Mit dem Titel des Europameisters kehrte die Jugend-Auswahl
des Deutschen Handballbundes von der EM in Österreich zurück.
Spiritus Rector dieses Erfolges war
Klaus-Dieter Petersen,
der diese Nachwuchsmannschaft vier Jahre aufbaute und formte.
Jetzt aber ist Schluss. Der ehemalige Nationalspieler und
neunmalige Deutsche Meister kehrt zu seinem alten Arbeitgeber
THW Kiel zurück, wird dort die A-Jugend übernehmen und parallel
dazu den Drittligisten TSV Altenholz trainieren. Aber auch dem
Verband bleibt er treu. Er soll wird die Arbeit mit der B-Jugend
übernehmen und so die nächste Generation des deutschen
Handball-Nachwuchses fördern. In einem ausführlichen Interview
sprach der 44 Jahre alte Coach über die EM und seine Zukunft.
- HBL:
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Es war ein toller Erfolg der DHB-Jugend, aber es war auch eine
dramatische Angelegenheit, bis der 30:29-Erfolg gegen Schweden
unter Dach und Fach war, oder?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Das war mit Verlängerung und allem äußerst aufregend. Aber am
Ende war der Sieg hart erarbeitet und vollauf verdient. Meine
Jungs wussten ja schon, wie sich das anfühlt, in die
Verlängerung zu müssen. Das hatten wir schon im Finale der
europäischen Jugend-Olympia-Veranstaltung im türkischen Trabzon
im vergangenen Jahr. Da haben wir allerdings gegen Dänemark verloren.
- HBL:
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Aber diesmal wurde kräftig gefeiert.
- Klaus-Dieter Petersen:
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Nicht so richtig. Wir haben nach dem gewonnenen Finale alle noch
gemeinsam gegessen und eine schöne Abschlussbesprechung gemacht.
Danach war für mich Schluss. Die Spieler sind dann natürlich noch
aufgebrochen und nach Bregenz gefahren, wo sie sich auch mit den
anderen Teams getroffen haben. Ich nehme an, dass da noch ordentlich
Party gemacht wurde.
- HBL:
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Viel Zeit blieb den jungen Leuten ja nicht mehr...
- Klaus-Dieter Petersen:
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Das stimmt! Direkt am Montag ging es mit dem Zug zurück in die Heimat.
Die Vereine der Klubs warteten ja bereits auf die Spieler, weil die
Vorbereitung auf die neue Saison bereits in vollem Gange ist.
- HBL:
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Gibt es einen oder mehrere Spieler in dieser Mannschaft, dem oder denen
Sie ohne Probleme den Sprung in die 1. Liga zutrauen?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Ohne Probleme traue ich das keinem zu. Aber diejenigen, die gelernt
haben, dass man für den Erfolg arbeiten muss und nie zufrieden sein
darf, die könnten es schaffen. Talentiert sind in dieser Mannschaft
viele. Ich möchte hier stellvertretend nur einige nennen, die das
Zeug haben, es zu packen. Dazu gehört sicher Jonas Maier von der
SG Kronau/Östringen, dazu zähle ich aber auch Marcel Engels vom
selben Klub, Christopher Rudeck von der SG Flensburg-Handewitt,
den Dormagener Simon Ernst oder Paul Drux von der SG Spandau/Füchse
Berlin. Aber jeder einzelne von ihnen - das gilt für alle Spieler
der Europameistermannschaft - wird den nächsten Schritt nur dann
tun, wenn das eigene Engagement stimmt, wenn er seinen Verein mit
Bedacht auswählt und sich nicht gleich langfristig bindet. Erst
einmal geht es auch darum, Erfahrungen zu sammeln.
- HBL:
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Die Jugend-Auswahl des DHB wird Europameister, die Junioren des
Verbandes gewannen im vergangenen Jahr die Weltmisterschaft.
Glauben Sie, dass diese Titel schon erste Ergebnisse der
Nachwuchsförderung der Liga sind?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Beide Titelgewinne fußen ganz sicher auf der Rahmentrainingskonzeption
des DHB. Doch genau so sicher ist auch die Liga mit ihrem
HBL-Jugendzertifikat, das von Jahr zu Jahr verbessert wird, ein
wichtiger Parameter für die so positive Entwicklung des Nachwuchses.
Die entscheidende Frage aber ist, ob wir dadurch die Höchstleistungen
eines Spielers einfach nur ein paar Jahre früher abrufen können oder
ob wir damit auch die Höchstleistung der jungen Spieler insgesamt
verbessern. Denn nur wenn die Höchstleistung sich steigert, verbessert
sich auch die Nationalmannschaft. Das wird sich erst noch zeigen
müssen. Dabei brauchen wir alle aber die Hilfe der Liga, die nun in
den Vereinen mit dem gut ausgebildeten Nachwuchs weiterarbeiten muss,
und das nach Möglichkeit auch noch mehrfach in der Woche individuell
zusätzlich.
- HBL:
-
Wie finden Sie denn generell das Enagement der Liga für den Nachwuchs
mit dem Jugendzertifikat, mit Leistungszentren oder mit dem Trainer-Symposium
und vielen anderen Dingen?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Ich finde das sehr gut, weil das der richtige Weg ist. Wir sitzen doch
alle in einem Boot und wünschen uns einen international erfolgreichen
deutschen Handball. Ich freue mich auch, dass die Vereine mitziehen und
genau diese Arbeit auch leisten wollen.
- HBL:
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Sie selbst werden nun den Drittligisten TSV Altenholz und die A-Jugend
des THW Kiel übernehmen. Bleiben Sie dem Verband auch noch erhalten?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ja, aber ich werde die Mannschaft, mit der ich die Europameisterschaft
gewonnen habe, nun an Christian Schwarzer (DHB-Jugendkoordinator und
Juniorencoach) weitergeben und selbst wieder einen Schritt zurückgehen
und die B-Jugend des Verbandes übernehmen.
- HBL:
-
Fällt Ihnen der Abschied von den Jungs nicht schwer?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Das war eine schöne Mannschaft, mit der ich gern gearbeitet habe. Aber
ich denke, dass es reicht, wenn ein Trainer vier Jahre mit den jungen
Leuten gearbeitet hat. Ich finde es besser, wenn sie auf diesem Wege ein
breites Ausbildungssystem kennenlernen.
- HBL:
-
Und jetzt geht es zurück nach Kiel?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Ich freue mich sehr darauf, wieder in Kiel zu leben und beim THW zu sein.
Das Projekt mit der A-Jugend, das der THW bereits vor fünf, sechs Jahren
angeschoben hat, ist reizvoll. Aber es ist nicht neu. Es hat immer schon
Jugendmannschaften beim THW gegeben, aber nie unter den Top ten. Und das
ist jetzt unser Ziel, auch wenn Nachwuchsarbeit nicht immer in erster Linie
ergebnisorientiert sein sollte. Wichtig ist, dass die Spieler die
bestmögliche Ausbildung erhalten. Und das gilt sowohl für den Verband
als auch für den Verein.
(Das Interview führte die HBL)