Aus dem offiziellen THW-Magazin "ZEBRA", von Sascha Klahn:
Nein, sein neues Hobby sei das Umziehen mit Sicherheit nicht. "In letzter
Zeit musste ich ein wenig zu oft den großen Wagen für Sofa und
Schränke bestellen", sagt
Gudjon Valur Sigurdsson.
Nach zehn Jahren in der DKB Handball-Bundesliga ging es für den 33-Jährigen
2011 nach Kopenhagen. Ein Verein, in dem der Isländer sich sehr wohl
gefühlt hat. "AGK war bisher der beste Club, in dem ich gespielt
habe." Bisher. Denn seit diesem Sommer ist
Gudjon Valur Sigurdsson
ein Teil der "Zebra-Herde".
"Der THW Kiel ist der größte Klub im Welthandball", schwärmt
"Goggi",
wie der Isländer wegen der für Deutsche schwierigen Aussprache
seines Vornamens genannt wird, von seiner neuen sportlichen Heimat.
In der fühle er sich aber nicht nur auf dem Feld, sondern auch
daneben wohl. "Meine Familie und ich haben uns gut eingelebt." Am
Anfang sei es etwas stressig gewesen, gibt
Sigurdsson
zu. "Wir hatten nach
Olympia
nicht viel Zeit, alles zu organisieren. Der THW hat uns aber geholfen,
und die Mannschaft mich gut aufgenommen. Es war ein Vorteil,
dass wir alle Deutsch sprechen." Wichtig sei ihm, dass sich auch die
Familie in Kiel wohlfühle. "Das hat bisher alles gut geklappt."
Trockener Humor
Was
"Goggi"
besonders gut an Kiel gefällt? Die Beantwortung dieser Frage dauert keine
zwei Sekunden: "Das Wetter ist in Kiel fast so gut wie auf
Island." Bei diesen Worten verzieht der Linksaußen keine Miene - während
sich die Umstehenden das laute Lachen nicht verkneifen können. Denn
nicht nur die Schnelligkeit und Treffsicherheit sind Stärken von
Gudjon Valur Sigurdsson, sondern auch sein trockener Humor.
"Schnell ja gesagt!"
Von den Qualitäten
Sigurdssons
auf dem Feld können sich nun die THW-Fans überzeugen. 43 Tore erzielte
"Goggi" in seinen 14 Bundesliga-Einsätzen
für die "Zebras". 1423 Bundesliga-Treffer waren es vor seinem
Engagement in Kiel. Das Handball-ABC erlernte
Sigurdsson
bei Grotta, richtig los ging es dann bei KA Akureyri, dem Heimatclub von THW-Trainer
Alfred Gislason. Von dort brach
Sigurdsson
2001 in die große Handballwelt auf, in die Bundesliga.
it TuSEM Essen gewann er 2005 den EHF-Pokal, ehe er sich
dem VfL Gummersbach anschloss. 2006 wurde
Sigurdsson
mit 264 Treffern für die Blau-Weißen Bundesliga-Torschützenkönig,
nach drei Jahren bei dem oberbergischen Traditionsverein zog es
"Goggi"
2008 als Olympia-Silbermedaillengewinner zu den Rhein-Neckar Löwen,
ehe er über den skandinavischen "Umweg" Kopenhagen bei den "Zebras" landete.
"Als das Angebot des THW Kiel kam, musste ich nicht lange überlegen.
Ich habe schnell ja gesagt", erklärt der Linksaußen.
Profi durch und durch
Überrascht habe ihn wenig in Kiel. "Wer zehn Jahre in der Bundesliga
gespielt hat, weiß, wo der THW Kiel steht und was hier von einem
erwartet wird." Letztlich sei aber das Handballfeld in Kiel
genauso groß wie anderswo. "Und auch die Tore sind nach einem
Vereinswechsel noch dort, wo man sie vermutet." Natürlich habe
er sich in ein neues System einarbeiten müssen, und seine
Mitspieler habe er zuvor auch nur als Gegner gekannt. "Jetzt
verbringe ich viel Zeit mit ihnen, deshalb lernt man sich natürlich
viel persönlicher kennen."
Kennen gelernt haben dürften Sigurdssons
neue Mitspieler inzwischen auch dessen professionelle Einstellung
zum Handball-Beruf. "'Goggi' lebt für seinen
Sport wie kein anderer", hatte Gislason
schon vor dessen Wechsel gesagt. "Es gibt keinen größeren Profi als
ihn, er ordnet alles dem Handball unter", lobte Stefan
Kretzschmar den Linksaußen im Vorstellungsvideo zur All-Star-Game-Wahl.
"Das sollen andere beurteilen", erklärt Sigurdsson
hingegen bescheiden. 24 Stunden am Tag mit Handball beschäftige er sich
nicht. "Ich habe eine Frau, zwei Töchter und einen Hund. Und schlafen
muss ich ja auch noch."
(von Christian Robohm, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von Sascha Klahn)