THW-Logo
16./17.12.2012 - Letzte Aktualisierung: 17.12.2012 Bundesliga

THW gewinnt Krimi in Wetzlar

Bundesliga, 16. Spieltag: 16.12.2012, So., 17.30: HSG Wetzlar - THW Kiel: 26:27 (13:14)
Update #3 KN-Bericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Ausgelassen jubelten die "Zebras" nach zwei ganz wichtigen Punkten in Wetzlar.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ausgelassen jubelten die "Zebras" nach zwei ganz wichtigen Punkten in Wetzlar.
Dieses Spiel war nichts für schwache Nerven: Der THW Kiel hat eine umkämpfte Spitzenpartie der DKB Handball-Bundesliga bei der HSG Wetzlar mit 27:26 (14:13) gewonnen. Dabei mussten die Kieler den knappen Vorsprung die letzten zwei Minuten in Unterzahl gegen eine 3-3-Deckung der Gastgeber verteidigen, mit letztem Einsatz und viel Leidenschaft verhinderten die "Zebras" einen erneuten Punktverlust und verbuchten einen wichtigen Sieg. Bester Kieler Torschütze war Momir Ilic, der vier seiner insgesamt fünf Tore zwischen der 45. und 48. Minute erzielte und die Schwarz-Weißen damit letztlich auf die Siegerstraße brachte.
Bei den Kielern machte sich der angeschlagene Filip Jicha für eventuelle Abwehraufgaben mit warm und wurde in den Kader berufen. Niclas Ekberg und Patrick Wiencek mussten hingegen zunächst hinter der Bank Platz nehmen: Alfred Gislason wollte möglichst viele Alternativen für das Spiel haben und sich deshalb nicht frühzeitig auf den 14. Spieler auf dem Berichtsbogen festlegen.
Hektischer Beginn
Andreas Palicka musste kurz behandelt werden, konnte später aber wieder spielen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Palicka musste kurz behandelt werden, konnte später aber wieder spielen.
Die beiden Nationalspieler sahen in der seit Wochen ausverkauften Rittal-Arena einen hektischen Beginn mit vielen Ballverlusten, technischen Fehlern und Fouls. Die ersten Akzente setzte dann der Gastgeber, der sich durch einen von Schmidt verwandelten Siebenmeter und einem Rückraum-Kracher von Harmandic (6.) und der daraus resultierenden 3:1-Führung eine Zusatzportion Selbstbewusstsein holte. Die Kieler hingegen haderten mit ihrer Abschlussschwäche gegen eine aggressiv zu Werke gehende HSG-Abwehr: So dauerte es bis zur achten Minute, ehe Christian Zeitz der zweite Kieler Treffer gelang. Zuvor hatte der starke Weber bereits einen Siebenmeter von Momir Ilic entschärft, was die Fans von den Sitzen riss. Und die Anhänger der Grün-Weißen kamen weiterhin auf ihre Kosten. Mraz erzielte in Unterzahl das 5:2, und Narcisse scheiterte an Weber. Die Chance auf die erste Vier-Tore-Führung der Gastgeber vergab allerdings Tobias Reichmann, der mit seinem Ballverlust den 3:5-Anschlusstreffer durch Christian Sprenger ermöglichte. Dieses Tor schien den THW aufgeweckt zu haben: Aron Palmarsson und erneut Sprenger brachten den THW auf 5:6 heran (12.).

Viele Fehler
Daniel Narcisse war bis zu seinem verletzungsbedingten Ausscheiden ein Aktivposten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse war bis zu seinem verletzungsbedingten Ausscheiden ein Aktivposten.
Doch die Gastgeber zeigten sich wenig beeindruckt vom Kieler Zwischenspurt. Sie zogen wieder auf 8:5 davon, und auch Steffen Fäths Kracher zum 10:7 (17.) sorgte für Stimmung auf den Rängen. Urplötzlich aber waren es die Kieler, die der Partie zunehmend ihren Stempel aufdrückten: Palmarsson tankte sich zum 8:10 durch, Andreas Palicka parierte einen Siebenmeter von Schmidt - wobei sich der Schwede allerdings leicht verletzte und ausgewechselt wurde - der inzwischen eingesetzte Jicha brachte den THW beim 9:10 in Schlagdistanz. Weil nun auch die THW-Abwehr konsequenter zur Sache schritt, hatten es die Gastgeber schwerer, zum Torerfolg zu kommen. Fünf Minuten lang machte die HSG kein Tor, nach dem 10:10 durch Narcisse (22.) nahm HSG-Trainer Wandschneider die Auszeit. Zunächst mit Erfolg, brachte Fäth Wetzlar doch wieder in Führung. Doch an der Zahl der Fehler auf beiden Seiten änderte das wenig - und auch das Schiedsrichtergespann zog sich nun wegen zahlreicher Stürmerfoul-Pfiffe den Unmut beider Mannschaften zu. Allderdings: Nach Palmarssons Ausgleich zum 12:12 (28.) bestrafte der THW endlich einen Fehler der Gastgeber konsequent, Jicha traf im Gegenstoß zum 13:12 und damit zur ersten THW-Führung des Spiels (28.). Dann verzog Valo, und die "Zebras" spielten den folgenden Angriff clever aus - Vujin erhöhte mit einem Rückraum-Hammer auf 14:12. Weil Valo dann aber zum 13:14 traf und der letzte Kieler Spielzug über Narcisse nicht erfolgreich abgeschlossen wurde, blieb eine hauchdünne Kieler Führung zur Pause.

Grandiose Ilic-Minuten
Seine Treffer brachten den THW zurück ins Spiel: Momir Ilic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Seine Treffer brachten den THW zurück ins Spiel: Momir Ilic.
Nach dem Wechsel beorderte Gislason Niclas Ekberg auf die Bank - ein Schachzug, der sich wenig später auszahlen sollte: Sicher verwandelte er einen Strafwurf zum 15:13. Doch die Kieler Führung hielt nicht lange: Erst knallte Müller einen Wurf aus elf Metern in die Kieler Maschen, dann verwandelte Harmandic einen Siebenmeter sicher. Als wenig später Tiedtke vom Kreis zum 16:15 traf, drohte das Hallendach anzuheben - die Fans und Akteure der Gastgeber glaubten an den Sieg. Auch, weil die beiden Kieler Torhüter nicht in die Partie fanden. Aber auch, weil dem THW Kiel ohne Jicha im Angriff wenig Alternativen gegen die massiv stehende Abwehr blieben. Das wurde besonders nach Ilic' Führungstreffer zum 18:17 deutlich: Immer wieder rannten sich die "Zebras" fest, wurden zurückgepfiffen oder mussten aus schlechten Situationen aufs Tor werden. Das machten sich die Gastgeber zunutze: Binnen drei Minuten drehten sie den Rückstand durch Tiedtke, Müller und Schmidt in eine Zwei-Tore-Führung. Nach Schmidts 21:19 (43.) war es Marko Vujin, der mit einem krachenden Wurf unter die Latte einen erneuten Zwischenspurt der "Zebras" anzog. Und der hatte es in sich: Denn nach Sigurdssons Ausgleich war es ausgerechnet der serbische Linkshänder, der die erste THW-Zeitstrafe in diesem Spiel erhielt. Für Vujin sprang aber sein Landesmann in die Bresche: Und wie! In Unterzahl traf Ilic mit 22:21, legte dann das 23:21 nach, ließ sich auch von Schmidts zwischenzeitlichem Anschluss nicht irritieren, drosch den Ball zum 24:22 und 25:22 in die Maschen. Vier Tore in dreieinhalb Minuten sorgten für ein wenig Ruhe in der Rittal-Arena.

THW rettet sich ins Ziel
Führte gut Regie: Aron Palmarsson
Klicken Sie zum Vergrößern! Führte gut Regie: Aron Palmarsson
Doch die dauerte nicht lange an, denn Müller und Tiedtke brauchten ebenfalls nur etwas mehr als 60 Sekunden, um zum 24:25-Anschluss zu treffen - da waren noch zehn Minuten zu spielen. Und diese waren dramatisch - auch, weil nun bei beiden Mannschaften das Zielpulver ausgegangen zu sein schien. Auf der anderen Seite warfen sich beide Teams nun in eine Abwehrschlacht, deren Ende bis kurz vor dem Schlusspfiff nicht absehbar war. Erst erhöhte Zeitz auf 26:24 (51.), zwei Minuten später war Harmandic einen Siebenmeter an die Latte - ehe Wandschneider den grünen Karton zog. Nach 55 Minuten war es erneut Zeitz, der den THW mit dem 27:24 auf die vermeintliche Siegerstraße brachte. Doch weit gefehlt: Die HSG beendete eine achtminütige Torflaute in der 57. Minute mit dem 25:27, ehe Gislason zweieinhalb Minuten vor dem Ende zur Auszeit bat. Doch die Dramatik bekam er auch mit diesem Schachzug nicht aus der Partie: Weil Dominik Klein an seinem 29. Geburtstag nach Müllers 26:27 (59.) angeblich einen Wechselfehler begangen haben sollte, musste der Nationalspieler die letzten zwei Minuten der Partie auf der Bank mit ansehen, wie seine Mannschaftskollegen den knappen Vorsprung über die Zeit retten wollten. Wetzlar agierte mit einer extrem offensiven 3-3-Abwehr, in die sich Jicha immer wieder stürzte. Und mit ein wenig Glück und ganz viel leidenschaftlichem Kampf reichte es - am Ende bildeten die Kieler ihren Jubelkreis, der sich nach diesem Krimi sogar ein wenig schneller als gewohnt drehte.

Keine Zeit zum Verschnaufen
Wurde mächtig "bearbeitet": Marcus Ahlm.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wurde mächtig "bearbeitet": Marcus Ahlm.
Doch auch nach diesem Kraftakt ist den "Zebras" keine Pause vergönnt. Die Terminhatz in der DKB Handball-Bundesliga geht weiter. Gleich nach dem Spiel hetzten die THW-Stars zum Bus, der sie nach Frankfurt zum Flughafen brachte. Von dort geht es via Hamburg zurück nach Kiel, wo man sich ab Montag auf das Heimspiel gegen den TV Großwallstadt am kommenden Mittwoch vorbereiten wird. Einer mochte den Sieg und seinen 33. Geburtstag aber nicht richtig feiern: Daniel Narcisse konnte nach einem harten Zusammensprall mit Steffen Fäth nicht mehr richtig auftreten, fehlte in den letzten 15 Minuten und humpelte mit einem dicken "Pferdekuss" am Bein zum Mannschaftsbus.

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie bitte auch

 


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Stellte sich verletzt in den Dienst der Mannschaft: Filip Jicha
Klicken Sie zum Vergrößern! Stellte sich verletzt in den Dienst der Mannschaft: Filip Jicha
Es war uns im Vorfeld klar, dass dieses Spiel so schwer werden würde. Wetzlar spielt eine gute Saison, und wir wollten nach der Niederlage gegen Melsungen ein wenig Wiedergutmachung betreiben. Es war ein enges Spiel, aber wir haben verdient gewonnen und gekämpft. Es ist nicht zu übersehen, dass wir Probleme haben. Jicha konnte nicht werfen, hat sich aber in den Dienst der Mannschaft gestellt. Und auch auf Narcisse mussten wir in den letzten 15 Minuten verzichten. Wir wissen noch nicht, was er hat, er konnte aber nicht mehr richtig auftreten. Alle Achtung vor der Wetzlarer Leistung, wir gehen mit drei Minuspunkten in den Schlussspurt, noch drei Spiele bis zur Winterpause.
HSG-Trainer Kai Wandschneider:
Wir haben 60 Minuten gekämpft. Egal, welche Deckung Kiel gespielt hat: Wir haben Lösungen gefunden. In der ersten Halbzeit haben wir drei Bälle weggeschenkt, und in den letzten zehn Minuten fehlte uns wohl die Kraft, um in Überzahl noch den Ausgleich zu erzielen. Riesenkompliment an meine Mannschaft. Es ist kein Zufall, dass wir dort stehen, wo wir stehen. Trotz der Niederlage bin ich zufrieden.
HSG-Geschäftsführer Björn Seipp:
Es war ein fantastisches Handballspiel, trotz des mentalen Rückschlags durch die Sperre für Müller haben wir uns herangekämpft. Meiner Meinung nach hätten wir heute einen Punkt verdient gehabt.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Hut ab vor Filip Jicha, der sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Für uns ist es auswärts immer schwer, Gegner und Fans geben immer 200 Prozent. Das war heute nicht anders.
THW-Rückraumspieler Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Am Ende haben wir zwei Minuten lang in Unterzahl gespielt, das darf uns nicht passieren. Aber wir haben hier Charakter gezeigt. Das war mein erstes richtiges Spiel nach meiner Leistenverletzung, ich fühlte mich sehr gut. Wetzlar war ein starker Gegner, die Mannschaft hat sich mit Tobi (Tobias Reichmann, d. Red.) und Michael Müller super verstärkt.
THW-Haupttorschütze Momir Ilic gegenüber den KN:
Wir haben im Moment eine schwierige Phase und jetzt auch noch weitere Verletzte zu beklagen. Aber wir haben trotzdem einen wichtigen Sieg errungen.
HSG Kreisläufer Jens Tiedtke gegenüber den KN:
Wir haben in der Überzahl etwas zu riskant gespielt, letztlich fehlten Zentimeter. Ein Punkt wäre verdient gewesen, aber Momir Ilic hat uns am Ende den Zahn gezogen. Alle anderen Kieler hatten wir im Griff.
Ex-Zebra Tobias Reichmann gegenüber den KN:
Ich denke, ein Remis wäre verdient gewesen. Als wir am Ende mit drei Toren zurücklagen, habe ich nicht mehr an die Wende geglaubt. Aber mit unserer offenen Manndeckung kamen wir noch einmal zurück. Am Ende haben wir einen Fehler mehr gemacht als Kiel. Wir können trotzdem stolz auf uns sein.

16. Spieltag: 16.12.12, So., 17.30: HSG Wetzlar - THW Kiel: 26:27 (13:14)

Logo HSG Wetzlar:
Marinovic (47.-60., 4 Paraden), Weber (1.-47., 12 Paraden); Schmidt (5/1), Fridgeirsson, Tiedtke (4), Rompf, Valo (2), Mraz (1), Reichmann (2), Fäth (4), M. Müller (6), Hahn, Harmandic (2/1), Kristjansson; Trainer: Wandschneider
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-10., 19.-42., 59.-60., 4 Paraden), Palicka (10.-19., 42.-59., 5 Paraden); Toft Hansen, Sigurdsson (1), Sprenger (3), Ahlm (2), Ekberg (1/1), Zeitz (4), Palmarsson (4), Narcisse (2), Ilic (5), Klein, Jicha (2), Vujin (3/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Christoph Immel / Ronald Klein
Zeitstrafen:
HSG: 2 (Fäth (8.), Harmandic (23.));
THW: 2 (Vujin (44.), Klein (59.))
Siebenmeter:
HSG: 4/2 (Palicka hält Schmidt (18.), Harmandic an die Latte (53.));
THW: 4/2 (Weber hält Ilic (7.) und Vujin (25.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1 (2.), 4:1 (8.), 5:2, 6:3 (10.), 6:5 (12.), 8:5 (13.), 9:6 (15.), 10:7, 10:10 (21.), 12:12 (28.) 12:14 (29.), 13:14;
2. Hz.: 13:15 (32.), 15:15 (34.), 17:17 (38.), 17:18, 20:18 (41.), 21:19 (43.), 21:21 (44.), 21:23 (47.), 22:23, 22:25 (48.), 24:25 (50.), 24:27 (55.), 25:27 (57.), 26:27 (58.).
Zuschauer:
4.412 (ausverkauft) (RITTAL-Arena, Wetzlar)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2012:

Ilic-Treffer brachten den THW auf die Siegerstraße

Hart erkämpftes 27:26 in Wetzlar - Wechselspiel der Torhüter endete mit finaler Omeyer-Parade
Wetzlar. Der THW Kiel zeigte nach der jüngsten Heimniederlage gegen die MT Melsungen Charakter und siegte bei der HSG Wetzlar gestern Abend mit 27:26 (14:13). In einem dramatischen Spiel war Momir Ilic der Matchwinner. Der Serbe, dem lange nichts gelingen wollte, warf seine fünf Tore alle in der hektischen Schlussphase.

"Wir hätten mehr als 8000 Karten verkaufen können", sagte HSG-Geschäftsführer Björn Seipp, der eine Partie sah, in der seine Mannschaft den besseren Start erwischte. Gestützt auf die Paraden von Nikolai Weber, der sogar zwei Siebenmeter von Marko Vujin und Ilic parierte, führten die Gastgeber schnell mit 6:3 (11.). THW-Trainer Alfred Gislason handelte, wechselte Thierry Omeyer, der keine Hand an einen Ball bekam, gegen Andreas Palicka aus, brachte Aron Palmarsson als Mittelmann und ließ Filip Jicha als Spitze die offensive Deckung organisieren. Drei gelungene Schachzüge. Jicha, das war schon beim Aufwärmen zu sehen, konnte mit seinem lädierten Oberarm zwar nicht werfen, war aber in der Lage, die bis dato löchrige Abwehr zu stabilisieren.

Palmarsson platzte vor Spielfreude und hatte an acht der folgenden neun THW-Tore seinen Anteil. Als vierfacher Torschütze und als vierfacher Wegbereiter. Auch Palicka war hellwach, verbuchte nach einer Viertelstunde die erste Parade eines Kielers Torhüters. Doch die Show des flinken Schweden wurde bereits nach wenigen Minuten unterbrochen. Kurioserweise verletzte er sich bei der Parade eines Siebenmeters von Kevin Schmidt. Als der abgewehrte Ball Richtung Torlinie trudelte, verdrehte er sich bei einem Hechtsprung das rechte Knie. Palicka humpelte vom Feld, Omeyer kehrte zurück.

Per aspera ad astra - das Lebensmotto von HSG-Trainer Kai Wandschneider klingt nach einer Vorliebe für Bier, tatsächlich heißt es, dass der Weg zu den Sternen nur über raue Pfade zu erreichen ist. Der 53-Jährige hatte damit gerechnet, dass der Gast nach der Melsungen-Pleite eine Reaktion zeigen würde. "Sie werden eine Antwort geben, das war nur ein Aussetzer", sagte der gebürtige Hamburger, der Recht behalten sollte. "Die Kieler sind nicht schlechter als in der vergangenen Saison und voll auf Kurs."

Wandschneider, der bei der HSG als Vater des jüngsten Höhenfluges gefeiert wird, hatte ein "offenes Visier" versprochen. Die jüngste Serie von 13:1-Punkten hatte die Seinen selbstbewusst gemacht. Sie standen in der Deckung sicher und spielten im Angriff mit Mut und Zug zum Tor. Als sie allerdings zwölf Minuten vor dem Abpfiff mit drei Toren (22:25) zurücklagen, schien die zweite Heimniederlage perfekt. Doch mit offener Manndeckung brachten sie den THW, der zu diesem Zeitpunkt bereits ohne Geburtstagskind Daniel Narcisse (33/Pferdekuss) auskommen musste, noch einmal aus dem Rhythmus. Nur Ilic nicht. Der Serbe war auch durch ein hartes Foul von Alois Mraz nicht zu stoppen, der ihm rüde in den Wurfarm griff. "Hätte das Daniel Kubes im THW-Trikot gemacht, hätte er die Rote Karte und zwei Monate Sperre bekommen", schimpfte Gislason, der sich angesichts der harten Gangart der Hausherren eine konsequentere Bestrafung gewünscht hätte. Tatsächlich blieben die HSG-Spieler, die in der Pause keineswegs die Samthandschuhe übergestreift hatten, nach dem Seitenwechsel ohne Zeitstrafe.

Als dagegen Kiels Dominik Klein, der gestern seinen 29. Geburtstag feierte, für ein Foul an Michael Müller in der 59. Minute auf die Strafbank geschickt wurde, wehrten sich nur noch sechs "Zebras" gegen den drohenden Punktverlust. Schließlich war es Omeyer, nur Sekunden zuvor erneut für den wieder genesenen Palicka eingewechselt, der einen Wurf von Steffen Fäth parierte. Es war erst seine zweite Parade, aber selten war eine zweite Parade so wichtig wie diese. Ein Reflex, der in dem mit 4412 Zuschauern ausverkauften Hexenkessel wie eine kalte Dusche wirkte.

Vor Heiligabend müssen die "Zebras" noch drei Türchen öffnen: Morgen (19.50 Uhr/Sport1) wird der Gegner im Pokal- Viertelfinale (6. Februar) ausgelost. Am Mittwoch kommt in der Liga der TV Großwallstadt (17./20.15 Uhr) nach Kiel, am Sonntag der VfL Gummersbach (15./15.30 Uhr).

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2012)


(16./17.12.2012) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite