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02.10.2012 Handball international

Kieler Nachrichten: Karabatic-Anwalt: "Gewettet, aber nicht betrogen"

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.10.2012:

Paris. Der Wettskandal im französischen Handball zieht weitere Kreise. Unmittelbar nach dem mit 24:38 verloren gegangenen Meisterschaftsspiel gegen Paris St. Germain hat die Polizei am Sonntagabend 17 Verdächtige verhört - darunter auch sechs Spieler von Rekordmeister Montpellier mit dem Welthandballer und zweifachen Olympiasieger Nikola Karabatic und dessen Bruder Luka an der Spitze. Der Vorwurf der Justiz: Montpellier AHB soll am 12. Mai das Erstligaspiel gegen Cesson-Rennes absichtlich verloren haben, um Spielern, Freunden und Bekannten zu lukrativen Wettgewinnen zu verhelfen.
Ein Betrugsvorwurf, den der Spieleranwalt Eric Dupond-Moretti gestern vehement bestreitet. Jawohl, seine Mandanten Nikola und Luka Karabatic hätten zwar gewettet, bestätigt der Strafverteidiger dem Radiosender RTL, doch dann fügt er präzisierend hinzu: "Sie haben aber nicht betrogen."

Das wertet die Staatsanwaltschaft indes anders. Die belastenden Vorwürfe lauten seit gestern offiziell "Verdacht auf Korruption" und "Missachtung der Sportethik". Staatsanwalt Brice Robin will die Verdächtigen heute dem Ermittlungsrichter vorführen, um dann über die Einleitung eines Strafverfahrens zu entscheiden. Robins These: "Kann man ein Spiel normal bestreiten, wenn man weiß, dass man auf die Niederlage des eigenen Clubs hohe Summen gewettet hat?"

Der Betrugsskandal im Lande des Olympiasiegers und Weltmeisters stellt derweil alle politischen Ereignisse in den Schatten. Die Nachrichtensender überschlagen sich mit Live-Berichten. Und liefern dramatische Bilder, die nicht nur Sportfans zusammenzucken lassen: Dieselben Lieblinge, die kurz zuvor noch in der Pierrede-Coubertin-Sporthalle von Paris das Publikum mit filigranem Spiel begeisterten, werden jetzt - einer nach dem anderen - in wartende Polizeilimousinen verfrachtet. Dann rauscht der Konvoi mit flackerndem Blaulicht und lautem Martinshorn davon. Ziel: der Justizpalast im Vorort Nanterre, wo die auf Wettbetrug spezialisierte Spezialeinheit der Kripo sogleich ihre Vernehmungen beginnt. Es ist dieselbe gefürchtete Truppe, die vor einiger Zeit in Paris die Spielcasinos der korsischen Mafia hochgehen ließ.

Für die erfolgsverwöhnten Stars von Montpellier steht viel auf dem Spiel: im schlimmsten Fall drei bis fünf Jahre Haft, 75 000 Euro Geldstrafe, das Ende ihrer Karriere. Eine weitere pikante Frage lautet nun: Wird Montpellier morgen überhaupt vollzählig zum Erstligaspiel gegen Toulouse antreten können - oder muss das Spiel verschoben werden?

(von Gerd Niewerth, aus den Kieler Nachrichten vom 02.10.2012)


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