Reise zum Topspiel: Am Sonnabend fliegen die "Zebras" von Hamburg nach Frankfurt.
Das Ziel nach einer weiteren Busfahrt ist das kleine Städtchen Wetzlar, das sich in
dieser Saison anschickt, zu einem großen Ausrufezeichen in der DKB Handball-Bundesliga
zu werden. Denn tatsächlich ist die Partie am Sonntag, die um 17.30 Uhr angepfiffen wird,
das Topspiel des 16. Spieltags. Der Tabellenzweite aus Kiel muss dann alles in die
Waagschale werfen, um beim Fünften in Wetzlar zwei wichtige Punkte einzusammeln. Wie stark
die HSG Wetzlar einzuschätzen ist, zeigt ein weiterer Blick auf die Tabelle. Lediglich
das schlechtere Torverhältnis trennt die Hessen von der SG Flensburg-Handewitt auf Platz
drei. Bewegte Livebilder gibt es von der Partie nicht, THW-Fans werden aber wie gewohnt unter
www.kiel-liveticker.de
mit zeitnahen Informationen aus der ausverkauften Rittal-Arena in Wetzlar versorgt.
"Nach der schwierigen letzten Saison lautet das Ziel, so schnell wie möglich den Klassenerhalt
zu sichern", sagte HSG-Trainer Kai Wandschneider vor der Saison. Verständlich, wenn
man auf die vergangene Saison zurückblickt: Erst am vorletzten Spieltag konnten die
Hessen im Mai aufatmen, ein 25:24-Erfolg vertrieb sämtliche Abstiegssorgen - und trotzdem
war man mit Platz 15, gleichbedeutend mit der schlechtesten Platzierung der vergangenen fünf Jahre,
natürlich nicht zufrieden.
Vier hochkarätige Neuzugänge
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Kam aus Mannheim: Michael Müller.
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HSG |
Denn in Wetzlar hatte man bereits früh die Weichen auf eine
hoffnungsvolle Zukunft gesetzt. Mit
Tobias Reichmann vom THW Kiel
hatte man einen angehenden Nationalspieler für Rechtsaußen verpflichtet, zudem führte man
das Zwillings-Paar Michael und Philipp Müller zusammen, indem man den um zehn Minuten älteren
Linkshänder Michael von
den Rhein-Neckar Löwen loslöste. Und auch am Kreis verstärkten sich die Hessen: Der erfahrene
Ex-Nationalspieler Jens Tiedtke schloss sich der HSG an, nachdem er beim TV Großwallstadt keinen
neuen Vertrag mehr angeboten bekam. Vierter Neuzugang war Regisseur Fannar Fridgeirsson
vom TV Emsdetten. Die vier neuen Hochkaräter ließen Wandschneider sogar den Abschied von
Mittelmann Timo Salzer verschmerzen, der zum Zweitligisten SG BBM Bietigheim ging. Zudem
verließ Giorgios Chalkidis den Verein in Richtung Schweiz (siehe auch
Gegnerkader Wetzlar).
Wetzlar in Königsklassen-Reichweite
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Neuzugang Jens Tiedtke kam aus Großwallstadt.
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HSG |
Angesichts der Investitionen in einen starken Kader sprach man in Wetzlar vor dieser Spielzeit hinter
vorgehaltener Hand schon von der stärksten Mannschaft der vergangenen Jahre. Und das Team
zeigte sich schon vor der Saison selbstbewusst: "Wir werden einen Großen in unserer Halle schlagen", hatte
Torhüter Nikolai Weber den eigenen Fans versprochen. Die HSG hielt schnell Wort: Gleich am
ersten Spieltag schickte man den HSV Hamburg mit einer 33:26-Packung auf die Heimreise an die Elbe,
nach zwei weiteren Erfolgen in Balingen und gegen Großwallstadt kletterte die HSG auf Platz drei.
Dem kleinen "Einbruch" mit zwei Niederlagen in Melsungen und Mannheim folgten weitere beachtliche
Ergebnisse: Spätestens nach dem 31:31-Unentschieden gegen die SG Flensburg-Handewitt rutschte
die HSG Wetzlar in der Expertenmeinung unter die ersten sieben Mannschaften der Liga. Trotzdem
trat man bei den Hessen auf die Euphoriebremse: "Es geht weiter um den Klassenerhalt", sagte Michael
Müller noch Anfang Oktober. Doch inzwischen dürfte sich die Blickrichtung der HSG-Verantwortlichen
und Spieler verändert haben. Denn mit der nahezu optimalen Ausbeute von 13:1 Punkten aus den
letzten sieben Spielen, darunter fielen auch die Siege in Magdeburg und bei den Füchsen Berlin,
rutschte Wetzlar mit nur acht Minuspunkte in Reichweite der Champions-League-Plätze (siehe auch
Tabelle der DKB HBL und
Kurve Wetzlar).
Reichmann "Sportler des Jahres" in Wetzlar
Gesichter des Aufschwungs gibt es viele - aber niemand personifiziert diesen so wie
der ehemalige Kieler
Tobias Reichmann. In Wetzlar wurde er zur
festen Größe auf Außen, belegt momentan mit 60 Treffern Platz vier in der vereinseigenen Torschützenliste und
ist zum Publikumsliebling avanciert. Unlängst wurde
Reichmann nach etwas mehr
als fünf Monaten bei der HSG zum "Sportler des Jahres" in Wetzlar gewählt - und verdrängte den
bekannten Turner Fabian Hambüchen auf Platz drei. Zudem ist
Reichmann
einer der Kandidaten für die Rechtsaußen-Position im WM-Kader von Martin Heuberger. Besser als
der ehemalige Kieler trafen bisher nur Kevin Schmidt (64/22), Michael Müller (62) und der
deutsche Rückraum-Hoffnungsträger Steffen Fäth (61/5). Neben einer verbesserten Durchschlagskraft
in der Offensive gilt die aggressive, harte Abwehr als Prunkstück der HSG, deren Erfolge auch das
Publikum in Scharen in die Rittal-Arena locken: 3870 Fans verfolgen im Schnitt die Heimspiele
von
Reichmann und Co. Die Partie gegen den THW Kiel war bereits Wochen
vor dem Anpfiff restlos ausverkauft. "Wir hätten 8.000 Tickets für das Spiel verkaufen können",
berichtet HSG-Geschäftsführer Björn Seipp.
HSG ohne Respekt
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Isländischer Mittelmann: Fannar Fridgeirsson.
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HSG |
Das neue Selbstbewusstsein der Hessen unterstreicht Kai Wandschneider. "Wir haben gegen Kiel nichts
zu verlieren und wollen zeigen, dass wir zu Recht da oben stehen." Keinen Gedanken verschwendet man
mehr an die unteren Tabellenregionen - für die HSG soll es nur noch nach oben gehen. "Wir spielen
bisher eine sensationelle Runde und werden gegen den THW mit einem offenen Visier agieren." THW-Trainer
Alfred Gislason ist angesichts der Heimstärke und des bisherigen Auftretens
des kommenden Gegners gewarnt: "Wetzlar spielt bisher eine sehr gute Serie und ist neben den Rhein-Neckar Löwen
sicherlich das Überraschungsteam der Saison." Das sieht auch THW-Linksaußen
Dominik Klein
so: "Es wird eine interessante Partie, Wetzlar hat mit vielen neuen Gesichtern
für frischen Wind gesorgt und hat die Euphorie nach dem Startsieg
gegen Hamburg perfekt genutzt." Natürlich fahre man nach Wetzlar, um am späten Sonntagabend mit
zwei Punkten im Gepäck die Heimreise anzutreten, so
Klein. "Ich hoffe, dass es
am Sonntag ein schönes Geburtstagsgeschenk in Form von Punkten
für
Daniel Narcisse und mich gibt."
Klein wird am
Sonntag 29,
Narcisse 33 Jahre alt.
29. Liga-Duell beider Teams
Die Kieler peilen im 29. Liga-Duell beider Mannschaften den 23. Erfolg an - es wäre der
19. Sieg in Folge. Zuletzt verloren die Zebras in Wetzlar
am 6. Oktober 2002 mit
28:33. Überhaupt haben die
Kieler gegen Wetzlar erst drei Mal verloren, drei Mal spielte man unentschieden
(siehe auch
Gegnerdaten Wetzlar). In der vergangenen
Rekord-Saison taten sich die Kieler zwei Mal schwer gegen die HSG: In Wetzlar gab es einen
28:24-Sieg, das Rückspiel in der Sparkassen-Arena gewannen die
"Zebras" mit
33:27. Doch die Vorzeichen für das Spiel am Sonntag sind
dieses Mal andere: Zum ersten Mal treffen sich beide Teams zu einem echten Spitzenspiel
der DKB Handball-Bundesliga, das von den beiden Unparteiischen
Christoph Immel und Ronald Klein geleitet werden wird.
Die Kieler
müssen dabei
aller Voraussicht nach auf ihren Top-Torjäger Filip Jicha verzichten, der noch
immer an den Folgen der schmerzhaften Einblutung in den Muskel aus dem Melsungen-Spiel
laboriert. THW-Fans können sich am Sonntag in der Rittal-Arena auch mit Fanartikeln des deutschen Rekordmeisters
eindecken. Der mobile Fanshop geht mit auf die Tour nach Wetzlar und bietet eine Auswahl des Sortiments
vor Ort an.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aktualisierung vom 14.12.
Philipp Müller gesperrt
Die HSG Wetzlar muss am Sonntag Rückraumspieler Philipp Müller verzichten.
Der 28-Jährige wurde am Freitag von der Disziplinarkommission der DKB
Handball-Bundesliga für zwei Meisterschaftsspiele, längstens bis einschließlich zum 21. Dezember 2012,
gesperrt. Müller wurde vorgeworfen, beim 30:29-Sieg in Lübbecke nach dem Schlusspfiff einem
am Boden liegenden TuS-Spieler in den Unterleib geschlagen zu haben. Dies hatte der technische
Delegierte Uwe Stemberg gesehen und im Spielbericht vermerkt. Philipp Müller und die
HSG hatten diese Tat in schriftlichen Stellungnahmen bestritten. Deswegen sorgte der
Schuldspruch der Diszilinarkommission für Verärgerung bei den HSG-Offiziellen:
"Wir haben auch nach dem Erhalt des Bescheids der HBL keinen Zweifel
daran, dass Philipp unschuldig ist. Die Aussagen anderer, zum
Teil unbeteiligter Personen und die Videoaufnahmen sprechen
für ihn. Trotzdem akzeptieren wir die Entscheidung der Disziplinarkommission", sagte
HSG-Geschäftsführer Björn Seipp, der die der Entscheidung zugrunde liegende
Regel 17.11 des Internationalen-Handball-Rechts, die Tatsachenentscheidungen der Spielaufsicht
und der Schiedrichter für unanfechtbar erklärt, kritisierte: "Aus Sicht der HSG Wetzlar
lässt dies den Schluss zu, dass schon eine Feststellung, wie in
diesem Fall durch die Spielaufsicht, einem Urteil gleichkommt
und die Unschuldsvermutung ausschließt. Einen Freispruch lässt diese Regel offensichtlich nicht zu."
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2011:
Wetzlar fiebert dem THW-Spiel entgegen
Gastgeber der "Zebras" ist Sensationsteam der Handball-Bundesliga
Kiel/Wetzlar. Die Eckdaten versprechen ein Handballfest:
Die HSG Wetzlar, das Überraschungsteam
der Saison, erwartet morgen (17.30 Uhr) in der seit
Wochen ausverkauften Rittal-Arena den THW Kiel.
Den Meister, dessen Serie von 51 Liga-Spielen ohne
Niederlage am Sonntag gerissen ist. Nach 585 Tagen.
Die Heimpleite gegen Melsungen (25:29) hatte nicht nur den
"Zebras" die Laune verdorben.
Auch die Stimmung auf der Weihnachtsfeier der HSG
Wetzlar trübte sich kräftig ein, als die Sensation die Runde
machte. "Gegen uns schlägt das Imperium zurück", sagte
Geschäftsführer Björn Seipp und fasste damit an diesem
Abend die Befürchtungen in einem Satz zusammen.
Aber der Schock währte nur kurz, zu stark spielen die Hessen
derzeit auf. Mit Siegen über Hamburg (33:26), Berlin
(28:27), Magdeburg (26:24) und Lübbecke (30:29) stürmten
sie auf Platz fünf. "Da gehören wir nicht hin", sagt
Trainer Kai Wandschneider. "In der Etat-Rangliste sind
wir schließlich nur Nummer 15." Der gebürtige Hamburger
heuerte im März bei der HSG an, verhinderte den drohenden
Abstieg und formte ein Team, das mittlerweile konstant außergewöhnliche
Leistungen abliefert. Der Diplom-Sportlehrer
führte zahllose Einzelgespräche, richtete das angeknackste
Selbstbewusstsein seiner Spieler, setzte im Training
verstärkt auf die Athletik und schulte das Team um Kapitän
Michael Müller auch taktisch so intensiv, dass es inzwischen
mehrere Deckungsvarianten beherrscht. "Wir
spielen jetzt viel schneller", sagt Wandschneider, der auf
eine Serie von 13:1-Punkten zurückblickt. Gegen die "top five"
(Wandschneider) hätte die HSG in der vergangenen Saison
keinen Punkt gemacht, diesmal wären es schon fünf
von acht. Neben den Siegen gegen Berlin und Hamburg
trotzte Wetzlar auch Flensburg (31:31) ein Remis ab.
Eine Säule des Erfolges ist Tobias Reichmann, der in
Wetzlar gerade vor Turn-Star Fabian Hambüchen zum
Sportler des Jahres gewählt wurde. "Darüber freue ich
mich sehr", sagt Reichmann,
der vom THW Kiel zur HSG gewechselt war. "Das zeigt,
dass ich angekommen bin." Der 24-Jährige, in Kiel
Stammgast auf der Ersatzbank, spielt stets 60 Minuten
durch, weil Tobias Hahn, der zweite Rechtsaußen, noch an
den Folgen eines Kreuzbandrisses leidet. "Der Vereinswechsel
war der richtige Schritt", sagt Reichmann, der
in den erweiterten Kader für die Handball-WM in Spanien
(12. bis 27. Januar) nominiert
wurde. Beim jüngsten Lehrgang teilte er sich das Zimmer
mit THW-Linksaußen Dominik Klein. Reichmanns Chancen
stehen nicht schlecht, auch in Spanien mit dem Kieler eine
Wohngemeinschaft bilden zu dürfen. "Den Gedanken daran
verdränge ich, schließlich habe ich mit der HSG bis dahin
noch vier Spiele", sagt Reichmann.
"Ich hatte im Januar einen Urlaub geplant, aber den
sage ich gerne wieder ab."
Reichmann warf bereits 60
Tore für die HSG, die sich bisher nur zwei Patzer erlaubte.
So schied sie im Pokal in Bad Schwartau (30:33) aus und bescherte
in der Liga dem TuSEM Essen (33:33) den einzigen
Punkt. "Essen war unser Melsungen", sagt Wandschneider,
der auf einen seiner wichtigsten Abwehrspieler
verzichten muss. Philipp Müller, der den Nettelstedter Pawel
Niewrzawa geschlagen haben soll, wurde gestern für
zwei Spiele gesperrt.
Die "Zebras" reisen heute mit dem kompletten Kader ab.
Nach einer Trainingseinheit am Vormittag fliegt das Team
von Alfred Gislason nach Frankfurt. An Bord auch
Filip Jicha, der sich im Melsungen-Spiel
eine schmerzhafte Einblutung
im Oberarm zuzog. "Er wird garantiert nicht im
Angriff spielen können", sagt Gislason, der großen Respekt
vor dem Gegner hat. "Die Aufgabe wird genauso schwer wie
die bei den Löwen." Mit einer hochkonzentrierten Vorstellung
hatte der THW diese Hürde (28:17) eindrucksvoll genommen.
In Wetzlar wird Gislason auf ein sehr bekanntes
Gesicht treffen: Der isländische Mittelmann Fannar Fridgeirsson
ist der Schwiegersohn eines guten Freundes.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
HSG Wetzlar - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Internet-Tipps:
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
So., ab 17.30 Uhr: Liveeinblendungen HSG Wetzlar - THW Kiel
live aus der Rittal-Arena in Wetzlar
(geplante Einblendungen um 17.30 Uhr, 17.50 Uhr,
18.03 Uhr, 18.30 Uhr und in der Schlussphase gegen 18.55 Uhr;
Berichte und Stimmen der Beteiligten nach dem Spiel in den Nachrichten und
am nächsten Morgen in "Guten Morgen Schleswig-Holstein";
Reporter ist Norman Nawe)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet: kiel-liveticker.de
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