Interviews mit Staffan Olsson:
Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn sprach kurz nach der
EM
mit
Staffan Olsson:
- Zebra:
-
Staffan,
zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Verteidigung des
EM-Titels. Das war ja ein ganz
aufregendes Endspiel gegen Russland, was Ihr
da geboten habt. Dieses Turnier hat sicher viel Kraft gekostet. Beim THW
einziger Linkshänder im Rückraum und jetzt die anstrengende EM
mit reichlich Rückenschmerzen. Ein Nachteil für den THW in der Rückrunde?
- Olsson:
-
Ich glaube nicht, denn wenn keine EM gewesen wäre,
hätten wir in der
Bundesliga durchgespielt ð und die Belastung ist manchmal größer.
- Zebra:
-
Nenne uns doch mal einige Unterschiede zwischen dem schwedischen
System und dem des THW Kiel.
- Olsson:
-
In der Abwehr ist es fast das gleiche. Da stehen
Max und ich ja auch
beim THW nebeneinander. Vorne haben wir in der Nationalmannschaft andere
Spielzüge, da wir aus dem Rückraum nicht so gefährlich sind und keinen
Shooter haben. Bei der EM hat man es gesehen,
da haben wir kaum Tore von
hinten gemacht. Das ist beim THW natürlich anders.
- Zebra:
- : Ein Spiel 'Schwedens Rest' gegen den THW -
wer gewinnt?
- Olsson:
-
Ich hoffe, der THW ...
- Zebra:
-
Wie siehst Du die Chancen am Ende wieder einen Titel nach Kiel zu
holen?
- Olsson:
-
Wir sind in allen drei Wettbewerben noch dabei, also haben wir auch
überall die Chance. Bei der Deutschen Meisterschaft wird es schwer, aber ich
glaube daran, dass wir es schaffen.
- Zebra:
-
Was zählt der aktuelle EM-Titel
in der Sammlung von Staffan Olsson?
- Olsson:
-
Zweimal Verlängerung ist schon etwas ganz besonderes, das habe ich
in einem Endspiel noch nie erlebt. Aber man leidet natürlich auch immer ein
bißchen mit den Verlierern, denn so ein Spiel ist fast wie Lotto.
- Zebra:
-
Ihr habt im Endspiel
sogar in der Halbzeit der Verlängerung locker
gewirkt und fast ein wenig herumgeflachst ...
- Olsson:
-
Das ist unsere Mentalität. Wenn wir zurückliegen, spielen wir immer
weiter und verkrampfen so selten. Und wir haben Spaß am Spiel, das ist
natürlich auch wichtig.
- Zebra:
-
Was sagst Du zum Abschneiden der deutschen Mannschaft?
- Olsson:
-
Ich habe nicht viel von den Deutschen gesehen. Aber sie hatten wohl
auch viel Pech. Gegen Kroatien hätten Sie auch gewinnen können. Und wenn man
aus den ersten Spielen vier Punkte holt, dann läuft die gesamte
EM vielleicht
ganz anders.
- Zebra:
-
Wird es einmal einen Handballtrainer
Staffan Olsson geben?
- Olsson:
-
Man soll niemals nie sagen, aber so wie es im Moment aussieht wohl
eher nicht. Ich habe schon sehr viel Zeit meines Lebens mit dem Handball
verbracht.
- Zebra:
-
Ein schwedischer Fan fragte Dich vor der
EM via Internet, wann Deine
Haare mal so richtig kurz geschnitten werden ...
- Olsson:
-
Ich finde, die sind schon ziemlich kurz und ich war auch gerade beim
Friseur.
- Zebra:
-
Danke für das Gespräch und alles Gute für die Rückrunde.
(03.02.2000)
Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".
Mit seinen 34 Jahren gehört er schon zum alten Eisen, doch über seinen
endgültigen Abschied vom Leistungssport Handball macht er sich noch keine
ernsthaften Gedanken.
Staffan Olsson
hat als Handballer schon so ziemlich
alles gewonnen, was man in diesem Sport gewinnen kann. Mit der schwedischen
Nationalmannschaft war der Mann mit der langen Haarpracht schon Europa,
Weltmeister und zweifacher Silbermedaillengewinner bei Olympia.
Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn traf nach dem World-Cup 1999
einen entspannten Staffan Olsson zum Interview und sprach mit ihm über die
schwedische Nationalmannschaft, über Medaillenaussichten und über die
kommende Saison, wenn mit
Stefan Lövgren
der dritte aktuelle schwedische
Nationalspieler in den Reihen des THW Kiel spielen wird.
- Zebra:
- Staffan, Du
bist gerade aus Schweden vom World Cup zurückgekehrt. Wie war es in der
Heimat?
- Olsson::
- Das war gut! Es ist lange her,
daß ich in Schweden war -
über Weihnachten waren wir ja auch nicht zuhause. So war das jetzt also
nicht schlecht, mein Heimatland zu besuchen.
- Zebra:
- Ihr habt mit der
Schwedischen Nationalmannschaft den dritten Platz belegt. Wie sieht es jetzt
für Euch im Hinblick auf die Weltmeisterschaften im Sommer in Ägypten aus?
- Olsson::
- Es sieht gut aus.
Wir haben jetzt nicht mit der vollen Truppe
gespielt. Es war der erste Schritt zur Vorbereitung auf die
Weltmeisterschaften. Momentan sieht es ziemlich gut aus.
- Zebra:
- Ihr seid in
den letzten Jahren sehr erfolgreich gewesen. Zählt für die Schweden bei der
WM nur eine Medaille?
- Olsson::
- Das müssen wir.
Unser erstes Ziel ist es, uns
für die Olympiade zu qualifizieren. Dafür müssen wir, glaube ich, den
siebten Platz belegen. Aber es steht fest, daß wir nach Ägypten fahren
wollen, um die Goldmedaille zu holen. Das steht fest. Aber wir wissen ja,
wie schwer es ist und wie eng es dort oben ist. Es kann ja auch sein, daß
wir dritter oder fünfter werden. Unser Ziel ist aber ganz klar, den ersten
Platz zu holen.
- Zebra:
- Und wenn ihr ohne Medaille nach Hause kehrt,
ist es dann für Euch ein Beinbruch?
- Olsson (lacht): Beinbruch? Das weiß ich nicht.
Dann kriegen wir bestimmt ein bißchen Kritik von den schwedischen Medien.
Aber ich meine, wir haben fast zehn Jahre lang mit jeder Mannschaft eine
Medaille geholt. Das kann ja nicht immer klappen, aber wir haben noch immer
eine sehr gute Mannschaft.
- Zebra:
- Du hast die Olympischen Spiele schon kurz
erwähnt. Ist Sydney 2000 noch einmal ein letztes großes Ziel für Dich?
- Olsson::
- Ich spiele ja noch ein
Jahr hier in Kiel. Und nach der Saison
beginnt auch gleich die Vorbereitung - falls wir uns qualifiziert haben -
für die anschließende Olympiade. Wenn ich dann immer noch fit bin, möchte
ich schon dabei sein und mitspielen. Ich kann mir allerdings nicht
vorstellen, daß ich nach Sydney 2000 noch weiter in der Nationalmannschaft
spiele. Danach ist dann wohl endgültig Schluß.
- Zebra:
- Und wie sieht es nach
dem nächsten Jahr mit Vereinshandball aus?
- Olsson::
- Ich nehme jetzt Saison
für Saison. Da muß man abwarten, wie man sich fühlt, ob alles klappt und wie
es läuft. Ich habe mir kein Datum gesetzt, dann und dann ist Schluß, sondern
man muß halt sehen, wie es dann aussieht.
- Zebra:
- Noch sind die Knochen
heil...?
- Olsson::
- Ich habe diese Saison ja
Probleme mit dem Nacken und das
ist schon seit einem Jahr so. Das ist noch immer ein kleines Problem, aber
ich hoffe, ich bekomme das im Urlaub wieder weg.
- Zebra:
- Zurück zum World
Cup. Warst Du von der deutschen Mannschaft überrascht oder hast Du solch
starke Leistung erwartet?
- Olsson::
- Überrascht nicht.
Wir wissen ja, daß sie
eine gute Mannschaft haben. Sie haben vor allen Dingen im Halbfinale gegen
uns wahrscheinlich ihr bestes Spiel gemacht, was ich gesehen habe.
Überrascht kann ich nicht sagen. Die sind ja eine Spitzenmannschaft
geworden.
- Zebra:
- Wie beurteilst Du die Chancen der
Deutschen bei den
Weltmeisterschaften? Du sagtest selbst, das Feld ist sehr eng.
- Olsson::
- Die
haben für meine Begriffe ein ziemlich gutes Los gekriegt. Die haben große
Chancen, dort etwas zu erreichen.
- Zebra:
- Stefan Lövgren
kommt nächste
Saison zum THW Kiel. Ihr habt Euch sicher mit ihm darüber unterhalten.
- Olsson::
- Wir haben vor
allen Dingen jetzt darüber gesprochen, wie und wo man
hier wohnen soll. Und während der Vertragsverhandlung habe ich auch ein paar
Mal mit ihm gesprochen, ihm erzählt, wie es hier oben ist.
- Zebra:
- Was ist
Stefan Lövgren für ein Typ?
- Olsson::
- Das ist ein ganz
fröhlicher Typ. Er gibt
immer Gas im Training und im Spiel. Er ist ja einer der weltbesten
Handballer, da sollten wir sehr froh sein, daß er zu uns kommt.
- Zebra:
-
Haben Max,
Stefan und Du Euch
jetzt schon im Kreis der schwedischen
Nationalmannschaft für die nächste Saison beim THW eingespielt oder werdet
ihr das System wieder ändern müssen und Euch neu abstimmen?
- Olsson::
- Nein,
wir spielen ja nicht ganz, aber etwas anders, wenn man Schweden und den THW
Kiel vergleicht. Aber Stefan
ist ja ein so gut ausgebildeter Handballer. Ich
glaube, wir kriegen keine Probleme damit.
- Zebra:
- Ist das ein Ausklang
Deiner Karriere, wie Du Dir ihn vielleicht vorgestellt hast, noch einmal
fast im Kreise der schwedischen Nationalmannschaft eine Saison beim THW zu
spielen?
- Olsson (lacht):
Nein, das hat sich wegen dem Bosman-Urteil
wahnsinnig geändert. Das hat man sich vor einigen Jahren noch nicht
vorgestellt, als man ganz allein war bei einer Mannschaft. Aber ich meine,
so ist das nun und man kann es nicht ändern. Es ist ziemlich egal, aus
welchen Land ein Spieler kommt, ich meine, er muß ein sehr guter
Handballspieler sein und in die Mannschaft hineinpassen. Vielleicht ist es
etwas besonderes, wenn man aus dem gleichen Land kommt.
- Zebra:
- Was können
wir denn jetzt in der nächsten Saison von Euch drei Schweden erwarten?
- Olsson::
- Das ist ja von der ganzen
Mannschaft abhängig und nicht nur von uns
Schweden. Unser Ziel wird wie immer sein, ganz oben mitzuspielen und etwas
zu erreichen. Wir haben keine neuen Ziele, wir wollen jedes Jahr versuchen,
Meister zu werden.
- Zebra:
- Was ist denn jetzt in dieser
Saison noch möglich?
Glaubst Du noch an die Meisterschaft?
- Olsson::
- Das hängt
natürlich auch davon
ab, wann dieses Interview erscheint.(Geführt wurde dieses Interview vor dem
Spiel gegen Eisenach, Anm. d. Red.) Flensburg spielt heute abend gegen
Niederwürzbach und wenn sie verlieren und wir gewinnen, dann sieht es ja
ganz interessant aus. Das ist ja nun fast alles von Spieltag zu Spieltag
abhängig. Daher ist es schwer, so genau etwas zu sagen. Also ich habe aber
noch nicht aufgegeben.
- Zebra:
- Was erwartest Du heute gegen den VfL Bad
Schwartau?
- Olsson::
- Das Spiel müssen,
aber was heißt müssen, wir wollen gerne
gewinnen. Erstens haben wir dort sehr schlecht gespielt und zweitens in
einem Heimspiel muß man sowieso alles geben.
- Zebra:
- Wird es heute ein eher
hitziges Spiel, weil es ein Lokalderby ist?
- Olsson::
- Das glaube ich nicht.
Das weiß man vorher zwar nicht, aber das Gefühl habe ich nicht. Das Hinspiel
war auch nicht so hitzig. Gegen Flensburg war es heißer, denke ich.
- Zebra:
-
Du hast so ziemlich alles gewonnen, was man als Handballer gewinnen kann.
Eine Saison ohne Medaille, kann das für Dich trotzdem eine positive Saison
sein?
- Olsson::
- Das habe ich auch in
Niederwürzbach gehabt, daß wir zweite
geworden sind in der Bundesliga geworden sind. Klar ist man enttäuscht, aber
das Leben geht weiter. Man muß nach vorne schauen.Trauig zu sein und mit
schlechter Laune rumzulaufen, bringt ja auch nichts. Das ist halt passiert.
Man muß halt versuchen, in Zukunft besser zu spielen, und hoffen, daß es
nächstes Mal klappt.
- Zebra:
- Und nach Deiner Karriere als Handballer
startest Du dann als Rockmusiker durch?
- Olsson (lacht laut):
Nein, das habe
ich aufgegeben. Für Musik habe ich leider kein Talent. Aber ich konstatiere
das. Wir gehen wahrscheinlich irgendwann zurück nach Schweden und dann muß
man sehen, was da passiert.
- Zebra:
- Kannst Du Dir noch einmal vorstellen, in
der schwedischen Liga zu spielen?
- Olsson::
- Das hängt davon ab,
wann wir
zurückgehen, wie ich mich dann fühle. Wenn ich mich einigermaßen fühle und
das mit meiner Arbeit zusammenpaßt, dann glaube ich schon, daß ich noch ein
oder zwei Jahre in Schweden spielen kann. Dort ist es nicht so hart und
viele Schweden sind in Deutschland. Da kann man dann vielleicht noch ein Jahr
mithalten.
(14.04.99)
Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".
Mehr Infos über Staffan Olsson unter
Spielerporträt Staffan Olsson.