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Ausgelassen jubelten die "Zebras" nach zwei ganz wichtigen Punkten in Wetzlar.
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Susanne Schauer |
Dieses Spiel war nichts für schwache Nerven: Der THW Kiel hat eine
umkämpfte Spitzenpartie der DKB Handball-Bundesliga bei der HSG Wetzlar mit 27:26 (14:13)
gewonnen. Dabei mussten die Kieler den knappen Vorsprung die letzten zwei Minuten in Unterzahl
gegen eine 3-3-Deckung der Gastgeber verteidigen, mit letztem Einsatz und viel Leidenschaft verhinderten die "Zebras" einen erneuten
Punktverlust und verbuchten einen wichtigen Sieg. Bester Kieler Torschütze war
Momir Ilic, der vier seiner insgesamt fünf Tore zwischen
der 45. und 48. Minute erzielte und die Schwarz-Weißen damit letztlich auf
die Siegerstraße brachte.
Bei den Kielern machte sich der angeschlagene
Filip Jicha für
eventuelle Abwehraufgaben mit warm und wurde in den Kader berufen.
Niclas Ekberg und
Patrick Wiencek mussten hingegen zunächst hinter der
Bank Platz nehmen:
Alfred Gislason wollte möglichst viele
Alternativen für das Spiel haben und sich deshalb nicht frühzeitig auf den 14. Spieler
auf dem Berichtsbogen festlegen.
Hektischer Beginn
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Andreas Palicka musste kurz behandelt werden, konnte später aber wieder spielen.
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Susanne Schauer |
Die beiden Nationalspieler sahen in der seit Wochen ausverkauften Rittal-Arena einen
hektischen Beginn mit vielen Ballverlusten, technischen Fehlern und Fouls.
Die ersten Akzente setzte dann der Gastgeber, der sich durch einen von Schmidt verwandelten
Siebenmeter und einem Rückraum-Kracher von Harmandic (6.) und der daraus resultierenden
3:1-Führung eine Zusatzportion Selbstbewusstsein holte. Die Kieler hingegen haderten
mit ihrer Abschlussschwäche gegen eine aggressiv zu Werke gehende HSG-Abwehr: So dauerte
es bis zur achten Minute, ehe
Christian Zeitz der zweite
Kieler Treffer gelang. Zuvor hatte der starke Weber bereits einen Siebenmeter von
Momir Ilic entschärft, was die Fans von den Sitzen riss. Und die
Anhänger der Grün-Weißen kamen weiterhin auf ihre Kosten. Mraz erzielte in Unterzahl das 5:2,
und
Narcisse scheiterte an Weber. Die Chance auf die erste
Vier-Tore-Führung der Gastgeber vergab allerdings
Tobias Reichmann,
der mit seinem Ballverlust den 3:5-Anschlusstreffer durch
Christian Sprenger
ermöglichte. Dieses Tor schien den THW aufgeweckt zu haben:
Aron Palmarsson und
erneut
Sprenger brachten den THW auf 5:6 heran (12.).
Viele Fehler
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Daniel Narcisse war bis zu seinem verletzungsbedingten
Ausscheiden ein Aktivposten.
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Susanne Schauer |
Doch die Gastgeber zeigten sich wenig beeindruckt vom Kieler Zwischenspurt. Sie zogen wieder auf 8:5 davon,
und auch Steffen Fäths Kracher zum 10:7 (17.) sorgte für Stimmung auf den Rängen. Urplötzlich aber
waren es die Kieler, die der Partie zunehmend ihren Stempel aufdrückten:
Palmarsson
tankte sich zum 8:10 durch,
Andreas Palicka parierte einen Siebenmeter
von Schmidt - wobei sich der Schwede allerdings leicht verletzte und ausgewechselt wurde - der inzwischen
eingesetzte
Jicha brachte den THW beim 9:10 in Schlagdistanz. Weil nun
auch die THW-Abwehr konsequenter zur Sache schritt, hatten es die Gastgeber schwerer, zum Torerfolg zu kommen.
Fünf Minuten lang machte die HSG kein Tor, nach dem 10:10 durch
Narcisse (22.)
nahm HSG-Trainer Wandschneider die Auszeit. Zunächst mit Erfolg, brachte Fäth Wetzlar doch wieder
in Führung. Doch an der Zahl der Fehler auf beiden Seiten änderte das wenig - und auch das Schiedsrichtergespann
zog sich nun wegen zahlreicher Stürmerfoul-Pfiffe den Unmut beider Mannschaften zu. Allderdings:
Nach
Palmarssons Ausgleich zum 12:12 (28.) bestrafte der THW endlich
einen Fehler der Gastgeber konsequent,
Jicha traf im Gegenstoß zum 13:12 und
damit zur ersten THW-Führung des Spiels (28.). Dann verzog Valo, und die "Zebras" spielten den
folgenden Angriff clever aus -
Vujin erhöhte mit einem Rückraum-Hammer
auf 14:12. Weil Valo dann aber zum 13:14 traf und der letzte Kieler Spielzug über
Narcisse
nicht erfolgreich abgeschlossen wurde, blieb eine hauchdünne Kieler Führung zur Pause.
Grandiose Ilic-Minuten
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Seine Treffer brachten den THW zurück ins Spiel: Momir Ilic.
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Susanne Schauer |
Nach dem Wechsel beorderte
Gislason Niclas Ekberg auf die Bank -
ein Schachzug, der sich wenig später auszahlen sollte: Sicher verwandelte er einen Strafwurf zum 15:13. Doch die
Kieler Führung hielt nicht lange: Erst knallte Müller einen Wurf aus elf Metern in die Kieler Maschen,
dann verwandelte Harmandic einen Siebenmeter sicher. Als wenig später Tiedtke vom Kreis zum 16:15 traf,
drohte das Hallendach anzuheben - die Fans und Akteure der Gastgeber glaubten an den Sieg. Auch, weil
die beiden Kieler Torhüter nicht in die Partie fanden. Aber auch, weil dem THW Kiel ohne
Jicha
im Angriff wenig Alternativen gegen die massiv stehende Abwehr blieben. Das wurde besonders nach
Ilic' Führungstreffer zum 18:17 deutlich: Immer wieder rannten sich die
"Zebras" fest, wurden zurückgepfiffen oder mussten aus schlechten Situationen aufs Tor werden. Das machten sich
die Gastgeber zunutze: Binnen drei Minuten drehten sie den Rückstand durch Tiedtke, Müller und Schmidt
in eine Zwei-Tore-Führung. Nach Schmidts 21:19 (43.) war es
Marko Vujin, der
mit einem krachenden Wurf unter die Latte einen erneuten Zwischenspurt der "Zebras" anzog. Und der hatte es in sich:
Denn nach
Sigurdssons Ausgleich war es ausgerechnet der serbische
Linkshänder, der die erste THW-Zeitstrafe in diesem Spiel erhielt. Für
Vujin sprang aber sein
Landesmann in die Bresche: Und wie! In Unterzahl traf
Ilic mit 22:21,
legte dann das 23:21 nach, ließ sich auch von Schmidts zwischenzeitlichem Anschluss nicht irritieren,
drosch den Ball zum 24:22 und 25:22 in die Maschen. Vier Tore in dreieinhalb Minuten sorgten für
ein wenig Ruhe in der Rittal-Arena.
THW rettet sich ins Ziel
Doch die dauerte nicht lange an, denn Müller und Tiedtke brauchten ebenfalls nur etwas mehr als
60 Sekunden, um zum 24:25-Anschluss zu treffen - da waren noch zehn Minuten zu spielen. Und diese
waren dramatisch - auch, weil nun bei beiden Mannschaften das Zielpulver ausgegangen zu sein schien.
Auf der anderen Seite warfen sich beide Teams nun in eine Abwehrschlacht, deren Ende bis kurz
vor dem Schlusspfiff nicht absehbar war. Erst erhöhte
Zeitz auf 26:24 (51.), zwei Minuten
später war Harmandic einen Siebenmeter an die Latte - ehe Wandschneider den grünen Karton zog.
Nach 55 Minuten war es erneut
Zeitz, der den THW mit dem 27:24 auf die
vermeintliche Siegerstraße brachte. Doch weit gefehlt: Die HSG beendete eine achtminütige Torflaute
in der 57. Minute mit dem 25:27, ehe
Gislason zweieinhalb Minuten vor
dem Ende zur Auszeit bat. Doch die Dramatik bekam er auch mit diesem Schachzug nicht aus der Partie:
Weil
Dominik Klein an seinem 29. Geburtstag nach Müllers 26:27 (59.)
angeblich einen Wechselfehler begangen haben sollte,
musste der Nationalspieler die letzten zwei Minuten der Partie auf der Bank mit ansehen, wie seine
Mannschaftskollegen den knappen Vorsprung über die Zeit retten wollten. Wetzlar agierte mit einer extrem
offensiven 3-3-Abwehr, in die sich
Jicha immer wieder stürzte. Und mit ein wenig
Glück und ganz viel leidenschaftlichem Kampf reichte es - am Ende bildeten die Kieler ihren Jubelkreis,
der sich nach diesem Krimi sogar ein wenig schneller als gewohnt drehte.
Keine Zeit zum Verschnaufen
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Wurde mächtig "bearbeitet": Marcus Ahlm.
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Susanne Schauer |
Doch auch nach diesem Kraftakt ist den "Zebras" keine Pause vergönnt. Die Terminhatz in der
DKB Handball-Bundesliga geht weiter. Gleich nach dem Spiel hetzten die THW-Stars zum Bus,
der sie nach Frankfurt zum Flughafen brachte. Von dort geht es via Hamburg zurück nach Kiel,
wo man sich ab Montag auf das Heimspiel gegen den TV Großwallstadt am kommenden Mittwoch vorbereiten
wird. Einer mochte den Sieg und seinen 33. Geburtstag aber nicht richtig
feiern:
Daniel Narcisse konnte nach einem harten
Zusammensprall mit Steffen Fäth nicht mehr richtig auftreten, fehlte in den letzten
15 Minuten und humpelte mit einem dicken "Pferdekuss" am Bein zum Mannschaftsbus.
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Lesen Sie bitte auch
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Stellte sich verletzt in den Dienst der Mannschaft: Filip Jicha
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Susanne Schauer |
Es war uns im Vorfeld klar, dass dieses Spiel so schwer werden würde. Wetzlar spielt
eine gute Saison, und wir wollten nach der Niederlage gegen Melsungen ein wenig
Wiedergutmachung betreiben.
Es war ein enges Spiel, aber wir haben verdient gewonnen und gekämpft. Es ist nicht zu übersehen, dass
wir Probleme haben. Jicha konnte nicht werfen, hat sich aber in den Dienst
der Mannschaft gestellt. Und auch auf Narcisse mussten wir in den letzten
15 Minuten verzichten. Wir wissen noch nicht, was er hat, er konnte aber nicht mehr richtig auftreten.
Alle Achtung vor der Wetzlarer Leistung, wir gehen mit drei Minuspunkten in den Schlussspurt, noch drei
Spiele bis zur Winterpause.
HSG-Trainer Kai Wandschneider:
Wir haben 60 Minuten gekämpft. Egal, welche Deckung Kiel gespielt hat: Wir haben Lösungen gefunden.
In der ersten Halbzeit haben wir drei Bälle weggeschenkt, und in den letzten zehn Minuten fehlte uns wohl
die Kraft, um in Überzahl noch den Ausgleich zu erzielen. Riesenkompliment an meine Mannschaft. Es ist kein Zufall, dass
wir dort stehen, wo wir stehen. Trotz der Niederlage bin ich zufrieden.
HSG-Geschäftsführer Björn Seipp:
Es war ein fantastisches Handballspiel, trotz des mentalen Rückschlags durch die Sperre für
Müller haben wir uns herangekämpft. Meiner Meinung nach hätten wir heute einen Punkt verdient gehabt.
Hut ab vor Filip Jicha,
der sich in den Dienst der Mannschaft gestellt
hat. Für uns ist es auswärts immer schwer, Gegner und
Fans geben immer 200 Prozent. Das war heute nicht
anders.
THW-Rückraumspieler Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Am Ende haben wir zwei Minuten lang in Unterzahl
gespielt, das darf uns nicht passieren. Aber wir haben
hier Charakter gezeigt. Das war mein erstes richtiges
Spiel nach meiner Leistenverletzung, ich fühlte
mich sehr gut. Wetzlar war ein starker Gegner, die
Mannschaft hat sich mit Tobi (Tobias Reichmann, d.
Red.) und Michael Müller super verstärkt.
THW-Haupttorschütze Momir Ilic gegenüber den KN:
Wir haben im Moment eine schwierige Phase und jetzt
auch noch weitere Verletzte zu beklagen. Aber wir
haben trotzdem einen wichtigen Sieg errungen.
HSG Kreisläufer Jens Tiedtke gegenüber den KN:
Wir haben in der Überzahl etwas zu riskant gespielt, letztlich
fehlten Zentimeter. Ein Punkt wäre verdient gewesen, aber Momir Ilic
hat uns am Ende den Zahn gezogen. Alle anderen Kieler
hatten wir im Griff.
Ich denke, ein Remis wäre verdient gewesen. Als wir
am Ende mit drei Toren zurücklagen, habe ich nicht
mehr an die Wende geglaubt. Aber mit unserer offenen Manndeckung kamen
wir noch einmal zurück. Am Ende haben wir einen Fehler mehr gemacht
als Kiel. Wir können trotzdem stolz auf uns sein.
- HSG Wetzlar:
-
Marinovic (47.-60., 4 Paraden),
Weber (1.-47., 12 Paraden);
Schmidt (5/1),
Fridgeirsson,
Tiedtke (4),
Rompf,
Valo (2),
Mraz (1),
Reichmann (2),
Fäth (4),
M. Müller (6),
Hahn,
Harmandic (2/1),
Kristjansson;
Trainer: Wandschneider
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-10., 19.-42., 59.-60., 4 Paraden),
Palicka (10.-19., 42.-59., 5 Paraden);
Toft Hansen,
Sigurdsson (1),
Sprenger (3),
Ahlm (2),
Ekberg (1/1),
Zeitz (4),
Palmarsson (4),
Narcisse (2),
Ilic (5),
Klein,
Jicha (2),
Vujin (3/1);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Christoph Immel / Ronald Klein
- Zeitstrafen:
-
HSG: 2 (Fäth (8.), Harmandic (23.));
THW: 2 (Vujin (44.), Klein (59.))
- Siebenmeter:
-
HSG: 4/2 (Palicka hält Schmidt (18.), Harmandic an die Latte (53.));
THW: 4/2 (Weber hält Ilic (7.) und Vujin (25.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:1 (2.), 4:1 (8.), 5:2, 6:3 (10.), 6:5 (12.), 8:5 (13.), 9:6 (15.), 10:7, 10:10 (21.), 12:12 (28.) 12:14 (29.), 13:14;
2. Hz.: 13:15 (32.), 15:15 (34.), 17:17 (38.), 17:18, 20:18 (41.), 21:19 (43.), 21:21 (44.), 21:23 (47.), 22:23, 22:25 (48.), 24:25 (50.),
24:27 (55.), 25:27 (57.), 26:27 (58.).
- Zuschauer:
-
4.412 (ausverkauft) (RITTAL-Arena, Wetzlar)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2012:
Ilic-Treffer brachten den THW auf die Siegerstraße
Hart erkämpftes 27:26 in Wetzlar - Wechselspiel der Torhüter endete mit finaler Omeyer-Parade
Wetzlar. Der THW Kiel zeigte nach der jüngsten
Heimniederlage gegen die MT Melsungen Charakter
und siegte bei der HSG Wetzlar gestern Abend mit 27:26 (14:13).
In einem dramatischen Spiel war Momir Ilic der
Matchwinner. Der Serbe, dem lange nichts gelingen
wollte, warf seine fünf Tore alle in der hektischen
Schlussphase.
"Wir hätten mehr als 8000 Karten verkaufen können", sagte
HSG-Geschäftsführer Björn Seipp, der eine Partie sah, in der seine
Mannschaft den besseren Start erwischte. Gestützt auf die Paraden
von Nikolai Weber, der sogar zwei Siebenmeter von
Marko Vujin und Ilic parierte,
führten die Gastgeber schnell mit 6:3 (11.). THW-Trainer
Alfred Gislason handelte, wechselte
Thierry Omeyer, der keine
Hand an einen Ball bekam, gegen Andreas Palicka aus,
brachte Aron Palmarsson als
Mittelmann und ließ Filip Jicha
als Spitze die offensive Deckung organisieren. Drei gelungene
Schachzüge. Jicha, das war schon beim Aufwärmen zu
sehen, konnte mit seinem lädierten Oberarm zwar nicht
werfen, war aber in der Lage, die bis dato löchrige Abwehr zu
stabilisieren.
Palmarsson platzte vor Spielfreude und hatte an acht
der folgenden neun THW-Tore seinen Anteil. Als vierfacher
Torschütze und als vierfacher Wegbereiter. Auch Palicka war
hellwach, verbuchte nach einer Viertelstunde die erste Parade
eines Kielers Torhüters. Doch die Show des flinken Schweden
wurde bereits nach wenigen Minuten unterbrochen.
Kurioserweise verletzte er sich bei der Parade eines Siebenmeters
von Kevin Schmidt. Als der abgewehrte Ball Richtung Torlinie
trudelte, verdrehte er sich bei einem Hechtsprung das
rechte Knie. Palicka humpelte vom Feld,
Omeyer kehrte zurück.
Per aspera ad astra - das Lebensmotto
von HSG-Trainer Kai Wandschneider klingt nach einer Vorliebe für Bier,
tatsächlich heißt es, dass der Weg zu den Sternen nur über
raue Pfade zu erreichen ist. Der 53-Jährige hatte damit gerechnet,
dass der Gast nach der Melsungen-Pleite eine Reaktion
zeigen würde. "Sie werden eine Antwort geben, das war
nur ein Aussetzer", sagte der gebürtige Hamburger, der
Recht behalten sollte. "Die Kieler sind nicht schlechter als
in der vergangenen Saison und voll auf Kurs."
Wandschneider, der bei der HSG als Vater des jüngsten Höhenfluges
gefeiert wird, hatte ein "offenes Visier" versprochen.
Die jüngste Serie von 13:1-Punkten hatte die Seinen
selbstbewusst gemacht. Sie standen in der Deckung sicher
und spielten im Angriff mit Mut und Zug zum Tor. Als sie allerdings zwölf Minuten vor
dem Abpfiff mit drei Toren (22:25) zurücklagen, schien die
zweite Heimniederlage perfekt. Doch mit offener Manndeckung
brachten sie den THW, der zu diesem Zeitpunkt bereits
ohne Geburtstagskind Daniel Narcisse (33/Pferdekuss)
auskommen musste, noch einmal aus dem Rhythmus. Nur
Ilic nicht. Der Serbe war auch durch
ein hartes Foul von Alois Mraz nicht zu
stoppen, der ihm rüde in den Wurfarm
griff. "Hätte das Daniel Kubes im THW-Trikot gemacht,
hätte er die Rote Karte und zwei Monate Sperre bekommen",
schimpfte Gislason, der sich angesichts
der harten Gangart der Hausherren eine konsequentere
Bestrafung gewünscht hätte. Tatsächlich blieben die HSG-Spieler,
die in der Pause keineswegs die Samthandschuhe übergestreift hatten,
nach dem Seitenwechsel
ohne Zeitstrafe.
Als dagegen Kiels Dominik Klein, der gestern seinen 29.
Geburtstag feierte, für ein Foul an Michael Müller in der 59.
Minute auf die Strafbank geschickt wurde, wehrten sich
nur noch sechs "Zebras" gegen den drohenden Punktverlust.
Schließlich war es Omeyer, nur
Sekunden zuvor erneut für den
wieder genesenen Palicka eingewechselt,
der einen Wurf von Steffen Fäth parierte. Es war erst seine zweite Parade, aber
selten war eine zweite Parade so wichtig wie diese. Ein Reflex,
der in dem mit 4412 Zuschauern ausverkauften Hexenkessel
wie eine kalte Dusche
wirkte.
Vor Heiligabend müssen die "Zebras" noch drei Türchen
öffnen: Morgen (19.50 Uhr/Sport1) wird der Gegner im Pokal-
Viertelfinale (6. Februar) ausgelost. Am Mittwoch
kommt in der Liga der TV Großwallstadt (17./20.15 Uhr)
nach Kiel, am Sonntag der VfL Gummersbach (15./15.30 Uhr).
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2012)