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16./17./18.05.2012 - Letzte Aktualisierung: 18.05.2012 Bundesliga

62:0 Punkte: Glanzloser Heimsieg über Wetzlar

Bundesliga, 28. Spieltag: 16.05.2012, Mi., 20.15: THW Kiel - HSG Wetzlar: 33:27 (19:16)
Update #4 (Video-Update) Videos, KN-Bericht, Fotos, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Christian Zeitz war viermal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz war viermal erfolgreich.
Der THW Kiel bleibt weiter auf Kurs zur perfekten Bundesligasaison: Am Mittwochabend besiegten die "Zebras" in der ausverkauften Sparkassen-Arena die HSG Wetzlar mit 33:27 (19:16) und erhöhten ihr Punktekonto damit auf 62:0 Zähler. Die Gäste hielten die Partie bis Mitte der zweiten Halbzeit offen, doch in der Schlussviertelstunde hatten die Kieler einmal mehr die größeren Reserven. Beste Torschützen waren Momir Ilic und Filip Jicha mit sechs Treffern, bei den Gästen überzeugte Torhüter Nikolai Weber mit acht Paraden im zweiten Durchgang.
Verletzungssorgen hüben wie drüben
Auf dem ersten Blick sah es im Vorfeld nach einer klaren Angelegenheit für den THW Kiel aus. 18 Siege in Folge feierten die "Zebras" gegen die HSG Wetzlar, gar 33 Bundesligasiege in Folge seit dem 4. Mai 2011. Zudem musste der Tabellen-15. an der Förde auf seine beiden besten Saisontorschützen verzichten: Kreisläufer Kari Kristjan Kristjansson und Linkshänder Daniel Valo hatten die Reise nach Schleswig-Holstein erst gar nicht mit angetreten. Stattdessen saßen mit Yannick Schindel, Julian Weber und Fabian Kraft drei Spieler aus Wetzlars A-Jugendmannschaft mit auf der Bank und durften Bundesligaluft schnuppern - auch wenn sie im Handballtempel Deutschlands nicht zum Einsatz kamen.

Kreisläufer Georgios Chalkidis hielt die Kieler Deckung auf Trab.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kreisläufer Georgios Chalkidis hielt die Kieler Deckung auf Trab.
Doch auch Alfred Gislason hatte personelle Probleme zu bewältigen: Thierry Omeyer plagte sich weiterhin mit einer hartnäckigen Wadenverletzung herum, Rechtsaußen Christian Sprenger litt unter einer Oberschenkelzerrung und Filip Jicha war durch eine Grippe geschwächt. Auch Mittelmann Daniel Narcisse war angeschlagen und sollte bestmöglich geschont werden.

Daher stellten sich die beiden Mannschaften fast von alleine auf: Der THW startete mit Aron Palmarsson als Spielmacher sowie mit Momir Ilic und Christian Zeitz auf den Halbpositionen, Dominik Klein und Tobias Reichmann außen, Marcus Ahlm am Kreis und Andreas Palicka im Tor. In der Abwehr probierte man zunächst eine 3:2:1-Deckung mit Momir Ilic an der Spitze - ein Novum in dieser Saison!

Wetzlar legt vor
Marcus Ahlm setzt sich zu einem seiner vier Treffer durch.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm setzt sich zu einem seiner vier Treffer durch.
Und die HSG Wetzlar zeigte von Beginn an, dass man durch den Punktgewinn in Lübbecke am Wochenende nach 2:10-Rückstand neues Selbstvertrauen für den Abstiegskampf gesammelt hatte. Insbesondere die Vertreter der verletzten Haupttorschützen, Lars Friedrich und Georgios Chalkidis, traten von Beginn an in die Fußstapfen ihrer zu Hause gebliebenen Mannschaftskameraden und brachten ihr Team in Front. Es entwickelte sich eine Partie, in der beide Abwehrreihen nicht ganz auf der Höhe wirkten. Konsequenz daraus waren viele Tore, und durch Fehlwürfe von Zeitz und Ilic hatte die HSG Wetzlar zunächst leicht die Nase vorn: Timo Salzer traf zum 6:4 für die Gäste und ließ mit einem weiteren Treffer vom Kreis wenig später auch das 8:6 (13.) folgen.

Alfred Gislason hatte mittlerweile bereits auf eine 6:0-Deckung umgestellt, und mit ihr kamen die Kieler zum Ausgleich: Reichmann traf zum 7:8, Palicka parierte einen Wurf Fäths und Aron Palmarsson besorgte nach einem schönen Wackler das 8:8. Als Ilic wenig später das 8:9 durch Fäth mit einem Doppelpack zum 10:9 (18.) konterte und den THW zum zweiten Mal nach dem 4:3 in der Anfangsphase in Führung brachte, schien alles den erwarteten Gang zu nehmen.

Wetzlar lässt sich nicht abschütteln
Filip Jicha riss die Partie trotz Grippeschwächung an sich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha riss die Partie trotz Grippeschwächung an sich.
Jedoch war der Arbeitstag bereits jetzt für Aron Palmarsson beendet: Der Isländer nahm mit leichten Knieproblemen auf der Bank Platz, für ihn sollte nun Filip Jicha das Spiel lenken, die Abwehr wurde wieder auf eine 3:2:1-Variante umgestellt. Die Gäste blieben aber ihrem Motto treu, trugen ihre Angriffe geduldig und weitgehend ohne technische Fehler vor, gingen durch einen Unterzahltreffer Fäths zum 10:11 (20.) gar noch einmal in Führung und hatten auf die Kieler Führungstreffer durch einen Jicha-Konter zum 12:11, einen Schlagwurf von Zeitz zum 13:12 und einen humorlosen Kracher Jichas zum 14:13 immer eine Antwort parat.
Zwischenspurt vor und nach der Pause
Doch nach dem 14:14-Ausgleich durch einen Friedrich-Siebenmeter konnten sich die "Zebras" bis zum Pausenpfiff doch noch ein wenig absetzen: Eine Zeitstrafe gegen Schmidt nutzte der THW, um durch einen Zeitz-Wackler und einen Jicha-Gegenstoß nach eigenem Steal beim 16:14 erstmals mit zwei Toren in Führung zu gehen. Nach dem Anschluss durch Friedrich waren es erneut Jicha mit einem unnachahmlichen Durchbruchdreher und Zeitz, nachdem die Wetzlarer Hintermannschaft bei einem Einwurf Reichmanns komplett pennte, die das Ergebnis auf 18:15 schraubten. Und nachdem Dominik Klein wenige Sekundenbruchstücke vor der Pausensirene am Kreis einen Abpraller zum 19:16-Halbzeitstand verwertete, schien der THW langsam auf Kurs.

Philipp Müller kassierte in der 42. Spielminute seine dritte Zeitstrafe - wie im Hinspiel sah er rot.
Klicken Sie zum Vergrößern! Philipp Müller kassierte in der 42. Spielminute seine dritte Zeitstrafe - wie im Hinspiel sah er rot.
Erst recht, als die Kieler mit einer 6:0-Deckung zu Beginn des zweiten Durchgangs ihre Gegner endlich zu unüberlegteren Würfen und technischen Fehler zwingen konnten. Als Jicha, Ahlm und Klein daraus Kapital schlagen konnten, war der THW auf 23:17 (34.) enteilt - aber nur scheinbar.

Neun torlose Minuten bringen den Ausgleich
Denn nun wurde der eingewechselte Nikolai Weber in Wetzlars Tor zu einem Faktor in der Partie: Seine Paraden gegen Klein, Andersson und Ilic sowie mehrere Offensivfoul-Entscheidungen gegen Marcus Ahlm ermöglichten eine neunminütige Torflaute beim THW, die die HSG Wetzlar zu nutzen wusste: Lars Friedrich hämmerte den Ball zum 18:23 in den Winkel, Salzer und Chalkidis ließen die nächsten Treffer folgen. Als Kevin Schmidt vom Kreis auf 21:23 verkürzte, wurde es langsam unruhig auf den Tribünen, und dies verstärkte sich noch weiter, als der Linksaußen wenige Sekunden später einen Gegenstoß zum 22:23 abschloss. Alfred Gislason reagierte und brachte Thierry Omeyer für den unglücklichen Andreas Palicka zwischen die Pfosten, und noch ehe der Isländer auch Daniel Narcisse und Christian Sprenger erstmals aufs Parkett schicken konnte, hatte Jungwirth von außen gar zum 23:23-Ausgleich (42.) getroffen.
Publikum und Mannschaft am Ende hellwach
Nikolai Weber hielt die Wetzlarer Niederlage mit vielen Paraden in Grenzen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikolai Weber hielt die Wetzlarer Niederlage mit vielen Paraden in Grenzen.
Aber das Kieler Publikum war nun da und peitschte seine Mannschaft nach vorne. Und diese stand in der Deckung - die offensive 3:2:1-Abwehr mit Narcisse an der Spitze - nun endlich hellwach. Ein Doppelpack von Kim Andersson sorgte für kollektives Aufatmen in der Sparkassen-Arena, und nachdem Narcisse ein Steal gelang und Sprenger per Gegenstoß auf 26:23 erhöhte, war der THW-Express endgültig gestartet. Salzer verkürzte noch einmal, doch Andersson (das 1.000. Saisontor!), Jicha und Sprenger sorgten beim 29:25 in der 52. Spielminute für die Vorentscheidung - und das, obwohl Nikolai Weber in dieser Phase noch einige hochkarätige Chancen, darunter zwei Siebenmeter, vereiteln konnte.

Gästecoach Kai Wandschneider versuchte die "Zebras" zwar in der Schlussphase noch einmal mit einer 4:2-Deckung aus dem Konzept zu bringen, doch dies war vergeblich: Als Momir Ilic den Ball beidhändig (!) zum 32:27 ins Tor bugsierte und Thierry Omeyer einen Friedrich-Wurf parierte, erhoben sich die Kieler Fans in der Schlussminute von ihren Sitzen: Sie hatten zwar nicht die beste Saisonleistung ihres THW gesehen, wohl aber eine Mannschaft, die mit purem Willen auch die letzten Schritte auf dem Weg zu historischen 68:0 Punkten in der TOYOTA Handball-Bundesliga gehen will. Der drittletzte Schritt wird bereits am kommenden Sonntagnachmittag fällig: Dann nämlich ist der TuS N-Lübbecke an der Kieler Förde zu Gast.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

HSG-Trainer Kai Wandschneider:
Glückwunsch an Alfred und den THW Kiel zum Sieg, zur Deutschen Meisterschaft, zum Pokal, zu dieser grandiosen Saison und eben auch zu dieser unglaublichen Serie. Ich bin zufrieden mit dem Spiel meiner Mannschaft, die da angeknüpft hat, wo wir in Nettelstedt aufgehört haben. Wir haben gefightet und uns nicht aufgegeben. Bei 17:23 nach der Halbzeit hatte ich die Befürchtung, dass da die Post abgeht. Aber dann sind wir wieder rangekommen und haben den Ausgleich erzielen können. In den entscheidenden Phasen war Kiel aber natürlich stärker als wir. Trotzdem nehmen wir aus dem Spiel eine ganze Menge mit. Niko Weber hat uns im Spiel gehalten, viele Eins-gegen-Eins-Aktionen im Tor positiv gestaltet. Wir hatten Tempo im Spiel und den Ball vorne laufen lassen. Daran haben wir hart gearbeitet, am Ende hat uns die Kraft verlassen. Wenn wir so weitermachen wie in den letzten beiden Spielen, bin ich fest davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt noch packen.
THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin zufrieden mit den Punkten, aber nicht allzu zufrieden mit unserem Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir sehr schlecht gedeckt, darunter hat auch die Torhüterleistung gelitten. Auch in der zweiten Halbzeit haben wir zu viele Fehler gemacht und zudem alle drei Siebenmeter verschossen. Das war kein besonders gutes Spiel von uns. Was mich geärgert hat: Ich musste einige Spieler einwechseln, die eigentlich auf keinen Fall spielen sollten, weil sie nicht konnten. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, musste ich sie bringen. Man merkt schon, dass die Belastung sehr hoch ist. Wir nähern uns dem 60. Spiel in dieser Saison, die waren fast alle ziemlich intensiv. Fast jeder in der Mannschaft hat eine kleinere Verletzung, bei einigen Spielern ist kurz davor, dass sie in Köln nicht spielen können. Die Spieler, die mehr Spielanteile bekommen, weil andere nicht können, müssen es besser machen. Deshalb hätte ich mir einen besseren Spielverlauf gewünscht, aber dafür ist Wetzlar zu stark. Die HSG-Abwehr war gut, der Torhüter war überragend. Mit dieser Qualität, die die HSG-Mannschaft hat, werden sie auf gar keinen Fall absteigen. Ich hatte gehofft, dass wir uns früher absetzen können. Aber das war aufgrund des Gegners nicht möglich.

Ich will natürlich kein Spiel verlieren, das ist doch klar. Wir haben noch ein Spiel, bevor wir nach Köln fahren. Die beste Vorbereitung ist es, da gut zu spielen und zu gewinnen.

THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber Sport1:
Das kannten wir ja schon aus dem Hinspiel, dass wir über 60 Minuten gehen und hart arbeiten müssen. Als wir unsere Abwehr in den Griff bekamen, konnten wir zu unserem Spiel finden und einfache Tore machen und haben dann am Ende über den Kampf gewonnen.

[Frage: Fehlten vielleicht fünf Prozent Einstellung?]
Nein, das sehe ich nicht so. Die Einstellung hat hier jeder. Aber mann muss sich auch einmal die andere Seite ansehen: Wetzlar hatte eine Woche Zeit, sich auf unsere Abwehr vorzubereiten, das haben sie auch gut gemacht, aber es eben nicht über 60 Minuten geschafft. Am Ende haben wir noch frische Kräfte und Qualität auf der Bank. Der Erfolg am Ende kam auch durch die offensive 3:2:1-Deckung, bei der Daniel Narcisse vorgezogen sehr gut gedeckt hat.

[Frage: Drucken Sie sich am Ende der Saison die Abschlusstabelle aus?]
Nein, so ein Typ bin ich nicht. Wir müssen ja auch noch drei Schritte machen, auch wenn wir am vergangenen Sonntag beim HSV schon einen sehr großen Schritt gemacht haben, aber jetzt geht es weiter Schritt für Schritt, Sonntag wartet schon Lübbecke.

Wetzlars Torhüter Nikolai Weber gegenüber Sport1:
Wir sind hier motiviert angetreten, wollten den THW so lange wie möglich ärgern und haben an unsere Chance geglaubt. Kiels hohes Tempo können wir nicht mitgehen, aber wir haben über weite Strecken gut gespielt. Wir haben am Samstag ein sehr wichtiges Spiel gegen den HSV, und mit dieser Leistung ist einiges möglich. Jetzt sind es nur noch drei Spiele für uns, jetzt zählt es, jetzt müssen wir Gas geben. Unsere Mannschaft hat großes Potenzial. Ich bin mir sicher, dass wir noch Punkte holen und auch in der nächsten Saison in der ersten Liga spielen.
Video: Stimmen der Beteiligten
Video: Stimmen der Beteiligten #2
Video: Die Pressekonferenz

28. Spieltag: 16.05.12, Mi., 20.15: THW Kiel - HSG Wetzlar: 33:27 (19:16)

Logo THW Kiel:
Omeyer (40.-60., 4 Paraden), Palicka (1.-40., 2/1 Paraden); Andersson (3), Lundström (1), Sprenger (2), Ahlm (4), Kubes, Reichmann (2), Zeitz (4), Palmarsson (2), Narcisse (1), Ilic (6), Klein (2), Jicha (6); Trainer: Gislason
Logo HSG Wetzlar:
Marinovic (1.-30., 2 Paraden), N. Weber (31.-60., 8/2 Paraden); Schmidt (3), Schindel (n.e.), J. Weber (n.e.), Kraft (n.e.) Salzer (4), Jungwirth (2), Mraz (1), Müller (2), Chalkidis (4), Fäth (3), Harmandic (2/1), Friedrich (6/2); Trainer: Wandschneider
Schiedsrichter:
Nils Blümel / Jörg Loppaschewski
Zeitstrafen:
THW: 4 (Zeitz (11.), Reichmann (23.), Lundström (53.), Jicha (55., Wechselfehler));
HSG: 6 (3x Müller (14., 19., 42.), Schmidt (26.), Chalkidis (37.), Harmandic (59.))
Rote Karten:
HSG: Müller (42.) nach dritter Zeitstrafe
Siebenmeter:
THW: 3/0 (Ilic an den Pfosten (26.), N. Weber hält Jicha (42.) und Ilic (46.));
HSG: 5/3 (Palicka hält Friedrich (7.), Friedrich gegen Omeyer an den Pfosten (47.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 3:2, 3:3 (5.), 4:3, 4:6, 5:6 (10.), 5:7, 6:7, 6:8, 8:8 (15.), 8:9, 10:9, 10:10, 10:11 (20.), 12:11, 12:12, 13:12, 13:13, 14:13, 14:14 (25.), 16:14, 16:15, 18:15, 18:16, 19:16;
2. Hz.: 20:16, 20:17, 23:17 (34.), 23:23 (42.), 26:23 (45.), 26:24, 29:24 (52.), 29:25, 31:25 (56.), 31:27, 33:27.
Zuschauer:
10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.05.2012:

Im Schongang zu langsam

Handballmeister THW Kiel mühte sich gegen die HSG Wetzlar zu einem 33:27-Sieg
Kiel. Der THW Kiel feierte am Mittwochabend seinen 31. Saisonsieg in Folge. Einen mühsamen, wehrte sich die HSG Wetzlar doch nach Kräften, ehe sie sich schließlich ermattet in eine 27:33 (16:19)-Niederlage fügte. Am Sonntag steht für die "Zebras" das vorletzte Heimspiel in der Handball-Bundesliga an, zu Gast ist dann der TuS N-Lübbecke (17.30 Uhr).

Die Hessen hatten auf die verletzten Stammkräfte Kari Kristjansson und Daniel Valo verzichtet, stattdessen nahm Trainer Kai Wandschneider drei A-Jugendliche mit - die Tour nach Kiel hatte den Charakter einer Klassenfahrt. Wandschneider hatte darum gebeten, keine "Hyper-Rutsche" kassieren zu müssen. Er wäre schon zufrieden, wenn er mit allen Spielern wieder gesund in den Bus steigen könne, um gegen Hamburg, Gummersbach und Magdeburg noch das Abstiegsgespenst zu verjagen, das sich bei der HSG gemütlich eingerichtet hat.

Vor einer Woche war dem Wandschneider-Team der Sieg gegen Göppingen (26:25) aberkannt worden, seitdem beträgt das Polster auf den TV Hüttenberg (16.) nur noch zwei Punkte. Ein Rückstand, den der Landesrivale bereits morgen beim Bergischen HC ausbügeln kann. Ein Szenario, mit dem bei der HSG im Januar keiner gerechnet hatte. Auch Tobias Reichmann nicht. Der Rechtsaußen des THW Kiel hatte damals einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Unzufrieden mit seinen Spielanteilen, sah der 23-Jährige bessere Perspektiven bei der HSG, die zudem Michael Müller (RN Löwen) und Jens Tiedtke (TV Großwallstadt) verpflichtet hatten. Ein Trio, das einen Platz im Mittelfeld garantieren könnte. Und jetzt?

"Ich habe einige unruhige Nächte hinter mir", sagte Reichmann, der ausgerechnet im Spiel gegen seinen neuen Arbeitgeber in der Start-Sieben stand, weil Christian Sprenger (Oberschenkelzerrung) pausieren sollte. "Diese Situation geht mir sehr nah, aber zum Glück helfen mir meine Familie und meine Freundin sehr." Reichmanns Unterschrift gilt nur im Falle des Klassenerhalts, ob er einen Plan B hat, wollte er nicht verraten. "Ich bin optimistisch, dass Wetzlar es schafft."

Reichmann selbst wurde mit einer Flasche Sekt als bester THW-Spieler ausgezeichnet. Eine Ehre, die ihm sichtlich unangenehm war. "In der Abwehr war ich nicht berauschend, und im Angriff fehlte mir manchmal die nötige Konzentration." Damit war er aber nicht der einzige Kieler an diesem zähen Handballabend.

Er begann lustig mit dem Einmarsch von Maskottchen Hein Daddel, der den DHB-Pokal mitgebracht hatte. Doch mit dem Anpfiff offenbarte das Team von Alfred Gislason, dass auch in den Trikots des Seriensiegers nur Menschen stecken. Gislason wollte mit Thierry Omeyer, Filip Jicha, Kim Andersson, Daniel Narcisse und Sprenger jene schonen, die am Ende einer langen Saison die größten Blessuren zu beklagen haben. "Ich wollte ökonomisch durch das Spiel kommen", sagte der Isländer. "Daraus ist nichts geworden."

Als die wackeren Gäste einen Sechs-Tore-Rückstand in einem Rutsch ausglichen (23:23/42.), riss sein bereits sehr dünn gewordener Geduldsfaden. Andreas Palicka hatte hinter einer löchrigen Deckung bis dato nur drei Bälle gehalten. Innerhalb weniger Sekunden waren in dieser Phase zudem Jicha und Momir Ilic mit Strafwürfen am guten Nikolai Weber gescheitert. Gislason wechselte nun das Quintett komplett ein, dem er Schonung gewähren wollte und provozierte lautstark eine Verwarnung, um das müde Publikum zu erwecken. "Heute hätten wir die Halle gebraucht", sagte Gislason. "Aber sie war mausetot."

Das Ergebnis? Das Publikum wachte auf, das Quintett nahm das Heft in die Hand und acht Minuten später waren die Kieler entrückt (29:25). Die HSG, nach der Roten Karte gegen Philipp Müller (41.) um einen weiteren Rückraumspieler beraubt, stellte nun den Widerstand ein. "Wir haben von einem Punkt geträumt", sagte Rechtsaußen Peter Jungwirth. "Aber als Kiels erste Garde kam, war das Spiel schnell entschieden."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.05.2012)


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