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03.06.2014 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Canellas und das Ziel Kiel

THW bestätigt "gute Gespräche" mit dem spanischen Weltmeister vom Ligakonkurrenten HSV Hamburg

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2014:

Kiel. Handballmeister THW Kiel wird sich für die kommende Saison neben Welthandballer Domagoj Duvnjak (HSV) und Steffen Weinhold, der mit der SG Flensburg-Handewitt am Sonntag den THW im Finale der Champions League besiegte (30:28), offenbar mit einem weiteren Star verstärken: Der spanische Weltmeister Joan Canellas, ebenfalls beim Bundesligisten HSV Hamburg unter Vertrag, wird aller Voraussicht nach ein Zebra werden. Und drei Jahre lang bleiben.
Der HSV bestätigte den Transfer gestern gegenüber dem "Hamburger Abendblatt", der THW bestritt dagegen eine endgültige Einigung. "Wir sind in guten Gesprächen", bestätigte Manager Klaus Elwardt gegenüber unserer Zeitung immerhin ein großes Interesse an dem 27-jährigen Rechtshänder, der auch als Regisseur eingesetzt werden kann. Der THW sieht sich offenbar zum Handeln gezwungen, da Aron Palmarsson (Vertrag bis 30. Juni 2015) zögert, das Angebot des Rekordmeisters anzunehmen. Der 23-Jährige will über seine Zukunft nicht sprechen, klar scheint aber zu sein, dass die europäischen Topvereine bei ihm Schlange stehen.

Der Isländer, beim "Final4" in Köln zum wertvollsten Spieler gekürt, steht auch beim Halbfinalgegner MKB Veszprem (29:26) ganz hoch im Kurs. "Wir haben großes Interesse an ihm", bestätigte Manager Csaba Hajnal. Aber offenbar rechnet er nicht damit, ihn schon in der kommenden Saison unter Vertrag nehmen zu können, verpflichtete MKB doch gerade Mate Lekai (25/Celje), den Mittelmann der ungarischen Nationalmannschaft. Obwohl Palmarsson-Berater Uwe Schwenker das THW-Angebot unlängst als "gut" einstufte, sollen andere Vereine bereit sein, dieses im sechsstelligen Bereich zu überbieten. Auch Veszprem wird eine entsprechende Finanzkraft nachgesagt.

Hajnal betonte, dass für seinen Verein oberste Priorität sei, sich erneut für dieses "tolle Turnier" zu qualifizieren. MKB belegte bei seiner ersten Teilnahme am "Final4" Platz vier, womit er zufrieden war. Seine Landsleute sehen das anders. Da mit Pick Szeged (EHF-Cup) und Györ (Champions League der Frauen) zwei ungarische Vereine internationale Titel gewonnen haben, werde in der Heimat ein vierter Platz in der Champions League der Männer leider nicht entsprechend gewürdigt. Veszprem wurde ebenfalls ein Interesse an Canellas nachgesagt, der laut "Bild" die Kieler 400000 Euro Ablöse kosten und für einen Drei-Jahres-Vertrag mit 1,5 Millionen Euro entlohnt werden soll. "Diese Zahlen sind so absurd, dass ich sie gar nicht kommentieren möchte", sagte Elwardt.

Sie scheinen tatsächlich aus dem Bereich der Fabel zu entstammen. Der Zwei-Meter-Hüne, bis 2017 an den HSV gebunden, soll beim Liga-Vierten mit einem Netto-Monatslohn von rund 5000 Euro eine der günstigsten Arbeitskräfte sein. Was nicht verwundern würde, hatte er doch nach der Insolvenz seines Ex-Vereins Atletico Madrid bei den Vertragsverhandlungen keine guten Karten. Canellas, so ist zu hören, will unbedingt in der Bundesliga bleiben, deshalb ist für ihn der THW die perfekte Adresse.

Das Tauziehen um den Spanier geschieht vor dem Hintergrund des drohenden Lizenzentzuges für den HSV. Das Präsidium der Handball-Bundesliga (HBL) will heute darüber befinden, ob der Meister des Jahres 2011 im zweiten Anlauf die Lizenz bekommt. Der HSV hatte angekündigt, seinen Etat für Spielergehälter um zwei auf dann vier Millionen Euro zu reduzieren. Neben Canellas soll auch Andreas Nilsson (2016), ebenfalls kein Top-Verdiener, gehen.

Nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen die SG Flensburg-Handewitt flogen Sieger und Besiegte gestern Vormittag gemeinsam nach Hamburg. "Die SG hat sich uns gegenüber sehr fair verhalten", sagte Pressesprecher Christian Robohm, "von Häme keine Spur." Am Abend hatte die Mannschaft noch einmal im Kölner Brauhaus "Gaffel am Dom" zusammengesessen, um eine Saison zu verabschieden, die mit der 19. Meisterschaft und der "Final4"-Qualifikation alle Erwartungen übertroffen hatte. Die Finalniederlage gegen die Flensburger, die einen Sechs-Tore-Rückstand (6:12/15.) aufgeholt hatten, und der Abschied von Christian Zeitz und "Goggi" Sigurdsson trübten die Gemütslage bei den Zebras trotzdem stark ein.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.06.2014)


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