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29.01.2007 WM 2007

Kieler Nachrichten: Zwei angezogene Handbremsen

Kroatien und Spanien schonten ihre Kräfte fürs Viertelfinale

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2007:

Mannheim - Mit einem 29:28 (11:16)-Sieg gegen Spanien verteidigte Kroatien die Tabellenführung in der Hauptrundengruppe II. Damit trifft der Olympiasieger im Viertelfinale auf die Franzosen, die trotz eines 28:26-Sieges gegen Tunesien nur Vierter in der Gruppe I wurden.
Die Aussicht, in der ersten K.o.-Runde bereits auf den Europameister zu treffen, schien gestern Nachmittag in der mit 12500 Zuschauern ausverkauften SAP-Arena in Mannheim weder Spanien noch Kroatien sonderlich zu beflügeln.

Kroaten-Trainer Lino Cervar verzichtete zunächst auf Abwehrchef Igor Vori und den Flensburger Blazenko Lackovic. Nach einer Viertelstunde griff auch der sichtlich ermattete Ivano Balic zum Handtuch. Für ihn durfte sich der erst 18-jährige Wunderknabe Domagoj Duvnjak (Zagreb) versuchen. Er tat dies mit lichten Momenten und den zu erwartenden Fehlern. Wenige Minuten vor dem Pausenpfiff nahm Cervar mit Petar Metlicic und Mirza Dzomba auch sein bestes Linkshänder-Paar vom Feld.

Zu behaupten, Kroatien wollte sein erstes Spiel überhaupt bei dieser WM unbedingt verlieren, wäre unwahr. Die, die zunächst mitspielen durften, hatten sicherlich ehrbare Ziele. Nur eine echte Chance hatten sie gegen eine spanische Mannschaft, die in der ersten Halbzeit eine größere Ernsthaftigkeit an den Tag legte, nicht.

Dass der Weltmeister den Sieg auch nicht um jeden Preis anstrebte, war daran zu erkennen, dass Demetrio Lozano erstmals auf seiner Lieblingsposition im linken Rückraum eingesetzt wurde. Nutzen konnte der Ex-Kieler, dem zahlreiche Fehler unterliefen, diese Gunst der Stunde aber nicht. "Kroatien war am Ende deutlich frischer als wir", sagte Lozano, der mit seinen Landsleuten zunächst klar im Vorteil war. Mit 16:11 führten die Spanier zur Halbzeit in der Neuauflage des WM-Endspiels aus dem Jahr 2005, das nur in den Schlussminuten an das hitzige Duell von einst erinnern sollte.

Kroatien schien eine Zukunft ohne Frankreich lange Zeit wichtiger, als die Gegenwart mit den Spaniern. Doch in der zweiten Halbzeit setzte Cervar mit Vori und Lackovic wieder Stammpersonal ein. "Die Leistungsträger sollten alle nur eine Halbzeit spielen", erklärte Lackovic. "Wir sind alle ziemlich müde und müssen unsere Kräfte sparen." Die Kroaten glichen flott auf 19:19 (40.) aus und gingen durch Drago Vukovic (51./24:23) erstmals in Führung. Angefeuert von ihren heißblütigen Fans packte die Kroaten nun doch der Siegeswille.

"Wir wollten von Beginn an gewinnen", verteidigte Davor Dominikovic die totale Rotation in seiner Mannschaft. Der 28-Jährige, der vorgestern von dem Vorwurf freigesprochen wurde, ein Dopingsünder zu sein, saß nicht auf der Bank. Dominikovic will erst im Viertelfinale einsteigen. "Diese Mannschaft braucht mich eigentlich nicht. Sie ist auch ohne mich die beste der Welt."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2007)


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