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Interviews mit Staffan Olsson:

[Bild: Staffan Olsson]
Inhalt: Interview Februar 2000 | Interview April 1999

Interview Februar 2000:

Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn sprach kurz nach der EM mit Staffan Olsson:
Zebra:
Staffan, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Verteidigung des EM-Titels. Das war ja ein ganz aufregendes Endspiel gegen Russland, was Ihr da geboten habt. Dieses Turnier hat sicher viel Kraft gekostet. Beim THW einziger Linkshänder im Rückraum und jetzt die anstrengende EM mit reichlich Rückenschmerzen. Ein Nachteil für den THW in der Rückrunde?
Olsson:
Ich glaube nicht, denn wenn keine EM gewesen wäre, hätten wir in der Bundesliga durchgespielt ð und die Belastung ist manchmal größer.
Zebra:
Nenne uns doch mal einige Unterschiede zwischen dem schwedischen System und dem des THW Kiel.
Olsson:
In der Abwehr ist es fast das gleiche. Da stehen Max und ich ja auch beim THW nebeneinander. Vorne haben wir in der Nationalmannschaft andere Spielzüge, da wir aus dem Rückraum nicht so gefährlich sind und keinen Shooter haben. Bei der EM hat man es gesehen, da haben wir kaum Tore von hinten gemacht. Das ist beim THW natürlich anders.
Zebra:
: Ein Spiel 'Schwedens Rest' gegen den THW - wer gewinnt?
Olsson:
Ich hoffe, der THW ...
Zebra:
Wie siehst Du die Chancen am Ende wieder einen Titel nach Kiel zu holen?
Olsson:
Wir sind in allen drei Wettbewerben noch dabei, also haben wir auch überall die Chance. Bei der Deutschen Meisterschaft wird es schwer, aber ich glaube daran, dass wir es schaffen.
Zebra:
Was zählt der aktuelle EM-Titel in der Sammlung von Staffan Olsson?
Olsson:
Zweimal Verlängerung ist schon etwas ganz besonderes, das habe ich in einem Endspiel noch nie erlebt. Aber man leidet natürlich auch immer ein bißchen mit den Verlierern, denn so ein Spiel ist fast wie Lotto.
Zebra:
Ihr habt im Endspiel sogar in der Halbzeit der Verlängerung locker gewirkt und fast ein wenig herumgeflachst ...
Olsson:
Das ist unsere Mentalität. Wenn wir zurückliegen, spielen wir immer weiter und verkrampfen so selten. Und wir haben Spaß am Spiel, das ist natürlich auch wichtig.
Zebra:
Was sagst Du zum Abschneiden der deutschen Mannschaft?
Olsson:
Ich habe nicht viel von den Deutschen gesehen. Aber sie hatten wohl auch viel Pech. Gegen Kroatien hätten Sie auch gewinnen können. Und wenn man aus den ersten Spielen vier Punkte holt, dann läuft die gesamte EM vielleicht ganz anders.
Zebra:
Wird es einmal einen Handballtrainer Staffan Olsson geben?
Olsson:
Man soll niemals nie sagen, aber so wie es im Moment aussieht wohl eher nicht. Ich habe schon sehr viel Zeit meines Lebens mit dem Handball verbracht.
Zebra:
Ein schwedischer Fan fragte Dich vor der EM via Internet, wann Deine Haare mal so richtig kurz geschnitten werden ...
Olsson:
Ich finde, die sind schon ziemlich kurz und ich war auch gerade beim Friseur.
Zebra:
Danke für das Gespräch und alles Gute für die Rückrunde.
(03.02.2000)
Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".

Interview September 1999:

[Bild: Staffan Olsson] Mit seinen 34 Jahren gehört er schon zum alten Eisen, doch über seinen endgültigen Abschied vom Leistungssport Handball macht er sich noch keine ernsthaften Gedanken. Staffan Olsson hat als Handballer schon so ziemlich alles gewonnen, was man in diesem Sport gewinnen kann. Mit der schwedischen Nationalmannschaft war der Mann mit der langen Haarpracht schon Europa, Weltmeister und zweifacher Silbermedaillengewinner bei Olympia.
Hallenheft-Redakteur Sascha Klahn traf nach dem World-Cup 1999 einen entspannten Staffan Olsson zum Interview und sprach mit ihm über die schwedische Nationalmannschaft, über Medaillenaussichten und über die kommende Saison, wenn mit Stefan Lövgren der dritte aktuelle schwedische Nationalspieler in den Reihen des THW Kiel spielen wird.
Zebra:
Staffan, Du bist gerade aus Schweden vom World Cup zurückgekehrt. Wie war es in der Heimat?
Olsson::
Das war gut! Es ist lange her, daß ich in Schweden war - über Weihnachten waren wir ja auch nicht zuhause. So war das jetzt also nicht schlecht, mein Heimatland zu besuchen.
Zebra:
Ihr habt mit der Schwedischen Nationalmannschaft den dritten Platz belegt. Wie sieht es jetzt für Euch im Hinblick auf die Weltmeisterschaften im Sommer in Ägypten aus?
Olsson::
Es sieht gut aus. Wir haben jetzt nicht mit der vollen Truppe gespielt. Es war der erste Schritt zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften. Momentan sieht es ziemlich gut aus.
Zebra:
Ihr seid in den letzten Jahren sehr erfolgreich gewesen. Zählt für die Schweden bei der WM nur eine Medaille?
Olsson::
Das müssen wir. Unser erstes Ziel ist es, uns für die Olympiade zu qualifizieren. Dafür müssen wir, glaube ich, den siebten Platz belegen. Aber es steht fest, daß wir nach Ägypten fahren wollen, um die Goldmedaille zu holen. Das steht fest. Aber wir wissen ja, wie schwer es ist und wie eng es dort oben ist. Es kann ja auch sein, daß wir dritter oder fünfter werden. Unser Ziel ist aber ganz klar, den ersten Platz zu holen.
Zebra:
Und wenn ihr ohne Medaille nach Hause kehrt, ist es dann für Euch ein Beinbruch?
Olsson (lacht): Beinbruch? Das weiß ich nicht. Dann kriegen wir bestimmt ein bißchen Kritik von den schwedischen Medien. Aber ich meine, wir haben fast zehn Jahre lang mit jeder Mannschaft eine Medaille geholt. Das kann ja nicht immer klappen, aber wir haben noch immer eine sehr gute Mannschaft.
Zebra:
Du hast die Olympischen Spiele schon kurz erwähnt. Ist Sydney 2000 noch einmal ein letztes großes Ziel für Dich?
Olsson::
Ich spiele ja noch ein Jahr hier in Kiel. Und nach der Saison beginnt auch gleich die Vorbereitung - falls wir uns qualifiziert haben - für die anschließende Olympiade. Wenn ich dann immer noch fit bin, möchte ich schon dabei sein und mitspielen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß ich nach Sydney 2000 noch weiter in der Nationalmannschaft spiele. Danach ist dann wohl endgültig Schluß.
Zebra:
Und wie sieht es nach dem nächsten Jahr mit Vereinshandball aus?
Olsson::
Ich nehme jetzt Saison für Saison. Da muß man abwarten, wie man sich fühlt, ob alles klappt und wie es läuft. Ich habe mir kein Datum gesetzt, dann und dann ist Schluß, sondern man muß halt sehen, wie es dann aussieht.
Zebra:
Noch sind die Knochen heil...?
Olsson::
Ich habe diese Saison ja Probleme mit dem Nacken und das ist schon seit einem Jahr so. Das ist noch immer ein kleines Problem, aber ich hoffe, ich bekomme das im Urlaub wieder weg.
Zebra:
Zurück zum World Cup. Warst Du von der deutschen Mannschaft überrascht oder hast Du solch starke Leistung erwartet?
Olsson::
Überrascht nicht. Wir wissen ja, daß sie eine gute Mannschaft haben. Sie haben vor allen Dingen im Halbfinale gegen uns wahrscheinlich ihr bestes Spiel gemacht, was ich gesehen habe. Überrascht kann ich nicht sagen. Die sind ja eine Spitzenmannschaft geworden.
Zebra:
Wie beurteilst Du die Chancen der Deutschen bei den Weltmeisterschaften? Du sagtest selbst, das Feld ist sehr eng.
Olsson::
Die haben für meine Begriffe ein ziemlich gutes Los gekriegt. Die haben große Chancen, dort etwas zu erreichen.
Zebra:
Stefan Lövgren kommt nächste Saison zum THW Kiel. Ihr habt Euch sicher mit ihm darüber unterhalten.
Olsson::
Wir haben vor allen Dingen jetzt darüber gesprochen, wie und wo man hier wohnen soll. Und während der Vertragsverhandlung habe ich auch ein paar Mal mit ihm gesprochen, ihm erzählt, wie es hier oben ist.
Zebra:
Was ist Stefan Lövgren für ein Typ?
Olsson::
Das ist ein ganz fröhlicher Typ. Er gibt immer Gas im Training und im Spiel. Er ist ja einer der weltbesten Handballer, da sollten wir sehr froh sein, daß er zu uns kommt.
Zebra:
Haben Max, Stefan und Du Euch jetzt schon im Kreis der schwedischen Nationalmannschaft für die nächste Saison beim THW eingespielt oder werdet ihr das System wieder ändern müssen und Euch neu abstimmen?
Olsson::
Nein, wir spielen ja nicht ganz, aber etwas anders, wenn man Schweden und den THW Kiel vergleicht. Aber Stefan ist ja ein so gut ausgebildeter Handballer. Ich glaube, wir kriegen keine Probleme damit.
Zebra:
Ist das ein Ausklang Deiner Karriere, wie Du Dir ihn vielleicht vorgestellt hast, noch einmal fast im Kreise der schwedischen Nationalmannschaft eine Saison beim THW zu spielen?
Olsson (lacht): Nein, das hat sich wegen dem Bosman-Urteil wahnsinnig geändert. Das hat man sich vor einigen Jahren noch nicht vorgestellt, als man ganz allein war bei einer Mannschaft. Aber ich meine, so ist das nun und man kann es nicht ändern. Es ist ziemlich egal, aus welchen Land ein Spieler kommt, ich meine, er muß ein sehr guter Handballspieler sein und in die Mannschaft hineinpassen. Vielleicht ist es etwas besonderes, wenn man aus dem gleichen Land kommt.
Zebra:
Was können wir denn jetzt in der nächsten Saison von Euch drei Schweden erwarten?
Olsson::
Das ist ja von der ganzen Mannschaft abhängig und nicht nur von uns Schweden. Unser Ziel wird wie immer sein, ganz oben mitzuspielen und etwas zu erreichen. Wir haben keine neuen Ziele, wir wollen jedes Jahr versuchen, Meister zu werden.
Zebra:
Was ist denn jetzt in dieser Saison noch möglich? Glaubst Du noch an die Meisterschaft?
Olsson::
Das hängt natürlich auch davon ab, wann dieses Interview erscheint.(Geführt wurde dieses Interview vor dem Spiel gegen Eisenach, Anm. d. Red.) Flensburg spielt heute abend gegen Niederwürzbach und wenn sie verlieren und wir gewinnen, dann sieht es ja ganz interessant aus. Das ist ja nun fast alles von Spieltag zu Spieltag abhängig. Daher ist es schwer, so genau etwas zu sagen. Also ich habe aber noch nicht aufgegeben.
Zebra:
Was erwartest Du heute gegen den VfL Bad Schwartau?
Olsson::
Das Spiel müssen, aber was heißt müssen, wir wollen gerne gewinnen. Erstens haben wir dort sehr schlecht gespielt und zweitens in einem Heimspiel muß man sowieso alles geben.
Zebra:
Wird es heute ein eher hitziges Spiel, weil es ein Lokalderby ist?
Olsson::
Das glaube ich nicht. Das weiß man vorher zwar nicht, aber das Gefühl habe ich nicht. Das Hinspiel war auch nicht so hitzig. Gegen Flensburg war es heißer, denke ich.
Zebra:
Du hast so ziemlich alles gewonnen, was man als Handballer gewinnen kann. Eine Saison ohne Medaille, kann das für Dich trotzdem eine positive Saison sein?
Olsson::
Das habe ich auch in Niederwürzbach gehabt, daß wir zweite geworden sind in der Bundesliga geworden sind. Klar ist man enttäuscht, aber das Leben geht weiter. Man muß nach vorne schauen.Trauig zu sein und mit schlechter Laune rumzulaufen, bringt ja auch nichts. Das ist halt passiert. Man muß halt versuchen, in Zukunft besser zu spielen, und hoffen, daß es nächstes Mal klappt.
Zebra:
Und nach Deiner Karriere als Handballer startest Du dann als Rockmusiker durch?
Olsson (lacht laut): Nein, das habe ich aufgegeben. Für Musik habe ich leider kein Talent. Aber ich konstatiere das. Wir gehen wahrscheinlich irgendwann zurück nach Schweden und dann muß man sehen, was da passiert.
Zebra:
Kannst Du Dir noch einmal vorstellen, in der schwedischen Liga zu spielen?
Olsson::
Das hängt davon ab, wann wir zurückgehen, wie ich mich dann fühle. Wenn ich mich einigermaßen fühle und das mit meiner Arbeit zusammenpaßt, dann glaube ich schon, daß ich noch ein oder zwei Jahre in Schweden spielen kann. Dort ist es nicht so hart und viele Schweden sind in Deutschland. Da kann man dann vielleicht noch ein Jahr mithalten.
(14.04.99)
Interview: Sascha Klahn, entnommen dem THW-Hallenheft "Zebra".

Mehr Infos über Staffan Olsson unter Spielerporträt Staffan Olsson.