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22.01.2005 WM 2005 / Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: DHB-Team reist ins Ungewisse

Erstes WM-Spiel morgen gegen Ägypten

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2005:

Sousse/Tunesien - Die Ungewissheit ist groß, die Erfolgsaussicht trotz vier Siegen in sechs Testspielen gedämpft: Nach dem Ende der "Goldenen Generation" tritt das Perspektiv-Team von Bundestrainer Heiner Brand bei der Handball-Weltmeisterschaft in Tunesien ein schweres Erbe an.
Zwei Jahre vor der WM im eigenen Land ist schon das Auftaktspiel der Vorrundengruppe D morgen (17 Uhr/ZDF) in Sousse gegen Ägypten für "Brands Bubis" ein Gradmesser.

Die deutsche Mannschaft trat die Reise nach Tunesien gestern mit der Gewissheit einer gelungenen Generalprobe an. Am Vorabend gewann sie in Berlin mühevoll mit 29:27 gegen Tschechien. Fünf Monate nach dem Gewinn von Olympia-Silber beginnt für die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) eine neue Ära und für Brand der zweite Neuanfang nach seinem Amtsantritt 1997. Immerhin kann sich der Bundestrainer noch auf fünf Akteure aus der Olympia-Mannschaft und sieben aus dem Europameister-Team stützen. Der Großteil seiner 16-köpfigen Auswahl aber ist neu, jung, unerfahren, aber auch unberechenbar und erfolgshungrig. Schon die Vorrunde ist für die im Schnitt 25 Jahre alte Mannschaft eine Herausforderung. Nach den vom ehemaligen Bundesliga-Trainer Jörn-Uwe Lommel betreuten Ägyptern folgen Brasilien am 24. Januar (18.15 Uhr/DSF), Außenseiter Katar am 26. Januar (15.15 Uhr/ARD), Norwegen am 27. Januar (20.15 Uhr/DSF) sowie zum Abschluss Gruppenfavorit Serbien und Montenegro am 29. Januar (14.00/ARD).

Bei einem Weiterkommen warten als nächste Gegner mit großer Wahrscheinlichkeit Olympiasieger und Weltmeister Kroatien, der dreimalige Europameister Schweden und Spanien auf die deutsche Mannschaft.

Noka Serdarusic glaubt nicht daran, dass die neuformierte deutsche Mannschaft in Tunesien vorne mitmischen wird. Dem THW-Trainer fehlt in der DHB-Auswahl eine Figur wie Daniel Stephan oder Markus Baur (beide Lemgo). "Wenn es nicht läuft, brauchen die jungen Leute einen, der die Last auf seine Schultern nimmt." So ein Typ würde dieser Mannschaft fehlen. Für einen Steffen Weber, der beim Zweitligisten SG Kronau/Östringen sein Geld verdient, wäre diese Aufgabe zu groß. "Außerdem ist die Abwehr noch zu grün." Allerdings sehe er auch keinen Anlass, sich um die Zukunft des deutschen Handballs Sorgen zu machen. Einen klaren Favoriten sieht Serdarusic nicht. "Entscheidend ist doch, mit welchen Spielern eine Nation antritt."

Müssen die hoch gehandelten Dänen nach dem Flensburger Joachim Boldsen verletzungsbedingt tatsächlich auch noch auf den Neu-Flensburger Michael Knudsen verzichten, würden die Aktien der Skandinavier schnell in den Keller rauschen. Klar ist für Serdarusic allerdings, dass am Ende die klassischen Handballnationen die Medaillen unter sich ausmachen. "Die Exoten haben bisher noch nichts bewegt. Handball lässt sich eben nicht neu erfinden", weiß der Kieler.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2005)


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