Der THW Kiel hat mit einer Demonstration seiner Stärke die Punkte 41 und 42 in der
TOYOTA Handball-Bundesliga eingefahren: Die wie entfesselt aufspielenden Zebras
schlugen im Spitzenspiel des 21. Spieltages den Tabellenfünften Rhein-Neckar Löwen
mit 33:25 (17:9). Das Ergebnis täuscht dabei sogar ein wenig über den Spielverlauf hinweg:
Zwischenzeitlich hatte der THW mit elf Toren Vorsprung geführt, um dann gegen Ende
mit Blick auf den anstehenden Champions-League-Kracher in Kopenhagen am Sonntag ein wenig
das Tempo herauszunehmen. Währenddessen gaben 10.288 restlos begeistete Fans auf den Tribünen
einen tollen Rahmen für die Kieler Handballparty gegen die Löwen. Aus einer geschlossenen
Mannschaftsleistung ragte einer heraus: Filip Jicha erzielte in elf
Versuchen zehn Tore und glänzte auch als Anspieler.
Den Mannheimern steckte eine stundenlange Anfahrt mit dem Mannschaftsbus in den Knochen.
Der Streik auf dem Frankfurter Flughafen verhinderte die Anreise mit dem Flugzeug.
Dafür konnte Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson in Kiel nahezu seinen
kompletten Kader aufbieten. Auch
Alfred Gislason konnte gegen den "Kiel-Schreck", der
den Zebras die letzte Bundesliga-Heimniederlage zugefügt hatte,
personell aus den Vollen schöpfen. Und auch die Kulisse war von Anfang an da - der Rahmen
war eines Topspiels würdig.
Jicha und Omeyer stehlen Löwen die Show
Kein Durchkommen für Andy Schmid und die Löwen: Die bärenstarke Abwehr ließ in 30 Minuten nur
neun Gegentore zu.
Beide Mannschaften taten ihr Übriges, um auch auf der Platte für Kurzweil zu sorgen.
Vor allem Filip Jicha schien richtig Lust auf ein Handballspektakel
zu haben: Die ersten vier Kieler Tore erzielte der Weltklasse-Tscheche, machte so aus einem
1:2-Rückstand eine 4:2-Führung für den THW (6.). Doch die Löwen - in Person von Uwe Gensheimer -
gaben sich so schnell nicht geschlagen. Der Linksaußen narrte ein ums andere Mal die
offensive Deckung des THW. Der Nationalspieler war es auch, der mit einem Doppelschlag ausglich.
Dann aber begann die große Thierry Omeyer-Show: Der Franzose
trieb Rechtsaußen Ivan Cupic mit seinen Paraden beinahe in den Wahnsinn, und auch der Löwen-Rückraum
fand in Omeyer seinen Meister. Nach einem Traumpass des starken
Momir Ilic drehte Marcus Ahlm den Ball zum 5:4
an Stojanovic vorbei - bis zum Schluss sollten die Kieler die Führung nicht mehr abgeben.
Christian Sprenger erhöhte mit einem Wurf ins lange Eck, und als
Dominik Klein einen Gegenstoß zum 7:4 einnetzte (12.), schienen
die Weichen für den THW-Express früh auf Sieg gestellt.
Doch die Mannheimer kehrten noch einmal zurück: Mit ihrem schnellen Rückzugsverhalten
verhinderten sie weitere Gegenstöße, Myrhol und Müller mit einem frechen Bodenroller erzielten
den 6:7-Anschluss. Da waren 13 Minuten gespielt. Gislason reagierte,
und zog seine Abwehr auf eine 6-0-Linie zurück. Damit hatten die Löwen offenbar nicht gerechnet.
Extrem beweglich zwang die Kieler Defensive den wurfgewaltigen Rückraum der Löwen zu Verlegenheits-Abschlüssen,
und Omeyer sammelte alles, was auf sein Tor kam, auf. Verantwortung
übernahm bei den Löwen beinahe ausschließlich Karol Bielecki, der jedoch mit vier Würfen
neben das Tor die Vorentscheidung für den THW mit einleitete. Denn nun drehte der THW Kiel
endgültig auf: Die erste Überzahl, Roggisch hatte für zwei Minuten zusehen müssen,
nutzten die Kieler zu einem 3:0-Zwischenspurt: Ilic traf sicher
von der Siebenmeterlinie, kurz darauf bediente Kim Andersson den
Serben mit einem Rückraum-Kempa-Anspiel, ehe der Schwede selbst humorlos das 10:6 erzielte. Doch
auch damit gaben sich die Zebras nicht zufrieden: Als die Löwen wieder aufgefüllt hatten, ging die
Abwehr-Angriffs-Lust in die nächste Runde: Jicha feuerte den Ball
am inzwischen das Tor hütenden Henning Fritz vorbei ins lange Eck,
mit seinem sechsten Tor legte der Tscheche kurz darauf das 13:6 nach, ehe Klein
mit einem unglaublichen Heber noch das 14:6 erzielte (22.).
Acht-Tore-Führung zur Halbzeit
Zehn Minuten blieb die starke THW-Defensive in dieser Phase ohne Gegentreffer. Zehn Minuten,
in denen die Kieler Beton-Abwehr den Gästen jegliches Selbstbewusstsein raubte. Und wenn Fritz sich
nicht den Kieler Angriffen mit sechs Paraden vor der Pause in den Weg gestellt hätte, die
Entscheidung wär noch in den ersten dreißig Minuten gefallen. So aber trafen Gensheimer und Lijewski
in einer Phase, in der Gislason aufgrund der etwas zäher werdenden Angriffen
sogar eine Auszeit nahm, zum 9:16 - ehe Ilic mit einem Siebenmeter zum
Pausenstand traf. Etwas ungläubig schauten nicht nur die Zuschauer hoch zu den Anzeigetafeln unter dem
Arena-Dach: Eine Kieler Acht-Tore-Führung zur Halbzeit hatten wohl die wenigsten von
diesem Spitzenspiel erwartet - zumal Gislason schon in der ersten
Halbzeit munter seinen Rückraum durchwechselte.
Gudmundssons Wechsel zünden nicht
Die Kieler schienen gegen die Mannheimer immer einen Tick schneller zu sein:
Dominik Klein erzielt hier eines seiner drei Tore.
Nach dem Wechsel kam Christian Zeitz für Andersson,
doch die Bilder glichen denen vor dem Wechsel: Der THW spielte wie aus einem Guss,
während den Löwen oftmals nur die Rolle des staunenden Beobachters zugewiesen wurde. So bei
Jichas unglaublichem Anspiel auf Ahlm,
der dieses zum 18:9 verwertete. Oder beim Tempogegenstoß des Tschechen, der kurz darauf die
erste Zehn-Tore-Führung der Partie erzielte (33.). Auch Gudmundssons Wechsel - nach der Pause
beorderte er Lund in die Deckung und Gunnarsson übernahm den
Kreisläufer-Part von Myrhol - zeigten kaum Wirkung. Auch, weil Omeyer
hinter einer bärenstarken Deckung kaum zu übwerwinden war. Und auch, weil die Löwen-Torhüter
nicht mehr viel zu fassen bekamen. Dennoch: Auch dieser Gala-THW war nicht ohne Fehler.
Kurze Unaufmerksamkeiten in der Abwehr nutzten Gensheimer und Schmid, um beim 14:22 das Ergebnis
wieder etwas freundlicher zu gestalten. Dann drosch Narcisse eine
Fackel in den Winkel, ehe Zeitz mit einem krachenden 101-km/h-Geschoss
unter die Latte und über den verdutzten Fritz hinweg den nächsten
Zwischenspurt einleitete: Von 24:16 (45.) zogen die Kieler mit einer von Narcisse
eingenetzten "Schnellen Mitte", einem Sprenger-Gegenstoß nach einem
"Monsterblock" gegen Bielecki und Jichas zehntem Tor - dieses erzielte
er in Unterzahl - auf 28:17 davon.
Feiernde Fans
Ratlos: Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson und sein Assistend Tomas Svensson.
Dieses Tor war der Auftakt für eine gut 15 Minuten dauernde Party auf den Rängen: La Ola kreiste
durch die Sparkassen-Arena, mit Gesängen feierten die restlos begeisterten Zuschauer eine
überragende THW-Leistung. Das Geschehen auf der Platte rückte dabei fast in den Hintergrund,
auch wenn weiter gezaubert wurde: Lundström erzielte ein Traumtor,
bediente wenig später Ahlm mit einem tollen Anspiel aus dem Rückraum,
Zeitz wackelte einen Drei-Mann-Block aus, und Omeyer erhielt
bei seiner Auswechslung stehende Ovationen. "Oh wie ist das schön" - die Melodie mit Kieler
Evergreen-Charakter, hallte durch das Rund, ehe es die Fans spätestens nach Reichmanns
Kempa-Tor zum 32:22 (57.) von den Sitzen riss. Von der Resultats-Verbesserung der Löwen nahm da kaum noch
jemand Notiz - doch immerhin hielten die Mannheimer am Ende den Rückstand in Grenzen. Die
schwarz-weißen Anhänger aber feierten noch weit nach Schlusspfiff die Spieler ihrer Mannschaft, die
mit dieser Leistung in einem Spitzenspiel erneut Maßstäbe gesetzt hatte.
Zwei Spiele mit K.o.-Charakter
Doch für ausschweifenden Jubel blieb den Zebras nicht viel Zeit. Direkt nach dem Spiel
gegen die Löwen begann für die Kieler die Vorbereitung auf das Champions-League-"Finale" um den
Gruppensieg am Sonntag in Kopenhagen. Während das Duell mit dem frischgebackenen dänischen Pokalsieger
nur den Anschein eines K.o.-Spiels hat - beide Mannschaften sind schon für das Achtelfinale qualifiziert - geht
es dann nicht einmal eineinhalb Tage später tatsächlich um alles: Bei der TSV Hannover-Burgdorf
kämpfen die Zebras am Dienstagabend um die Teilnahme am DHB-Pokal-Final-Four. Aufregende Wochen
stehen den Zebras ins Haus: In der Bundesliga geht es für den 42:0-Punkte-Tabellenführer aus
Kiel erst am 4. März weiter. Den Weg zu diesem Auswärtsspiel kennen die THW-Spieler dann aus dem
Effeff: Es geht wieder nach Hannover ...
Ich bin sehr zufrieden, besonders mit der Leistung in der ersten Halbzeit. Da haben wir sehr, sehr
gut gedeckt, und Titi war überragend im Tor. Auch vorne haben
wir einen richtig guten
Handball gespielt und viel Druck ausgeübt.
Die zweite Halbzeit war dann nicht mehr ganz so gut,
auch weil die Rhein-Neckar Löwen besser ins Spiel kamen. Insgesamt haben wir heute aber
ein sehr gutes Spiel gezeigt. Ich freue mich
für die Jungs, das war ganz, ganz wichtig.
Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson:
Glückwunsch an Kiel, der THW hat besser gespielt als wir und
über die gesamte Spielzeit Gas gegeben. Der THW ist momentan in einer
anderen Liga als fast alle anderen Mannschaften.
In der ersten Halbzeit haben wir mit 14 Fehlwürfen eine
hohe Fehlerquote gehabt: Wir hatten gute Chancen, aber haben einfach
nicht getroffen.
In der zweiten Halbzeit haben wir dann viel besser und auf einem normalen Niveau gespielt.
Man konnte deutlich sehen, dass wir wenig Alternativen hatten und einige
meiner Spieler sehr müde waren. Aber wir haben eine schwere Phase mit vielen
verletzten Spielern und englischen Wochen hinter uns.
Es wäre schlimm, wenn man nur weil man verdientermaßen und vielleicht auch
erwartungsgemäß ein Spiel in Kiel
verloren hat, gleich seine Saisonziele ändert. Es ist ein Problem der gesamten Liga,
dass Kiel im Moment so gut ist. Da muss man sich nicht
schämen.
Ich hätte mir auf unserer Seite aber mehr Selbstvertrauen von Anfang an gewünscht,
wir haben eigentlich erst
mitgespielt, als das Spiel schon entschieden war. Da fehlte die Gier bei uns, Kiel war präsenter.
Das liegt mit am Verletzungspech, dann sind wir noch mit dem Bus hierher gefahren. All das spielt
da mit rein. Am Ende muss es doch aber Spaß machen, in dieser Halle zu spielen. Da hat man ja auch als
Gastmannschaft nicht soviel zu verlieren.
Wir werden weiter um den dritten Platz kämpfen, auch wenn
wir ein wenig weit weg davon sind. Wir stecken in allen Bereichen
in einer schwierigen Situation und kämpfen an
vielen Fronten. Das tun wir gern, wir werden neu angreifen im nächsten Jahr - mit einer neuen
Philosophie und einer neuen Mannschaft.
Ein großes Kompliemtn an das Publikum, das sich heute auch in der Punktspielrunde
so präsentiert hat, wie die Spieler und
der Trainer sich das immer wünschen. Es war eine tolle Stimmung. Wir fahren nun mit
viel Selbstvertrauen nach Kopenhagen und werden dort alles geben, um den Gruppensieg einzufahren.
Unsere Fans werden uns zu hunderten nach Kopenhagen begleiten, wir freuen uns schon darauf, sie alle
dort wieder zu treffen. Ich hoffe, wir werden einen Sieg von dort mit nach Hause bringen.
Ich würde mich auch freuen, wenn uns viele unserer Fans im CinemaxX beim Public Viewing
die Daumen drücken würden.
Wir haben so weiter gemacht wie vor der EM. Es mag zwar
nicht immer so ausgesehen haben, aber heute war das
richtig harte Arbeit, mit einer super 6:0-Deckung haben wir das Spiel in den Griff
bekommen. Kopenhagen kann jetzt kommen.
In der ersten Halbzeit sind wir volle Pulle gegangen, danach war ein
wenig die Spannung raus. Ich hatte schon vorher zu meiner Frau gesagt, dass wir
gewinnen werden. Die Mannschaft ist einfach sehr gut drauf, das macht einen
Riesenspaß.
Löwen-Linksaußen Uwe Gensheimer gegenüber den KN:
Um in Kiel zu gewinnen, muss jeder im Team eine herausragende
Leistung bringen, das war bei uns nicht der Fall.
Zahnlose Löwen erleben in Kiel eine bittere Lehrstunde
33:25 - "Zebras" feierten den 21. Saisonsieg in Folge - Badener nur ein Sparringspartner
Kiel. Eigentlich sollte sich die Mannschaft der Rhein-Neckar Löwen
erst am Saisonende in alle Himmelsrichtungen
zerstreuen. Sechs Spieler aus dem Kader,
der sich gestern in Kiel vorstellte, werden den Handball-Bundesligisten
verlassen. Nach der 25:33 (9:17)-Niederlage beim Rekordmeister, die demütigende Phasen
für die Badener besaß, wurde deutlich, dass der
Auflösungsprozess schon längst begonnen hat.
Die traurige Vorstellung der Löwen soll die Leistung der
Kieler nicht schmälern. Sie spielten sich in der ersten
Halbzeit in einen Rausch. Sie haben ein gutes Gedächtnis,
nicht vergessen, dass die Mannheimer es waren, die als
letzte deutsche Mannschaft ihre Festung gestürmt hatten.
Mit 33:31. Am 6. April 2011. Eine
solche Vergangenheit eines Gastes löst in ihnen in der Regel
eine zusätzliche Energiestufe aus. Gestern gab es keine
Ausnahme dieser Regel.
Die Abwehr stand sicher, Thierry Omeyer entpuppte
sich als der erwartete Löwen-Schreck, und im Angriff zeigte
der zehnfache Torschütze Filip Jicha sofort, welche Geschichte
dieser 22. Februar 2012 schreiben würde. Der Tscheche warf die ersten vier Tore und
gönnte sich nach sieben Minuten die erste Pause. Für ihn
kam Momir Ilic, und der Serbe
fügte sich nahtlos ein. Die Kieler rotierten munter, zeigten
sich alle auf dem gleichen Niveau und bewegten sich damit zwei Ligen über den Löwen,
die in dieser Saison immerhin Meister HSV Hamburg besiegt
hatten.
Die Vorentscheidung fiel nach einer Viertelstunde,
als Karol Bielecki bei einer 10:6-Führung der Kieler erstmals
das Tor verfehlte. Sehr deutlich sogar. Vielleicht, so eine
mögliche Erklärung für seinen unglücklichen Auftritt,
hatte der Pole zuvor einen Spezialvertrag mit einem der
Sponsoren abgeschlossen, der sein Logo direkt neben dem
rechten Pfosten präsentierte. Der 2,02-Meter-Riese ist einer,
der an einem guten Tag von keiner Abwehr zu stoppen ist.
Und das, obwohl er auf einem Auge erblindet ist. Geht es gegen
Kiel, versagen ihm aber oft die Nerven. Genauer, geht es
gegen Omeyer, dann ist das Zittern
seiner rechten Hand bis unter das Hallendach zu spüren.
Bielecki erneut in die Bande, Ilic und
Jicha zum 12:6, Bielecki
in die Bande, Jicha zum
13:6, Bielecki in die Bande, Dominik Klein und
Aron Palmarsson
mit den THW-Toren 15 und 16 - Bielecki über das Tor.
Ohne Zarko Sesum, dem vor dem EM-Halbfinale ein Münzwurf
eines serbischen Landsmannes ein Auge lädiert hatte,
fehlten die Alternativen, um Bielecki aus seinem Strudel zu
erlösen. Als der Pole schließlich traf, führte Kiel 26:17 (46.).
Die Zuschauer hatten längst Mitleid mit der tragischen Figur
in Gelb und spendeten artig Applaus. An Bielecki allein
lässt sich die Demütigung dieser mit Weltklasse-Leuten besetzten
Mannschaft aber nicht erklären. Viele wirkten seltsam
leblos. Einer wie Börge Lund, der noch auf der Bank schmunzelte,
obwohl die Seinen vorgeführt wurden. Ein Henning Fritz,
der nahezu apathisch die Bälle aus dem Netz fischte.
Keine Spur von jener Aura, die ihn einst in Kiel zum besten
Torhüter der Welt werden ließ.
Was für ein trauriger Ausflug für die Löwen. Sie waren mit
dem Bus gekommen, weil der Streik am Frankfurter Flughafen
die leichte Variante unmöglich gemacht hatte. In ihrem
Kieler Hotel fiel stundenlang der Strom aus, so dass gestern
bei Kerzenschein gefrühstückt werden musste. Was bei Liebespaaren dazu
führt, eine Einheit zu werden, hat bei Löwen offenbar gegenteilige
Wirkung.
Als die Kieler zu Beginn der zweiten Halbzeit auf zehn Tore
enteilt waren, schalteten sie den Turbo ab. Es fehlte schlicht
die Reibung, die Sportler benötigen, um das Letzte aus sich
herauszuholen. Der Gegner war namhaft, in seiner Gesamtheit
aber kein Gegner. Die Partie plätscherte ins Ziel, doch auf den Rängen wurde
trotzdem gefeiert. Die Zuschauer sangen Klassiker wie
"Deutscher Meister wird nur der THW". Ein Lied, das eine
Weile im Archiv schlummern musste, weil zuletzt die Hamburger
einmal den Ton angeben
durften.
Die letzten Minuten erlebte Alfred Gislason im Sitzen. Er
dachte wohl, dass er sich nun ein Päuschen gönnen könne.
Nach der ganzen Rennerei an der Seitenlinie ein wenig entspannen.
Ein Irrtum. Hallensprecher Rolf Körting war der
Meinung, dass auch er eine Scheibe vom Kuchen naschen
sollte, und bedankte sich beim Trainer für die außergewöhnliche
Klasse seiner Mannschaft. Wer in der ersten Reihe saß,
konnte sehen, dass auch coole Isländer eine zweite Gesichtsfarbe
besitzen.