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26.09.2012 Fans / Bundesliga

ZEBRA: 19 Stunden für 60 Minuten

Aus dem offiziellen THW-Magazin "ZEBRA", von Sascha Klahn:

Die Fans des THW Kiel sind die reisefreudigsten der DKB Handball-Bundesliga. Egal, wo die "Zebras" um Punkte kämpfen, die schwarz-weißen Anhänger unterstützen sie auch bei den schwierigsten Auswärtsaufgaben. Dafür nehmen sie einiges auf sich: ZEBRA begleitete den Fanclub "Zebrasprotten" nach Berlin.
Es ist dunkel und frisch an diesem Sonntagmorgen. Die letzten Nachtschwärmer wandern auf mehr oder weniger sicheren Beinen nach Hause, und in den Bäckereien rund um den "Exer" brennt schon das Licht. Ansonsten wirkt Kiel wie ausgestorben. Kein Wunder: 5.30 Uhr ist nicht unbedingt die Zeit, an der man sonntags zum Spaziergang aufbricht. Lediglich rund um den ZOB gibt es Bewegung. Ein Jicha wandert Richtung Busbahnhof, ein Zeitz geht Arm in Arm mit Ahlm, und auch ein Jacobsen ist unterwegs. Natürlich sind das um diese nachtschlafende Zeit nicht die Spieler, sondern die Fans des THW Kiel, die sich für die Auswärtstour nach Berlin in ihren schwarz-weißen Dress geworfen haben, um so ihre Verbundenheit mit den "Zebras" zu zeigen.

Die Begrüßung fällt herzlich aus - man kennt sich von vielen gemeinsamen Touren mit den "Zebras". Und auch diejenigen, die "neu" sind, stehen nicht lange außen vor. Sie werden schnell aufgenommen in die Fan-Familie, die Gesprächsthemen machen das leicht: Natürlich wird viel über das anstehende Spitzenspiel in Berlin orakelt, und auch die ein oder andere Geschichte von legendären Auswärtstouren wird gerne erzählt. "Zebasprotten"-Tourenmanagerin Birgit überprüft die Mitfahrerliste. Mittendrin sind auch die beiden Busfahrer: Ahmet Oruc und Heino Klein. Sie gehören zur Auswärtstour der "Zebrasprotten" wie das Tippspiel kurz vor der Ankunft. Seit 2007 fährt Ahmet Oruc die Fans des THW Kiel, und mit der Zeit ist auch er ein Fan der Mannschaft geworden. Ganz selbstverständlich lenkt er im THW-Trikot und mit der Triple-Cap den Bus, den er gemeinsam mit Heino Klein - im "Zebrasprotten"-Hemd - am noch früheren Morgen auf "Zebrasprotten-Tour" getrimmt hat: In den Fenstern hängen THW-Fahnen, in der Frontscheibe zeigen die Provinzial-Titel-Nummernschilder, wer hier unterwegs ist.

Pünktlich um 6 Uhr setzt sich der Bus in Bewegung, Kaffee aus der Bordküche lässt auch die müdesten Zebra-Fans munter werden. Aus der Soundanlage erklingen die Lieder, die auch irgendwie zum Inventar gehören: Partymucke - erst leise, später lauter. Und immer wieder auch die THW-Evergreens. Mit "Sommartider" geht es auf die A 24, in Stolpe steht die erste Rast an. Die vornehmlich älteren Mitfahrer eines Reisebusses aus Nordfriesland beäugen die muntere, gut gelaunte Zebra-Fanherde, die sich mit dem Aufgehen der Sonne auf einen langen Tag eingestellt hat.

Dieser führt sie über den Berliner Ring mitten hinein ins Zentrum der Bundeshauptstadt: Am Gendarmenmarkt, dem wohl schönsten Platz Berlins, sorgen die vielen schwarz-weißen Trikots für Aufsehen. In Sichtweite der neuen Füchse-Geschäftsstelle wird ein Foto geschossen, kurz danach machen sich die THW-Fans auf eine kurze Erkundungstour durch die Stadt: Spreefahrt, Zoobesuch oder ein Bummel über die von Baustellen übersäte Prachtallee "Unter den Linden" mit anschließendem Foto am Brandenburger Tor stehen auf dem individuellen Programm, ehe es wieder gemeinsam zur Max-Schmeling-Halle geht. Dort treffen die "Zebrasprotten" auf die Mitglieder des Fanclubs "Schwarz-Weiß", die - traditionell - das Auswärtsspiel mit einer Drei-Tage-Tour verknüpft haben.

Auf dem Vorplatz der Halle regieren Schwarz und Weiß, und auch im Fuchsbau sind die gut 400 mitgereisten Anhänger des Rekordmeisters lautstark zu vernehmen. Die Unterstützung für die Mannschaft lässt die Stimme vieler rauer werden, und auch wenn am Ende "nur" ein Punkt beim Titel-Mitfavoriten herausspringt, ist die Stimmung bei der Abfahrt weiter gut. "Wir haben nicht verloren, also können wir auch ein wenig feiern." Dieser Meinung schließen sich viele an. Und doch finden diejenigen, die ein wenig Ruhe nach den aufregenden 60 Minuten benötigen, auch ein Plätzchen zum Schlafen.

Rund vier Stunden Fahrtzeit sind für die Rücktour eingeplant, es werden fünfeinhalb. Stau und stockender Verkehr direkt hinter Berlin bis zum Dreieck Wittstock/Dosse. Um 1.30 Uhr erreicht der Fanclub-Bus wieder die Welthauptstadt des Handballs. Diejenigen, die am nächsten Morgen zur Arbeit müssen, machen sich schnell auf den Weg nach Hause. Diejenigen, die sich einen Tag Urlaub genommen haben, halten noch kurz einen Abschiedsschnack. 19 Stunden hat die Tour gedauert. 19 Stunden für 60 Minuten Handball. Und trotz der Strapazen werden sich "Zebrasprotten" und "Schwarz-Weiß" auch beim nächsten Mal auf den Weg machen, wenn die "Zebras" ihre Unterstützung brauchen. Der THW Kiel ist eben eine Herzensangelegenheit.

(von Christian Robohm, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von Sascha Klahn)


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