Durch ein Angriffs-Feuerwerk hat der THW Kiel am
Sonntagnachmittag in Hamburg die Punkte 59 und 60
geholt, bereits am Mittwoch soll die viertletzte
Hürde auf dem Weg zur perfekten Bundesligasaison
übersprungen werden. Zu Gast in der Sparkassen-Arena
ist dann die HSG Wetzlar, die mitten im Abstiegskampf
steckt. Die Partie wird um 20.15 Uhr angepfiffen,
Sport1 überträgt kostenpflichtig im Internet.
Vor der Saison hatte man bei der HSG Wetzlar ein Ziel ausgegeben: Ruhe.
Sportlich wie wirtschaftlich sollten endlich bessere Zeiten anbrechen.
Nach dem Beinahe-Finanz-Kollaps vor zwei Jahren zeigte der Konsolidierungskurs
erste Erfolge. Mit Trainer Ghenadij Khalepo, der die HSG in der vergangenen
Saison in einer turbulenten Schieflage übernommen hatte und mit 24:26 Zählern
aus den verbleibenden Saisonspielen aus der Abstiegszone geführt hatte,
sollte sportlich an Platz elf angeküpft werden - der besten Platzierung
seit acht Jahren. "Wenn wir das Ergebnis aus der Vorsaison wiederholen
könnten, wäre das schon gut", war Khalepo vor der Spielzeit allerdings
bescheiden.
"Affäre Klimowets" befördert Wetzlar in den Abstiegskampf
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Rückraumspieler Steffen Fäth trumpfte zuletzt groß auf: In Lübbecke
erzielte der 22-Jährige sieben Treffer.
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HSG |
Doch es lief alles anders: Statt Ruhe gab es Chaos bei den Hessen. Die
chronische Auswärtsschwäche und Probleme im Angriff brachten die HSG, deren
Kader wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinrundenspiel ausführlich vorgestellt haben, in
große sportliche Probleme. Fünf Niederlagen in Folge, darunter die beim
Bergischen HC, in Balingen und gegen Großwallstadt, und das damit
verbundene Abrutschen von Rang neun auf Platz 15 kosteten Khalepo im
März den Job. Sein Nachfolger wurde Kai Wandschneider, und der ehemalige
Dormagener Coach führte seine Truppe zum enorm wichtigen 20:19 gegen die
TSV Hannover-Burgdorf. Ein Erfolg, der den Abstand zu den Abstiegsplätzen
auf fünf Punkte anwachsen ließ. Seit vergangenen Donnerstag aber steckt
die HSG tiefer als je zuvor im Abstiegsstrudel: Grund dafür ist die
Entscheidung des DHB-Bundesgerichts, den 26:25-Sieg der HSG Wetzlar zum
Rückrundenauftakt gegen Frisch Auf Göppingen wegen des Einsatzes des
nicht spielberechtigten Andrej Klimowets abzuerkennen und das Spiel mit
0:0 Toren und 0:2 Punkten zu werten (siehe
Extra-Bericht).
Damit schmolz der Vorsprung auf den TV Hüttenberg und den Bergischen HC
vor dem Wochenende auf drei Zähler. Am Samstag jedoch erkämpfte sich die
HSG beim TuS N-Lübbecke nach einem 2:10-Fehlstart noch ein 25:25-Unentschieden
- ein überlebenswichtiger Punkt, zumal der TV Hüttenberg zeitgleich mit
einem Sieg über Balingen den Rückstand gar auf zwei Zähler verkürzte.
Daher feierte man in Wetzlar den Punktgewinn wie einen Sieg: "Wir haben
nie aufgegeben und sind später geschlossen aufgetreten. Dass wir so
zurückkommen, hätte ich mir nicht erhofft. Das war ein Punkt nicht nur
für die
Tabelle, sondern auch für die
Moral", befand Wandschneider und stellte klar, dass trotz eines letzten
Wurfs und der Chance auf einen Sieg das Unentschieden ein gewonnener Punkt
sei. Da das Torverhältnis aufgrund des 0:0 am grünen Tisch keine Rolle
meht spielt, reicht dem TV Hüttenberg allerdings, diese beiden Punkte
aufzuholen, um Entscheidungsspiele um den Klassenerhalt zu erzwingen
(siehe auch
Gegnerkurve HSG Wetzlar).
Hochkarätige Neuzugänge
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Kreisläufer Kari Kristjan Kristjansson ist mit 96 Treffern bester
Wetzlarer Torschütze.
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HSG |
Die "Affäre Klimowets" hat Spuren hinterlassen. Sportlich und im Umfeld.
Der Sportliche Leiter und Aufsichtsratssprecher Manfred Thielmann trat
nach Kritik an der Mannschaft zurück. Jener Thielmann, der wenige Wochen
zuvor noch die Signale auf "Aufbruch" bei der HSG Wetzlar gestellt und
mit spektakulären Transfers auf sich aufmerksam gemacht hatte. Denn anders
als vor dieser Spielzeit, vor der aufgrund des mit 2,5 Millionen Euro
niedrigen Etats und wegen der Sparbemühungen mit dem 35-jährigen Torhüter
Nikola Marinovic (kam aus Balingen) nur ein Neuzugang präsentiert wurde,
will die HSG im kommenden Jahr mit neuen Spielern und verstärktem Kader
in eine bessere Zukunft starten. Michael Müller wird von den Rhein-Neckar
Löwen nach Hessen wechseln und künftig mit seinem Bruder Philipp ein
starkes Rückraumduo bilden. Vom TV Großwallstadt geht Kreisläufer Jens
Tiedtke nach Wetzlar, und Rechtsaußen
Tobias Reichmann
wird das schwarz-weiße THW-Trikot nach dieser Spielzeit ausziehen und
gegen das HSG-Jersey tauschen.
Die Liga staunte ob der Neuverpflichtungen im klammen Wetzlar. "Diese
wurden möglich, wie wir viele auslaufende Verträge hatten und intensiv
verhandelt haben", erklärte Thielmann. "Es steht fest, dass der neue Kader
weniger kosten wird als der aktuelle." Zahlreiche Spieler müssen die HSG
nach dieser Saison verlassen. So wird der Vertrag mit Lars Friedrich
aufgelöst, und auch Kreisläuer Giorgos Chalkidis, Spielmacher Timo Salzer
und Rechtsaußen Peter Jungwirth werden dem Verein den Rücken kehren.
Verlängert wurden hingegen die Kontrakte mit Kreisläufer Kari Kristjan
Kristjansson und Linkshänder Daniel Valo. Kein Wunder, sind die beiden
mit 96 beziehungseise 92 Treffern doch so etwas wie die Lebensversicherung
der angriffsschwachen HSG im Abstiegskampf.
Schwacher Angriff, starke Abwehr
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Zuverlässiger Schütze im rechten Rückraum: Daniel Valo.
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HSG |
Die Hessen stellen neben dem
TV Großwallstadt und dem HBW Balingen-Weilstetten die schlechteste Offensive der Liga. Auf der anderen Seite
verfügt die HSG über die viertbeste Defensive in der Beletage des deutschen
Handballs. "Unser Problem ist die Durchschlagskraft im Angriff", erklärt
Geschäftsführer Björn Seipp. "Uns unterlaufen zu viele individuelle Fehler,
die in knappen Spielen eben den Ausschlag zugunsten des Gegners geben
können." In der Tat verlor die HSG gleich acht Spiele mit drei oder weniger
Toren Differenz. So bot man den Füchsen Berlin beim 23:25 lange Zeit die
Stirn, und auch der THW Kiel musste beim
28:24 im
Hinspiel lange und hart für den doppelten Punktgewinn in der RITTAL-Arena
kämpfen. Die Heimstärke der HSG ist ihr großes Plus: 13 der bisher 19 Punkte
(plus den nicht mehr gewerteten Sieg über Göppingen)
holte Wetzlar vor eigenem Publikum. Angesichts des schweren Restprogramms,
Wetzlar trifft noch auf den HSV und Magdeburg und muss zum VfL Gummersbach
reisen, sei die Situation ernst, sagt Björn Seipp. Deshalb habe man natürlich
auch längst die Planungen und Maßnahmen für einen möglichen Abstieg in die 2.
Liga aufgenommen. "Aber wir glauben an die Qualität unserer Mannschaft",
hofft Seipp auf ein gutes Ende dieser erneut so turbulenten Saison, in der
die HSG Wetzlar einmal mehr am Scheideweg steht.
Wetzlar noch ohne Sieg in Kiel
Am Mittwoch wollen die Kieler den 34. Bundesligasieg in Folge und den
19. Sieg in Folge über die HSG Wetzlar einfahren sowie den
Punktestand auf 62:0 Punkte hoch setzen. Die Chancen dafür stehen
sehr gut, denn noch nie konnten die Hessen an der Kieler Förde
gewinnen - lediglich am 16. April 2003 konnte die HSG beim
24:24-Unentschieden einen Punkt mit
auf die Heimreise nehmen. In der vergangenen Saison siegte
der THW dank elf
Jicha-Treffern
souverän mit
38:29 (siehe auch
Gegnerdaten HSG Wetzlar).
Die Schiedsrichter am Mittwoch in der Sparkassen-Arena-Kiel
sind Nils Blümel und Jörg Loppaschewski.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2012:
HSG Wetzlar blickt nach Punktabzug in den Abgrund
Bitte "keine Hyper-Rutsche": Hessen rechnen sich bei Handballmeister THW Kiel nichts aus
Kiel. Auf den ersten Blick ist alles klar: Der
THW Kiel empfängt in der Handball-Bundesliga
heute Abend (20.15 Uhr) die HSG Wetzlar. Der
Souverän das Kellerkind, das nach langer Talfahrt
in einen Abgrund blickt. Aber die Gäste sind dennoch
einen zweiten Blick wert.
Die Hessen haben turbulente Monate hinter sich, in denen
sie vom neunten auf den 15. Rang abgestürzt sind. Damit
hatte bei der HSG niemand gerechnet, galt der Klassenerhalt
doch als gegebener Rahmen für eine rosige Zukunft. Mit
Tobias Reichmann (Kiel), Jens
Tiedtke (TV Großwallstadt) und Michael Müller (RN Löwen)
verpflichtete der Verein Spieler, die in der kommenden
Saison einen Platz im gesicherten Mittelfeld gewährleisten
sollten. Doch womöglich spielt das Team von Kai Wandschneider,
der vor zwei Monaten den wegen Erfolglosigkeit entlassenen
Gennadij Chalepo ablöste, dann gar nicht mehr im Oberhaus.
Und Wandschneider, dessen Vertrag sich nur beim Klassenerhalt
um ein Jahr verlängern würde, und das namhafte Trio, dessen
Unterschriften lediglich für die Bundesliga Gültigkeit besitzen,
auch nicht. "Für uns steht in den nächsten Wochen sehr, sehr
viel auf dem Spiel", sagt Wandschneider.
Von den letzten zehn Spielen verlor die HSG zwar acht, sieben
aber mit weniger als drei Toren Differenz. Zu welchen
Leistungen das Team um Kapitän Timo Salzer fähig ist, bewies
es am vergangenen Wochenende, als es einen 2:10-Rückstand beim
TuS N-Lübbecke noch in ein Remis (25:25) verwandelte. Ein
wichtiges, besiegte Aufsteiger TV Hüttenberg (16.) doch Balingen
und verkürzte den Abstand auf die HSG auf zwei Punkte. Die
Aufholjagd in Lübbecke ist bemerkenswert, schließlich hatten
die Hessen erst zwei Tage zuvor erfahren, dass der 26:25-Sieg
gegen FA Göppingen endgültig in eine Niederlage (Ergebnis 0:0)
verwandelt wird, weil der nicht spielberechtigte Andrej Klimowets
eingesetzt worden war. Ein Schock für Team und Trainer, hatten
sie sich doch gerade in ein dreitägiges Trainingslager nach
Monheim zurückgezogen, um sich auf den Abstiegskampf einzuschwören.
Das Regelwerk sieht für die HSG nun zudem vor, dass nicht, wie
sonst gängige Praxis, das Torverhältnis über die Platzierung
entscheiden wird, sollte Wetzlar punktgleich mit einem anderen
Verein die Saison beenden - das hessische Duell droht in
Relegationsspielen zu gipfeln. "Uns wurden nicht zwei Punkte
abgezogen, sondern 2,99", sagt ein verärgerter Wandschneider,
dessen Team im Vergleich mit Hüttenberg das klar bessere
Torverhältnis (plus 76) besitzt. "Für diese Entscheidung habe
ich überhaupt kein Verständnis."
Eine verfahrene Situation, in der die HSG mit ihrem gut
bestückten Kader nicht sein dürfte. Salzer & Co zeigten
ihre Klasse in Berlin (23:25) und Hamburg (24:25), aber auch im
Hinspiel gegen den THW, in dem die
"Zebras" sich strecken mussten, um mühevoll mit 28:24 zu gewinnen.
"Wir brauchen die Hilfe der Halle", sagt Alfred Gislason.
Schließlich ist der Einsatz von Thierry Omeyer
(Wadenprobleme) eigentlich genauso ausgeschlossen wie der von
Christian Sprenger (Oberschenkelzerrung).
Der THW-Trainer würde zudem gerne Filip Jicha
(Grippe) schonen, weiß aber, dass der 31. Saisonsieg in Folge
nur Realität werden kann, wenn die Seinen die Gegner nicht unterschätzen.
"In Lübbecke haben sie gekämpft wie die Irren", sagt
Gislason. "Wir müssen höllisch aufpassen."
Wandschneider dagegen glaubt nicht, dass die HSG die Trauer-Serie
von zuletzt 18 Niederlagen gegen die "Zebras" beenden kann. Der
52-Jährige, der zuletzt in Dormagen aus Talenten ein beachtliches
Team geformt hatte, strich Kreisläufer Kari Kristjansson, mit 96
Toren bester Werfer, und Rückraum-Turm Daniel Valo aus dem Kader.
Beide leiden an starken Rückenschmerzen. Als das Team gestern
Mittag aufbrach, saßen nur neun Feldspieler aus dem Liga-Kader
und drei A-Jugendliche im Bus. Was er sich unter diesen Voraussetzungen
wünscht? Wandschneider: "Ich möchte, dass wir als Mannschaft auftreten,
keine Hyper-Rutsche kassieren und alle gesund nach Hause fahren."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - HSG Wetzlar:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1 Internet (kostenpflichtig):
Mi., ab 20.05 Uhr: THW Kiel - HSG Wetzlar
live aus der Sparkassen-Arena-Kiel
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.15 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - HSG Wetzlar
live aus der Sparkassen-Arena-Kiel
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.