Ganz Handball-Deutschland schaut am Mittwochabend nach
Mannheim: In der ausverkauften SAP-Arena treffen mit dem
Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen und Rekordmeister
THW Kiel die beiden noch ungeschlagenen Mannschaften der
DKB-Handball-Bundesliga aufeinander. Das Duell um die
Tabellenspitze wird um 20.15 Uhr angepfiffen, Sport1
überträgt das Gipfeltreffen live.
Über Mannheim lacht seit Saisonbeginn statt der Konkurrenz nun
die Sonne. Jahrelang wollten die Rhein-Neckar Löwen - unterstützt
von den Millionen des Investors Jesper Nielsen - Titel einheimsen
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Linkshänder Alexander Petersson konnte bislang 68
Saisontreffer erzielen.
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und dem THW Kiel als Handballmacht Nummer eins den Rang ablaufen.
Jahrelang wurden dafür Trainer gewechselt und Spieler ausgetauscht,
der Erfolg blieb aber trotz sechs "Final Four"-Teilnahmen im
DHB-Pokal und zweifachem Erreichen des Champions-League-Finals
aus. Als in der letzten Spielzeit auch noch die Qualifikation für
die Königsklasse verpasst wurde und Jesper Nielsen zudem das Geld
und die Lust an seinem badischen Spielzeug abhanden kam, drohte
bei den Rhein-Neckar Löwen der endgültige Absprung ins Mittelmaß
oder gar der komplette finanzielle Kollaps.
Löwen schrumpften sich gesund
Der Verein stieß daher die meisten seiner Großverdiener ab:
Rechtsaußen Ivan Cupic wechselte wie die beiden Rückraumspieler
Karol Bielecki und Krzystof Lijewski zum polnischen Meister
KS Vive Kielce, Kreisläufer Robert Gunnarsson schloss sich
der neuen französischen Handballmacht Paris St. Germain an.
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Kim Ekdahl Du Rietz kam aus Nantes nach Mannheim und
wurde auf Anhieb ein Leistungsträger.
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Und während Weltmeister
Henning Fritz
seine aktive Karriere beendete, wechselten Michael Müller (Wetzlar)
und
Börge Lund (Berlin) innerhalb der
DKB Handball-Bundesliga. Neu zum Team stießen aber ebenfalls
klangvolle Namen: Alexander Petersson von den Füchsen Berlin
und der dänische Europameister
Niklas Landin unterschrieben
bereits vorzeitig Verträge, als das Geld in Mannheim noch
locker saß. Mit dem schwedischen Olympia-Silbermedaillengewinner
Kim Ekdahl Du Rietz wurde aus dem französischen Nantes zudem
ein Rohdiamant für die Königsposition im linken Rückraum
verpflichtet. Und die spanischen Zwillingsbrüder Isaias (Atletico
Madrid) und Gedeon Guardiola (San Antonio) hatten sich besonders
als starke Abwehrspieler einen guten Ruf in der Liga Asobal
erarbeitet. Aufgefüllt wurde der
Kader
durch hoffnungsvolle Talente hauptsächlich aus der Region:
Der 19-jährige Rechtsaußen Marius Steinhauser kam von der
HG Oftersheim/Schwetzingen, Rückraumspieler Matthias Gerlich
vom Bundesliga-Absteiger TV Hüttenberg, Torhüter Jonas Maier und
Kevin Bitz direkt aus der eigenen Jugend.
Starkes Torhütergespann
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Niklas Landin bestätigte bislang eindrucksvoll, warum er
derzeit die Nummer eins im dänischen Tor ist.
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Damit sind die Rhein-Neckar Löwen auf den meisten Positionen
nicht mehr doppelt stark besetzt, lediglich bei den Torhütern
erlaubt man sich den Luxus mit zwei Klasseleuten: Goran
Stojanovic und
Niklas Landin gelten als eines der stärksten
Gespanne der Liga. Durch diese neue, den fehlenden Geldern
geschuldete Personalpolitik und vor allem die Integration der
vielen Neuzugänge tat man sich in Mannheim schwer, eine genaue
Zielsetzung für diese Spielzeit zu formulieren. Viele
Handballexperten sahen die Rhein-Neckar Löwen auf jeden Fall
auf dem absteigenden Ast und nicht mehr in der Lage dazu,
mit dem vermeintlichen Führungsquartett aus Kiel, Flensburg,
Berlin und Hamburg Schritt halten zu können.
Alfred Gislason allerdings hatte
schon eine Vorahnung und die Badener bereits vor Saisonbeginn
auf seinem Zettel: "Sie haben sich stark gesund geschrumpft
und einen guten Kader", so der THW-Coach bei der
Saisoneröffnungs-Pressekonferenz, "mit diesem Kader sollte
die Qualifikation für die Champions League auf jeden Fall
möglich sein."
Mit breiter Brust zu 26:0 Punkten
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In seiner dritten Saison bei den Löwen überzeugt der
Schweizer Spielmacher Andy Schmid.
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Und die Mannschaft von Gudmundur Gudmundsson, rekordverdächtig
seit mittlerweile mehr als zwei Jahren Coach der Löwen,
erwischte einen Bilderbuchstart in diese Spielzeit: Auch wenn
naturgemäß nicht gleich alles funktionierte, harmonierte der
neue Rückraum mit dem überragenden Alexander Petersson, Kim
Ekdahl du Rietz, dem stark verbesserten Spielmacher Andy Schmid
und dem serbischen Vizeeuropameister Zarko Sesum von Beginn an.
Zusammen mit einer starken Abwehr um den ebenfalls aufblühenden
Oliver Roggisch und dem gewohnt starken Kreisläufer Bjarte Myrhol,
dem stets torhungrigen Uwe Gensheimer aufLinksaußen und dem
jungen Marius Steinhauser, der den zunächst verletzten Patrick
Groetzki glänzend vertrat, setzten die Rhein-Neckar Löwen durch
ein 30:25 im Derby bei Frisch Auf Göppingen und ein 26:23
bei der MT Melsungen gleich zwei sportliche Ausrufezeichen.
Mit jedem weitere Erfolg stieg das Selbstvertrauen in Mannheim,
so dass man beim HSV Hamburg am 7. November gar einen völlig
ungefährdeten 30:23-Kantersieg einfuhr. Und plötzlich entschied
man auch die engen Spiele, in denen den "alten"
Löwen stets die Nerven versagten, für sich: Die
SG Flensburg-Handewitt wurde mit 30:27 niedergerungen,
zuletzt behielt man die weiße Weste dank viel Kampf und
mannschaftlicher Geschlossenheit in Gummersbach (30:28),
gegen die Füchse Berlin (25:23) und bei Aufsteiger GWD Minden
(26:23). Mit 26:0 Punkten grüßen die Rhein-Neckar Löwen
daher verdientermaßen von der Tabellenspitze der DKB
Handball-Bundesliga (siehe auch
Kurve Rhein-Neckar Löwen
und
Tabelle der DKB HBL)
- mit eben diesem einen Punkt Vorsprung auf den THW, den
die "Zebras" Mitte September beim
26:26 in Berlin
eingebüßt hatten.
Gensheimer-Verletzung schockt die Löwen
|
Uwe Gensheimer wird den Rhein-Neckar Löwen bis zu
sechs Monate lang fehlen.
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Doch in Mannheim - auch das ist neu - übt man sich trotz
der weißen Weste in Bescheidenheit, schaut brav von Spiel zu
Spiel. Offenbar weiß
Thorsten Storm
um die Gefahren, die im weiteren Saisonverlauf noch drohen können.
Denn hinter der ersten Reihe klafft noch eine große Lücke,
insbesondere Matthias Gerlich und Isaias Guardiola, bei
Atletico Madrid zweiter Mann hinter dem mazedonischen Superstar
Kiril Lazarov, konnten sich bislang wenig ins Angriffsspiel
der Rhein-Neckar Löwen einbringen. Die Gefahr, dass sich ein
Stammspieler verletzt, hängt wie ein Damoklesschwert über den
Mannheimern. Und am Samstagabend passierte es dann, ausgerechnet
in einem nahezu bedeutungslosen EHF-Pokalspiel der Löwen gegen
den bestenfalls zweitklassigen griechischen Vertreter A.C. Diomidis
Argous: In der Anfangsphase beim 37:17-Kantersieg erwischte es
Kapitän Uwe Gensheimer, mit 96/33 Treffern zweitbester Torschütze
der DKB Handball-Bundesliga. Der Nationalmannschafts-Linksaußen
zog sich einen Achillessehnenriss zu und wird rund fünf Monate
ausfallen. "Für den Jungen tut es mir so leid. Er hat so viel
dafür getan, dass wir bislang so gut dastehen und es so gut läuft",
sagte
Thorsten Storm konsterniert.
Trainer Gudmundsson gab sich trotzig: "Uwes Verletzung trübt
diesen Sieg natürlich. Aber Verletzungen gehören zum Sport dazu
und wir müssen das nun als Mannschaft auffangen." Auf Linksaußen
stehen dem Isländer nur die beiden Nachwuchskräfte Denni Djozic
und Kevin Bitz zur Verfügung, eine mögliche Nachverpflichtung
steht auch aufgrund der finanziellen Situation in den Sternen.
Bislang 20 Kieler Siege gegen die Löwen
Trotz der bitteren Verletzung schaut ganz Handball-Deutschland
mit voller Vorfreude auf das Spitzenspiel am Mittwochabend.
Im 27. Pflichtspiel wollen die Rhein-Neckar Löwen den sechsten
Sieg gegen den THW einfahren - wie zuletzt in der Saison 2010/11,
als die Löwen zunächst gegen ersatzgeschwächte "Zebras" in der
SAP-Arena mit
29:26 triumphierten und
in der Rückrunde sogar erstmals in der Sparkassen-Arena siegen
konnten: Das
31:33 am 6. April 2011 ist
zugleich die bislang letzte Heimniederlage des THW in der DKB
Handball-Bundesliga. In der vergangenen Spielzeit hingegen behielten
die Kieler auf dem Weg zur 68:0-Rekordsaison allerdings die
Punkte: Dem hart umkämpften
30:27-Auswärtssieg
im September 2011 folgte eine
33:25-Handballgala
in Kiel (siehe auch
Gegnerdaten Rhein-Neckar Löwen).
Mobiler Fanstand vor Ort
Für die vielen THW-Fans in Mannheim gibt es wieder die Gelegenheit,
sich mit Fanartikeln auszurüsten: Der mobile THW-Fanstand bietet
auf der Ebene 1 hinter Block 209 zwischen den Eingängen A+B nicht
nur Trikots und Klassiker, sondern auch viele Neuheiten aus dem
umfangreichen Fanartikel-Sortiment des deutschen Rekordmeisters an.
Das Spitzenspiel am Mittwoch in der SAP-Arena wird vom
erfahrenen Schiedsrichtergespann
Lars Geipel und Marcus Helbig
geleitet.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Vom Mediendienst der DKB Handball-Bundesliga:
Thorsten Storm: "Es geht schon, den THW zu schlagen"
Die schwerste Zeit liegt offenbar hinter ihm. Nach turbulenten
Monaten und dem Abschied eines Großinvestors musste
Thorsten Storm lange ringen, um seinen
Klub wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Doch jetzt sieht
der Manager der Rhein-Neckar Löwen endlich wieder hoffnungsvoll in
die Zukunft. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Löwen trotz eines
personellen Aderlasses mit 26:0 Punkten in die Saison gestartet
sind und damit in der Tabelle von oben grüßen. "Guter Sport", so
sagt Storm, "ist noch immer das beste
Marketing." Mit anderen Worten: Spielen seine Jungs auch weiterhin
so erfolgreich, sollte sich der Klub auch finanziell rasch wieder
stabilisieren. Ob er sein Team schon in der Lage sieht, gegen den
großen THW Kiel zu bestehen, darüber sprach der 48-Jährige, den
alle nur "Theo" nennen, in einem ausführlichen Interview.
- HBL:
-
Können Sie sich in diesen Tagen beim Blick auf die Bundesliga-Tabelle
überhaupt sattsehen?
- Thorsten Storm:
-
Wenn ich ganz ehrlich bin, dann schaue ich gar nicht so oft auf die
Tabelle. Ich bin Realist und weiß, dass das nur eine schöne Momentaufnahme
ist. Ich finde das toll, und Erfolge machen Spaß, aber es ist nicht
so, dass ich mich in irgendwelchen Träumereien verliere. Ich weiß,
wo wir herkommen. Noch vor Saisonbeginn standen wir vor dem Aus. Und
jetzt ist es nicht mehr als ein optimaler Start in die neue Saison.
- HBL:
-
Der Klub musste erhebliche Einbußen hinnehmen, seinen Etat drastisch
verkleinern und den Spielern das Gehalt kürzen. Erklären Sie uns die
erfreuliche Entwicklung.
- Thorsten Storm:
-
Vielleicht hat die gesamte Situation bei uns allen neue Energien
freigesetzt. Das fängt bei der Mannschaft an, die mit sehr viel Spaß
an die Arbeit geht. Wir haben mit der Mannschaft ehrlich kommuniziert,
haben ihr gesagt, wie es aussieht und was nun passieren muss. Wir
haben zu einem frühen Zeitpunkt einen mutigen Schnitt gemacht und
haben nun das jüngste Team der Rhein-Neckar Löwen, das es jemals
gegeben hat. Der Umbruch ist vollzogen. Das haben andere Klubs noch
vor sich. Wir haben zudem die neuen Schlüsselpositionen frühzeitig
besetzt und ein Grundgerüst gehabt. Mit Niklas Landin, Alexander
Pettersson und Kim Ekdahl du Rietz haben wir sehr früh klasse Typen
verpflichtet, mit denen wir in den kommenden Jahren planen können.
Das freut mich mehr als der Blick auf die Tabelle.
- HBL:
-
Vor allem Keeper Landin macht in dieser Saison richtig Spaß.
- Thorsten Storm:
-
... absolut. Er hat hier schon grandiose Spiele abgeliefert. Er hat
eine große Zukunft vor sich. Zudem ist Niklas so bescheiden, so
sympathisch und meckert so gut wie nie. Da kenne ich im Handball ein
paar ganz andere Beispiele.
- HBL:
-
Auch in der Außenwirkung hat der Klub in den vergangenen Monaten
enorm gewonnen. Haben die Rhein-Neckar Löwen sich neu erfunden?
- Thorsten Storm:
-
Wir halten einfach mal die Klappe und arbeiten in Ruhe unsere
Aufgaben ab. Natürlich freut es uns alle, dass die Rhein-Neckar
Löwen nun so positiv wahrgenommen werden. Aber wir sind Realisten.
Wir sind nicht auf dem Niveau eines THW Kiel. Wie auch, wir mussten
den Rückzug des Hauptinvestors kompensieren. Aber hier wurde sehr
viel gearbeitet und Mut bewiesen. Deshalb sind wir jetzt auf dem
richtigen Weg. Wir waren auf der Intensivstation, und nun sind wir
zumindest mal in der Reha. Und der sportliche Erfolg hilft dabei sehr.
- HBL:
-
Sie sind auch dabei, verprellte Fans zurück zu gewinnen. Wie geht das?
- Thorsten Storm:
-
Wir sind gegen Kiel Ende November ausverkauft. Und gegen Berlin am
varen mehr als 10.000 Besucher in der Halle. Das ist doch mal eine
Hausnummer. Und das, obwohl wir hier nicht in Kiel oder Flensburg
sind. Hier in der Region sind an jedem Wochenende sehr viele andere
hochklassige Sportveranstaltungen im Freizeitangebot. Ich kann
andererseits aber auch jeden verstehen, der in den letzten Jahren
nicht zu uns gekommen ist. Hier wurde viel Kredit verspielt, den wir
uns nun Stück für Stück zurück erarbeiten.
- HBL:
-
Hat sich an der ursprünglichen Zielsetzung schon etwas geändert?
- Thorsten Storm:
-
Spieler und Trainer haben sich intern ehrgeizige Ziele gesetzt.
Sollten sie die erreichen, wäre das großartig. Der Verein bleibt
aber bei seiner Linie und auf seinem Weg. Weniger ist manchmal mehr!
- HBL:
-
Die gesamte Liga drückt Ihnen die Daumen, im Ligagipfel den THW Kiel
in der SAP Arena schlagen zu können. Ist das realistisch?
- Thorsten Storm:
-
Es geht schon, aber es ist verdammt schwer. Die Berliner und auch
die Hamburger hatten den THW am Rande einer Niederlage. Aber am Ende
können die Kieler immer noch aus dem Vollen schöpfen und werden
deshalb über die gesamte Saison gesehen die absolut besten
Voraussetzungen im Kader haben. Zudem hat man sich eine große
Lobby in der Liga aufgebaut. Das haben wir nicht. Aber es ist doch
mal etwas Neues, wenn den Rhein-Neckar Löwen die Daumen gedrückt werden.
- HBL:
-
Die Trennung von Großsponsor Jesper Nielsen brachte den Klub in
schwere See. Sind die finanziellen Dinge allesamt geregelt?
- Thorsten Storm:
-
Jesper Nielsen war über drei Jahre unser größter Investor. Das ist
zunächst einmal positiv, wenn Geld in den Handball investiert wird.
Leider wurden aber zu oft falsche Entscheidungen bei uns getroffen
und zu hohe Ziele in zu kurzer Zeit formuliert. Es gab keine Geduld.
Als Nielsen ausstieg, waren die Kosten zudem ja nicht weg. Heute
sind die Dinge zwar intern geregelt, aber es bleibt natürlich
schwierig und es liegt viel Arbeit vor uns.
- HBL:
-
Wieviel Spaß macht einem der Job als Manager in solchen Tagen überhaupt?
- Thorsten Storm:
-
Du brauchst jeden Tag das Gefühl, dass es gehen kann. Das Team um
die Mannschaft herum braucht auch positive Energie. Und du brauchst
den Rückhalt des Aufsichtsrates und der Gesellschafter. Aber unterm
Strich waren das harte Wochen, die nach wie vor unglaublich viel
Kraft kosteten.
- HBL:
-
Wie sieht die Perspektive des Klubs aus?
- Thorsten Storm:
-
Das wird man sehen. Wir wissen, wo wir uns gegenwärtig realistisch
einzuordnen haben. Wir haben den Umbruch vollzogen, uns ist die
Integration der neuen Spieler ebenso gut gelungen wie der Einbau
der eigenen Nachwuchsspieler. Jetzt müssen wir schauen, dass die
Entwicklung so positiv bleibt wie bisher. Wir wollen uns weiter
festigen und unsere Talente richtig gut ausbilden. Und dann wird
man sich eines Tages die Frage stellen, ob man versuchen möchte,
die Spitze anzugreifen. Aber bis dahin wäre es noch ein sehr langer
Weg, und es hängt sicher auch davon ab, wohin sich der Handball
insgesamt entwickeln wird.
(Das Interview führte die DKB HBL)
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2012:
Löwen in Not: Lange Pause für Gensheimer
Kapitän des Bundesliga-Tabellenführers riss sich die Achillessehne - Storm sieht Kiel nun in der Favoritenrolle
Mannheim. Uwe Gensheimer wusste sofort, dass es passiert war.
"Er hatte das Gefühl, freischwebend auf einem Sockel zu stehen",
berichtete Thorsten Storm, Manager
des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, am Tag nach dem
Achillessehnenriss seines Kapitäns, der heute oder morgen operiert
wird und sechs Monate pausieren muss.
Für Storm ist die schwere Blessur
seines Kapitäns "eine typische Überlastungsverletzung, der Körper hat
gestreikt". Kein Wunder sei das "angesichts unseres permanenten
Termin-Wahnsinns mit Liga, Europapokal, DHB-Pokal und Nationalmannschaft.
Alle reden, keiner tut was."
Es geschah in der Anfangsphase des EHF-Pokalspiels am Sonnabend
gegen den griechischen Meister Diomidis Argous (37:17). Gensheimer,
Deutschlands "Handballer des Jahres", erzielte das 5:0 für die Löwen
und hörte bereits beim Absprung das typische Knallen, wenn die Achillessehne
reißt. Schon länger habe es im linken Fuß des 26-Jährigen "gezwickt und
gezwackt", sagte Storm. "Aber im Handball hat
ja niemand die Zeit, sowas auszukurieren."
Die Löwen haben nun auf Linksaußen ein Problem, da aufgrund der
wirtschaftlichen Situation nach dem Rückzug des Hauptgeldgebers Jesper
Nielsen beide Außenpositionen jeweils nur einfach besetzt wurden.
"Uwe hat praktisch immer alles durchgespielt", sagte Storm:
"Der zweite Mann, Kevin Bitz, ist eigentlich Rückraumspieler, er sollte auf
Linksaußen nur hin und wieder ein bisschen Spielpraxis sammeln."
Auch Bundestrainer Martin Heuberger muss im Hinblick auf den
Lehrgang der Nationalmannschaft vom 3. bis 5. Dezember und vor allem
auf dem Weg zur WM im Januar in Spanien eine schnelle Lösung finden.
Heuberger war von Gensheimers Verletzung "so richtig geschockt. Wir
hätten bei der WM mit Uwe und Dominik Klein
ein echtes Top-Duo auf Linksaußen gehabt." Fatal sei die Situation
auch für die Löwen. "Jetzt sind sie in dieser Saison endlich mal
richtig gut drauf, sind ohne Punktverlust Tabellenführer, spielen ganz
oben mit, und dann passiert sowas. Das ist echt ein schwerer Schlag",
sagte Heuberger. Dass die Sieges-Serie in der Liga (26:0 Punkte) das
Heimspiel am Mittwoch gegen den THW Kiel (20.15 Uhr/Sport1) überdauert,
glaubt Storm nicht: "Der THW ist auf jeder
Position mit so hochkarätigen Individualisten besetzt, da können wir
im Normalfall nicht gegenhalten."
Ob ein neuer Mann für Linksaußen verpflichtet wird, ließ
Storm offen. "Uwe ist als Spielerpersönlichkeit
auf dem Feld, als Kapitän, als Leistungsträger sowieso nicht zu ersetzen",
sagte er. Gensheimer sei "der Geschäftsführer auf dem Spielfeld".
Ihm und seinem "riesengroßen Einsatz für den Verein" sei es zu verdanken,
"dass in Mannheim überhaupt noch Erstliga-Handball gespielt wird. Jetzt
müssen wir erstmal ein halbes Jahr ohne ihn klarkommen. Das ist bitter."
(aus den Kieler Nachrichten vom 26.11.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.11.2012:
"An Kiel geht kein Weg vorbei"
Oliver Roggisch, Abwehrchef der RN Löwen, sieht seine Mannschaft im Spitzenspiel gegen den THW als Außenseiter
Mannheim. Der Termin stand, die Themen auch. Es
wäre um den Schnauzbart gegangen, den Uwe Gensheimer
seit einiger Zeit trägt. Um die Gründung seiner
Firma, die bunte Herrensocken vertreiben soll.
Am Sonnabend riss sich der Kapitän der Rhein-Neckar
Löwen im EHF-Cup gegen Diomidis Argous
(37:17) die Achillessehne und hat seitdem andere Sorgen,
als den KN vor dem morgigen Spitzenspiel gegen
den THW Kiel (20.15 Uhr, Sport1) Rede und Antwort
zu stehen. Für ihn sprang Abwehrchef Oliver Roggisch
(34) kurzfristig als Gesprächspartner ein.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie hat die Mannschaft die Verletzung von Uwe Gensheimer aufgenommen?
- Oliver Roggisch:
-
Geschockt. Als "Gense" vom Feld humpelte, war jedem klar,
wie schwer seine Verletzung sein würde. Ich habe ihn in der
Halbzeit getroffen. Da war er schon geduscht und hatte bereits
seine Diagnose. Ich habe ihm gesagt, dass er den Kopf oben
behalten soll. Aber in einem solchen Moment ist alles,
was man sagt, falsch. Er ist für uns nicht zu ersetzen. Aber wir
sind Profis und schauen nach vorne. Jeder von uns muss jetzt
zehn Prozent mehr geben.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie haben in einem SWR-Interview gesagt, dass er Ihre Harley
fahren darf, wenn die Löwen Meister werden. Wie groß sind
die Titelchancen jetzt ohne ihn?
- Oliver Roggisch:
-
Das war ein Spaß, meine Harley kann er immer haben. Die
Meisterschaft ist für uns kein Thema, da geht kein Weg an
Kiel vorbei. Sie haben einfach den besten Kader. Der THW ist
die einzige Mannschaft in der Liga, die schwere Verletzungen
kompensieren kann. Wenn die Kieler ihren Kader aufteilen,
landet die "Zweite" auch noch unter den Top fünf. Wir
genießen es, einen tollen Start erwischt zu haben. Unser Ziel
muss jetzt sein, uns für die Champions League zu qualifizieren.
Mehr lassen wir uns nicht einreden.
- Kieler Nachrichten:
-
Mit Gensheimer wären die Löwen der Favorit gewesen, ohne
ihn ist es der THW. Oder?
- Oliver Roggisch:
-
Nein. Gegen Kiel ist keine Mannschaft Favorit. Für uns
ist es schön, zu Hause spielen zu dürfen und nicht der Favorit
zu sein. Wir werden bis zum Umfallen kämpfen, das verspreche
ich. Wenn es reicht, wäre es schön. Aber unsere Chancen sind
gegen Kiel nicht besonders hoch.
- Kieler Nachrichten:
-
Welche Unterschiede sehen Sie zwischen dieser THW-Mannschaft
und der der Vorsaison?
- Oliver Roggisch:
-
Es hat in diesem Jahr Olympische Spiele
gegeben, das ist der große Unterschied. Dieses Turnier hat die
Kieler besonders hart getroffen. Außerdem könnte ich mir
vorstellen, dass es ein wenig Unruhe gibt, weil einige Verträge
auslaufen. Sie sind nicht so souverän wie in der letzten Saison,
aber die war aus Sicht der Bundesliga ja auch eine Katastrophe.
Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Kieler, aber es ist
auch gut, dass sie nicht mehr ganz so überlegen sind.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie haben trotz der schwierigen Situation, in der sich der Verein
befindet, ein langfristiges Angebot aus Wetzlar abgelehnt, einen
Ein-Jahres-Vertrag bei den Löwen unterschrieben und zuletzt
sogar noch einem Gehaltsverzicht zugestimmt. Warum?
- Oliver Roggisch:
-
Weil ich an das Projekt glaube. Ich bin in einem Alter, in dem
ich nicht mehr alle zwei, drei Jahre umziehen will. Und
wenn es auf das Karriereende zugeht, geht es auch um berufliche
Perspektiven - die sehe ich bei den Löwen. Wir verhandeln
gerade über meine Zukunft. Ich habe gesagt, dass ich mit einem
Vertrag in der Tasche zur WM in Spanien (12. bis 27. Januar 2013,
d. Red.) fahren will. Mein Wunsch wäre, in den nächsten Tagen meine
weitere Zukunft zu klären.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie wirken fit wie lange nicht. Woran liegt das?
- Oliver Roggisch:
-
Im Alter kommen die Probleme mit dem Rücken, das war
bei mir nicht anders. Es ist eine Sache, in der Mucki-Bude den
Bizeps zu trainieren und gut auszusehen. Eine andere, den
Rumpf zu stabilisieren. Daran habe ich viel gearbeitet. Ich
ernähre mich bewusster, lasse die eine oder andere Party
weg. Ich will noch ein paar Jahre in der Bundesliga spielen,
deshalb musste ich etwas ändern.
- Kieler Nachrichten:
-
Es heißt, Sie würden nach getaner Arbeit stets an den Fischteichen
in Ihrem Garten entspannen. Machen Sie das auch nach einem Sieg gegen Kiel?
- Oliver Roggisch:
-
Die Fische sind im Winterschlaf, an den Teichen ist im
Moment also nicht so viel los.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.11.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2012:
Das Duell der Unbesiegbaren
In der Handball-Bundesliga treffen heute die RN Löwen (26:0 Punkte) und der THW Kiel (25:1) aufeinander
Mannheim. Mehr geht nicht: Die Rhein-Neckar
Löwen erwarten als Tabellenführer den THW
Kiel, der seit dem 4. Mai 2011 in der
Handball-Bundesliga unbesiegt ist. Die Konkurrenz
hofft, dass die Mannheimer einen erneuten Überflug
der "Zebras", die in der Vorsaison mit 68:0 Punkten
Meister wurden, verhindern können. Heute, 20.15 Uhr,
Tatort Mannheim: DER GIPFEL.
Däne: Auf einen, den Ex-Gesellschafter
Jesper Nielsen, sind die Löwen nicht gut zu sprechen. Der
Schmuckhändler, der Millionen gewann und verlor, hat sie
fast ruiniert. Erst zahlte er Stars wie Olafur Stefansson
Jahresgehälter von 500 000 Euro netto, dann zahlte er gar
nicht mehr. Die Badener ließen seine Finca auf Mallorca
pfänden und kürzten den Etat um zwei auf nun sieben Millionen
Euro. Die Spieler mussten auf 20 Prozent ihrer Gehälter
verzichten. "Wir waren auf der Intensivstation", sagt Manager
Thorsten Storm. "Jetzt haben wir
es zumindest einmal in die Reha geschafft."
Ergebnisse: Den
Löwen gelang der beste Start der Vereinsgeschichte. Sie
besiegten mit Berlin (25:23), Flensburg (30:27) und Hamburg
(30:23) drei Mitbewerber um einen Champions-League-Platz. Die
Siege fielen aber auch gegen Leichtgewichte wie Minden
(26:23) und Gummersbach (30:28) knapp aus. Zudem profitierten
sie vom Spielplan. So spielte Flensburg zwei Tage zuvor noch
in Serbien, die Berliner brachten schmerzhafte Erinnerungen
an ein intensives Ringen gegen Zagreb mit. Bei der Gala von
Uwe Gensheimer in Hamburg (12 Tore) fehlten dem HSV fünf Spieler.
Rene Toft Hansen:
Der Kreisläufer laboriert noch an den Folgen seiner Rippenprellung.
Er wird das Team erneut als Statistiker unterstützen und die
Treffer/Fehlwürfe der Kollegen notieren. "Einer der besten
Statistiker der dänischen Nachkriegsgeschichte", lobte Trainer
Alfred Gislason ihn nach dem Lemgo-Sieg
(36:24). Rechtsaußen
Christian Sprenger, der zuletzt geschont
wurde, ist dagegen einsatzbereit.
Griechenland: Am Sonnabend bestritten die Mannheimer
ihr erstes EHF-Cup-Spiel in dieser Saison. Nach der Auslosung hatten
sie sich gefreut, das Rückspiel gegen Diomidis Argous (37:17) zu
Hause austragen zu dürfen. Beim zweiten Blick auf den Kalender tauschten
sie diesen Vorteil ein, um nicht vor dem Kiel-Spiel reisen zu müssen.
Da der griechische Meister sein Heimspiel nur am Sonntag hätte austragen
können, wären die Löwen am Montag wieder zu Hause gewesen. Für Kieler
eine normale Dienstreise, für Löwen zu anstrengend.
Isländer: Die Trainer Alfred Gislason
und Gudmundur Gudmundsson teilten sich als Nationalspieler einst ein Hotelzimmer,
gute Freunde sind sie dabei nicht geworden. Mit "Goggi" Sigurdsson
kehrt der ehemalige Kapitän als "Zebra" zu den Löwen zurück, die
mit dem flinken Linkshänder Alexander Petersson (bislang 68 Feldtore)
einen echten Transfer-Coup gelandet haben. Petersson kam aus Berlin.
Prognose: Weil die Löwen die Champions League verpassten,
sie nicht am Supercup teilnahmen und auch nicht am Super Globe in Katar,
haben sie elf Pflichtspiele weniger bestritten als der THW. Zudem
gewannen sie bislang drei Top-Spiele, was für sie keine
Selbstverständlichkeit ist. Das Selbstbewusstsein, auch Kiel zu
schlagen, ist da. Besser, es war da. Der Achillessehnenriss
von Uwe Gensheimer, der gestern in der Rennbahnklinik in Basel
operiert wurde, hat die Löwen um ihren Kopf beraubt.
Fazit: Vorteil THW Kiel.
Fans: Die SAP-Arena wirderstmals in dieser Saison mit
13 200 Zuschauern ausverkauft sein, mehr als 20 000 Fans wollten Tickets
kaufen.
Experte: Ist die Wachablösung in Sicht? Nein, sagt
Bundestrainer Martin Heuberger und setzt auf den Verfolger: "Kiel
wird die Nase vorne haben. Ich traue den Löwen zwar auch einiges zu,
aber der THW hat das größere Potenzial und eine bessere Ersatzbank."
Landin: Er ist erst 23 Jahre alt und bereits Kapitän
der dänischen Nationalmannschaft. Niklas Landin ist aktuell der
beste Torhüter der Liga. Ein Zwei-Meter-Mann mit unglaublichen
Reflexen und einer Bärenruhe. Einer, mit dem der THW sich angeblich
bereits einig gewesen sein soll. Doch Landin wollte nicht im Schatten
von Thierry Omeyer leben und unterschrieb
einen bis Juni 2014 datierten Vertrag bei den Badenern. Zu einer Zeit,
als dort die Nielsen-Millionen eine große Zukunft versprachen. Dass
es ohne Nielsen gehen würde, konnte keiner ahnen. Auch Landin nicht.
(von Wold Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2012)
Aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2012:
RN Löwen wollten Christiansen
Kopenhagen. Die von Verletzungspech geplagten
Handballer der Rhein-Neckar Löwen haben für das
Bundesliga-Spitzenspiel gegen den THW Kiel offenbar
den 40-jährigen Dänen Lars Christiansen um Hilfe
gebeten. Christiansen, der 14 Jahre bei der SG
Flensburg-Handewitt gespielt hatte, sagte dem TV-Sender
"DR" gestern: "Das war ein attraktives Angebot, und
ich habe es ernst genommen."
Er sei aber "realistisch geblieben" und habe nach
fünf Monaten ohne Spielpraxis abgesagt: "Wenn ich
jetzt so lange keinen Ball geworfen habe, fühle ich
mich nicht klar dafür, mit nur einmal Training gegen
die beste Clubmannschaft der Welt ins Feuer zu gehen."
Christiansen hatte zuletzt beim dänischen Club KIF
Kolding gespielt und im Sommer seine sportliche
Karriere beendet. "Es wird keine Harakiri-Aktion
geben. Wir setzen auf Kevin Bitz als Linskaußen",
ruderte auch RN-Manager Thorsten Storm
zurück.
(aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2012)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: Sport1:
Mi., ab 20.00 Uhr: Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel
live aus der SAP-Arena in Mannheim
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.15 Uhr: Liveeinblendungen Rhein-Neckar Löwen - THW Kiel
(geplante Einblendungen um 19.40 Uhr,
20.30 Uhr, 21.03 Uhr, 21.30 Uhr und in der Schlussphase gegen
21.45 Uhr (Schlussphase); nach dem Spiel Berichte und Stimmen
der Beteiligten in den Nachrichten am nächsten Morgen sowie
in "Guten Morgen Schleswig-Holstein"; Reporter: Norman Nawe)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.