|
Rund 40 Journalisten waren zu Gast bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz.
|
Der deutsche Rekordmeister THW Kiel sieht mit viel Selbstbewusstsein
und einer gehörigen Portion Vorfreude der kommenden Saison entgegen,
die am kommenden Dienstag mit dem "Super Cup" gegen Pokalsieger
Füchse Berlin beginnt. "Natürlich sind wir Favorit, und wir stehen
auch dazu", sagte Trainer
Alfred Gislason
bei der traditionellen Saisoneröffnungs-Pressekonferenz in den Räumen
des Hauptsponsors "Provinzial". "Unsere Ziele sind immer gleich: Wir
wollen deutscher Meister werden, zum Finalturnier der Champions
League nach Köln und uns für das DHB-Pokal-Final-Four in Hamburg
qualifizieren."
Mit launigen Worten hatte Matthew Wilby, Vorstand der Provinzial Nord
Brandkasse AG, die "Zebras" und rund 40 Journalisten begrüßt. "Ich denke
jeden Tag an das letzte Saisonspiel zurück, seitdem weiß ich, dass die
Sommerpause zur Erholung der Fans gedacht ist." Wilby wünschte den Kielern
viel Erfolg "und vor allem Gesundheit" in der kommenden Saison.
Etat von 9,5 Millionen Euro
Der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus-Hinrich Vater bedankte sich noch einmal
bei Spielern und Fans des Rekordmeisters für die abgelaufene Saison. "Unsere
Fans waren großartig. Und die Art und Weise, wie sich die Mannschaft nach
der
Niederlage bei den Löwen den Meistertitel erarbeitet
hat, war einzigartig." Angesichts des Verjüngungsprozesses sei die letzte
Saison "mehr als erfreulich" verlaufen, so Vater. "Das war zu Saisonbeginn
nicht einmal zu hoffen." In der kommenden Spielzeit erhoffe man sich, tollen
Handball zu sehen, formulierte Vater eines der Ziele aus dem offiziellen
Umfeld. "Wir wollen überall vorne mitspielen, und uns natürlich über einen
Titel sehr freuen." Der Etat, so Klaus-Hinrich Vater, sei im Vergleich zum
Vorjahr "leicht auf 9,5 Millionen Euro" gestiegen.
Dahmke: "Lange und hart gearbeitet"
Der jüngste der Neuzugänge,
Rune Dahmke, ist ein
besonderer: Erstmals seit vielen Jahren schaffte es mit dem 21-Jährigen ein
"Eigengewächs" aus dem THW-Nachwuchsbereich in den Profikader. "Wenn ich an
mein erstes Spiel als Profi in der Sparkassen-Arena denke, werde ich schon
ein bisschen nervös", gestand der Linksaußen. "Ich habe lange und hart dafür
gearbeitet, diesen Moment zu erleben. Jetzt möchte ich beweisen, dass es für
beide Seiten die richtige Entscheidung war." Auf seine Vorbildfunktion für
die vielen Spieler im Nachwuchs-Leistungsbereich des THW Kiel angesprochen,
sagte
Dahmke: "Ich gewöhne mich selbst erst
langsam daran, dass ich bald auf dem Feld und nicht mehr auf der Tribüne der
Sparkassen-Arena stehe. Aber wenn ich ein Vorbild sein sollte, bin ich das
gerne und gebe Tipps."
Weinhold: "Die Teamkollegen sind alles super Jungs!"
Steffen Weinhold, von der SG Flensburg-Handewitt
nach Kiel gewechselt, erklärte, dass er nicht viel Zeit gehabt habe, um sich
in Kiel umzuschauen. "Aber in der Mannschaft fühle ich mich richtig wohl,
meine Mitspieler sind alles super Jungs! Es macht Spaß." Angesprochen auf
das erste Bundesliga-Heimspiel in der Sparkassen-Arena sagte
Weinhold, dass es "ein besonderes Spiel wird."
Und das sei unabhängig davon, dass es gegen Flensburg gehe. "Ich habe lange
für die SG gespielt und dort viele Freunde. Aber zum ersten Mal als THW-Spieler
in die Sparkassen-Arena einzulaufen, wird ein besonderer Moment."
Joan Canellas: "Endlich bin ich hier!"
|
Über den Dächern von Kiel posieren die vier Neuzugänge des THW Kiel.
|
Neuzugang Nummer drei, EM-Torschützenkönig und Weltmeister
Joan Canellas vom HSV Hamburg, freut sich auf die
kommende Zeit beim THW Kiel: "Endlich bin ich hier. Kiel ist eine kleine und
schöne Stadt - und das Wetter ist auch schöner als erwartet." Dabei strahlte
der Spanier, hatte er mit dieser Einschätzung doch die Lacher auf seiner
Seite. "Wenn man durch Kiel geht, merkt man, dass Handball hier eine ganz
große Rolle spielt. Ich habe oft gegen Kiel gespielt und verloren, jetzt
möchte ich mit dem THW Kiel um alle Titel kämpfen. Angefangen mit dem Super
Cup am Dienstag." Nach Jahren mit einer Vielzahl an Problemen, so
Canellas weiter, hoffe er, "viele Jahre in Kiel
bleiben zu können. Wir haben eine gute Mannschaft."
Domagoj Duvnjak: "Ich freue mich auf den Saisonstart"
Domagoj Duvnjak, vom HSV Hamburg an die Förde
gewechselter Welthandballer, berichtete von "schweren Wochen der Vorbereitung.
Mein ganzer Körper tut weh. Aber so muss das sein." Er freue sich deshalb
ganz besonders auf den Saisonstart, sagte er mit einem Augenzwinkern. "Dann
ist die Vorbereitung vorbei." Kiel sei eine wunderschöne Stadt, so
Duvnjak. "Ich fühle mich sehr wohl in Kiel und
beim THW Kiel. Vom Gefühl her bin ich schon länger als ein Jahr hier."
Angesprochen auf seinen ehemaligen Club, sagte
Duvnjak:
"Es ist gut für die Bundesliga, dass es in Hamburg weiter geht. Ich freue mich
schon auf die Spiele gegen meine Kumpel."
Canellas
assistierte lächelnd: "Und auf den Sieg gegen die Kumpel."
Gislason: "Wir haben eine bessere Mannschaft als im vergangenen Jahr."
Trainer
Alfred Gislason freut sich auf die
kommende Saison. "Die Vorbereitung war gut, und die Neuen sind schon
erstaunlich gut integriert." Der Ligastart halte ein sehr schwieriges
Programm zum Auftakt bereit. "Aber ich gehe optimistisch in die Saison.
Wir haben eine bessere Mannschaft als in den vergangenen Jahren, sind
vor allem in der Breite besser aufgestellt. Dadurch kann ich mehr
rotieren lassen und probieren, den Gegner 60 Minuten lang unter Druck
zu setzen." Jeder der Neuzugänge bringe neue Qualitäten in die Mannschaft.
"Wir sind der Favorit und stehen dazu." Als Mitfavoriten sieht
Gislason die Rhein-Neckar Löwen ("Sie haben
die Mannschaft verjüngt und einen breiten Kader. Die Löwen können noch
besser werden.", Flensburg ("Die SG hatte großes Verletzungspech und
mit Lars Kaufmann, der kaum gespielt hatte, einen weiteren namhaften
Neuzugang. Flensburg wird stärker") sowie den HSV: "Die Hamburger haben
trotz des Weggangs vieler wichtiger Spieler eine starke erste Sieben.
Sie werden keine schlechtere Rolle als in den vergangenen Jahren spielen."
Auch Berlin kämpfe um die Champions-League-Plätze, "und Magdeburg kann
bis auf Rang vier vorstoßen." Zudem sei Melsungen sehr gut besetzt,
auch der MT traut
Gislason einen Platz unter
den besten Mannschaften zu.
Jicha: "Wir sind bereit"
Kapitän
Filip Jicha blickt dem Saisonstart
voller Vorfreude entgegen. "Die vergangenen drei Wochen waren nicht
unbedingt die schönste Zeit des Jahres. Aber wir sind bereit für den
Start." Mit Erschrecken habe er, der eigentlich immer der jüngste im
Team gewesen sei, festgestellt, dass er fortan als ältester Spieler
die "Zebraherde" auf den Platz führe. "Das heißt aber nicht, dass ich
mich aufs Altenteil zurückziehe. Ich werde um jede Spielminute kämpfen,
weil Handball mir einfach Spaß macht."
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.08.2014:
THW hungrig auf neue Titel
Deutscher Handballmeister nimmt mit seinen Neuzugängen die Favoritenrolle an
Kiel. Handball-Rekordmeister THW Kiel nimmt Kurs auf weitere
Titelgewinne. Zur Saisoneröffnungs-Pressekonferenz präsentierte sich der
deutsche Meister selbstbewusst und hungrig auf Trophäen auf nationaler
und europäischer Ebene. Mit seinen Neuzugängen verfügt Trainer
Alfred Gislason über einen Weltklasse-Rückraum,
der mit der Kieler Mannschaft aus der Spielzeit 2011/12 zu vergleichen ist.
In der Rekord-Saison gewann das Team alle 34 Bundesliga-Spiele, holte
zudem den deutschen Pokalsieg und den Champions-League-Titel.
Mit einer jungen Mannschaft im Umbruch hatte der THW in der vergangenen
Saison den deutschen Titel gewonnen, jetzt geht er mit der Verstärkung der
gestandenen Rückraum-Asse Steffen Weinhold,
Domagoj Duvnjak und Joan Canellas
sowie dem jungen Eigengewächs Rune Dahmke auf
Linksaußen ins Rennen. Der Respekt vor dieser Mannschaft in der Bundesliga
und auf europäischer Ebene könnte daher kaum größer sein. Und die
Verantwortlichen des THW kaschieren ihren Titelhunger kaum.
"Wir wollen tollen Handball sehen und natürlich in allen Wettbewerben vorn
dabei sein. Ein Titel würde uns freuen", formuliert Klaus-Hinrich Vater,
Vorsitzender des THW-Aufsichtsrats, die Saisonziele. Um diese zu erreichen,
steht ein Etat zur Verfügung, der um 500000 Euro auf 9,5 Millionen gestiegen
ist. Diese Steigerung war laut Aufsichtsrats-Mitglied Reinhard Ziegenbein
durch höhere Werbeerlöse möglich. "Sollte nichts Außergewöhnliches passieren,
sind wir so aufgestellt, dass die kommenden drei Jahre abgesichert sind",
sagte Ziegenbein.
Damit war es auch möglich, den Ex-Hamburger Canellas
aus seinem Vertrag auszulösen: "Es stimmt, wir wollen keine Ablösen mehr
bezahlen, haben aber auch die Einschränkung gemacht, davon in besonderen
Fällen eine Ausnahme zu machen. Joan war ein
solcher Fall." Die Dienste des Spaniers wollten sich die Kieler sichern,
um den Weggang von Aron Palmarsson zur
kommenden Saison zu kompensieren. Die Zahlung an den HSV dafür solle laut
Ziegenbein aber deutlich unter den spekulierten 200000 Euro gelegen haben.
Für Canellas ist mit dem Wechsel zum THW nach
schweren Jahren bei den finanziell angeschlagenen Vereinen von Atletico
Madrid und HSV Hamburg ein Traum in Erfüllung gegangenen: "Ich habe viele
Male gegen Kiel gespielt und viele Male verloren. Jetzt bin ich froh, hier
zu sein, und werde um alle Titel kämpfen."
Während Canellas den HSV bereits nach einem Jahr
wieder verließ, spielte Duvnjak fünf Jahre in der
Hansestadt und hatte sich bereits vor den Hamburger Lizenz-Problemen zu
einem Wechsel entschieden. Jetzt will er mit Kiel auf Titeljagd gehen und hat
dafür die Strapazen der besonders harten Saisonvorbereitung unter
Alfred Gislason auf sich genommen: "Puh, das war
richtig, richtig schwer. Ich freue mich jetzt auf die Saison." Der erste
Auftritt gegen seine Freunde vom HSV (31. August) wird für
Duvnjak ein ebenso emotionaler Moment wie für
Steffen Weinhold die Partie gegen seinen Ex-Klub.
Die SG Flensburg-Handewitt ist gleich zum ersten Heimspiel der Saison zu Gast
in Kiel. "Aber unabhängig davon, dass es gegen Flensburg geht, wird dieser
Augenblick in der Halle einmalig sein. Aber dieses Team in Kiel war die
richtige Wahl. Die Neuen sind hier alle sehr gut aufgenommen worden."
Dem Vorwurf, der THW, der zur kommenden Saison Torhüter
Niklas Landin von den Rhein-Neckar Löwen
verpflichtet hat, würde mit seinen Spielerverpflichtungen der Bundesliga
schaden, entgegnete Vater: "Ein schwächerer THW würde für den Handball
einen Attraktivitätsverlust bedeuten. Und wir haben den Anspruch, in allen
Wettbewerben vorn mitzupielen. Dazu müssen auch Top-Spieler geholt werden."
Trainer Alfred Gislason jedenfalls sieht der
neuen Saison mit großer Freude entgegen: "Mein Job ist es, mit dem THW den
besten Handball zu spielen. Und das ist in dieser Saison ein schöner Job,
denn die Neuzugänge werden die Mannschaft noch besser machen." Der Verein
stehe zu seiner Rolle als Titelfavorit. "Wir können den Vorjahreserfolg
noch steigern, aber nur wenn wir weiter so arbeiten wie bisher", so
Gislason. Mit Respekt vor jedem Gegner wolle
man Spiel um Spiel gewinnen. Der deutsche Titel und das Erreichen der
Finalrunden im deutschen Pokal und in der Champions League seien die Ziele.
In der Bundesliga sieht Gislason die Rhein-Neckar
Löwen und die SG Flensburg-Handewitt als größte Konkurrenten. aber auch der
HSV könne trotz seines Aderlasses eine gute Rolle spielen. Zudem könnten die
Füchse Berlin um die Champions-League-Plätze mitkämpfen. Die Berliner sind
am Dienstag, 19. August (20.15 Uhr), beim Supercup in Stuttgart der Gegner
des THW, der dann seinen ersten Titel der Spielzeit einfahren will. Zuvor
spielen die Zebras morgen um 18.15 Uhr beim zehnten "Unser Norden"-Cup in
der Kieler Sparkassen-Arena gegen den französischen Topklub Paris St.
Germain. Im Anschluss (20.20 Uhr) gibt Christian Zeitz
sein Abschiedsspiel. In zweimal 20 Minuten geht es mit der Auswahl "CZ 20"
gegen den THW.
(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 14.08.2014)