 0:3-Rückstand abgeschmolzen hatte. Bärenstark auch Filip Jicha, der zwölfmal traf.

Die Hausherren steckten nie auf. Und als Marcus Ahlm in der 35. Minute das Feld nach seiner dritten Zeitstrafe räumen musste, hofften sie noch einmal. Kurz. Kiel deckte weiter mit Leidenschaft und Kopf, Omeyer wurde immer größer, und am Kreis passte einmal mehr Jicha in die großen Schuhe von Ahlm.

Es blieb heiß bis zur 57. Minute. Dann traf Jicha zum 25:30 und löschte das Feuer endgültig. Trotzdem: Diese SG, das wurde deutlich, hatte mit der, die zum Saisonauftakt in Kiel eine Lehrstunde (21:35) erhalten hatte, nicht mehr viel gemein. Aber das THW-Niveau erreichte sie trotzdem nicht. Aber damit befindet sie sich in namhafter Gesellschaft.

"Ich bin stolz auf meine Mannschaft", lobte THW-Trainer Alfred Gislason die Seinen. "Das war heute sehr schwer, hier zu gewinnen."

(von Reimer Plöhn und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2011)


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