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06./07.04.2011 - Letzte Aktualisierung: 07.04.2011 Bundesliga

Historische Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen

Bundesliga, 31. Spieltag: 06.04.2011, Mi., 19.30: THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen: 31:33 (17:19)
Update #1 KN-Bericht und weitere Stimmen ergänzt ...

Slawomir Szmal machte im Spitzenspiel den Unterschied aus. Der polnische Nationalkeeper parierte 22 Würfe, darunter sechs Siebenmeter.
Klicken Sie zum Vergrößern! Slawomir Szmal machte im Spitzenspiel den Unterschied aus. Der polnische Nationalkeeper parierte 22 Würfe, darunter sechs Siebenmeter.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sich die Zuschauer in der Sparkassen-Arena von dem Schrecken der 60 Spitzenspiel-Minuten erholt hatten. Dann gaben sie den Zebras mit "THW, THW"-Rufen wieder Kraft für die Aufgaben in den kommenden Wochen. Zuvor hatten die 10.250 Fans alles gegeben, doch am Ende hatte es für die Kieler erneut nicht gereicht: Mit 31:33 (17:19) verlor der THW gegen keineswegs überragende Löwen, deren bester Mann im Tor stand: Slawomir Szmal entnervte mit 22 Paraden, davon sechs (!) gehaltenen Siebenmetern, die Kieler. Als die Löwen am Ende jubelten, hatten sie nicht nur ihren ersten Sieg überhaupt in der Sparkassen-Arena zu feiern: Die Mannheimer hatten dem THW eine historische Niederlage beigefügt. Zum letzten Mal hatten die Zebras am 12. November 1978 zwei Bundesliga-Heimspiele in Folge verloren ...
Nichts deutete zu Beginn der Partie auf diesen Werdegang hin: Die Löwen waren ersatzgeschwächt an die Kieler Förde gereist, Kreisläufer Myrhol und auch Börge Lund mussten verletzungsbedingt passen. THW-Coach Alfred Gislason konnte hingegen aus den Vollen schöpfen: Kim Andersson, Henrik Lundström und auch Christian Sprenger nahmen zunächst hinter dem Tor Platz, bei Bedarf sollte ein Spieler des Trios den Kader des THW auffüllen. In dem stand auch wieder Jerome Fernandez.

Zarko Sesum spielte eine starke Partie und erzielte sechs Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Zarko Sesum spielte eine starke Partie und erzielte sechs Treffer.
Der THW kam gut in die Spitzenpartie: Filip Jicha, am Ende mit 7/1 Toren erneut bester Kieler Werfer, hatte seine Farben schnell mit 2:0 in Führung gebracht. Vier Minuten dauerte es, bis die Löwen zum Ausgleich kamen - auch weil Ilic und Jicha mit einem Siebenmeter an Szmal gescheitert waren (5.). Der ehemalige Welthandballer im Tor der Löwen war heiß - und das bekamen die Zebras fortan zu spüren. Die versuchten es oft mit hohen Würfen und schraubten damit das Fahrkartenkonto in bedrohliche Höhen. Da zudem in der Defensive vor allem gegen den Löwen-Rückraum viel zu passiv agiert wurde, konnten die Löwen durch Sesum und Tkaczyk nach acht Minuten erstmals in Führung gehen, wenig später baute dieses überragende Duo diese erstmals auf zwei Treffer aus (7:5, 10.). Der THW konterte mit Marcus Ahlm über den Kreis, aber immer wieder wurden die Löwen zu leichten Antworten eingeladen: Beim 11:9 erzielte Tkaczyk bereits den neunten Rückraumtreffer für die Mannheimer, Thierry Omeyer bekam angesichts seiner passiven Vorderleute keine Hand an die wuchtigen Würfe.

Tobias Reichmann war dreimal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Tobias Reichmann war dreimal erfolgreich.
Im Angriff hingegen wurde Szmal zum beinahe unüberwindlichen Hindernis für die Kieler. Die hätten nach 17 Minuten wieder auf ein Tor herankommen können, doch der offensiv mehr als unglücklich agierende Dominik Klein versuchte, Szmal freistehend mit einem Dreher zu bezwingen - ohne Erfolg. Auf dem Weg zurück musste sich der Linksaußen deshalb eine Standpauke von Gislason anhören - es sollte nicht die letzte des Isländers an diesem Abend gewesen sein. Gunnarsson traf für die Löwen, Jicha konterte zum 11:13. Dann wurde Ilic vom unsicheren Schiedsrichtergespann für zwei Minuten auf die Bank geschickt, was Cupic zur Dreitore-Führung nutzte. Zeitz verwarf anschließend einen Tempogegenstoß, was Bielecki auf der Gegenseite prompt mit dem 15:11 bestrafte (19.). Gislason legte die grüne Auszeit-Karte auf den Zeitnehmertisch. Hein Daddel machte mit einer heißen Runde auf dem Kickboard die Zuschauer warm für die Schlussphase der ersten Hälfte - und die schien eine kleine Wende in Richtung THW zu bringen. Zeitz hatte per Wackler zum 14:17 getroffen (23.), der gute Tobias Reichmann in Überzahl zum 15:17 eingenetzt. Klein hatte erneut die Chance, den THW wieder in Schlagdistanz zu bringen. Doch wieder scheiterte der Außen an Szmal, Gensheimer versenkte den nächsten Angriff zur erneuten Drei-Tore-Führung der Mannheimer. Nach Palmarssons Anschluss kaufte sich Szmal von Ilic bereits den insgesamt vierten Siebenmeter in der ersten Halbzeit ab, doch nach Jichas 17:19 hatten die Kieler sogar noch die Chance, weiter zu verkürzen. Doch erst blockierte Gensheimer ungestraft den Ball, dann hielt Szmal seinen insgesamt 13. Ball und entschärfte auch den Abpraller von Reichmann - die letzte Szene vor der Pause schien irgendwie symptomatisch für das gesamte Kieler Spiel.

Enttäuschte Gesichter: Aron Palmarsson und Filip Jicha.
Klicken Sie zum Vergrößern! Enttäuschte Gesichter: Aron Palmarsson und Filip Jicha.
Die zweite Hälfte begann für den THW hoffnungsvoll: Daniel Kubes hatte einen Rückraum-Wurf der Löwen geblockt, Zeitz den Ball schnell nach vorn getragen, und Klein zum 18:19 getroffen (33.). Doch die Löwen blieben cool: Cupic zirkelte in Überzahl einen Ball über den Kopf von Omeyer ins Tor, dann bediente Szmal mit einer Fußabwehr mustergültig Gensheimer, der erneut Cupic auf die Reise schickte: 18:21 (35.). In diesen Wellenbewegungen ging es weiter: Jicha und Zeitz verkürzten, Sesum konterte mit einem Doppelschlag (20:23, 38.). Der eingewechselte Ilic, der viel Dynamik in das bisweilen zu statische Angriffsspiel brachte und sich mit viel Willenskraft in die Partie stürzte, verkürzte auf 21:23. Klein drosch einen Gegenstoß an die Latte, Stefansson erhöhte wieder auf drei Tore. Ilic und Ahlm brachten den THW im Wechsel immer wieder auf zwei Tore heran, doch den Löwen-Angriff konnte man kaum stoppen. Auch nicht mit den offensiven Abwehrvarianten, auch nicht mit den zwischenzeitlich eingewechselten Andersson und Narcisse. Und dennoch: Der THW hatte trotz einer Vielzahl von Fehlwürfen und technischen Fehlern noch immer die Chance, die Mannheimer zu besiegen.

Riesiger Jubel bei den Rhein-Neckar Löwen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Riesiger Jubel bei den Rhein-Neckar Löwen.
Erst verkürzte Narcisse zum 25:27, dann kam der THW in Ballbesitz. Doch den Pass, der für Narcisse gedacht war, konnte der Franzose auch mit letztem artistischen Einsatz nicht im Tor unterbringen. In der 47. Minute war die große Chance auf einen direkten Anschluss gegeben - doch die Kieler überhitzten. Stefansson versenkte einen Gegenstoß, dann spritzte Gensheimer in einen Narcisse-Pass, und als Gunnarsson kurz darauf Omeyer mit einem frechen Heber zum 30:25 (50.) überwand, schien sich die Waagschale erneut und endgültig in Richtung der Mannheimer gesenkt zu haben. Doch der THW kämpfte, auch Omeyer konnte sich endlich auszeichnen. Narcisse, Jicha und Palmarsson verkürzten innerhalb von drei Minuten auf 28:30, Bielecki schloss einen der in dieser Phase extrem lang gedulteden Löwen-Angriffe erfolgreich ab. Dann schnappte sich Zeitz den Ball, steuerte auf den Anschlusstreffer zu - Szmal hielt, im Gegenstoß versetzte Gunnarsson mit dem 32:28 (56.) dem THW einen weiteren Tiefschlag. Doch nach zwei schnellen Klein-Treffern (58.) war zumindest ein Unentschieden noch drin. Dann ließen die Unparteiischen einen über 90 Sekunden dauernden Angriff der Löwen zu, den Cupic am Ende bei angezeigtem Zeitspiel mit dem entscheidenden 33:30 beendete. Dass Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson 27 Sekunden vor Schluss bei eigenem Ballbesitz und einer Zwei-Tore-Führung noch eine Auszeit nahm, war da schon nur noch eine unfaire Randnotiz. Wenig später fielen sich seine Spieler in die Arme: Sie hatten nicht überragend gespielt, und doch den Kampf um Platz zwei in der TOYOTA Handball-Bundesliga wieder spannend gemacht.

Die Zebras indes schlichen mit hängenden Köpfen über die Platte und bedankten sich bei den Fans für die lautstarke Unterstützung. Die hatten eine historische Niederlage miterleben müssen: Nach dem 25:28 gegen Großwallstadt war das 31:33 gegen die Löwen die zweite Bundesliga-Heimniederlage in Folge. Zum letzten Mal war dem THW so etwas vor mehr als 32 Jahren passiert: Am 14.10.1978 hatte der zunächst gegen Hofweiter mit 12:14 verloren, am 12. November folgte die 15:18-Niederlage gegen den VfL Gummersbach.

Doch die THW-Fans zeigten einmal mehr, warum ihr Ruf und ihr Ansehen in der Handball-Welt legendär sind: Mit minutenlangen "THW"-Rufen bauten sie ihre "Jungs" nach dem Schlusspfiff auf - wohl wissend, dass die Zebras in den kommenden Wochen jede Unterstützung benötigen werden. Weiter geht es für sie bereits am kommenden Sonnabend: Um 19 Uhr fordert die HSG Wetzlar die Kieler zum Duell.

(Christian Robohm)

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Stimmen zum Spiel:

Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson:
Wir haben heute von Anfang an sehr gut gespielt, vorne und hinten. Und unsere Torhüterleistung war unglaublich. Um hier zu gewinnen, muss man sehr sehr gut spielen gegen eine Spitzenmannschaft wie Kiel. Das haben wir über 60 Minuten gemacht. Ich bin natürlich sehr zufrieden mit diesen zwei Punkten.
THW-Trainer Alfred Gislason:
Es war ein verdienter Sieg für Kronau. Schon in der ersten Halbzeit war es ein großer Unterschied, vor allem im Tor. Im Angriff haben wir eigentlich sehr ordentlich gespielt, auch wenn wir da ein paar klare Bälle ausgelassen haben und Szmal auch sehr gut gehalten hat. Dazu kamen dann noch mehrere verworfene Siebenmeter. Unser großes Problem in der ersten Halbzeit war aber, dass fast jeder Wurf - egal ob aus neun, zehn, zwölf oder 15 Metern - drin war. Auf der anderen Seite haben wir zu kämpfen gehabt.

Unseren Zuschauern sind wir es schuldig, besser zu spielen. Ich kann meiner Mannschaft heute aber keinen Vorwurf machen. Sie hat sehr gut gekämpft, hatte aber wie schon gegen Großwallstadt keinen guten Tag.

Die Liga ist damit abgehakt. Wir sind jetzt punktgleich mit den Rhein-Neckar Löwen, sie haben ein deutlich besseres Restprogramm. Wichtig für uns ist, uns wieder zu sammeln. Jetzt geht es um die Champions-League-Plätze.

[auf die Frage, warum Daniel Narcisse erst spät und Jerome Fernandez gar nicht gebracht wurde:]
Daniel Narcisse ist noch sehr wackelig, wenn er zehn Minuten drin war. Er ist weit davon entfernt, lange Spiele zu spielen. Er ist gerade erst eineinhalb Wochen im Training bei uns, daher habe ich keinen Grund, ihn von Anfang an zu bringen. Zumal er schon im letzten Spiel sehr verunsichert war. Er braucht einfach Zeit, um wieder hinein zu finden. Außerdem spielt Aron Palmarsson zusammen mit Filip Jicha sehr konstant gut im Moment. Ich sah keinen Grund dafür, Jerome zu bringen.

Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm:
Ich hatte kein gutes Gefühl vor der Partie, weil wir ohne unseren etatmäßigen Mittelblock spielen mussten - Börge Lund und Bjarte Myrhol waren erst gar nicht mitgereist. Bei dem Programm kann man nicht die Gefahr eingehen, dass sie sich noch schwerer verletzen, als sie es ohnehin schon sind. Sie haben sich daher nur vor dem Fernseher freuen können.

Wenn man hierhin fährt, muss immer alles passen, wenn man etwas Zählbares mitnehmen möchte. Und man muss auch hoffen, dass man auf einer entscheidenden Position - wie heute im Tor - einen Vorteil hat. Ich kenne es bisher immer nur andersrum, dass Omeyer der deutlich bessere Torhüter war. Heute war es deutlich anders. Ich hatte eher in der Halbzeit so ein bisschen das Gefühl, dass wir höher hätten führen müssen und dass es daher vielleicht noch ins Auge geht. Aber "Kasa" hat sich heute in einen richtigen Rausch gespielt, und die Abwehr hat hinten sehr gut gepasst. Man muss da Oliver Roggisch und auch Zarko Sesum, der ja seine erste Bundesliga-Saison spielt, ein Riesenkompliment machen. Sesum ist ein Handballer, so wie man ihn sich wünscht, weil er hinten und vorne 60 Minuten zentral gespielt hat. Jetzt freuen wir uns einfach nur, weil es für mich sehr überraschend ist.

THW-Geschäftsführer Uli Derad:
Bei uns steckt momentan der Wurm drin. Die Torhüterleistung hat heute zu unseren Ungunsten entschieden. Der Sieg der Rhein-Neckar Löwen war verdient.

Für uns ist es jetzt ganz einfach wichtig, dass wir uns wieder berappeln, zurückfinden zu unserer Stärke und Platz zwei behalten.

THW-Rückraumspieler Filip Jicha:
[gegenüber Sport1:]
Ich bin sehr traurig, dass wir das zweite Spiel in Folge verloren haben, wir müssen das hinnehmen, so ist dieser Mannschaftssport. Solch eine Situation haben wir lange nicht erlebt, jetzt müssen wir damit klar kommen.

[Noch sind ja zwei Titel drin...]
Wir sind nicht fokussiert auf die zwei Titel, sondern darauf, dass unser Spiel wieder besser wird. Das hat die höchste Priorität. Wir müssen uns wieder finden, weiter an uns glauben. Wir haben super Handballer im Kader, aber jetzt hakt es. Jeder muss ein wenig mehr machen, ich hoffe, dass wir das bald hinkriegen.

[Zu den Fans, die das Team mit Sprechchören nach der Niederlage unterstützten:]
Das war sehr schön von den Fans, wir brauchen Mut für die weiteren Aufgaben in dieser Saison.

[gegenüber den KN:]
Das ist eine sehr unangenehme Situation für uns. Ich hoffe, diese Zeit geht schnell vorbei. Wir dürfen uns nicht verrückt machen. Im Sport kann man eben nichts planen. Super war, dass wir uns nicht aufgegeben und uns die Fans trotz der Niederlage mit Applaus verabschiedet haben.

Löwen-Abwehrspieler Oliver Roggisch gegenüber den KN:
Thierry Omeyer hatte einen schlechten und Slawomir Szmal einen unglaublichen Tag. Das war der große Unterschied. Ich denke, Kiel hatte noch das TVG-Spiel im Hinterkopf und wollte es unbedingt besser machen. Dann geht es meistens schief. Wir schauen nur noch auf uns und wollen natürlich Zweiter werden.
THW-Linkshänder Kim Andersson gegenüber den KN:
Das ist sehr sehr hart für uns. Zwei Heimniederlagen in Folge haben wir hier alle noch nicht erlebt. Szmal war einfach überragend. Aber es nützt nichts, wir müssen die Köpfe wieder hoch bekommen. Unser neues Ziel heißt jetzt Platz zwei.

31. Spieltag: 06.04.11, Mi., 19.30: THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen: 31:33 (17:19)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-13., 18.-60., 7 Paraden), Palicka (13.-18., keine Parade); Andersson, Dragicevic (n.e.), Ahlm (3), Kubes, Reichmann (3), Zeitz (4), Palmarsson (3), Narcisse (3), Ilic (4/2), Klein (3), Jicha (7/1), Fernandez (1); Trainer: Gislason
Logo Rhein-Neckar Löwen:
Szmal (1.-60., 22/6 Paraden), Fritz (n.e.); Schmid, Gensheimer (6/2), Roggisch, Sesum (6), Tkaczyk (5), Bielecki (4), Gunnarsson (3), Stefansson (3), Müller, Sigurdsson (n.e.), Groetzki (n.e.), Cupic (6); Trainer: Gudmundsson
Schiedsrichter:
Ralf Damian / Frank Wenz
Zeitstrafen:
THW: 3 (Ilic (18.), Reichmann (28.), Kubes (33.));
RNL: 7 (Bielecki (25.), Sesum (28.), 2x Müller (30., 44.), 2x Tkaczyk (30., 34.), Gunnarsson (52.))
Siebenmeter:
THW: 9/3 (Szmal hält 3x Ilic (3., 28., 48.), 2x Jicha (5., 41.) und Fernandez (14., Nachwurf verwandelt));
RNL: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0, 2:2, 3:2, 3:3 (5.), 4:3, 4:5, 5:5, 5:7, 6:7 (10.), 6:8, 7:8, 7:9, 8:9, 8:10, 9:10 (15.), 9:11, 10:11, 10:13, 11:13, 11:15 (20.), 12:15, 12:16, 13:16, 13:17, 15:17 (25.), 15:18, 16:18, 16:19, 17:19;
2. Hz.: 18:19, 18:20, 18:21 (35.), 20:21, 20:23 (38.), 21:23, 21:24, 22:24, 22:25, 23:25, 23:26 (45.), 24:26, 24:27, 25:27, 25:30 (50.), 28:30 (54.), 28:32, 30:32, 30:33, 31:33.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.04.2011:

"Zebras" unter Schock

Zweite Heimpleite in Folge: THW Kiel verliert mit 31:33 gegen die Rhein-Neckar Löwen
Kiel. Der THW Kiel ist es nicht gewohnt, in der Handball-Bundesliga zu verlieren. Sein Personal gerät in einen Schockzustand, wenn es doch passiert. Doch gestern geschah etwas, was noch kein aktives "Zebra" erlebt hat. Das 31:33 (17:19) gegen die Rhein-Neckar Löwen bedeutete die zweite Bundesliga-Heimpleite in Folge.

Zum letzten Mal hatte es das im November 1978 in der heutigen Sparkassen-Arena gegeben. Die Gegner hießen Hofweier und Gummersbach, der THW wurde am Ende der Saison Neunter. Mit der Ära des amtierenden Champions-League-Siegers und Serienmeisters hatte diese längst vergessene Handball-Zeit jedoch wenig zu tun. Gestern scheiterte der THW Kiel erneut am gegnerischen Torhüter, an der Löwen-Deckung und vielleicht auch an den eigenen Nerven. "Die Meisterschaft war eh schon abgehakt", sagte THW-Coach Alfred Gislason nach dem Spiel. Jetzt gerät auch noch die direkte Qualifikation für die Champions League in Gefahr.

Die Kieler hatten das Spiel überaus ernst genommen, Trainer Alfred Gislason das gesamte Personal in die Halle beordert. Henrik Lundström, Kim Andersson und sogar Christian Sprenger nahmen zunächst auf der Tribüne Platz, bereit zum Einsatz. Auf der anderen Seite reisten die Löwen ohne die verletzten Norweger Börge Lund und Bjarte Myrhol und damit ohne ihren Abwehr-Mittelblock an. Die Vorzeichen schienen klar. Doch ab der zehnten Minute der ersten Halbzeit verblüfften die Rhein-Neckar Löwen zusehends. Gigantisch im Tor: Slawomir Szmal. Der Pole parierte 25 Bälle, darunter sechs Siebenmeter, entnervte den zunächst starken Christian Zeitz und Dominik Klein bei Tempogegenstößen, war Profiteur eines Not-Abwehrblocks, der mit Zarko Sesum und Oliver Roggisch mit harten, nicht immer fairen Mitteln alle verfügbare Energie gegen die "Zebras" in ihrer Festung stemmte.

Thierry Omeyer im Kieler Tor indes berührte den Ball nur, wenn er ihn aus dem Netz holte. Für fünf Minuten schickte ihn Gislason auf die Bank (13.-18.), doch der Franzose verlor das Keeper-Duell auf ganzer Linie. Hinter seinen Vorderleuten hatte es der Weltmeister jedoch auch nicht leicht. Der bärenstarke Sesum auf der ungewohnten Regisseur-Position oder wahlweise Grzegorz Tkaczyk und Karol Bielecki zelebrierten aus dem Rückraum eine Show der Sorte "Torewerfen leicht gemacht". Auf dem Flügel behielten Uwe Gensheimer und Ivan Cupic mit jeweils sechs Toren in den entscheidenden Phasen die Nerven.

Und immer dann, wenn die "Zebras" Hoffnung schöpften, schlugen die ansonsten in Stressmomenten so labilen, anfälligen Löwen zurück. Vor der Pause, als Szmal gegen Filip Jicha und Tobias Reichmann ein reflexartiger Doppelschlag gelang (30.) oder nach dem 20:21 von Zeitz, als sich Sesum zweimal wie von Marionettenfäden gezogen in die Luft schraubte und über Riesen wie Daniel Kubes und Filip Jicha hinweg auf 23:20 erhöhte (38.) als spiele er mit Pappkameraden. Der THW musste hingegen für jedes Tor hart arbeiten. Spät reagierte Alfred Gislason, brachte Daniel Narcisse (43.) und Kim Andersson (49.), doch beide sind noch weit von ihrer Top-Form entfernt. Als Christian Zeitz in der 56. Minute bei einem Tempogegenstoß noch einmal seinen Meister in Slawomir Szmal fand, war das Spiel entschieden. Konnte wirklich wahr sein, was es seit mehr als 32 Jahren in Kiel nicht gegeben hatte? Es konnte! Die Gäste ließen sich auch von zahlreichen Zeitstrafen nicht aus der Ruhe bringen. Hängende "Zebra"-Köpfe und Löwen-Jubeltrauben nach dem Abpfiff ließen jeden Fan bis unters Hallendach schlagartig zur Besinnung kommen.

Alfred Gislason zeigte sich als fairer Verlierer: "Wir müssen uns jetzt zusammenreißen. Das sind wir den Zuschauern schuldig." Und Löwen-Linkshänder Olafur Stefansson hatte das Gefühl schon fast vergessen, wie es ist, in dieser fast uneinnehmbaren Festung zu siegen: "Es war vor mehr als zehn Jahren mit Wuppertal", so Stefansson grinsend. Eine halbe Ewigkeit.

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 07.04.2011)


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