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12.09.2005 Mannschaft

Zebra-Journal: Viktor Szilagyi freut sich auf den THW und das Meer

Nach dem bitteren Aus für Essen: Österreicher nimmt in Kiel einen neuen Anlauf

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2005:

Viktor Szilagyi:  "Der THW ist für jeden Handballer eine Top-Adresse und am Meer habe ich auch noch nie gelebt."
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Viktor Szilagyi unterschreibt beim THW. Noch im Juni schien diese Schlagzeile absurd. Der 26-Jährige hatte gerade mit TuSEM Essen den EHF-Pokal gewonnen - der größte Erfolg in seinem bisherigen Sportlerleben. Dann verlor Essen die Lizenz, verschwand in der Regionalliga und Österreichs Handballer des Jahres 2000 stand auf der Straße.
"Wir alle haben bis zuletzt nicht daran geglaubt, dass die ser Klub seine Lizenz verlieren würde", konnte der gebürtige Ungar es auch nicht fassen, als das Schiedsgericht der Handball-Bundesliga (HBL) am 30. Juni das Licht beim dreifachen deutschen Meister endgültig abschaltete. "Vielleicht wollten wir auch einfach nicht genauer hinsehen."

Für Szilagyi wiederholten sich damit die Ereignisse. Bereits vier Jahre zuvor stand der Rückraumspieler über Nacht mit leeren Händen da, als er mit seinem Freund Alexander Bommes (heute TSV Altenholz) noch für Bayer Dormagen spielte. Einen Tag, nachdem der Abstieg feststand, gab Bayer die Lizenz zurück und purzelte damit aus der Bundes- in die Regionalliga. Bis auf Bommes, der zuvor in Gummersbach unterschrieben hatte, standen alle anderen Bayer-Spieler über Nacht ohne Zukunft da. Auch Szilagyi. "Wir haben unseren Ärger an diesem Abend in Alkohol ertränkt", erinnert sich Bommes auch daran, dass das Handy von Viktor Szilagyi im Sekundentakt klingelte. Damals wie heute war das Interesse an dem Rechtshänder mit dem guten Auge und dem harten Wurf ungebrochen. "Am Ende habe ich immer abgenommen und versucht, wie ein Österreicher zu klingen", freut sich Bommes darüber, dass es den "Pfundskerl" nun nach Kiel verschlagen hat. "Er ist kein Lautsprecher-Typ, trotz dem sehr selbstbewusst und kennt keine Angst", sieht Bommes in dem Österreicher einen "Gewinn für jede Mannschaft".

Vereint in Kiel schwelgten die beiden mit alten Dormagen-Videos noch einmal in der Vergangenheit. Klassiker dabei das Band vom 10. Februar 2001, als Dormagen den THW Kiel mit 26:24 besiegte (siehe Bericht). Szilagyi warf zehnmal und traf neunmal. Zahlen, die sich in sein Gedächtnis eingebrannt haben.

Der 1,96m-Schlacks unter schrieb nach dem Dormagen-Desaster einen Ein-Jahres-Vertrag beim TuSEM. Was als Ehe auf Probe begann, erwies sich schnell als eine innige Beziehung. Szilagyi blieb vier Jahre, warf insgesamt 431 Tore und hatte großen Anteil daran, dass Essen den EHF-Pokal gewann. "Wäre es nach mir gegangen", so Szilagyi, "hätte ich noch länger für Essen gespielt."

Der 88-fache Nationalspieler hatte gerade seinen Vertrag bis Juni 2007 verlängert und mit seiner Freundin Nora Moosbrugger eine neue Wohnung in Mülheim bezogen. Die 25-jährige Veranstaltungskauffrau sollte am 1. September einen Job in Bochum beginnen. Alles schien geregelt, als dem klammen Traditionsklub doch die Luft ausging.

Als einem der wenigen TuSEM-Profis lagen Szilagyi Angebote anderer Klubs vor. Er entschied sich ohne Zögern für den THW Kiel. Dass ihm der deutsche Meister nur einen Ein-Jahres-Vertrag vorlegte, störte ihn nicht. "So habe ich in Essen auch angefangen."

Szilagyi, der beim letzten Auftritt des TuSEM in der Ostseehalle am 22. Mai (32:25 für den THW, siehe Bericht) sieben Tore warf, will nur eines: "Ich möchte nur rechtzeitig erfahren, wenn der THW ohne mich plant. So ein Erlebnis wie in Essen, brauche ich nicht noch einmal." An einen Abschied aus Kiel verschwendet Szilagyi, dessen Freundin Nora ihn an die Förde begleitet, allerdings keinen Gedanken. "Der THW ist für jeden Handballer eine Top-Adresse und am Meer habe ich auch noch nie gelebt." Als Österreicher seien ihm bislang nur Berge und Seen bekannt. Da er sich als neuer Videowart der Mannschaft vorgenommen hat, bei den Auswärtsspielen die komplette Arnold-Schwarzenegger-Serie im Bus abzuspielen, wird er seinen Vertrag in Kiel schon aus diesem Grund verlängern müssen - ein Jahr wird nicht reichen, um alle "Conan"- und "Terminator"- Schinken zu zeigen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2005)


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