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Aron Palmarsson übernahm viel
Verantwortung und erzielte fünf Treffer.
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Susanne Schauer |
Die unglaubliche nationale Siegesserie des THW Kiel ist
nach 501 Tagen und exakt 50 Pflichtspielerfolgen in
Serie gerissen. Am späten Sonntagnachmittag mussten
die "Zebras" im Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga
nach 60 intensiven Minuten in ein 26:26 (12:9)-Unentschieden
bei den Füchsen Berlin einwilligen. Beste Kieler Torschützen
in der mit 9.000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle
waren
Christian Zeitz mit sechs
und
Aron Palmarsson mit fünf
Treffern,
Thierry Omeyer überzeugte
mit 16 Paraden.
Am Ende mussten die Kieler, die fast die gesamte Spielzeit über
führten, aber einen 25:21-Vorsprung in den letzten sieben
Minuten nicht über die Zeit retten konnten, sogar noch um den
einen Punkt zittern: Nach einem Fehlpass von
Zeitz
auf
Palmarsson - beide mit starken
Leistungen in der zweiten Halbzeit - hatten die Gastgeber
in den Schlusssekunden sogar noch die Siegchance, doch der
Gegenstoßpass von Bult auf Kapitän Laen war einen Tick zu
weit.
Spiel ohne Lund und Ekberg
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Füchse-Spielmacher Bartlomiej Jaszka war über weite Strecken
abgemeldet.
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Susanne Schauer |
Alles war angerichtet für das Spitzenspiel, das Berliner
Publikum war heiß auf die Rekord-"Zebras" und wurde durch
die Ehrung der Jugend-Europameister Jaron Siewert und Paul
Drux auf das Spitzenspiel eingestimmt. Während Füchse-Trainer
Dagur Sigurdsson auf den ehemaligen Kieler
Börge Lund
verzichten musste, konnte
Alfred Gislason
erneut aus dem (Über-)Vollen schöpfen. So blieb für Neuzugang
Niclas Ekberg leider kein Platz
im schwarz-weißen Aufgebot.
Abwehrschlacht im ersten Durchgang
Der THW begann mit
Jicha,
Zeitz und
Palmarsson
im Rückraum,
Sprenger und
Sigurdsson
auf den Flügeln,
Marcus Ahlm am Kreis und
Thierry Omeyer im Tor. Die Füchse
setzten dem Rekordmeister eine 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen
Markus Richwien entgegen, der sich um die beiden Rechtshänder
im Rückraum, bevorzugt
Filip Jicha,
kümmerte. Die Kieler wiederum versuchten mit ihrer 3:2:1-Formation
mit dem vorgezogenen
Jicha, das
Aufbauspiel von Füchse-Regisseur Bartlomiej Jaszka im Keim zu ersticken.
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Rackerte unermüdlich, erkämpfte Siebenmeter und traf viermal
im ersten Durchgang: Marcus Ahlm.
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Susanne Schauer |
Beide Defensivreihen agierten im ersten Durchgang sehr erfolgreich,
es entwickelte sich eine wahre Abwehrschlacht, bei der die Kieler
nach der frühen Füchse-Führung durch Christophersen zum 1:0 und einen
Igropulo-Strafwurf zum 2:1 schnell das Kommando übernahmen.
Palmarsson und
Jicha
per Siebenmeter glichen aus, ehe
Omeyer
einen Christophersen-Wurf parierte und
Sprenger
zur ersten Kieler Führung auf die Reise schickte.
Ahlm
erhöhte nach feinem
Palmarsson-Anspiel gar
auf 4:2 (8.).
Palmarsson und Christophersen übernehmen Verantwortung
Beide Angriffsreihen hatten schnell ihren Protagonisten gefunden.
Bei den Füchsen war Sven-Sören Christophersen Dreh- und
Angelpunkt, weil Jaszka durch die THW-Deckung abgemeldet war und
Igropulo keine Bindung zum Spiel fand. Bei den "Zebras" sah es
ähnlich aus: Weil
Jicha von Richwien
aus dem Spiel genommen wurde,
Christian Zeitz
anfangs etwas zu übermotiviert schien und
Marko Vujin
sich keine Würfe nahm, lastete das Spiel auf den Schultern von
Spielmacher
Aron Palmarsson. Er und
Christophersen nahmen sich im ersten Durchgang viele Würfe, doch
beide konnten lediglich jeweils zwei Treffer erzielen. Dementsprechend
torarm verlief der erste Durchgang, den die Kieler aber auch nach
dem 4:4-Ausgleich der Berliner durch Laen und Christophersen (10.)
bestimmten.
Sprenger nach tollem Pass
Vujins,
Palmarsson
und
Ahlm im Nachwurf besorgten das 7:4 für
den THW.
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Der Vulkan Silvio Heinevetter brach mehrfach während der
Partie aus - und wurde von den Schiedsrichtern in der
28. Spielminute auf die Bank geschickt.
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Susanne Schauer |
Dieser zeigte vor allem in der Abwehr - egal ob in der 6:0-
oder der 3:2:1-Formation - seine Klasse und ließ sich auch nicht von
der frühen zweiten Zeitstrafe gegen
Filip Jicha
irritieren. Mit
Ilic,
Ahlm
und dem starken
Wiencek auf der Halbposition
rührten die "Zebras" auch weiterhin Zement an. Stark der Steal von
Wiencek, der
Sigurdsson
zum 8:6 auf die Reise schickte. Grandios auch die Achse
Zeitz/
Ahlm, die
nicht nur das 10:8 ermöglichte, sondern nach einem fulminant verwandelten
Wiencek-Gegenstoß zum 11:8 auch den
12:9-Pausenstand markierte.
Rasante zweite Halbzeit
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich plötzlich ein völlig anderes Spiel.
Gelangen den beiden Mannschaften im ersten Durchgang nur 21 Treffer,
so brauchten sie zur Verdopplung gerade einmal etwas mehr als 15
Spielminuten. Die Füchse wollten mit aller Macht schnellstmöglich
den Anschluss wieder herstellen, besonders Jaszka drehte nun auf
und setzte die ersten beiden Berliner Treffer. Doch der THW hatte
immer die postwendende Antwort parat,
Christian Zeitz
markierte seine ersten beiden Tore und
Palmarsson
konterte einen Christophersen-Treffer schnell zum 15:12 für die Gäste.
Dann wurde es hektisch: Ivan Nincevic raste per Gegenstoß auf
Thierry Omeyer zu und rasselte nach seinem
Wurf mit dem französischen Keeper zusammen. Die Schiedsrichter
Baumgart/Wild schickten letztlich
beide Streithähne für zwei Minuten auf die Bank - und der erhoffte
Treffer Nincevics zum 13:15 wurde wegen Übertretens nicht anerkannt.
Stattdessen nutzte der THW nun den Raum: Ein weiterer Treffer von
Palmarsson bedeutete das 16:12, und nach
einem Offensivfoul Jaszkas bediente
Palicka
Sprenger gar zum 17:12.
Mark Bult lässt Berlin hoffen
Die Kieler schienen die Partie angesichts des Fünf-Tore-Vorsprungs
nun im Griff zu haben, zumal
Palmarsson
nachlegte und
Ilic einen von
Toft Hansen erkämpften Strafwurf zum 19:14
verwandelte. Doch die Füchse gaben sich noch lange nicht auf, Jaszka
und Christophersen verkürzten auf 16:19.
Zeitz
gelang ein kurioses Tor zum 20:16, nachdem der Berliner Mittelblock
sein Kreisanspiel verhinderte, der Kieler Linkshänder aber den
Abpraller per Kempa verwandelte. Dennoch: Die Mitte der zweiten Halbzeit
gehörte nun den Berlinern. Die Max-Schmeling-Halle wurde erstmals seit
langer Zeit wieder lauter, als Mark Bult zum 18:20 und 20:22 traf.
Romero und Bult gleichen aus
Die Kieler behielten aber zunächst noch die Nerven:
Ilic verwandelte einen von
Narcisse
herausgeholten Siebenmeter zum 23:20, und nachdem die THW-Deckung
und der in dieser Phase unüberwindbare
Thierry Omeyer
sieben Minuten lang keinen Treffer zuließen, während
Zeitz
das Ergebnis mit einem schönen Wackler auf 24:20 hochschraubte, war der
THW wieder auf Kurs. Dagur Sigurdsson hatte mittlerweile eine Angriffsvariante
mit zwei Kreisläufern probiert, wenig später brachte er Iker Romero
in die Partie. Dieser Schachzug funktionierte, der Spanier traf zum 21:24.
Doch auch nachdem erneut
Zeitz eine seiner berüchtigten
"Fackeln" im rechten Winkel zum 25:21 einschlagen ließ, gaben sich die Berliner
nicht geschlagen. Laen verkürzte, und nach einem
Ilic-Fehlpass
gelang Romero gar das 23:25, Mark Bult per Strafwurf der Anschlusstreffer zum 24:25.
Zeitz versuchte es erneut, doch sein Hüftwurf wurde
von Heinevetter pariert. Als Laen dann einen Siebenmeter erkämpfte und
Bult diesen erneut zum 25:25 verwandelte, war der erste Ausgleich seit dem
4:4 perfekt.
Zeitz und Jaszka zum Endstand
Filip Jicha versuchte es nun mit der
Brechstange, doch auch er scheiterte am in der Schlussphase starken
Heinevetter. Dann rührte die Kieler Deckung Beton an und erzwang, dass die
Schiedsrichter mit Zeitspiel drohten. Doch trotz eines Abspielfehlers und
eines geblockten Passes durfte Jaszka noch einen Wurf setzen, der aber
über das Tor flog. Auf Seiten des THW übernahm nun
Palmarsson
Verantwortung, auch sein Wurf wurde allerdings von Heinevetter pariert. Der
Abpraller jedoch landete bei
Sigurdsson,
der gedankenschnell auf
Zeitz passte,
welcher wiederum zum 26:25 einnetzte und dabei unliebsame Bekanntschaft
mit Heinevetters Bein machte.
Noch war eine Minute zu spielen. Jaszka nahm sich bereits 15 Sekunden
später ein Herz und traf per Schlagwurf zum Endstand, weil die Kieler
in ihrem letzten Angriff nicht mehr zum erhofften Abschluss kamen.
Neun Tage Länderspielpause
Nach 40 Bundesligasiegen in Folge hat es den THW Kiel also mal
wieder erwischt - mit 7:1 Punkten aus vier Spielen sind sie aber
noch immer ungeschlagen und befinden sich in der Spitzengruppe
der DKB Handball-Bundesliga. Einzig die Rhein-Neckar Löwen,
Spitzenreiter mit 10:0 Zählern, sind noch verlustpunktfrei.
Die Liga ruht nun erst einmal für neun Tage, in denen
Länderspiele - unter anderem testet die deutsche Auswahl am
kommenden Wochenende zweimal gegen Serbien - stattfinden.
Am Dienstag, den 25. September erwarten die Kieler dann den
SC Magdeburg in der Sparkassen-Arena-Kiel, um eine neue
Siegesserie einzuläuten.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht und
die Nachbetrachtung aus den Kieler Nachrichten.
Man hat beiden Mannschaften angesehen, dass sie nicht komplett
eingespielt sind. Das 26:26 ist vielleicht gegen einen
Mitfavoriten auf den Titel ein schönes Ergebnis, aber ich
bin trotzdem sehr unzufrieden, dass wir es nicht geschafft
haben, die vier Tore Vorsprung in zwei Punkte umzuwandeln.
Zum Wohle des Handballs ist es aber auch aus meiner Sicht
gut, dass wir vielleicht mal einen Punkt liegen gelassen haben.
Aber ich hatte schon im Sommer gesagt, dass dies eine ganz
andere Saison werden würde. Wir haben noch sehr viel Arbeit
vor uns, um die Leichtigkeit und Eingespieltheit vom letzten
Jahr zu erreichen.
Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson:
Ich bin froh, dass meine Jungs für einen tollen Kampf belohnt
wurden und dass wir immer noch an uns glauben. Man hat gemerkt,
dass die beiden Mannschaften nicht so im Schwung sind wie zum Ende
der letzten Saison - das ist aber ganz normal bei zwei neuen Leuten
in der Startformation. Vielleicht war auch der Knackpunkt, dass die
Umstellung auf zwei Kreisläufer funktionierte. Kiel war heute
zwar auch ein Stück besser gespielt, aber wir waren im richtigen
Moment da und haben den Punkt geholt.
Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning:
Ich hatte nach dem Spiel gegen Melsungen große Bedenken. Obwohl
wir nicht so viele Olympia-Fahrer hatten wie der THW Kiel, war
die Vorbereitung und die Saisonleistung bisher sehr schwankend.
Ich war sehr interessiert, was heute hier passiert, ob die
Herangehensweise von Dagur und mir, wenig Reizpunkte und auf
Kontinuität zu setzen, der richtige Weg ist. Die Mannschaft hat
heute eindrucksvoll bewiesen, dass die Entscheidung richtig war.
Füchse-Linkshänder Mark Bult:
[Frage: Sie haben heute Historisches geleistet, der THW hat nicht gewonnen...]
Das freut uns natürlich sehr. Gegen Kiel ist es immer schwer,
aber wir haben unglaublich gekämpft und hatten am Ende sogar
die Chance auf den Sieg, aber das Unentschieden ist verdient.
[In der Woche gab es vom Trainer Kritik an Ihnen...]
Das ist natürlich nicht schön, aber man muss immer kämpfen und
ich hoffe, ich habe heute meine Chance genutzt.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Jeder bekommt das Ergebnis, das er verdient.
Ich bin sehr unzufrieden, ein Unentschieden
ist für uns immer ein verlorener Punkt.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber den KN:
[zu den Schiedsrichtern:]
Ich finde es richtig, dass junge Leute gefördert
werden. Aber in einem solchen Spitzenspiel pfeifen
zu dürfen, in dem beide Mannschaften sehr schnellen
und intensiven Handball spielen, müssten sich
Schiedsrichter erst einmal verdienen. Da würde
ich mir mehr Professionalität wünschen, schließlich
geht es für beide Vereine auch um viel Geld.
- Füchse Berlin:
-
Heinevetter (1.-28., 30.-45., 54.-60., 13 Paraden),
Stochl (28.-30., 45.-54., 2 Paraden);
Löffler (1),
Laen (2),
Spoljaric,
Richwien (1),
Pevnov (2),
Romero (3),
Bult (6/3),
Sellin (n.e.),
Jaszka (5),
Nincevic,
Igropulo (1/1),
Christophersen (5);
Trainer: Sigurdsson
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-36., 38.-60., 16 Paraden),
Palicka (36.-38., keine Parade);
Toft Hansen,
Sigurdsson (2),
Sprenger (2),
Ahlm (4),
Wiencek (1),
Zeitz (6),
Palmarsson (5),
Narcisse,
Ilic (3/2),
Klein (n.e.),
Jicha (2/1),
Vujin (1/1);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Fabian Baumgart / Sascha Wild
- Zeitstrafen:
-
Berlin: 3 (Igropulo (11.), Heinevetter (28.), Nincevic (36.));
THW: 3 (2x Jicha (12., 18.),
Omeyer (36.))
- Siebenmeter:
-
Berlin: 4/4;
THW: 6/4 (Jicha vorbei (9.),
Vujin an die Latte (27.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1 (3.), 2:4 (8.), 4:4, 4:7 (16.),
6:7, 6:8, 7:8, 7:9 (23.), 8:9, 8:11 (29.), 9:11, 9:12;
2. Hz.: 10:12, 10:13, 11:13, 11:14, 12:14 (34.), 12:17 (37.),
13:17, 13:18, 14:18, 14:19, 16:19 (43.), 16:20, 18:20,
18:21, 19:21, 19:22, 20:22 (46.), 20:24, 21:24, 21:25 (54.),
25:25 (57.), 25:26, 26:26.
- Zuschauer:
-
9.000 (ausverkauft) (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.09.2012:
26:26 war ein "gefühlter Sieg"
Füchse Berlin feierten nach Remis gegen den THW Karneval - Meister gab klare Führungen noch aus der Hand
Berlin. Es ist geschehen. Wenn auch nicht zur Gänze.
In der Max-Schmeling-Halle gab Handballmeister
THW Kiel gestern Abend in einem dramatischen Spitzenspiel
einen Punkt gegen die Füchse Berlin (26:26/9:12) ab.
Den ersten nach 40 Bundesliga-Siegen in Serie. Den
ersten nach 500 Tagen.
Was sich im Anschluss an das 26. Tor der Berliner, erzielt
von Bartlomiej Jaszka 42 Sekunden vor dem Abpfiff, im
Fuchsbau abspielte, war bizarr. Der Hallensprecher, dessen
Vorfahren auf dem Hamburger Fischmarkt tätig gewesen sein
müssen, puschte das Gros der 9000 Zuschauer in der
ausverkauften Arena mit Ansagen, deren Dezibelbereiche
jenseits der Verträglichkeitsgrenze lagen. Als die völlig
überforderten Schiedsrichter
Fabian Baumgart und Sascha Wild
das intensive Ringen abpfiffen, lagen sich die Füchse in den
Armen. Sie tanzten im Kreis, ließen sich von den Fans feiern,
aus den Boxen dröhnte in Konzertlautstärke "So sehen Sieger
aus" und "Oh, wie ist das schön". Hymnen, die in der Regel
erst im Erfolgsfall abgespielt werden. Doch in Berlin, das war
zu spüren, war dieser Punkt ein "gefühlter Sieg", wie
Füchse-Manager Bob Hanning die Gemütslage im Verein in zwei
Worte bündelte. Auch Linksaußen Ivan Nincevic jubelte: "Wir
haben gegen eine Mannschaft gespielt, die in der vergangenen
Saison Unglaubliches geleistet hat. Und jetzt? Jetzt hat sie
schon am vierten Spieltag den ersten Punkt verloren."
Im Hallenheft hatte Torhüter Silvio Heinevetter neben
einem Zebrafall posiert, ein Sponsor durfte eine Anzeige
schalten, die einen an der Wand hängenden Zebrakopf zeigte.
Darunter stand "16.9.2012". Das Datum, an dem die Berliner
die bis dato eindrucksvollste Serie im deutschen Profi-Handball
beenden wollten. Historisch werden wollten.
Doch acht Minuten vor dem Ende deutete wenig darauf hin,
dass dies tatsächlich passieren würde. Die Kieler hatten
souverän begonnen, standen sattelfest in der Abwehr und
hatten in Thierry Omeyer
einen verlässlichen Torhüter. Trainer
Alfred Gislason hatte
Rechtsaußen Niclas Ekberg,
den 15. Mann, auf die Tribüne gesetzt und zunächst auch
auf Neuzugang Marko Vujin
verzichtet. Der Serbe kam im späteren Spielverlauf für
einige Minuten, doch es war zu spüren, dass für ihn ein
Gegner mit dem Format der Berliner noch zu früh kommt.
Allerdings - Vujin wurde nicht
vermisst, schließlich spielte Christian Zeitz
eine gute Partie. Zwar hatte der Linkshänder in der ersten
Halbzeit mit seinen Würfen Pech, doch die Anspiele auf Kreisläufer
Marcus Ahlm waren großartig. Nach der
Pause traf Zeitz wie er wollte und
hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Kieler im 15. Duell
mit den Füchsen lange Zeit auf den 14. Sieg zusteuerten.
Doch in den letzten Minuten verließ die "Zebras" die
Präzision im Angriff und die Berliner setzten ihrer bis dato
sattelfesten Deckung nun mit zwei Kreisläufern zu. "Das hat
in der gesamten Vorbereitung überhaupt nicht funktioniert",
sagte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson. "Umso mehr freue ich
mich, dass es heute geklappt hat." Der Vorsprung der Kieler
schmolz, auch weil die Unparteiischen nun völlig den Faden
verloren. So ließen sie es beispielsweise zu, dass Jaska in
den hitzigen Schlussminuten einen Fehlpass in der eigenen
Hälfte einsammeln durfte, obwohl längst Zeitspiel angezeigt
war. "Sie waren völlig überfordert", ärgerte sich auch
Gislason, der dem jungen Gespann
Fabian Baumgart/Sascha Wild
(30/33) allerdings nicht die alleinige Schuld an dem
Punktverlust geben wollte.
In der Pressekonferenz nach dem Spiel hatte er seine Emotionen
wieder im Griff und Zeit für ein Späßchen. "Wir haben hier zum
Wohle des Handballs einen Punkt abgegeben." Ihm war nicht verborgen
geblieben, wie sehnsüchtig die Konkurrenz darauf gewartet hatte,
dass dieser THW endlich einmal menschliche Züge zeigen würde.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.09.2012)