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16./17.09.2012 - Letzte Aktualisierung: 17.09.2012 Bundesliga

26:26 - Kieler Siegesserie endet in Berlin

Bundesliga, 5. Spieltag: 16.09.2012, So., 17.30: Füchse Berlin - THW Kiel: 26:26 (9:12)
Update #3 KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Aron Palmarsson übernahm viel Verantwortung und erzielte fünf Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson übernahm viel Verantwortung und erzielte fünf Treffer.
Die unglaubliche nationale Siegesserie des THW Kiel ist nach 501 Tagen und exakt 50 Pflichtspielerfolgen in Serie gerissen. Am späten Sonntagnachmittag mussten die "Zebras" im Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga nach 60 intensiven Minuten in ein 26:26 (12:9)-Unentschieden bei den Füchsen Berlin einwilligen. Beste Kieler Torschützen in der mit 9.000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle waren Christian Zeitz mit sechs und Aron Palmarsson mit fünf Treffern, Thierry Omeyer überzeugte mit 16 Paraden.
Am Ende mussten die Kieler, die fast die gesamte Spielzeit über führten, aber einen 25:21-Vorsprung in den letzten sieben Minuten nicht über die Zeit retten konnten, sogar noch um den einen Punkt zittern: Nach einem Fehlpass von Zeitz auf Palmarsson - beide mit starken Leistungen in der zweiten Halbzeit - hatten die Gastgeber in den Schlusssekunden sogar noch die Siegchance, doch der Gegenstoßpass von Bult auf Kapitän Laen war einen Tick zu weit.
Spiel ohne Lund und Ekberg
Füchse-Spielmacher Bartlomiej Jaszka war über weite Strecken abgemeldet.
Klicken Sie zum Vergrößern! Füchse-Spielmacher Bartlomiej Jaszka war über weite Strecken abgemeldet.
Alles war angerichtet für das Spitzenspiel, das Berliner Publikum war heiß auf die Rekord-"Zebras" und wurde durch die Ehrung der Jugend-Europameister Jaron Siewert und Paul Drux auf das Spitzenspiel eingestimmt. Während Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson auf den ehemaligen Kieler Börge Lund verzichten musste, konnte Alfred Gislason erneut aus dem (Über-)Vollen schöpfen. So blieb für Neuzugang Niclas Ekberg leider kein Platz im schwarz-weißen Aufgebot.
Abwehrschlacht im ersten Durchgang
Der THW begann mit Jicha, Zeitz und Palmarsson im Rückraum, Sprenger und Sigurdsson auf den Flügeln, Marcus Ahlm am Kreis und Thierry Omeyer im Tor. Die Füchse setzten dem Rekordmeister eine 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen Markus Richwien entgegen, der sich um die beiden Rechtshänder im Rückraum, bevorzugt Filip Jicha, kümmerte. Die Kieler wiederum versuchten mit ihrer 3:2:1-Formation mit dem vorgezogenen Jicha, das Aufbauspiel von Füchse-Regisseur Bartlomiej Jaszka im Keim zu ersticken.

Rackerte unermüdlich, erkämpfte Siebenmeter und traf viermal im ersten Durchgang: Marcus Ahlm.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rackerte unermüdlich, erkämpfte Siebenmeter und traf viermal im ersten Durchgang: Marcus Ahlm.
Beide Defensivreihen agierten im ersten Durchgang sehr erfolgreich, es entwickelte sich eine wahre Abwehrschlacht, bei der die Kieler nach der frühen Füchse-Führung durch Christophersen zum 1:0 und einen Igropulo-Strafwurf zum 2:1 schnell das Kommando übernahmen. Palmarsson und Jicha per Siebenmeter glichen aus, ehe Omeyer einen Christophersen-Wurf parierte und Sprenger zur ersten Kieler Führung auf die Reise schickte. Ahlm erhöhte nach feinem Palmarsson-Anspiel gar auf 4:2 (8.).

Palmarsson und Christophersen übernehmen Verantwortung
Beide Angriffsreihen hatten schnell ihren Protagonisten gefunden. Bei den Füchsen war Sven-Sören Christophersen Dreh- und Angelpunkt, weil Jaszka durch die THW-Deckung abgemeldet war und Igropulo keine Bindung zum Spiel fand. Bei den "Zebras" sah es ähnlich aus: Weil Jicha von Richwien aus dem Spiel genommen wurde, Christian Zeitz anfangs etwas zu übermotiviert schien und Marko Vujin sich keine Würfe nahm, lastete das Spiel auf den Schultern von Spielmacher Aron Palmarsson. Er und Christophersen nahmen sich im ersten Durchgang viele Würfe, doch beide konnten lediglich jeweils zwei Treffer erzielen. Dementsprechend torarm verlief der erste Durchgang, den die Kieler aber auch nach dem 4:4-Ausgleich der Berliner durch Laen und Christophersen (10.) bestimmten. Sprenger nach tollem Pass Vujins, Palmarsson und Ahlm im Nachwurf besorgten das 7:4 für den THW.

Der Vulkan Silvio Heinevetter brach mehrfach während der  Partie aus - und wurde von den Schiedsrichtern in der 28. Spielminute auf die Bank geschickt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der Vulkan Silvio Heinevetter brach mehrfach während der Partie aus - und wurde von den Schiedsrichtern in der 28. Spielminute auf die Bank geschickt.
Dieser zeigte vor allem in der Abwehr - egal ob in der 6:0- oder der 3:2:1-Formation - seine Klasse und ließ sich auch nicht von der frühen zweiten Zeitstrafe gegen Filip Jicha irritieren. Mit Ilic, Ahlm und dem starken Wiencek auf der Halbposition rührten die "Zebras" auch weiterhin Zement an. Stark der Steal von Wiencek, der Sigurdsson zum 8:6 auf die Reise schickte. Grandios auch die Achse Zeitz/Ahlm, die nicht nur das 10:8 ermöglichte, sondern nach einem fulminant verwandelten Wiencek-Gegenstoß zum 11:8 auch den 12:9-Pausenstand markierte.

Rasante zweite Halbzeit
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich plötzlich ein völlig anderes Spiel. Gelangen den beiden Mannschaften im ersten Durchgang nur 21 Treffer, so brauchten sie zur Verdopplung gerade einmal etwas mehr als 15 Spielminuten. Die Füchse wollten mit aller Macht schnellstmöglich den Anschluss wieder herstellen, besonders Jaszka drehte nun auf und setzte die ersten beiden Berliner Treffer. Doch der THW hatte immer die postwendende Antwort parat, Christian Zeitz markierte seine ersten beiden Tore und Palmarsson konterte einen Christophersen-Treffer schnell zum 15:12 für die Gäste. Dann wurde es hektisch: Ivan Nincevic raste per Gegenstoß auf Thierry Omeyer zu und rasselte nach seinem Wurf mit dem französischen Keeper zusammen. Die Schiedsrichter Baumgart/Wild schickten letztlich beide Streithähne für zwei Minuten auf die Bank - und der erhoffte Treffer Nincevics zum 13:15 wurde wegen Übertretens nicht anerkannt. Stattdessen nutzte der THW nun den Raum: Ein weiterer Treffer von Palmarsson bedeutete das 16:12, und nach einem Offensivfoul Jaszkas bediente Palicka Sprenger gar zum 17:12.
Mark Bult lässt Berlin hoffen
Die Protagonisten im Kieler Angriffsspiel: Christian Zeitz und Aron Palmarsson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Protagonisten im Kieler Angriffsspiel: Christian Zeitz und Aron Palmarsson.
Die Kieler schienen die Partie angesichts des Fünf-Tore-Vorsprungs nun im Griff zu haben, zumal Palmarsson nachlegte und Ilic einen von Toft Hansen erkämpften Strafwurf zum 19:14 verwandelte. Doch die Füchse gaben sich noch lange nicht auf, Jaszka und Christophersen verkürzten auf 16:19. Zeitz gelang ein kurioses Tor zum 20:16, nachdem der Berliner Mittelblock sein Kreisanspiel verhinderte, der Kieler Linkshänder aber den Abpraller per Kempa verwandelte. Dennoch: Die Mitte der zweiten Halbzeit gehörte nun den Berlinern. Die Max-Schmeling-Halle wurde erstmals seit langer Zeit wieder lauter, als Mark Bult zum 18:20 und 20:22 traf.
Romero und Bult gleichen aus
Die Kieler behielten aber zunächst noch die Nerven: Ilic verwandelte einen von Narcisse herausgeholten Siebenmeter zum 23:20, und nachdem die THW-Deckung und der in dieser Phase unüberwindbare Thierry Omeyer sieben Minuten lang keinen Treffer zuließen, während Zeitz das Ergebnis mit einem schönen Wackler auf 24:20 hochschraubte, war der THW wieder auf Kurs. Dagur Sigurdsson hatte mittlerweile eine Angriffsvariante mit zwei Kreisläufern probiert, wenig später brachte er Iker Romero in die Partie. Dieser Schachzug funktionierte, der Spanier traf zum 21:24. Doch auch nachdem erneut Zeitz eine seiner berüchtigten "Fackeln" im rechten Winkel zum 25:21 einschlagen ließ, gaben sich die Berliner nicht geschlagen. Laen verkürzte, und nach einem Ilic-Fehlpass gelang Romero gar das 23:25, Mark Bult per Strafwurf der Anschlusstreffer zum 24:25. Zeitz versuchte es erneut, doch sein Hüftwurf wurde von Heinevetter pariert. Als Laen dann einen Siebenmeter erkämpfte und Bult diesen erneut zum 25:25 verwandelte, war der erste Ausgleich seit dem 4:4 perfekt.
Zeitz und Jaszka zum Endstand
Christian Zeitz markiert den letzten Kieler Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz markiert den letzten Kieler Treffer.
Filip Jicha versuchte es nun mit der Brechstange, doch auch er scheiterte am in der Schlussphase starken Heinevetter. Dann rührte die Kieler Deckung Beton an und erzwang, dass die Schiedsrichter mit Zeitspiel drohten. Doch trotz eines Abspielfehlers und eines geblockten Passes durfte Jaszka noch einen Wurf setzen, der aber über das Tor flog. Auf Seiten des THW übernahm nun Palmarsson Verantwortung, auch sein Wurf wurde allerdings von Heinevetter pariert. Der Abpraller jedoch landete bei Sigurdsson, der gedankenschnell auf Zeitz passte, welcher wiederum zum 26:25 einnetzte und dabei unliebsame Bekanntschaft mit Heinevetters Bein machte.

Noch war eine Minute zu spielen. Jaszka nahm sich bereits 15 Sekunden später ein Herz und traf per Schlagwurf zum Endstand, weil die Kieler in ihrem letzten Angriff nicht mehr zum erhofften Abschluss kamen.

Neun Tage Länderspielpause
Nach 40 Bundesligasiegen in Folge hat es den THW Kiel also mal wieder erwischt - mit 7:1 Punkten aus vier Spielen sind sie aber noch immer ungeschlagen und befinden sich in der Spitzengruppe der DKB Handball-Bundesliga. Einzig die Rhein-Neckar Löwen, Spitzenreiter mit 10:0 Zählern, sind noch verlustpunktfrei. Die Liga ruht nun erst einmal für neun Tage, in denen Länderspiele - unter anderem testet die deutsche Auswahl am kommenden Wochenende zweimal gegen Serbien - stattfinden. Am Dienstag, den 25. September erwarten die Kieler dann den SC Magdeburg in der Sparkassen-Arena-Kiel, um eine neue Siegesserie einzuläuten.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht und die Nachbetrachtung aus den Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Man hat beiden Mannschaften angesehen, dass sie nicht komplett eingespielt sind. Das 26:26 ist vielleicht gegen einen Mitfavoriten auf den Titel ein schönes Ergebnis, aber ich bin trotzdem sehr unzufrieden, dass wir es nicht geschafft haben, die vier Tore Vorsprung in zwei Punkte umzuwandeln. Zum Wohle des Handballs ist es aber auch aus meiner Sicht gut, dass wir vielleicht mal einen Punkt liegen gelassen haben. Aber ich hatte schon im Sommer gesagt, dass dies eine ganz andere Saison werden würde. Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns, um die Leichtigkeit und Eingespieltheit vom letzten Jahr zu erreichen.
Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson:
Ich bin froh, dass meine Jungs für einen tollen Kampf belohnt wurden und dass wir immer noch an uns glauben. Man hat gemerkt, dass die beiden Mannschaften nicht so im Schwung sind wie zum Ende der letzten Saison - das ist aber ganz normal bei zwei neuen Leuten in der Startformation. Vielleicht war auch der Knackpunkt, dass die Umstellung auf zwei Kreisläufer funktionierte. Kiel war heute zwar auch ein Stück besser gespielt, aber wir waren im richtigen Moment da und haben den Punkt geholt.
Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning:
Ich hatte nach dem Spiel gegen Melsungen große Bedenken. Obwohl wir nicht so viele Olympia-Fahrer hatten wie der THW Kiel, war die Vorbereitung und die Saisonleistung bisher sehr schwankend. Ich war sehr interessiert, was heute hier passiert, ob die Herangehensweise von Dagur und mir, wenig Reizpunkte und auf Kontinuität zu setzen, der richtige Weg ist. Die Mannschaft hat heute eindrucksvoll bewiesen, dass die Entscheidung richtig war.
Füchse-Linkshänder Mark Bult:
[Frage: Sie haben heute Historisches geleistet, der THW hat nicht gewonnen...]
Das freut uns natürlich sehr. Gegen Kiel ist es immer schwer, aber wir haben unglaublich gekämpft und hatten am Ende sogar die Chance auf den Sieg, aber das Unentschieden ist verdient.

[In der Woche gab es vom Trainer Kritik an Ihnen...]
Das ist natürlich nicht schön, aber man muss immer kämpfen und ich hoffe, ich habe heute meine Chance genutzt.

THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Jeder bekommt das Ergebnis, das er verdient. Ich bin sehr unzufrieden, ein Unentschieden ist für uns immer ein verlorener Punkt.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber den KN:
[zu den Schiedsrichtern:]
Ich finde es richtig, dass junge Leute gefördert werden. Aber in einem solchen Spitzenspiel pfeifen zu dürfen, in dem beide Mannschaften sehr schnellen und intensiven Handball spielen, müssten sich Schiedsrichter erst einmal verdienen. Da würde ich mir mehr Professionalität wünschen, schließlich geht es für beide Vereine auch um viel Geld.

5. Spieltag: 16.09.12, So., 17.30: Füchse Berlin - THW Kiel: 26:26 (9:12)

Logo Füchse Berlin:
Heinevetter (1.-28., 30.-45., 54.-60., 13 Paraden), Stochl (28.-30., 45.-54., 2 Paraden); Löffler (1), Laen (2), Spoljaric, Richwien (1), Pevnov (2), Romero (3), Bult (6/3), Sellin (n.e.), Jaszka (5), Nincevic, Igropulo (1/1), Christophersen (5); Trainer: Sigurdsson
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-36., 38.-60., 16 Paraden), Palicka (36.-38., keine Parade); Toft Hansen, Sigurdsson (2), Sprenger (2), Ahlm (4), Wiencek (1), Zeitz (6), Palmarsson (5), Narcisse, Ilic (3/2), Klein (n.e.), Jicha (2/1), Vujin (1/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Fabian Baumgart / Sascha Wild
Zeitstrafen:
Berlin: 3 (Igropulo (11.), Heinevetter (28.), Nincevic (36.));
THW: 3 (2x Jicha (12., 18.), Omeyer (36.))
Siebenmeter:
Berlin: 4/4;
THW: 6/4 (Jicha vorbei (9.), Vujin an die Latte (27.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1 (3.), 2:4 (8.), 4:4, 4:7 (16.), 6:7, 6:8, 7:8, 7:9 (23.), 8:9, 8:11 (29.), 9:11, 9:12;
2. Hz.: 10:12, 10:13, 11:13, 11:14, 12:14 (34.), 12:17 (37.), 13:17, 13:18, 14:18, 14:19, 16:19 (43.), 16:20, 18:20, 18:21, 19:21, 19:22, 20:22 (46.), 20:24, 21:24, 21:25 (54.), 25:25 (57.), 25:26, 26:26.
Zuschauer:
9.000 (ausverkauft) (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.09.2012:

26:26 war ein "gefühlter Sieg"

Füchse Berlin feierten nach Remis gegen den THW Karneval - Meister gab klare Führungen noch aus der Hand
Berlin. Es ist geschehen. Wenn auch nicht zur Gänze. In der Max-Schmeling-Halle gab Handballmeister THW Kiel gestern Abend in einem dramatischen Spitzenspiel einen Punkt gegen die Füchse Berlin (26:26/9:12) ab. Den ersten nach 40 Bundesliga-Siegen in Serie. Den ersten nach 500 Tagen.

Was sich im Anschluss an das 26. Tor der Berliner, erzielt von Bartlomiej Jaszka 42 Sekunden vor dem Abpfiff, im Fuchsbau abspielte, war bizarr. Der Hallensprecher, dessen Vorfahren auf dem Hamburger Fischmarkt tätig gewesen sein müssen, puschte das Gros der 9000 Zuschauer in der ausverkauften Arena mit Ansagen, deren Dezibelbereiche jenseits der Verträglichkeitsgrenze lagen. Als die völlig überforderten Schiedsrichter Fabian Baumgart und Sascha Wild das intensive Ringen abpfiffen, lagen sich die Füchse in den Armen. Sie tanzten im Kreis, ließen sich von den Fans feiern, aus den Boxen dröhnte in Konzertlautstärke "So sehen Sieger aus" und "Oh, wie ist das schön". Hymnen, die in der Regel erst im Erfolgsfall abgespielt werden. Doch in Berlin, das war zu spüren, war dieser Punkt ein "gefühlter Sieg", wie Füchse-Manager Bob Hanning die Gemütslage im Verein in zwei Worte bündelte. Auch Linksaußen Ivan Nincevic jubelte: "Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die in der vergangenen Saison Unglaubliches geleistet hat. Und jetzt? Jetzt hat sie schon am vierten Spieltag den ersten Punkt verloren."

Im Hallenheft hatte Torhüter Silvio Heinevetter neben einem Zebrafall posiert, ein Sponsor durfte eine Anzeige schalten, die einen an der Wand hängenden Zebrakopf zeigte. Darunter stand "16.9.2012". Das Datum, an dem die Berliner die bis dato eindrucksvollste Serie im deutschen Profi-Handball beenden wollten. Historisch werden wollten.

Doch acht Minuten vor dem Ende deutete wenig darauf hin, dass dies tatsächlich passieren würde. Die Kieler hatten souverän begonnen, standen sattelfest in der Abwehr und hatten in Thierry Omeyer einen verlässlichen Torhüter. Trainer Alfred Gislason hatte Rechtsaußen Niclas Ekberg, den 15. Mann, auf die Tribüne gesetzt und zunächst auch auf Neuzugang Marko Vujin verzichtet. Der Serbe kam im späteren Spielverlauf für einige Minuten, doch es war zu spüren, dass für ihn ein Gegner mit dem Format der Berliner noch zu früh kommt. Allerdings - Vujin wurde nicht vermisst, schließlich spielte Christian Zeitz eine gute Partie. Zwar hatte der Linkshänder in der ersten Halbzeit mit seinen Würfen Pech, doch die Anspiele auf Kreisläufer Marcus Ahlm waren großartig. Nach der Pause traf Zeitz wie er wollte und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Kieler im 15. Duell mit den Füchsen lange Zeit auf den 14. Sieg zusteuerten.

Doch in den letzten Minuten verließ die "Zebras" die Präzision im Angriff und die Berliner setzten ihrer bis dato sattelfesten Deckung nun mit zwei Kreisläufern zu. "Das hat in der gesamten Vorbereitung überhaupt nicht funktioniert", sagte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson. "Umso mehr freue ich mich, dass es heute geklappt hat." Der Vorsprung der Kieler schmolz, auch weil die Unparteiischen nun völlig den Faden verloren. So ließen sie es beispielsweise zu, dass Jaska in den hitzigen Schlussminuten einen Fehlpass in der eigenen Hälfte einsammeln durfte, obwohl längst Zeitspiel angezeigt war. "Sie waren völlig überfordert", ärgerte sich auch Gislason, der dem jungen Gespann Fabian Baumgart/Sascha Wild (30/33) allerdings nicht die alleinige Schuld an dem Punktverlust geben wollte.

In der Pressekonferenz nach dem Spiel hatte er seine Emotionen wieder im Griff und Zeit für ein Späßchen. "Wir haben hier zum Wohle des Handballs einen Punkt abgegeben." Ihm war nicht verborgen geblieben, wie sehnsüchtig die Konkurrenz darauf gewartet hatte, dass dieser THW endlich einmal menschliche Züge zeigen würde.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.09.2012)


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