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09.03.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Bestechung? THW geht jetzt in die Offensive

Nach schweren Manipulationsvorwürfen Kieler Staatsanwaltschaft eingeschaltet

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2009:

Kiel - Die angebliche Manipulationsaffäre rund um den THW Kiel hat neue Brisanz erhalten. Nach einer Vorveröffentlichung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", der in seiner heutigen Ausgabe auf vier Seiten Details über vermeintliche Schiedsrichter-Bestechungen nennt, geht der deutsche Handball-Rekordmeister in die Offensive.
Gestern bat THW-Gesellschafter Georg Wegner die Kieler Staatsanwaltschaft, sofortige Ermittlungen aufzunehmen. Man werde, so Wegner, die notwendigen presserechtlichen, strafrechtlichen und zivilrechtlichen Maßnahmen ergreifen, um die Verantwortlichen der haltlosen Gerüchte und Unterstellungen zur Rechenschaft zu ziehen.

Gleichzeitig entsprach der THW der Bitte von Manager Uwe Schwenker, ab sofort Urlaub nehmen zu dürfen, um sich gegen die Anschuldigungen wehren zu können. Schwenker steht stark unter Druck. Laut "Spiegel" wird er von Noka Serdarusic belastet. Der Ex-Trainer des THW soll Kontoauszüge vorgelegt haben, mit denen Bestechungen belegt werden, die "einvernehmlich mit Uwe Schwenker" erfolgt seien. Thorsten Storm, Manager der Rhein-Neckar Löwen: "Noka hat die Gerüchte bestätigt." Von zehn Fällen ist die Rede, darunter das Champions-League-Endspiel 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt, für das 96 000 Euro gezahlt worden sein sollen, und das Final-Rückspiel 2008 gegen Ciudad Real, bei dem die Spanier allerdings schneller als der THW gewesen sein sollen. Details lesen sich wie ein schlechter Krimi. Einmal, habe Serdarusics Frau Mirjana erzählt, sei sie mit 20 000 Mark unterm Kopftuch zu Schiedsrichtern gegangen, aber weil diese das Geld nicht angenommen hätten, habe sie es zu Schwenker zurückgebracht.

Während Serdarusic keinen Kommentar abgeben wollte, erklärte Dieter Matheis, Beiratsvorsitzender der Rhein-Neckar Löwen, gegenüber dem NDR: "Drei Leute haben mir unabhängig voneinander von den Bestechungen berichtet. Uwe Schwenker muss mit sich selbst abmachen, ob das stimmt oder nicht." Schwenker bestreitet auch, dass er in einem Gespräch mit Jesper Nielsen Manipulationen zugegeben habe und nennt THW-Gesellschafter Hubertus Grote als Zeugen.

Die Handball-Bundesliga reagierte völlig unterschiedlich auf die neuen Vorwürfe. Während HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann am Sonnabend von "neuen Erkenntnissen" sprach und weitere Untersuchungen ankündigte, kassierte HBL-Präsident Reiner Witte diese Einschätzung gestern ein. Stattdessen will sich die Europäische Handball-Föderation (EHF) nun mit dem Fall beschäftigen.

THW-Hauptsponsor Provinzial reagierte zurückhaltend. "Wir beobachten die Entwicklung sehr genau. Wenn sich das beweisen würde, müssten wir über Konsequenzen nachdenken", erklärte Pressesprecher Günther Jesumann.

(Von Gerhard Müller und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2009)


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