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11.11.2013 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Twitter macht Tippkönig Sjöstrand zum Dauerthema

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.11.2013:

Johan Sjöstrand.
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Hannover. Als Johan Sjöstrand in den Katakomben der SwissLife-Hall den Journalisten mit dem Mikrofon sieht, ahnt er schon, was folgen wird. Der Torhüter hatte den Sieg seines THW Kiel als einziges Zebra von der Bank aus verfolgt, alle anderen Kollegen waren eingewechselt geworden. Es bestand schlicht kein Bedarf an seinem Mitwirken - Freund und Arbeitskollege Andreas Palicka hatte einen Sahnetag erwischt. Warum also ausgerechnet mit ihm sprechen? Es gab schließlich zwölf bessere Ansprechpartner.
Auf dem blauen Mikrofon steht eine "1", die ARD also, ein eher seltener Gast bei Handballspielen. Sjöstrand sollte ein Thema im Sportclub des NDR am späten Abend sein. "Sprechen wir über Handball", fragt der 26-Jährige misstrauisch. "Oder über etwas anderes?" Als der Reporter ihn aufklärt, dass er als Glückspilz ein Thema für das Fernsehen sei, lässt er frustriert die breiten Schultern hängen.

Der Schwede gewann am vergangenen Mittwoch mit acht richtigen Tipps beim Pferderennen mehr als 420 000 Euro. Ein satter Gewinn. Zahlen, über die er nicht mehr sprechen will. Vor der Kamera gibt er, ganz Profi, aber noch einmal Auskunft. Nein, von deutschen Pferden hätte er, der in der Heimat einige Traber besitzt, keine Ahnung. Ja, er fände es nicht lustig, dass sein Gewinn öffentlich geworden sei. Wie das passieren konnte? Ein Freund hatte ihn unmittelbar nach dem 31:28-Sieg gegen die Löwen per SMS über den Coup informiert, Sjöstrand wählte zur Verbreitung der guten Nachricht anschließend allerdings das falsche Medium. "Ich habe einen Freund per Twitter geschrieben, das hätte ich besser nicht gemacht." Ist die SMS in der Regel eine Kommunikation zwischen zwei Menschen, ist der Nachrichtendienst Twitter eine eher öffentliche Variante. Wer wissen will, wie es Sjöstrand geht, der folgt ihm bei Twitter. So erfuhren erst die Fans von dem Geldsegen ihres Idols, dann die Medien.

"An meiner Leistung wird sich dadurch nichts ändern", sagt Sjöstrand. Auch Palicka hat keinen Zweifel daran, dass er seinen Biss verlieren wird. "Er ist hundertprozentig auf Handball fokussiert", sagt er, der Sjöstrand schon seit Jugendzeiten kennt. "In anderen Ländern schauen sich die Menschen Fußball- oder Tennisspiele an, bei uns ist Wetten ein ganz normales Hobby."

Daran, dass der Tippkönig sich in die Hängematte verabschiedet, glaubt auch Alfred Gislason nicht. In Hannover ließ er Palicka einzig aus dem Grund beginnen, weil Sjöstrand vier Tage zuvor gegen die Löwen in der Start-Sieben gestanden hatte. "Was er abseits des Handballs macht, geht mich überhaupt nichts an", sagt der THW-Trainer. "Ich wünsche mir nur, dass er jedes Mal 50 Prozent der Bälle hält. Alles andere ist mir egal."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 11.11.2013)


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