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14.-16.05.2012 - Letzte Aktualisierung: 16.05.2012 Bundesliga

THW Kiel empfängt die HSG Wetzlar am Mittwoch

Update #1 KN-Vorbericht ergänzt ...

Das Team der HSG Wetzlar.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team der HSG Wetzlar.
Durch ein Angriffs-Feuerwerk hat der THW Kiel am Sonntagnachmittag in Hamburg die Punkte 59 und 60 geholt, bereits am Mittwoch soll die viertletzte Hürde auf dem Weg zur perfekten Bundesligasaison übersprungen werden. Zu Gast in der Sparkassen-Arena ist dann die HSG Wetzlar, die mitten im Abstiegskampf steckt. Die Partie wird um 20.15 Uhr angepfiffen, Sport1 überträgt kostenpflichtig im Internet.
Vor der Saison hatte man bei der HSG Wetzlar ein Ziel ausgegeben: Ruhe. Sportlich wie wirtschaftlich sollten endlich bessere Zeiten anbrechen. Nach dem Beinahe-Finanz-Kollaps vor zwei Jahren zeigte der Konsolidierungskurs erste Erfolge. Mit Trainer Ghenadij Khalepo, der die HSG in der vergangenen Saison in einer turbulenten Schieflage übernommen hatte und mit 24:26 Zählern aus den verbleibenden Saisonspielen aus der Abstiegszone geführt hatte, sollte sportlich an Platz elf angeküpft werden - der besten Platzierung seit acht Jahren. "Wenn wir das Ergebnis aus der Vorsaison wiederholen könnten, wäre das schon gut", war Khalepo vor der Spielzeit allerdings bescheiden.
"Affäre Klimowets" befördert Wetzlar in den Abstiegskampf
Rückraumspieler Steffen Fäth trumpfte zuletzt groß auf: In Lübbecke erzielte der 22-Jährige sieben Treffer.
Rückraumspieler Steffen Fäth trumpfte zuletzt groß auf: In Lübbecke erzielte der 22-Jährige sieben Treffer.
Doch es lief alles anders: Statt Ruhe gab es Chaos bei den Hessen. Die chronische Auswärtsschwäche und Probleme im Angriff brachten die HSG, deren Kader wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinrundenspiel ausführlich vorgestellt haben, in große sportliche Probleme. Fünf Niederlagen in Folge, darunter die beim Bergischen HC, in Balingen und gegen Großwallstadt, und das damit verbundene Abrutschen von Rang neun auf Platz 15 kosteten Khalepo im März den Job. Sein Nachfolger wurde Kai Wandschneider, und der ehemalige Dormagener Coach führte seine Truppe zum enorm wichtigen 20:19 gegen die TSV Hannover-Burgdorf. Ein Erfolg, der den Abstand zu den Abstiegsplätzen auf fünf Punkte anwachsen ließ. Seit vergangenen Donnerstag aber steckt die HSG tiefer als je zuvor im Abstiegsstrudel: Grund dafür ist die Entscheidung des DHB-Bundesgerichts, den 26:25-Sieg der HSG Wetzlar zum Rückrundenauftakt gegen Frisch Auf Göppingen wegen des Einsatzes des nicht spielberechtigten Andrej Klimowets abzuerkennen und das Spiel mit 0:0 Toren und 0:2 Punkten zu werten (siehe Extra-Bericht). Damit schmolz der Vorsprung auf den TV Hüttenberg und den Bergischen HC vor dem Wochenende auf drei Zähler. Am Samstag jedoch erkämpfte sich die HSG beim TuS N-Lübbecke nach einem 2:10-Fehlstart noch ein 25:25-Unentschieden - ein überlebenswichtiger Punkt, zumal der TV Hüttenberg zeitgleich mit einem Sieg über Balingen den Rückstand gar auf zwei Zähler verkürzte. Daher feierte man in Wetzlar den Punktgewinn wie einen Sieg: "Wir haben nie aufgegeben und sind später geschlossen aufgetreten. Dass wir so zurückkommen, hätte ich mir nicht erhofft. Das war ein Punkt nicht nur für die Tabelle, sondern auch für die Moral", befand Wandschneider und stellte klar, dass trotz eines letzten Wurfs und der Chance auf einen Sieg das Unentschieden ein gewonnener Punkt sei. Da das Torverhältnis aufgrund des 0:0 am grünen Tisch keine Rolle meht spielt, reicht dem TV Hüttenberg allerdings, diese beiden Punkte aufzuholen, um Entscheidungsspiele um den Klassenerhalt zu erzwingen (siehe auch Gegnerkurve HSG Wetzlar).
Hochkarätige Neuzugänge
Kreisläufer Kari Kristjan Kristjansson ist mit 96 Treffern bester Wetzlarer Torschütze.
Kreisläufer Kari Kristjan Kristjansson ist mit 96 Treffern bester Wetzlarer Torschütze.
Die "Affäre Klimowets" hat Spuren hinterlassen. Sportlich und im Umfeld. Der Sportliche Leiter und Aufsichtsratssprecher Manfred Thielmann trat nach Kritik an der Mannschaft zurück. Jener Thielmann, der wenige Wochen zuvor noch die Signale auf "Aufbruch" bei der HSG Wetzlar gestellt und mit spektakulären Transfers auf sich aufmerksam gemacht hatte. Denn anders als vor dieser Spielzeit, vor der aufgrund des mit 2,5 Millionen Euro niedrigen Etats und wegen der Sparbemühungen mit dem 35-jährigen Torhüter Nikola Marinovic (kam aus Balingen) nur ein Neuzugang präsentiert wurde, will die HSG im kommenden Jahr mit neuen Spielern und verstärktem Kader in eine bessere Zukunft starten. Michael Müller wird von den Rhein-Neckar Löwen nach Hessen wechseln und künftig mit seinem Bruder Philipp ein starkes Rückraumduo bilden. Vom TV Großwallstadt geht Kreisläufer Jens Tiedtke nach Wetzlar, und Rechtsaußen Tobias Reichmann wird das schwarz-weiße THW-Trikot nach dieser Spielzeit ausziehen und gegen das HSG-Jersey tauschen.

Die Liga staunte ob der Neuverpflichtungen im klammen Wetzlar. "Diese wurden möglich, wie wir viele auslaufende Verträge hatten und intensiv verhandelt haben", erklärte Thielmann. "Es steht fest, dass der neue Kader weniger kosten wird als der aktuelle." Zahlreiche Spieler müssen die HSG nach dieser Saison verlassen. So wird der Vertrag mit Lars Friedrich aufgelöst, und auch Kreisläuer Giorgos Chalkidis, Spielmacher Timo Salzer und Rechtsaußen Peter Jungwirth werden dem Verein den Rücken kehren. Verlängert wurden hingegen die Kontrakte mit Kreisläufer Kari Kristjan Kristjansson und Linkshänder Daniel Valo. Kein Wunder, sind die beiden mit 96 beziehungseise 92 Treffern doch so etwas wie die Lebensversicherung der angriffsschwachen HSG im Abstiegskampf.

Schwacher Angriff, starke Abwehr
Zuverlässiger Schütze im rechten Rückraum: Daniel Valo.
Zuverlässiger Schütze im rechten Rückraum: Daniel Valo.
Die Hessen stellen neben dem TV Großwallstadt und dem HBW Balingen-Weilstetten die schlechteste Offensive der Liga. Auf der anderen Seite verfügt die HSG über die viertbeste Defensive in der Beletage des deutschen Handballs. "Unser Problem ist die Durchschlagskraft im Angriff", erklärt Geschäftsführer Björn Seipp. "Uns unterlaufen zu viele individuelle Fehler, die in knappen Spielen eben den Ausschlag zugunsten des Gegners geben können." In der Tat verlor die HSG gleich acht Spiele mit drei oder weniger Toren Differenz. So bot man den Füchsen Berlin beim 23:25 lange Zeit die Stirn, und auch der THW Kiel musste beim 28:24 im Hinspiel lange und hart für den doppelten Punktgewinn in der RITTAL-Arena kämpfen. Die Heimstärke der HSG ist ihr großes Plus: 13 der bisher 19 Punkte (plus den nicht mehr gewerteten Sieg über Göppingen) holte Wetzlar vor eigenem Publikum. Angesichts des schweren Restprogramms, Wetzlar trifft noch auf den HSV und Magdeburg und muss zum VfL Gummersbach reisen, sei die Situation ernst, sagt Björn Seipp. Deshalb habe man natürlich auch längst die Planungen und Maßnahmen für einen möglichen Abstieg in die 2. Liga aufgenommen. "Aber wir glauben an die Qualität unserer Mannschaft", hofft Seipp auf ein gutes Ende dieser erneut so turbulenten Saison, in der die HSG Wetzlar einmal mehr am Scheideweg steht.
Wetzlar noch ohne Sieg in Kiel
Am Mittwoch wollen die Kieler den 34. Bundesligasieg in Folge und den 19. Sieg in Folge über die HSG Wetzlar einfahren sowie den Punktestand auf 62:0 Punkte hoch setzen. Die Chancen dafür stehen sehr gut, denn noch nie konnten die Hessen an der Kieler Förde gewinnen - lediglich am 16. April 2003 konnte die HSG beim 24:24-Unentschieden einen Punkt mit auf die Heimreise nehmen. In der vergangenen Saison siegte der THW dank elf Jicha-Treffern souverän mit 38:29 (siehe auch Gegnerdaten HSG Wetzlar).

Die Schiedsrichter am Mittwoch in der Sparkassen-Arena-Kiel sind Nils Blümel und Jörg Loppaschewski.

(Christian Robohm)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Lesen Sie bitte auch

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2012:

HSG Wetzlar blickt nach Punktabzug in den Abgrund

Bitte "keine Hyper-Rutsche": Hessen rechnen sich bei Handballmeister THW Kiel nichts aus
Kiel. Auf den ersten Blick ist alles klar: Der THW Kiel empfängt in der Handball-Bundesliga heute Abend (20.15 Uhr) die HSG Wetzlar. Der Souverän das Kellerkind, das nach langer Talfahrt in einen Abgrund blickt. Aber die Gäste sind dennoch einen zweiten Blick wert.

Die Hessen haben turbulente Monate hinter sich, in denen sie vom neunten auf den 15. Rang abgestürzt sind. Damit hatte bei der HSG niemand gerechnet, galt der Klassenerhalt doch als gegebener Rahmen für eine rosige Zukunft. Mit Tobias Reichmann (Kiel), Jens Tiedtke (TV Großwallstadt) und Michael Müller (RN Löwen) verpflichtete der Verein Spieler, die in der kommenden Saison einen Platz im gesicherten Mittelfeld gewährleisten sollten. Doch womöglich spielt das Team von Kai Wandschneider, der vor zwei Monaten den wegen Erfolglosigkeit entlassenen Gennadij Chalepo ablöste, dann gar nicht mehr im Oberhaus. Und Wandschneider, dessen Vertrag sich nur beim Klassenerhalt um ein Jahr verlängern würde, und das namhafte Trio, dessen Unterschriften lediglich für die Bundesliga Gültigkeit besitzen, auch nicht. "Für uns steht in den nächsten Wochen sehr, sehr viel auf dem Spiel", sagt Wandschneider.

Von den letzten zehn Spielen verlor die HSG zwar acht, sieben aber mit weniger als drei Toren Differenz. Zu welchen Leistungen das Team um Kapitän Timo Salzer fähig ist, bewies es am vergangenen Wochenende, als es einen 2:10-Rückstand beim TuS N-Lübbecke noch in ein Remis (25:25) verwandelte. Ein wichtiges, besiegte Aufsteiger TV Hüttenberg (16.) doch Balingen und verkürzte den Abstand auf die HSG auf zwei Punkte. Die Aufholjagd in Lübbecke ist bemerkenswert, schließlich hatten die Hessen erst zwei Tage zuvor erfahren, dass der 26:25-Sieg gegen FA Göppingen endgültig in eine Niederlage (Ergebnis 0:0) verwandelt wird, weil der nicht spielberechtigte Andrej Klimowets eingesetzt worden war. Ein Schock für Team und Trainer, hatten sie sich doch gerade in ein dreitägiges Trainingslager nach Monheim zurückgezogen, um sich auf den Abstiegskampf einzuschwören. Das Regelwerk sieht für die HSG nun zudem vor, dass nicht, wie sonst gängige Praxis, das Torverhältnis über die Platzierung entscheiden wird, sollte Wetzlar punktgleich mit einem anderen Verein die Saison beenden - das hessische Duell droht in Relegationsspielen zu gipfeln. "Uns wurden nicht zwei Punkte abgezogen, sondern 2,99", sagt ein verärgerter Wandschneider, dessen Team im Vergleich mit Hüttenberg das klar bessere Torverhältnis (plus 76) besitzt. "Für diese Entscheidung habe ich überhaupt kein Verständnis."

Eine verfahrene Situation, in der die HSG mit ihrem gut bestückten Kader nicht sein dürfte. Salzer & Co zeigten ihre Klasse in Berlin (23:25) und Hamburg (24:25), aber auch im Hinspiel gegen den THW, in dem die "Zebras" sich strecken mussten, um mühevoll mit 28:24 zu gewinnen.

"Wir brauchen die Hilfe der Halle", sagt Alfred Gislason. Schließlich ist der Einsatz von Thierry Omeyer (Wadenprobleme) eigentlich genauso ausgeschlossen wie der von Christian Sprenger (Oberschenkelzerrung). Der THW-Trainer würde zudem gerne Filip Jicha (Grippe) schonen, weiß aber, dass der 31. Saisonsieg in Folge nur Realität werden kann, wenn die Seinen die Gegner nicht unterschätzen. "In Lübbecke haben sie gekämpft wie die Irren", sagt Gislason. "Wir müssen höllisch aufpassen."

Wandschneider dagegen glaubt nicht, dass die HSG die Trauer-Serie von zuletzt 18 Niederlagen gegen die "Zebras" beenden kann. Der 52-Jährige, der zuletzt in Dormagen aus Talenten ein beachtliches Team geformt hatte, strich Kreisläufer Kari Kristjansson, mit 96 Toren bester Werfer, und Rückraum-Turm Daniel Valo aus dem Kader. Beide leiden an starken Rückenschmerzen. Als das Team gestern Mittag aufbrach, saßen nur neun Feldspieler aus dem Liga-Kader und drei A-Jugendliche im Bus. Was er sich unter diesen Voraussetzungen wünscht? Wandschneider: "Ich möchte, dass wir als Mannschaft auftreten, keine Hyper-Rutsche kassieren und alle gesund nach Hause fahren."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2012)

 

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