17./18.12.2012 - Letzte Aktualisierung: 18.12.2012 | Mannschaft |
Update #1 | KN-Bericht vom 18.12. ergänzt ... |
Robert Harting ist der 22. männliche Leichtathlet, der seit der ersten Wahl 1947 (inklusive DDR 1953 bis 1989) bei der Sportlerwahl triumphierte. Der Mann, der sich nach dem Olympia-Gold in London wie schon bei den WM-Titeln 2009 und 2011 im Siegestaumel das Trikot vom Leib gefetzt hatte, verwies mit 3049 Punkten Formel-1-Star Vettel (2578) auf Platz zwei. Der Heppenheimer konnte sich keinen Boxen-Stopp in Baden- Baden leisten, er grüßte via ZDF vom "Race of Champions" aus Bangkok. Doppel-Olympiasieger Michael Jung (Horb/946) landete nach Doppel- Gold in der Vielseitigkeit als Vierter hinter dem Turn-Olympiazweiten Marcel Nguyen (1587).
Magdalena Neuner schlug als Erste seit Alpin-Star Katja Seizinger 1996 in einem Jahr ohne Winterspiele die Stars des Sommers. Dies war bei Sommer- und Winterspielen im gleichen Jahr nur Eiskunstläuferin Ria Falk-Baran 1952 und Ski-Ikone Rosi Mittermaier 1976 gelungen. Neuner setzte mit ihrem dritten Triumph in Baden-Baden den Siegeszug ihrer Sportart fort. Biathletinnen lagen nach ihrem ersten Wahlsieg 2005 bereits zum fünften Mal vorn. Öfter als Neuner siegten in den Wahl-Annalen nur vier Deutsche: Fünfmal Tennis- Queen Steffi Graf (1986-99), 400-m- Weltrekordlerin Marita Koch (1978- 82) und Kunstspringerin Ingrid Krämer (1960 in Ost und West), Hochsprung- Ikone Ulrike Meyfarth (1981- 84) und der frühere Schwimm-Star Kornelia Ender (1973-76). Nicht nur gegen die hoch überlegene Neuner (3368) hatten die deutschen Olympiastars keine Chance, weil ihnen am Ende das Gold fehlte: Auch die Tennis-Weltranglistenfünfte Angelique Kerber (1545) aus Kiel lag noch vor Leichtathletin Lilli Schwarzkopf (1487), in London Zweite im Siebenkampf.
In der Teamwertung wog Olympia- Gold schwerer als Titel im Hand- und Fußball: Der Deutschland-Achter von Ralf Holtmeyer feierte für die Sportart Rudern nach 19 Jahren Pause den ersten und insgesamt neunten Wahl-Sieg bei den Männern. Mit 3003 Punkten wurden die Beachvolleyballer Brink/Reckermann abgeschmettert (2603), Dritte wurden die Hockey-Männer (2071), deren Rekord- Nationalspieler Matthias Witthaus angesichts des 500 000-Euro-Schadens bei der Londoner Siegesfeier auf der MS Deutschland den Baden-Badener Veranstaltern Sorgen nahm: "Wir werden diesmal besonders aufpassen."
(aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.12.2012:
"Ich will nicht mehr länger gegen eine Wand reden, die nicht antwortet", sagte der 28-Jährige, der binnen eines Jahres als erster Diskuswerfer weltweit WM-, EM- und Olympia-Gold gewann und trotz oder vielleicht auch wegen seiner Funktionärskritik als Erster seiner Disziplin Sportler des Jahres wurde. Für ihn steht fest: "Ich mache mindestens weiter bis Olympia 2016 in Rio." Harting beklagt: "DOSB-Präsident Thomas Bach interessiert sich nicht dafür, warum man kritisiert, er stempelt alles als polemisch ab. Darum arbeite ich mit einem Unternehmer, der Geld und Ideen hat, an einem neuen Fördermodell. Es läuft über die Politik. Es ist sicher nicht einfach zu realisieren. Es gibt da ein paar knifflige Punkte. Aber ich hoffe, dass es im Frühjahr auf starken Beinen steht."
Harting ließ sich aber ansonsten am Sonntag von nichts die Freude verderben. Der Mann, der sich nach großen Siegen mit urigem Schrei das Trikot vom Leibe fetzt, imitierte auf der Bühne im feinen Zwirn dieses martialische Ritual. Dann war es ihm eine Genugtuung, "dass keiner aus der vom Kapital getragenen Sportart Formel 1" gewonnen hat. Und zum Schluss wurde er seinem Ruf als "Feierbiest" gerecht, als er noch gegen fünf Uhr morgens zusammen mit Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink und den Hockey-Gold-Herren das inzwischen ziemlich leergefegte Kurhaus- Parkett beherrschte.
Dort hatte sich auch die Kielerin Angelique Kerber vergnügt. Die Tennis-Weltranglisten-Fünfte, die hinter Magdalena Neuner Zweite geworden war, erlebte am Sonntag am Ende eines für sie grandiosen Jahres eine weitere Überraschung: Sebastian Vettel, zugeschaltet per Aufzeichnung vom Race of Champions in Bangkok, lud die 25-Jährige ein, beim Großen Preis von Deutschland am 7. Juli 2013 sein persönlicher Gast zu sein. "Ich weiß, dass Du ein großes Formel- 1-Fan bist", sagte der dreifache Weltmeister, der sich als Gegenleistung erhofft, dass die Kielerin ihm hilft, sein Tennisspiel zu verbessern. Angie Kerber strahlte und sagte sofort zu, obwohl das Zeitfenster an diesem Wochenende eng sein könnte. Am Tag zuvor wird in Wimbledon das Damenfinale ausgetragen. "Egal, das schaffe ich auf jeden Fall aus London", freute sie sich sichtlich über diese Einladung. Ihre Mutter Beata war ebenfalls begeistert und klatschte ihre Tochter bei deren Rückkehr von der Bühne an den Tisch ab.
Weniger amüsiert hat Handball-Rekordmeister THW Kiel auf die Wahl zur Mannschaft des Jahres reagiert. "Ich empfinde es als sehr schade, dass unsere sportliche Leistung nicht ausreichend gewürdigt wird. Und das macht uns tief traurig", sagte Kiels Manager Klaus Elwardt dem Online-Portal "Sport Bild Plus". "Als wir bis Mitte vergangener Woche keine Einladung erhielten, da war klar, dass wir nicht auf den ersten drei Plätzen gelandet sind."
Der THW, der in der vergangenen Saison ohne Verlustpunkt deutscher Meister sowie Pokal- und Champions-League-Sieger wurde, landete bei der Wahl nur auf Platz fünf. Mannschaft des Jahres ist der Deutschland-Achter. Auch Oliver Lücke, Sprecher der Handball-Bundesliga, übte Kritik am Votum der deutschen Sportjournalisten: "Wäre Olympia ein Vereinswettbewerb, hätte der THW auch in London Gold geholt. Aber auch so sind die Erfolge der Zebras einmalig. Wem es gelingt, sämtliche nationalen und internationalen Titel zu gewinnen, eine komplette Saison in der stärksten Handball-Liga der Welt ohne Punktverlust zu bleiben und dabei fair und sympathisch aufzutreten, setzt Maßstäbe für alle Sportarten. Der THW wäre eine würdige Mannschaft des Jahres 2012 gewesen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.12.2012)
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