07.03.2014 | Mannschaft |
Rasmus Lauge. |
"Rasmus ist ein guter Patient", sagt sie. Sie weiß, wovon sie spricht, hat der dänische Nationalspieler doch bereits eine längere Pause hinter sich. Anfang November vergangenen Jahres zog er sich, ebenfalls im rechten Knie, bei einem Testspiel gegen Kroatien in Oslo einen Anriss des hinteren Kreuzbandes zu. Der 22-Jährige erlebte die Europameisterschaft im eigenen Land nur als Tribünengast ("Das war eine ganz bittere Zeit"), feierte aber in der Rückrunde ein erfolgreiches Comeback für den THW Kiel. Beim souveränen 35:24-Sieg gegen die HSG Wetzlar, dem letzten Spiel vor Melsungen, zählte er zu den Besten. "Ich war wieder da", sagt der 50-malige Nationalspieler, "im Kopf waren alle Schutzwälle gefallen, die ich mir aufgebaut hatte, um mein Knie zu schonen".
Eine Woche später knickte er in der 44. Minute der Partie gegen Melsungen um. Ohne die Berührung seines Gegners Malte Schröder, den er gerade ausspielen wollte. Als Lauge am Boden lag, wurde es in der Rothenbach-Halle, zuvor ein Tollhaus, minutenlang sehr leise. Alle 4300 Zuschauer fühlten mit Lauge, der, gestützt auf Physiotherapeut Maik Bolte und Aufsichtsrat Reinhard Ziegenbein, vom Feld humpelte. Auf dem Weg in die Kabine schlugen ihm Kollegen und Gegenspieler aufmunternd auf die Schulter, alle wussten, dass die Verletzung eine schwerere sein würde. "Das war mir sofort klar", sagt Lauge, dessen Befürchtungen Dr. Gerd Rauch, Mannschaftsarzt der Melsunger, bereits in der Halle bestätigte. Zurück in Kiel wollten die Medizinmänner des THW sich tags darauf das Knie ansehen, doch seine Muskulatur hatte sich so verkrampft, dass eine Untersuchung unmöglich war. "Da hatte ich doch noch ein wenig Hoffnung", sagt Lauge, der erst am Montag, nach der MRT-Untersuchung, traurige Gewissheit hatte. "Das letzte Mal habe ich Wochen gezählt, jetzt werden es Monate."
In seinem Leben dreht sich seit zwölf Jahren alles um den Handball, mit schwereren Verletzungen hatte er bis zu seinem Wechsel nach Kiel keine Erfahrungen. "Mein erster Gedanke war, dass ich schuld bin. Dass ich zu früh wieder angefangen habe", sagt Lauge, doch die Kieler Ärzte hätten ihn beruhigt. Da das hintere Kreuzband, die Knieverletzung Nummer eins, das Melsungen-Spiel völlig unbeschadet überstanden habe, würde ihn keine Schuld treffen. "Ich habe alles richtig gemacht. Es war einfach Pech, ein Unglück", sagt Lauge, dem anzumerken ist, dass er darin wenig Trost finden kann. Aufgeben will er nicht. "Ich werde mir einen vernünftigen Strandkorb besorgen, die Zeit, um darin zu sitzen, habe ich jetzt ja", sagt der Europameister, der mit seiner Freundin in Melsdorf wohnt. Seinen Humor hat er nicht verloren, auch den Kontakt zur Mannschaft will er behalten. "Ich werde sie bei den Trainingseinheiten besuchen, sonst vergessen sie mich noch."
Er werde sich jetzt nicht unter Druck setzen, bräuchte sein Knie zwölf Monate, um den Leistungssport auszuhalten, dann würde es diese Zeit bekommen. "Mein Ziel ist, irgendwann wieder spielen zu können." Trost hätte er in vielen Gesprächen mit Kollegen gefunden, die nach ähnlichen Verletzungen ein Comeback geschafft hätten. So wie Mads Öris Nielsen (32), mit dem er in seinem Heimatverein BSV Bjerringbro/Silkeborg spielte. "Er hatte vor 14 Jahren einen Kreuzbandriss, anschließend war er nie wieder verletzt. So wird es auch bei mir kommen."
Auch GWD Minden, Gastgeber des THW Kiel am Sonntag (17.15 Uhr), hat Sorgen. Dem Tabellen-11. fehlt Spielmacher Dalibor Doder wegen einer Knieverletzung.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.03.2014)
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