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Interview mit Morten Bjerre:

[Bild: Morten Bjerre] Nach dem ersten Saisonspiel in Wuppertal führte Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn ein Interview mit THW-Neuzugang Morten Bjerre.
Zebra:
Morten, noch im letzten Jahr hast Du als direkter Konkurrent gegen den THW Kiel gespielt und mußtest nach langen und dramatischen Kämpfen ein paar sehr knappe Niederlagen einstecken. Welchen Eindruck hattest Du schon damals von diesem Verein?
Morten Bjerre:
Für mich ist der THW Kiel eine sehr professionelle Mannschaft. Ich habe viel von Nikolaj Jacobsen gehört und so einen sehr guten Eindruck bekommen. Natürlich bestand im letzten Jahr noch eine sehr große Rivalität zwischen der SG Flensburg-Handewitt und den Kielern. Der THW war stets ein sehr harter, jedoch kein unfairer Gegner. In der vergagenen Saison war der THW einmal mehr das Maß der Donge in der Handball-Bundesliga.
Zebra:
In diesem Jahr bist Du erstmals mit dabei in dieser Mannschaft, die die letzten Jahre den Handball in Deutschland dominierte. Was hat sich verändert?
Morten Bjerre:
Ich glaube, daß es in diesem Jahr viel schwieriger werden wird, die Spitzenposition zu behaupten. Alle Mannschaften haben aufgerüstet und allen voran sind Nordhorn, Lemgo und Magdeburg sehr, sehr stark einzuschätzen. Diese Saison wird sehr hart für uns werden, nicht zuletzt weil das Programm aufgrund der hohen Anzahl an Spielen sehr anstrengend werden wird. Ich denke, daß die Mannschaft, die ohne große Verletzungen über die Runden kommt, die größten Chancen haben wird, den Titel zu holen.
Zebra:
Welche Bedeutung hat es für Dich, jetzt beim THW Kiel zu spielen?
Morten Bjerre:
Der THW Kiel ist ein internationaler Spitzenklub und von daher ein echter "Traumverein" für nahezu jeden Handballer. Es ist für mich eine große Herausforderung, in diese Mannschaft hineinzukommen. Die Möglichkeit in der Champions League zu spielen, hat natürlich noch zusätzlich einen großen Reiz.
Zebra:
Was bedeutet das für Deine weitere Karriere?
Morten Bjerre:
Ich erwarte, daß ich mich weiterentwickeln werde. In den letzten drei Jahren habe ich unter Erik Veje Rasmussen sehr viel gelernt. Jetzt erhoffe ich mir, bei Noka Serdarusic noch viele neue Dinge zu erfahren.
Zebra:
Mit Staffan Olsson hast Du einen sehr erfahrenen Weltklasse-Mann als Mitspieler auf Deiner Position. Eine schwere Aufgabe für Dich, sich durchzusetzen?
Morten Bjerre:
Natürlich sind Staffan Olsson und ich in gewissem Sinne auch Konkurrenten, aber ich glaube nicht, daß ich als "Gegner" zu Staffan eingekauft worden bin. Wir beide haben gemeinsame Ziele und wollen zusammen die Meisterschaft und Champions League gewinnen. Ich denke, diese Konstellation ist sehr gut für uns beide, denn wir ergänzen uns wirklich prima.
Zebra:
Nun hast Du mittlerweile ein paar Spiele mit Deiner neuen Mannschaft bestritten und auch schon die ersten Bundesligaspiele absolviert. Wie der Saisonauftakt für Dich?
Morten Bjerre:
Der Auftakt war sehr hart für mich. Ich hatte ein bißchen Probleme mit meinem Fuß, der noch nicht wieder 100-prozentig fit ist. Und das ist natürlich nicht optimal, zumal es nicht leicht ist, sich sofort in eine neue Mannschaft einzufinden. Das ist schon ein wenig ärgerlich.
Zebra:
Wieviel Zeit gibst Du Dir selbst, um richtig in das Spiel zu finden?
Morten Bjerre:
Ich hoffe, ich brauche nicht mehr allzu lange, um die Spielzüge zu erlernen und in die Abläufe hineinzukommen. Ich verstehe mich sehr gut mit Stefan Lövgren und spreche während des Spiels sehr viel mit ihm. Das läuft also schon ganz gut. Man wird es mit der Zeit sehen, bis letztendlich alles optimal funktioniert.
Zebra:
Was macht das Kieler Spiel so anders?
Morten Bjerre:
Es sind einfach andere Spielzüge. Aber egal wo man spielt, diese Spielzüge müssen halt richtig gemacht werden. Und unter Noka Serdarusic wird sehr viel perfektioniert und zudem mit sehr viel Taktik gearbeitet.
Zebra:
Welche Erwartungen hast Du in dieser Saison?
Morten Bjerre:
Zuerst einmal hoffe ich, daß ich mich wirklich ordentlich in die Mannschaft einspiele. Und dann wünsche ich mir natürlich, daß wir die Champions League tatsächlich gewinnen. Im übrigen denke ich, daß das durchaus realistisch ist, denn die Spanier müssen auch alle zu den Olympischen Spielen und zur Weltmeisterschaft. Hier wird wohl das gleich gelten wie in der Bundesliga: Wer verletzungsfrei durch die Saison kommt, hat die größten Chancen.
Zebra:
Nach den vielen, sicher nicht schlechten zweiten Plätzen der Vergangenheit - was bedeutet ein Titel für Dich?
Morten Bjerre:
Ein Titel ist sehr wichtig. Aber mit so vielen starken Mannschaften in der Bundesliga ist die Meisterschaft immer sehr schwierig zu gewinnen. Und die Champions League ist ohne Frage das Größte für einen Verein, ein wirkliches Traumziel. Solche Ziele sind immer sehr schön. Und soviel habe ich ja wirklich noch nicht gewonnen.
Zebra:
Was zeichnet denn die Mannschaft des THW Kiel aus, daß es hoffentlich auch in dieser Saison wieder mit einem Erfolg klappen wird?
Morten Bjerre:
Der THW hat das gewisse Etwas, diesen unbedingten Siegeswillen, wenn es wirklich darauf ankommt. Zum Schluß spielt diese Mannschaft ihre überlegenheit aus und behält einen wirklich kühlen Kopf. Das kommt sicherlich durch die große Routine in den vielen Top-Spielen, die die meisten der Spieler hier schon erlebt haben. Und dann ist man in den entscheidenen Phasen sehr ruhig und konzentriert.
Zebra:
Woe wird es sein, wenn Du das erste Mal als Spieler der Heimmannschaft in das Lichtermeer der Ostseehalle einlaufen wirst?
Morten Bjerre:
Ich werde sicherlich noch ein klein wenig nervös werden. Etwas aufgeregt werde ich schon sein. Schon als Gegner hatte man immer Gänsehaut, in die Ostseehalle einzulaufen. Es ist für Kiel schon ein sehr schöner Empfang. Ich finde es toll, daß die Zuschauer hier so dicht am Spielfeldrand sitzen. In der Ostseehalle ist es schon irgendwie anders als in den anderen Hallen der Liga.
Zebra:
Und was erhoffst Du Dir ganz persönlich für Deine Auftritte in der Ostseehalle?
Morten Bjerre:
Ich erhoffe mir einen freundlichen Empfang in Kiel. Und dann möchte ich mich möglichst schnell mit guten Leistungen in die Herzen des wirklich tollen Publikums spielen.
Zebra:
Danke für dieses Gespräch, Morten. Dir alles Gute und viel Erfolg für Deine erste Saison beim THW Kiel.

(15.08.2000) Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".