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28./29.11.2012 - Letzte Aktualisierung: 29.11.2012 Bundesliga

28:17 - Zebrastarker THW erteilt Rhein-Neckar Löwen eine Lehrstunde

Bundesliga, 14. Spieltag: 28.11.2012, Mi., 20.15: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 17:28 (7:14)
Update #3 KN-Bericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Die starke Kieler 3:2:1-Deckung hatte in der SAP-Arena alles im Griff.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die starke Kieler 3:2:1-Deckung hatte in der SAP-Arena alles im Griff.
Auf beeindruckende Art und Weise hat der THW Kiel am Mittwochabend die Tabellenspitze in der DKB Handball-Bundesliga erklommen. Im Gipfeltreffen der einzigen beiden zuvor ungeschlagenen Mannschaften erteilten die "Zebras" den Rhein-Neckar Löwen in deren eigener Halle eine Lehrstunde und siegten überlegen mit 28:17 (14:7). Hinter einer starken Abwehr wuchs der unfassbar haltende Thierry Omeyer mit am Ende 22 Paraden über sich hinaus, vorne war Filip Jicha mit 9/1 Treffern erfolgreichster Torschütze.
Ganz Handball-Deutschland blickte am Mittwochabend nach Mannheim, hunderttausende Fans vor den Fernsehern und seit langer Zeit wieder 13.200 Zuschauer in der ausverkauften SAP-Arena erwarteten ein enges Duell zwischen dem gastgebenden Tabellenführer und dem Rekordmeister. Doch es sollte ganz anders kommen.
Kieler Deckung sofort hellwach
Filip Jicha war mit neun Treffern bester  Schütze der Partie.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha war mit neun Treffern bester Schütze der Partie.
Alfred Gislason vertraute für das Spitzenspiel auf die bewährten Kräfte: Thierry Omeyer begann im Tor hinter einer 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha an der Spitze, Daniel Narcisse und Christian Zeitz auf den Halbpositionen, Christian Sprenger und Gudjon Valur Sigurdsson auf außen und Marcus Ahlm im Abwehrzentrum. Und diese Defensive zeigte von Beginn an, dass sie unbedingt endlich die Tabellenführung in der DKB Handball-Bundesliga zurück erobern wollte. Offensiv und beweglich, aber dennoch kompakt stand der Kieler Deckungsverband und machte so dem Löwen-Angriff mit Petersson, Ekdahl du Rietz und Spielmacher Schmid das Torewerfen fast unmöglich - zumal dahinter mit Thierry Omeyer ein wahrer Teufelskerl stand. Der Franzose entschärfte gleich den ersten Wurf von Schmid und parierte auch gegen Kreisläufer Myrhol und Gensheimer-Ersatz Kevin Bitz.
Zeitz beendet Torfluch
Einziges Manko in der Anfangsphase: Auch der THW tat sich schwer damit, Zählbares aus den eigenen Angriffen zu generieren. Niklas Landin stand Thierry Omeyer zunächst in nichts nach und hielt die ersten Würfe von Jicha und Sigurdsson. Fast schon slapstick-artig wirkte es, da das erste Tor der Partie einfach nicht fallen wollte: So landete ein schöner Heber von Patrick Groetzki noch an der Unterkante der Latte, so konnte auf der Gegenseite Marko Vujin Landin selbst vom Siebenmeterstrich nicht überwinden. Fast sieben Minuten sollte es dauern, ehe der 0:0-Spuk endlich sein Ende fand: Durch einen fulminanten Hüftwurf von Christian Zeitz aus neun Metern hatte das Spitzenspiel endlich so richtig begonnen.
Löwen von der Rolle, THW zieht auf 5:1 davon
Marcus Ahlm setzt sich durch.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm setzt sich durch.
Die Rhein-Neckar Löwen jedoch waren geschockt von dieser Anfangsphase und ließen noch weitere Großchancen liegen. Nachdem Filip Jicha mittlerweile auf 2:0 für den THW erhöht hatte, scheiterte Alexander Petersson an Thierry Omeyer, Patrick Groetzki setzte kurz darauf einen Gegenstoß nach Stürmerfoul von Zeitz völlig unbedrängt an den Pfosten. Als Jicha dann an Landin scheiterte und ausgerechnet Kevin Bitz nach einem Konter den ersten Löwen-Treffer erzielte, hofften die Mannheimer Fans auf Besserung. Doch diese sollte nicht eintreffen. Stattdessen drehten die "Zebras" auf, allen voran Daniel Narcisse, der erst zum 3:1 traf und im Anschluss an eine Omeyer-Parade gegen Ekdahl du Rietz nach sensationellem Wackler noch das 4:1 folgen ließ. Beim Rücklaufen bekam Marcus Ahlm wegen Verhinderns der schnellen Mitte eine Zeitstrafe aufgebrummt, doch auch die Überzahlsituation wussten die verunsicherten Gastgeber nicht zu nutzen: Andy Schmid traf mit seinem Siebenmeter nur den Querbalken, Bitz setzte - auch durch den starken Einsatz des zurück geeilten Sigurdsson - einen Gegenstoß über das Tor, und Jicha sorgte in Kieler Unterzahl nach einem Durchbruch auf der rechten Seite gar für das 5:1.
Zeitz-Gala zum 9:3
Das Duell der Linkshänder entschied Christian Zeitz gegen Alexander Petersson klar für sich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Das Duell der Linkshänder entschied Christian Zeitz gegen Alexander Petersson klar für sich.
Erst in der 14. Minute gelang Alexander Petersson der zweite Treffer für die Löwen, und da nach dem 6:2 durch Zeitz auch die Kieler wieder einige Chancen liegen ließen, konnte Andy Schmid wenig später auf 3:6 verkürzen. Doch dann kam die große Show des Christian Zeitz: Mit einem Unterarmgeschoss traf der Kieler Linkshänder zum 7:3, fing dann ein Anspiel der Löwen ab und traf per Gegenstoß zum 8:3. Als Andy Schmid dann im nächsten Löwen-Angriff wegrutschte, konnte Patrick Grotzki den lupenreinen Zeitz-Hattrick nur unfair verhindern - der National-Rechtsaußen musste für zwei Minuten auf die Bank, während Niclas Ekberg per Siebenmeter auf 9:3 erhöhte. Nach gerade einmal 18 Minuten hatte der THW Kiel das Spitzenspiel komplett unter Kontrolle, in der riesigen SAP-Arena machte nur noch die schwarz-weiße Fankolonie Lärm.
Vorentscheidung schon zur Halbzeit
Und es kam sogar noch schlimmer für die Löwen, da Bitz, Petersson und vor allem Ekdahl du Rietz mit ihren Halbchancen immer wieder am berauschten Thierry Omeyer scheiterten. Obwohl auch die Kieler Chancenverwertung nicht optimal war, stand es daher nach 26 Minuten bereits 11:4 für die "Zebras", nachdem Sigurdsson erst mustergültig Marcus Ahlm bediente und wenig später per Gegenstoß selbst vollendete. Sieben Tore Vorsprung für den THW - so ging es auch in die Pause, weil zumindest der mittlerweile ins Spiel gekommene Zarko Sesum ein wenig für Gefahr sorgen konnte und mit Andy Schmid beim Treffer zum 6:12 glänzend harmonierte. Dies war aber nur eines der wenigen Strohfeuer der Löwen, niemand in der Arena hatte den Eindruck, als wenn der THW noch etwas anbrennen lassen könnte. Dafür spielten die Kieler mittlerweile auch mit zu breiter Brust und zelebrierten tolle Spielkultur. So setzte der aufblühende Daniel Narcisse seinen Kapitän Marcus Ahlm am Kreis glänzend in Szene zum 12:5, so ließ sich Jicha beim energischen 13:6 aus dem rechten Rückraum nicht stoppen. Und als die "Zebras" dann auch noch in den letzten Sekunden der ersten Halbzeit eine schöne Ballstafette über Narcisse, Sprenger und Sigurdsson zum 14:7-Halbzeitstand abschlossen und Löwen-Abwehrchef Oliver Roggisch zudem eine Zeitstrafe kassierte, verließen die Gastgeber mit hängenden Köpfen das Parkett Richtung Kabinen.
Schreckminute nach Narcisse-Verletzung
Aufatmen bei den THW-Fans: Daniel Narcisse konnte nach kurzer Behandlungspause weiterspielen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aufatmen bei den THW-Fans: Daniel Narcisse konnte nach kurzer Behandlungspause weiterspielen.
Nach Wiederanpfiff wurde es auch nicht besser für den bisherigen Tabellenführer, denn der THW Kiel machte genau dort weiter, wo er aufgehört hatte: Sigurdsson eröffnete den Torreigen der zweiten dreißig Minuten, Omeyer zeigte seine mittlerweile zwölfte Parade und Jicha erhöhte per Durchbruch auf 16:7. Die Partie war mittlerweile entschieden, eine Schreckminute mussten die THW-Fans aber dennoch wenig später ertragen: Nach starker Vorarbeit von Sigurdsson tauchte Daniel Narcisse völlig allein vor Niklas Landin auf, doch der Franzose scheiterte nicht nur am immer unauffälliger agierenden Dänen, sondern blieb auch mit einer Knöchelverletzung liegen. Aron Palmarsson kam für Narcisse in die Partie, der aber nach einigen Minuten Behandlungspause weiterspielen konnte - und das besser denn je.
THW wie im Rausch
Kieler Jubel nach der Partie.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kieler Jubel nach der Partie.
In der Zwischenzeit legten die Kieler auch ohne Narcisse nach: Sigurdsson traf gedankenschnell nach einer Landin-Parade gegen Zeitz zum 17:8, Ahlm wurde beim 18:8 stark von Jicha eingesetzt, der per Durchbruch auch zum 19:9 nachlegte. Und auch nach 40 Minuten dachte der THW gar nicht daran, einen Gang herunter zu schalten: Sensationell, wie Christian Zeitz eine feine Einzelleistung zum 20:10 abschloss; Spielfreude pur, als Christian Sprenger in Unterzahl im Rückraum auftauchte und dort den an den Kreis eingelaufenen Sigurdsson zum 21:10 bediente; fantastisch, wie Thierry Omeyer seine Leistung mit jeder weiteren Parade immer unwirklicher erschienen ließ, wie der 36-Jährige sogar einen Siebenmeter Sesums entschärfte. Der THW kannte kein Pardon mit den Rhein-Neckar Löwen, nach einem Treffer des zurückgekehrten Narcisse und einem Siebenmeter von Jicha, nachdem ein geplanter Kempatrick von Sigurdsson auf Narcisse nur regelwidrig unterbunden werden konnte, stand es in der 52. Spielminute gar 26:13 für die Kieler. In der Schlussphase konnten Sesum, Schmid und Isaias Guardiola nur noch minimale Ergebniskosmetik betreiben, während - bis auf den nimmermüden Thierry Omeyer - die Helden der Partie bereits auf der Kieler Bank Platz genommen hatten.
Sonntag in der Champions League gegen Madrid
Der THW Kiel hat am Mittwochabend ein Ausrufezeichen gesetzt und damit die Rhein-Neckar Löwen von der Tabellenspitze gekickt. Gelegenheit zum Feiern haben die "Zebras" indes nicht, stehen doch im Dezember noch sieben wichtige Pflichtspiele im pickepackevollen Terminkalender. Bereits am kommenden Sonntag steht mit der Neuauflage des letztjährigen Champions-League-Finals gegen das spanische Starensemble Atletico Madrid ein europäischer Handball-Leckerbissen auf dem Plan. Der Anwurf in der Sparkassen-Arena erfolgt um 17.15 Uhr, Eurosport überträgt live.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin sehr sehr stolz auf meine Mannschaft und darauf, wie wir gespielt haben. Dies war ein sehr wichtiges Spiel für uns. Die Rhein-Neckar Löwen haben wochenlang überragend gespielt, vorne wie hinten und mit guten Torwartleistungen. Ich wusste, dass wir hier Außergewöhnliches leisten mussten. Wir haben eine fantastische Abwehr gespielt, dahinter stand der großartige Titi Omeyer. Dies war der Grundstein für diesen Sieg, obwohl wir auch vorne im Angriff sehr diszipliniert gespielt haben. Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, sie hat heute fast alles richtig gemacht.

gegenüber Sport1:
Ich glaube, wir haben heute sehr viel sehr richtig gemacht, im Angriff konsequent auf die Schwächen der sonst so starken Löwen gespielt und hochverdient gewonnen. Vorher hatte ich natürlich gehofft, hier zu gewinnen, aber mit einem engen Spiel gerechnet. In den letzten Tagen im Training machte die Mannschaft einen immer frischeren Eindruck, das gab mir Hoffnung und ich wusste, dass die Mannschaft heute explodieren könnte. Wenn wir wie heute einen so starken Torhüter haben und die Abwehr so steht, dann möchte ich auch nicht gegen uns spielen. Aber man muss auch trotzdem Hochachtung vor dem haben, was die Löwen in dieser Saison bisher gespielt haben: einen super erfrischenden Handball.

Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson:
Gratulation an den THW, er hat eindeutig besser gespielt und verdient gewonnen. Sicherlich bin ich enntäuscht über diese Niederlage. Wir haben nicht so gespielt, wie wir es können. Zum Ende der ersten Halbzeit haben wir die Köpfe hängen lassen. Bei einem Sieben-Tore-Rückstand zur Halbzeit ist das Spiel schon fast gelaufen, denn den gibt der THW nicht wieder her.

Wir haben bislang eine fantastische Serie gespielt. Wir müssen jetzt unsere Köpfe hoch nehmen. Es waren heute nur zwei Punkte, die wir verloren haben. Es war eine tolle Kulisse und eine super Stimmung. Schade, dass wir kein besseres Spiel zeigen konnten.

Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm:
Man hat heute gesehen, dass der THW die beste Mannschaft der Liga hat. Wäre der Anfang etwas anders verlaufen, hätten wir ein paar mehr Abpraller geholt, dann wäre vielleicht etwas mehr drin gewesen.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber Sport1:
Klar, das war ein tolles Spiel für mich, aber vor allem von der ganzen Mannschaft. Die Abwehr stand überragend, bewegte sich viel, alle haben super gespielt. So muss man spielen, um bei den Löwen zu gewinnen. Wir wollten heute einfach das Spiel gewinnen, wussten, dass es schwer wird. Dass wir so hoch gewinnen, damit habe ich nicht gerechnet. Wir hatten uns gut vorbereitet, es war ein verdienter Sieg gegen die Löwen, die bisher eine super Saison spielen.

Natürlich gibt man in jedem Spiel immer alles, aber ich mag solche Spitzenspiele besonders. Heute war es fast wie ein Endspiel, ein sehr wichtiges Spiel. Ich hoffe, dass wir am Ende der Saison oben stehen.

Löwen-Abwehrchef Oliver Roggisch gegenüber Sport1:
Riesen Kompliment an Kiel. Der THW hat eine unglaubliche Deckung gespielt mit einem Wahnsinnstorhüter und fast ohne Fehler gespielt. Wir brauchten eigentlich nicht nervös sein, wir stehen zurecht da oben. Aber Kiel war überragend, wir nicht. So hoch zu verlieren ist nicht entschuldbar, gerade die erste Halbzeit war eine Katastrophe. Kiel hat alles richtig gemacht, wir sehr viel falsch. Die Niederlage war viel zu hoch. Aber dennoch: Wir spielen bisher eine überragende Saison, das lassen wir uns nicht kaputt machen.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber den KN:
Ich bin seit fünf Jahren in Kiel, eine intensivere Vorbereitung auf ein Spiel habe ich in dieser Zeit noch nicht erlebt. Wir wollten unbedingt zeigen, dass wir die beste Mannschaft sind. Das ist uns gelungen.
THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt gegenüber den KN:
Zuletzt lief es bei uns nicht so gut, ich hoffe, dass diese Phase jetzt vorbei ist. Ich hoffe für uns, dass wir auf diesem Platz überwintern können. Es war zu sehen, wie wichtig Uwe Gensheimer für die Löwen ist. Er hat heute gefehlt.

14. Spieltag: 28.11.12, Mi., 20.15: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel: 17:28 (7:14)

Logo Rhein-Neckar Löwen:
Stojanovic (44.-60., 4 Paraden), Landin (1.-44., 9/2 Paraden); Schmid (3), Roggisch, Sesum (5), I. Guardiola (1), Myrhol (3), Steinhauser (n.e.), Groetzki, G. Guardiola, Petersson (2), Bitz (2), Ekdahl du Rietz (1); Trainer: Gudmundsson
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 22/1 Paraden), Palicka (n.e.); Sigurdsson (5), Sprenger, Ahlm (3), Wiencek, Ekberg (1/1), Zeitz (5), Palmarsson, Narcisse (4), Ilic (1), Klein, Jicha (9/1), Vujin; Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Lars Geipel / Marcus Helbig
Zeitstrafen:
RNL: 3 (Groetzki (18.), Sesum (21.), Roggisch (30.));
THW: 4 (3x Ahlm (12., 41., 52.), Ekberg (54.))
Rote Karte:
THW: Ahlm (52.) nach dritter Zeitstrafe
Siebenmeter:
RNL: 3/0 (Schmid an die Latte (13.), Omeyer hält Sesum (46.), Sesum an die Latte (59.));
THW: 4/2 (Landin hält Vujin (6.), und Ekberg (22.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (7.), 0:2, 1:2, 1:5 (14.), 2:5, 2:6, 3:6, 3:9 (18.), 4:9, 4:11 (26.), 5:11, 5:12, 6:12, 6:13, 7:13, 7:14;
2. Hz.: 7:16, 8:16, 8:18 (36.), 9:18, 9:19, 10:19, 10:21 (42.), 11:21, 11:22, 12:22, 12:24 (48.), 13:24, 13:26, 14:26, 14:27 (54.), 15:27, 15:28, 17:28.
Zuschauer:
13.200 (ausverkauft) (SAP-Arena, Mannheim)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2012:

28:17 - THW im Rausch

Tabelle entspricht dem Selbstverständnis des Meisters - Abwehr-Gala bei den Löwen
Mannheim. In der Gala-Uniform an die Tabellenspitze der Handball-Bundesliga: Mit einer beeindruckenden Vorstellung beendete der THW Kiel die Serie der Rhein-Neckar Löwen, die mit 26:0-Punkten in diesen Gipfel gestartet waren. Gestern bissen sie sich bei der 17:28 (7:14)-Niederlage die Zähne an einer Deckung aus, wie sie perfekter kaum gespielt werden kann.

Es war 19.39 Uhr, rund eine halbe Stunde vor dem Anpfiff, als die Mannschaften noch den Eindruck erweckten, gemeinsam für einen guten Zweck spielen zu wollen. Die steilen Ränge waren spärlich gefüllt, als sich an der Mittellinie rührende Szenen abspielten. Szenen des Wiedersehens, haben doch viele, die Gegner sein mussten, einst das gleiche Trikot getragen. Auf dem Videowürfel lief ein Werbespot mit Uwe Gensheimer, dem Ober-Löwen, der in Basel weilte. Der Linksaußen, mit 96 Saisontoren zweitbester Werfer der Liga, wurde dort nach seinem Achillessehnenriss operiert. Für ihn soll nun vorübergehend der Ex-Flensburger Lars Christiansen engagiert werden.

Als Gensheimer im Krankenbett die ersten Fernsehbilder sah, war die Zeit der Umarmungen vorbei. Das Licht in der gewaltigen Arena ging aus, die 13 200 Zuschauer erhoben sich, als die Hausherren das Feld betraten. Begleitet von rhythmischem Klatschen und Löwengebrüll vom Band - eine starke Show. Manager Thorsten Storm durfte zum badischen Volk sprechen, sie daran erinnern, dass es gerade heute auf ihre Unterstützung ankommen würde. Im Spiel eins ohne Gensheimer.

Die "Zebras", seit 574 Tagen in der Liga unbesiegt, begannen in bewährter Formation. Mit Filip Jicha als Spitze einer offensiven Deckung, mit Linkshänder Christian Zeitz und Torhüter Thierry Omeyer, auf den als Löwen-Schreck stets Verlass gewesen ist. Sie begannen konzentriert, doch im Abschluss scheiterten sie zunächst wiederholt an Niklas Landin. Einmal gar von der Siebenmeterlinie, als der Däne gegen Marko Vujin parierte. Das geschah in Minute sieben, es stand 0:0. Während es nur eine Frage der Zeit war, wann die "Zebras" auch Landin knacken würden, deutete sich bereits an, dass die Löwen chancenlos sein sollten. Sie fanden kein Mittel gegen die bärenstarke THW-Deckung. "Wenn wir die so spielen wie heute, hat keine Mannschaft der Welt eine Chance", tröstete Jicha die Geprügelten. Fanden diese doch einmal eine Lücke, wurde der famose Omeyer, der 22 Bälle parierte, zum Stoppschild.

So war es schließlich Zeitz, der gebürtige Heidelberger, der gegen seinen Ex-Verein das erste Tor erzielte. Jicha warf das zweite, Kiel führte in der 9. Minute 2:0. Ein Fußball-Ergebnis, bei dem es nicht blieb, weil ausgerechnet der erst 18-jährige Gensheimer-Ersatz Kevin Bitz die Torflaute der Badener beendete. Seine routinierten Kollegen dagegen benötigten einen langen Anlauf, manche fanden die Eingangstür gar nicht. Als Alexander Petersson das zweite Löwen-Tor erzielte, hatte der THW sich schon ein beruhigendes 5:1 (14.) verdient.

Der Hallensprecher bemühte sich um die Wiederbelebung der geschockten Fans. Auch die Hausherren wehrten sich noch, hatten aber auch einfach kein Glück. So rutschte Andy Schmid direkt nach einer Auszeit aus, der Ball landete bei Zeitz, der von Patrick Groetzki nur noch siebenmeterwürdig gefoult werden konnte. Der blasse Rechtsaußen kassierte eine Zeitstrafe, Niclas Ekberg verwandelte - die "Zebras" führten 9:3 (19.).

Nur Landin wirkte im Hühnerhaufen wie ein Löwe. Das war zu wenig, um diese "Zebras" zu stoppen, die sich in einen Rausch spielten. Spätestens beim 12:24 (48.) waren die Punkte verteilt, die Tabellenführung getauscht, ein frustrierter Landin ausgewechselt und die Rangordnung wieder die, wie sie nach dem Selbstverständnis des Rekordmeisters zu sein hat. Kiel vorne, der Rest dahinter. "Ich wusste nach fünf Minuten, dass wir gewinnen werden", sagte Dominik Klein, der zunächst zusah. "Wenn unsere Abwehr so steht, kann uns nichts passieren."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2012)


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