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26./27.11.2002 - Letzte Aktualisierung: 27.11.2002 Bundesliga

Keine Pause: THW will gegen Gummersbach Erfolgsserie fortsetzen

Update #1 Aktualisierung vom 27.11...

Die Mannschaft des VfL Gummersbach ist mit gestiegenen Erwartungen in die Saison gegangen.
Klicken Sie für weitere Infos! Die Mannschaft des VfL Gummersbach ist mit gestiegenen Erwartungen in die Saison gegangen.
Den THW-Spielern ist keine Pause gegönnt: Nach dem Champions League-Erfolg in Zagreb sind sie erst am Montag nach Kiel zurückgekehrt, doch der Bundesliga-Spielplan hat kein Mitleid. Schon am Mittwoch geht's in der Ostseehalle gegen den VfL Gummersbach um Liga-Punkte. Anpfiff ist um 20.30 Uhr, das DSF überträgt live.
In der Liga zeigte der VfL, mit 11:13 Punkten auf Platz acht der Tabelle, bisher zwei Gesichter: In den beiden eigenen Hallen - der Eugen-Haas-Halle in Gummersbach und der Kölnarena - holte man 8:2 Punkte, nur gegen Lemgo mußte man sich geschlagen geben. Auswärts dagegen war für die Oberbergischen wenig zu holen: Einem Sieg in Wilhelmshaven und einem Unentschieden in Lübbecke stehen Niederlagen in Essen, Großwallstadt, Flensburg und Magdeburg gegenüber (siehe Kurve Gummersbach). Zuletzt gab's eine 34:36-Niederlage beim Kellerkind GWD Minden. Besonders in der Abwehr hatte der VfL bei den Ostwestfalen Probleme. "Das war heute ein munteres Scheibenwerfen von zwei Mannschaften ohne Abwehrreihen", beschrieb VfL-Manager Carsten Sauer sein Frust ob der Niederlage gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger. Zudem präsentierte sich der koreanische Rückraumstar Kyung-Shin Yoon nicht nur in der Abwehr schwach, auch in der Offensive blieb er mit vier Treffern weit unter seinen Möglichkeiten. "Schwankungen in einer neuformierten Mannschaft sind normal, aber hier mußten wir eigentlich gewinnen", sagte Carsten Sauer nach der Pleite, "jetzt erwarte ich in Kiel den anderen VfL. Nach der Statistik müßte ja jetzt wieder eine starke Leistung kommen." Mehr zur bisherigen Leistung des VfL in unserem ausführlichen Sonderteil. Lesen Sie bitte auch das ausführliche Interview mit Carsten Sauer.

VfL-Trainer Sead Hasanefendic kehrte aus Spanien in die Bundesliga  zurück.
VfL-Trainer Sead Hasanefendic kehrte aus Spanien in die Bundesliga zurück.
In Gummersbach herrschte zu Saisonbeginn große Aufbruchstimmung. Mit der Kölnarena im Rücken, die für die Top-Spiele der Heimspielort des VfL ist, wurden die finanziellen Bedingungen mit einem Etat von 3,5 Mio. Euro deutlich besser, der Kader wurde verstärkt. Cheftrainer ist seit Saisonbeginn Sead Hasanefendic, der mit Hameln in der Bundesliga 1994 Vizemeister (hinter dem THW) wurde, schon die Nationalteams der Schweiz und Jugoslawiens trainierte und zuletzt beim spanischen Erstligisten Granollers tätig war. Hasanefendic brachte von der iberischen Halbinsel den jugoslawischen Rückraumspieler Ivan Lapcevic (FC Barcelona) und den spanischen Rechtsaußen Jordi Fernandez (Valencia) mit. Aus Spanien kehrte auch der ehemalige Nationaltorhüter Henning Wiechers (Ciudad Real) zurück. Zudem konnte man mit Andreas Rastner eine namhafte Verpflichtung für die Kreisposition melden. Mehr zur Mannschaft in unserem ausführlichen Sonderteil.

Für den den deutschen Rekordmeister gab es in den letzten Jahren in der Ostseehalle keinen Blumentopf zu gewinnen. Der letzte Punktgewinn datiert vom 8. Mai 1993, als der VfL mit 22:15 gewann. Danach war der THW in zehn Begegnungen zehnmal siegreich (siehe Daten Gummersbach). Das ist aber sicher nicht die einzige Serie, die der THW am Mittwoch Abend fortsetzen will: Seit fünf Bundesliga-Spielen ist der THW ohne Punktverlust, dazu kamen zwei Siege in DHB-Pokal und drei Siege in der Champions League. Fünf Bundesliga-Spiele stehen bis zur WM-Pause im Januar auf dem Programm, vier davon in der heimischen Ostseehalle:

  • Gummersbach (H)
  • Eisenach (H)
  • Wilhelmshaven (A)
  • Willstätt/Schutterwald (H)
  • Lübbecke (H)
Zehn Punkte aus diesen Partien seien nicht unrealistisch, orakelt Manager Uwe Schwenker gegenüber den Kieler Nachrichten...

Schiedsrichter der Partie am Mittwoch ist das Gespann Heinz / Hock.

Aktualisierung vom 27.11.2002

Der VfL muß bei seinem Gastspiel in Kiel auf Stefan Hecker, Maik Handschke und Andreas Rastner verzichten. Angeschlagen sind Ivan Lapcevic und Francois-Xavier Houlet.

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.11.2002:

"Max" drückt die Daumen

Magnus Wislander heute Abend Ehrengast bei THW - Gummersbach
Prominenter Besuch in der Ostseehalle: Magnus Wislander kehrt zurück. Allerdings deutet nichts darauf hin, dass "Max" im Trikot des THW Kiel mit seinen Ex-Mannschaftskollegen in der Handball-Bundesliga in der Begegnung gegen den VfL Gummersbach (20.30/live im DSF) selbst Hand anlegen wird. Der "alte Schwede", beschränkt sich aufs Daumendrücken. Mit leeren Händen soll "Max" die Heimreise nach Göteborg gleichwohl nicht antreten. Vor dem Anpfiff wird ihn Ministerpräsidentin Heide Simonis mit der Schleswig-Holstein-Medaille (für verdiente Bürger des Landes) auszeichnen. Sportlich schwebt Wislander mit Redbergslid derzeit in Sphären, von denen der THW nicht einmal zu träumen wagt. Das Team aus Göteborg führt Schwedens Eliteliga nach dem 13. Spieltag ungeschlagen mit sechs Punkten Vorsprung an.

Der THW (12:12 Punkte/6.) will den Höhenflug der letzten Wochen fortsetzen und den sechsten Liga-Erfolg in Serie einfahren. Dabei hat Trainer Noka Serdarusic alle Mann an Deck, die zuletzt in der Champions League in Zagreb allen kroatischen Handball-Kniffen trotzten. Allein Nikolaj Jacobsen plagt sich mit einem Magen-Darm-Infekt herum. Seine Ellenbogen-Reizung wurde eingehend untersucht. Ergebnisse werden aber erst morgen vorliegen. "Hoffentlich kommt jetzt nach dem Jahr der Knorpelschäden nicht die Saison der freien Gelenkkörperchen", mag Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker gar nicht daran denken, dass der Däne dem "schlechten Vorbild" von Stefan Lövgren folgen könnte, den eine Ellbogen-OP jüngst für Wochen außer Gefecht setzte.

Ein weiterer Kiel-Rückkehrer ist Alexander Bommes. Der Ex-Altenholzer in Diensten des VfL Gummersbach will mit den Oberbergischen "endlich auch auswärts einmal Big Points machen". "Zu Hause hauen wir die kleinen Vereine relativ deutlich weg, aber in fremder Halle müssten wir endlich mal mehr ,Traute' haben". Trotzdem sieht Bommes sein Team, das unter Trainer Sead Hasanefendic nicht mehr allein auf die Ein-Mann-Show von Kyung-Shin Yoon vertraut, auf Platz acht (11:13) zumindest im Soll. Was nicht unbedingt für ihn persönlich gilt. "Ich bin nach eineinhalb Jahren in Gummersbach sportlich nicht da angekommen, wo ich eigentlich hin wollte", macht sich der Kölner Jura-Student auch angesichts eines auslaufenden Vertrages "so seine Gedanken".

An den Kassen der Ostseehalle (bis zum Anpfiff geöffnet) gibt es heute noch ein Restkartenkontingent von gut 30 Sitzplätzen im vierten Rang und 90 Stehplätzen.

(Von Jens Kunkel, aus den Kieler Nachrichten vom 27.11.2002)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Der VfL strebt höhere Ziele an

In den letzten Jahren war der VfL Gummersbach die "graue Maus" der Liga, machte nur noch durch wirtschaftliche Probleme und nicht mehr durch sportliche Erfolge von sich reden. Seit der vergangenen Saison und dem teilweisen Umzug in die fast 19000 Zuschauer fassende Kölnarena ist dies anders geworden. Mit einem deutlich erhöhten Etat im Rücken strebt der deutsche Rekordmeister wieder höhere Ziele an.

VfL-Fan Thomas Ammermann stellt die aktuelle Mannschaft und deren augenblickliche Situation in der Liga ausführlich vor.

Nach dem sportlich schwachen Abschneiden in den letzten Jahren - in der Vorsaison wurde der Klassenerhalt erst dank der Auswechslung von Thomas Happe gegen Petre Ivanescu im Traineramt gesichert - startete der VfL Gummersbach in die Saison 2002/2003 mit dem Ziel, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Angesichts des erheblich verstärkten Kaders dürfte dieser Anspruch auch realistisch sein.

Ivan Lapcevic kam vom FC Barcelona.
Ivan Lapcevic kam vom FC Barcelona.
So wurde die linke Rückraumposition mit dem 26jährigen 102fachen jugoslawischen Nationalspieler Ivan Lapcevic vom CF Barcelona besetzt. Nachdem er in den ersten Saisonspielen einen sehr starken Eindruck hinterlassen hatte (30 Feldtore in den ersten 4 Spielen), wurde er zuletzt von Rückenbeschwerden gehemmt. Derzeit ist er mit 61 Toren aus 11 Spielen drittbester VfL-Schütze.

Andreas Rastner verstärkte den VfL am Kreis.
Andreas Rastner verstärkte den VfL am Kreis.
Für die Kreisposition wurde Andreas Rastner von der SG Wallau-Massenheim verpflichtet. Auch er überzeugte speziell zu Saisonbeginn, fehlte zuletzt jedoch in Magdeburg, gegen Göppingen und in Minden verletzungsbedingt. Auch wenn er in den beiden letzten Spielen von Jörn Ilper gut vertreten wurde, dürfte sein Aktionsradius dem Gummersbacher Rückraum entgegenkommen, so dass ein Fehlen in der Ostseehalle eine Schwächung wäre.

Auf Rechtsaußen spielt mit Jordi Fernandez eine weitere Neuverpflichtung. Der 33jährige Spanier, neben Lapcevic der Wunschspieler von Neutrainer Hasanefendic, kam aus Valencia zum VfL. Auch wenn er sich mit einigen spektakulären Auftritten bereits in die Herzen der VfL-Anhänger spielte, lassen seine Leistungen manchmal die für allerhöchstes Niveau erforderliche Konstanz vermissen.

Schließlich konnte mit Henning Wiechers ein inzwischen erfahrener Torwart vom spanischen Spitzenklub Ciudad Real nach Gummersbach zurückgeholt werden. Bisher hielt der Schwede Jan Stankiewicz jedoch so stark, dass Wiechers als Nr. 2 angesehen werden muß. Im übrigen steht auf der Torhüterposition mit Stefan Hecker der absolute Publikumsliebling des Gummersbacher Anhangs wegen einer Verletzung seit Saisonbeginn noch nicht zur Verfügung.

Kyung-Shin Yoon: Durchwachsener Saisonstart.
Kyung-Shin Yoon: Durchwachsener Saisonstart.
Im rechten Rückraum ist Welthandballer Kyung-Shin Yoon gesetzt. Auch wenn der Koreaner für seine Verhältnisse einen eher durchwachsenen Saisonstart spielte und sein Können nur sehr vereinzelt zeigte, ist er mit 68 Feldtoren bereits wieder fünftbester Feldtorschütze der Bundesliga, obwohl er zwei Spiele weniger absolvierte, als die vor ihm stehenden Konkurrenten.

VfL-Kapitän Francois-Xavier Houlet.
VfL-Kapitän Francois-Xavier Houlet.
Auf der Mittelposition spielt der Franzose Francois-Xavier Houlet derzeit die "Saison seines Lebens". Der Kapitän überzeugt nicht nur als Anspieler, sondern auch als Torschütze und sicherer Siebenmeterwerfer (88 %-Quote). Mit derzeit 78/23 Toren aus 12 Spielen ist er bester VfL-Schütze. Dabei kommt ihm sicherlich zugute, dass mit Lapcevic und Rastner der Angriff variabler geworden ist und sich für ihn mehr Freiräume als in den Vorjahren bieten. Seine starken Leistungen brachten den 33jährigen immerhin zurück in den Kreis der französischen Nationalmannschaft.

Auf Linksaussen hat sich mittlerweile Tobias Schröder einen Stammplatz erspielt. Der etatmäßige LA Alexander Bommes konnte in seinen 15 Monaten in Gummersbach ebenso wenig überzeugen, wie der Koreaner Hyung-Ho Choi, der inzwischen an den dänischen Erstligisten Viborg HK abgegeben wurde. Insbesondere in den letzten Spielen zeigte Tobias Schröder stark ansteigende Form, war in Minden mit 8 Treffern nach Houlet bester Werfer.

Weiter stehen die vornehmlich in der Abwehr eingesetzten Oliver Plohmann und Marco Beers im Kader; der junge Dirk Hartmann, während der Vorsaison vom Regionalligisten TV Soest gekommen, kann den Spanier Fernandez auf LA ersetzen, wie zuletzt gegen Göppingen und Minden. Am Kreis ist der Einsatz von Maik Handschke nach Verletzung im Auswärtsspiel in Magdeburg unsicher. Deshalb spielte in den beiden letzten Spielen Jörn Ilper, der Rastner und Handschke gut vertrat.

Dem neuen Trainer Sead Hasanefendic, einem alten Bekannten, der schon mit der SG Hameln erfolgreich war, steht damit ein ambitionierter Kader zur Verfügung. So verlief der Start in die laufende Saison auch erfolgreich: Nach einer 28:31-Niederlage in Essen trotz 18:13 Führung in der 40. Minute folgte ein souveränes 33:23 bei der Heimpremiere gegen Eisenach in der Kölnarena. Dem 28:26 Auswärtserfolg beim Wilhelmshavener HV folgte ein 35:30 gegen Willstätt/Schutterwald in der Eugen-Haas-Sporthalle und schließlich ein 25:25 Unentschieden beim TuS N-Lübbecke.

Mit dem Schritt in die Kölnarena hat der VfL Gummersbach die Basis für eine erfolgreichere Zukunft gelegt.
Mit dem Schritt in die Kölnarena hat der VfL Gummersbach die Basis für eine erfolgreichere Zukunft gelegt.
Anschließend versäumte es die Mannschaft jedoch, die aussichtsreiche Tabellenposition weiter zu festigen. So verlor man beim TV Großwallstadt 21:23. Im Kölnarenaspiel gegen den TBV Lemgo sowie in der Flensburger Campushalle wurden dem Altmeister dann sogar klar die Grenzen aufgezeigt: Die Ostwestfalen gewannen souverän 35:28, vier Tage später hieß es 20:28 an der Förde. Zeigte sich der VfL im Heimspiel gegen allerdings dezimierte Wetzlarer beim 33:17 Erfolg auf Rehabilitationskurs, präsentierte man sich in der Bördelandhalle gegen den SC Magdeburg mit denselben Fehlern wie in Flensburg (20:29). Zuletzt folgten ein 37:25 daheim gegen FA Göppingen und eine völlig unnötige Niederlage bei GWD Minden (34:36).

Während der VfL also zu Hause eine Heimstärke wieder entdeckt hat, die in den vergangenen Jahren gerade gegen die "schwächeren" Mannschaften nicht selbstverständlich war, läuft es auswärts noch nicht nach Wunsch. Dabei müssen vor allem die Art und Weise der jüngsten Niederlagen (Flensburg, Magdeburg und Minden) zu denken geben. So kann die Mannschaft an einem guten Tag mit den Spitzenteams (Ausnahme Lemgo) mithalten. Um jedoch ernsthaft um einen Europapokalplatz mitspielen zu können, fehlt es vor allem auswärts an der nötigen Konstanz.

(Von Thomas Ammermann)

 

Interview mit VfL-Manager Carsten Sauer

"Werden immer VfL Gummersbach bleiben"
Der Zuschauer-Weltrekord (18476 Zuschauer) gegen den THW in der letzten Saison sorgte, nicht nur wegen des schweren Unfalls von Johan Pettersson, für enormes Aufsehen in den Medien (siehe Spielbericht). Auch in dieser Spielzeit wird das Auswärtsspiel unseres THW in der Kölnarena stattfinden. Thomas Fischer (living sports) unterhielt sich für ZEBRA mit Carsten Sauer, Geschäftsführer und Manager des VfL Gummersbach, u.a. über die Beweggründe, das Heimrecht zu tauschen (11.05.03 in Köln).
Zebra:
Wie kam es zu dem Wechsel des Heimrechts? Sehen Sie darin für sich und den THW Vorteile?
Carsten Sauer:
Hat angesichts der erfolgreichen Kölnarena-Ausflüge seines VfL gut lachen: Manager Carsten Sauer.
Hat angesichts der erfolgreichen Kölnarena-Ausflüge seines VfL gut lachen: Manager Carsten Sauer.
Zunächst einmal waren wir ja dazu regelrecht gezwungen, das Heimrecht zu tauschen, da zu diesem Zeitpunkt in der Kölnarena ganz einfach kein Termin frei war. Wir hätten in der jetzigen Situation natürlich lieber zu Hause gespielt, es war nur einfach nicht möglich, weil in der Kölnarena eine andere Veranstaltung stattfindet. Gegen Kiel muss man einfach in einer großen Halle spielen und daher sehe ich in diesem Fall auch Vorteile für beide Vereine. Wir können uns beide auf einer großen Bühne verstärkt präsentieren. Es wird im Moment noch auf die richtige Anwurfzeit gewartet, wenn das Spiel nachmittags stattfindet, planen wir daraus ein Sommerfest zu machen, wo auch das Fernsehen Interesse zeigen wird.
Zebra:
Glauben Sie, Sie können den Zuschauer-Weltrekord aus dem Vorjahr wiederholen?
Carsten Sauer:
Versuchen werden wir es zumindest. Die Halle hat ja eigentlich Kapazität für weitere 1.000 Zuschauer, also warum den Rekord nicht sogar überbieten? Wir werden uns jedenfalls alle Mühe geben, um aus dem Spiel ein ähnliches Event zu machen wie beim ersten Mal, wobei es selbstverständlich auch auf andere Faktoren ankommt, wie auf das Wetter etc., auf das wir leider keinen Einfluss nehmen könnenâ
Zebra:
In der Spielzeit 2000/01 besuchten in nur vier Spielen rund 62000 von insgesamt 76000 Zuschauern die Kölnarena, wodurch sich die Zahlen zum Vorjahr gegenüber verdreifacht haben. War dies der Ausschlag für die Rettung des Vereins?
Carsten Sauer:
Unseren Zuschauern verdanken wir viel, aber eigentlich denke ich hier einen Schritt weiter. Durch die Kölnarena waren unsere Spiele solche Medienereignisse, so dass dies den VfL ungemein nach Vorne gebracht hat. Es boten sich dadurch wesentlich größere Chancen der Vermarktung durch Sponsoren als in Gummersbach. Das Hauptaugenmerk war es, ein neues Zeichen zu setzen, eben auch durch die hohen Zuschauerzahlen, wobei man diese auch wiederum relativieren muss. Die Zuschauerzahlen können immer nur zu einem Teil des Etats beitragen.
Zebra:
Hat der VfL aus dem bisherigen "Bangen" um die Lizenz gelernt? Für wie fit halten Sie den Verein?
Carsten Sauer:
Es gibt eigentlich kein "bisheriges Bangen". Seit zwei Jahren haben wir die Lizenz ohne jede Auflagen bekommen. Den letzten "Ärger" gab es im Jahr 2000 und auch in diesem Fall gab es kein finanzielles Bangen, wobei wir sportlich letztendlich Recht bekommen haben. Es ging nur um die Frage, ob ein insolventer Verein, der VfL Gummersbach e.V., nicht die Bundesliga GmbH, eine Lizenz bekommen kann. Dieser Fall war in den DHB-Statuten nicht eindeutig geklärt. Daraufhin haben wir den Etat drastisch reduziert, welchen wir jetzt, mit Hilfe der Kölnarena, wieder aufbauen wollen. Der VfL Gummersbach hat seit 2000 keine finanziellen Probleme mehr.
Zebra:
Sind Metropolen wie Köln oder auch Hamburg auf Dauer integrations- und identifikationsfähig für Handballmannschaften aus dem Umland?
Carsten Sauer:
Ja, natürlich! Das sieht man doch. Wir haben in Köln einen Schnitt von knapp 15000 Zuschauern, jetzt schon, ohne dass wir sportlich besonders erfolgreich sind.
Zebra:
Also keine vorübergehende Euphorie?
Carsten Sauer:
Ich denke, da spricht einiges dagegen. Wenn man bedenkt, wie viele Mitglieder alleine der Deutsche Handball-Bund hat und dass es immer noch sehr viele Handballmannschaften gibt, bin ich eigentlich davon überzeugt, dass es so funktioniert. Es gibt zwar saisonale Schwankungen, aber wenn man sich beispielsweise in Kiel umsieht, ist das doch ein gutes Beispiel. Obwohl man in Kiel sicherlich bedenken muss, dass es dort quasi keine Konkurrenz zum THW gibt...
Zebra:
Ist der Konkurrenzkampf in Köln stark spürbar?
Carsten Sauer:
In Köln muss der Handball natürlich mit vielen Sportarten wetteifern. Fußball, Basketball, Eishockey, Feldhockey, in Köln gibt es ja praktisch alles. Man muss sich halt immer wieder was Neues einfallen lassen. Im Endeffekt ist es zwar Konkurrenz, aber ich glaube auch, dem Ganzen viel Positives abgewinnen zu können. Ich vergleiche es gerne mit Einkaufsstraßen: Dort sind vielleicht auch 20 Juweliere, aber diese profitieren trotzdem voneinander, weil gerade deshalb noch mehr Käufer kommen. Und genauso sehe ich es beim Sport: Man steht zwar in Konkurrenz, aber man partizipiert auch voneinander. Ich sehe genug Potential für alle Sportarten.
Zebra:
Gibt es Pläne für einen kompletten Umzug nach Köln?
Carsten Sauer:
Nein, ein solches Projekt ist definitiv nicht in Planung. Das Problem, was wir in Gummersbach selbst haben, ist ganz einfach: Die Halle entspricht nicht mehr den modernen Anforderungen, welche heutzutage nötig sind, um den Handball standesgemäß zu repräsentieren. Es ist im Prinzip eine Turnhalle mit angekoppeltem Tribünenbereich, welche mit Sicherheit keine große Zukunft hat. Wir brauchen hier in Gummersbach eine Erneuerung, sprich einen Neubau oder einen entsprechenden Umbau der vorhandenen Halle. Wir könnten natürlich auch in Köln spielen oder bundesweit in einer anderen großen Halle. Ich bin allerdings der Meinung, man sollte ein Produkt wie den Handball nicht regional entfremden. Ich glaube nicht, dass der Handball schon so weit ist, dass man jedes Spiel in einer gut besuchten Kölnarena bestreiten kann. Auch unseren Namen würden wir nie ändern - wir werden immer der VfL Gummersbach bleiben.
Zebra:
Es gibt Befürchtungen seitens der Sponsoren, das Handball-Publikum setze sich aus eher unattraktiven Zielgruppen zusammen. Halten Sie dies durch die hohen Zuschauerzahlen in Köln und Hallenvergrößerungen, wie z.B. in Kiel, Magdeburg oder Flensburg für widerlegt?
Carsten Sauer:
Nein, das halte ich nicht für widerlegt. Der Handball hat eigentlich dadurch ein kleines Problem, dass das Publikum relativ überaltert ist. Die Jugend geht eher zu Trendsportarten über, was sich ja auch schon in den Vereinszahlen und Jugendmannschaften der Vereine widerspiegelt. Man muss den Handball wieder attraktiver gestalten, auch und vor allem für die Jugend. Das Zielpublikum für den Handball ist ja eigentlich 40+. Das sind zwar kaufkräftige, aber nicht unbedingt konsumfreudige Zielgruppen für die Werbewirtschaft. Deshalb muss der Handball sich verjüngen. Wir haben hier in Gummersbach in etwa den selben Altersdurchschnitt wie in Kiel oder in Magdeburg - in Köln haben wir den Durchschnitt allerdings knapp auf 29 gebracht. Das ist doch eine ganz klare Aussage: Wenn man den Handball zeitgemäß repräsentiert, dann kommen auch die jungen Leute.
Zebra:
Und wie haben Sie das erreicht?
Carsten Sauer:
Wir machen ja nicht einfach nur ein Handball-Spiel, sondern eine Karte beinhaltet auch ein vielfältiges Rahmenprogramm, welches sich selbstverständlich nur um den Handball dreht. Wir bieten dem Zuschauer neue Elemente der Unterhaltung, wie z.B. selbstproduzierte Handball-Clips oder unser Fan-TV - ähnlich wie in Kiel. Wir haben Einlaufzeremonien mit Feuerwerk, Spiele davor, Gewinnspiele, aber alles immer rund um den Handball, so dass dem Zuschauer nicht nur das Handball-Spiel, sonder drei bis vier Stunden zeitgemäße Unterhaltung geboten wird. Das ist der Weg, durch den man den Handball modern und auch den für die Werbewirtschaft wichtigen Zielgruppen näher bringen kann.
Zebra:
Wie wird das Pendeln zwischen zwei "Heimhallen" von der Mannschaft aufgenommen? Haben Sie das Gefühl, die Spieler strengen sich in der Kölnarena mehr an?
Carsten Sauer:
Also, an so etwas will ich gar nicht denken. Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie sich immer anstrengt, egal ob in Gummersbach, Köln oder auswärts. Es herrscht in der Kölnarena natürlich eine besondere Stimmung, welche die Mannschaft mal mehr oder weniger beflügeln kann, aber von einer Veränderung des Kampfgeistes oder dergleichen kann man sicherlich nicht sprechen, dafür ist jeder einzelne Spieler zu professionell. Die Mannschaft nimmt das Ganze äußerst positiv auf und ich denke, dass die Situation jetzt okay ist. Aber wie gesagt: Man muss etwas in Gummersbach tun.
Zebra:
Abgesehen vom finanziellen Standpunkt ist die Kölnarena kein gutes Pflaster für den VfL. Stimmt es Sie nachdenklich, dass meistens, wie zuletzt gegen den TBV Lemgo (28:35) Ihre Mannschaft keine Punkte mitnimmt?
Carsten Sauer:
Nein, das hat mit der Kölnarena überhaupt nichts zu tun. Man muss das ja so sehen: Wir haben letztes Jahr gegen den Abstieg gekämpft. Wir waren eine Mannschaft, die auch vom Etat in diese Region gehörte. Wir mussten in der Kölnarena nun immer gegen die Top-Acts spielen, das waren Magdeburg, Flensburg, Essen, Kiel und jetzt wieder Lemgo. Das sind eben Mannschaften, welche immer noch einen Schritt weiter sind als wir. Da muss man sich 60 Minuten 100-prozentig konzentrieren, und wenn das mal fünf Minuten nicht passiert, dann ist es gegen solche Teams schnell vorbei. Es gab einmal die Frage nach einem "Kölnarena-Fluch" , aber das ist natürlich Blödsinn. Wir spielen dort immer gegen die stärksten Mannschaften und dass man dort nicht genauso aussieht wie bei "gewöhnlichen" Bundesligaspielen, halte ich für völlig normal.
Zebra:
Wo sehen Sie den VfL und den THW am Ende der Saison?
Carsten Sauer:
Wir sind ja gerade dabei, unser Potential halbwegs zu nutzen. Wir haben eine neuformierte Mannschaft mit viel Verletzungspech, den THW hat es da noch härter getroffen. Ich sehe uns zwischen Platz 6 und 9, je nachdem wie gut es läuft. Der THW wird sicherlich noch Platz 5 erreichen können, ich halte Lemgo, Flensburg, Magdeburg und auch Essen für zu stark, als wenn diese noch viel verlieren würden. In der Champions League halte ich eine schnelle Wiederkehr von Lozano für extrem wichtig und dann ist Kiel mit Sicherheit auch wieder in der Lage, jeden zu schlagen.
(Das Gespräch führte Thomas Fischer (living sports).)

Oddset-Quote:

ODDSET-Quote:
Sieg THW:1,15
Unentschieden:6,75
Sieg Gummersbach:4,35
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TV- und Radio-Tips:


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