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28.08.2010 Interview

Zebra-Journal-Interview mit Alfred Gislason: Mehr Qualität in der Abwehr

THW-Trainer Alfred Gislason: "Kiel zählt immer zu den Titelanwärtern"

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.08.2010:

THW-Trainer Alfred Gislason.
Klicken Sie zum Vergrößern! THW-Trainer Alfred Gislason.

Mit Alfred Gislason, Trainer des THW Kiel, sprach Reimer Plöhn.
Zebra-Journal:
Herr Gislason, in der Vorbereitung hatte Ihr französischer Olympiasieger Daniel Narcisse Riesenpech, erlitt einen Kreuzbandriss im Knie und fällt voraussichtlich bis März 2011 aus. Was bedeutet das für den THW?
Alfred Gislason:
Das war tragisch für uns und tragisch vor allem für Daniel. Er ist ein Riesenspieler, war bei der Saisonvorbereitung auf einem so guten Weg. Aber so ist das leider. Die Mannschaft wird den Ausfall von Daniel über einen gewissen Zeitraum einigermaßen kompensieren können. Dabei wird die Belastung für unsere Rechtshänder im Rückraum jedoch deutlich steigen. Vermissen werden wir Daniel natürlich trotzdem, er ist individuell in vielerlei Hinsicht besonders effektiv. Wer im Mai genau hingesehen hat, konnte erleben wie wichtig er für uns war.
Zebra-Journal:
Sie haben gesagt, dass die Mannschaft in der Vorbereitung weiter ist als zum vergleichbaren Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Woran liegt das?
Alfred Gislason:
In der vergangenen Saison mussten wir mit den Abgängen von Lövgren, Karabatic und Kavticnik fertig werden, sind quasi komplett neu angefangen. Wir haben ein Jahr lang Zeit gehabt, alles neu einzuspielen. Das ist uns auch gelungen. Jetzt müssen wir nur zwei Spieler integrieren. Es ist sicher auch leichter, einen Abwehrspieler wie Daniel Kubes und unseren neuen Kreisläufer Milutin Dragicevic einzubauen. Bei Rückraumspielern dauert so etwas wohl länger. Außerdem hat zum Beispiel Kubes lange Zeit mit Filip Jicha zusammengespielt, die kennen sich gut.
Zebra-Journal:
Sie haben mittlerweile neben der defensiven 6:0-Deckung die offensive 3:2:1 eingeführt, ist das auch etwas für Kubes, der es bei TBV Lemgo nur gewohnt war, 6:0 zu verteidigen?
Alfred Gislason:
Die offensive Variante wird er bald beherrschen. Wir haben es bereits versucht. Daniel bringt uns zusätzliche Qualität für die Abwehr und hoffentlich auch mehr Konstanz. Menschlich gesehen, ist er sowieso ein Riesengewinn.
Zebra-Journal:
Ist durch den Tausch Dragicevic für Igor Anic ebenfalls mehr Qualität gekommen?
Alfred Gislason:
Igor hat zuletzt eine gute Entwicklung genommen, er ist jung und ein Mann für die Zukunft. Sie sind schwer zu vergleichen, Milutin ist ein anderer Spielertyp, auch anders als Marcus Ahlm. Ob Marcus künftig mehr Ruhepausen bekommen kann, wird sich zeigen. Ahlm ist in einer blendenden Verfassung, kam in Topform aus dem Urlaub zurück. Sicher ist allerdings, dass wir in Milutin einen klasse Mann bekommen haben.
Zebra-Journal:
Marcus Ahlm hat gesagt, dass er seinen Zimmernachbarn Dragicevic sehr schätzt, er nennt ihn einen prima Typen. Spielen, so Ahlm, möchte er aber trotzdem so viel wie möglich...
Alfred Gislason:
Das ist normal, sie wollen alle viel spielen, jede Minute auf der Platte sein. Etwas anderes kenne ich von meinen Leuten auch nicht, und das erwarte ich auch von ihnen. Denn genau diese Einstellung ist es, die den THW so stark macht.
Zebra-Journal:
Wenn alle Spieler gesund sind, haben sie 15 Leute in Ihrem Kader. Bei einem Tanz auf drei Hochzeiten steht dem THW wieder eine lange Saison bevor, ist der Kader ausreichend?
Alfred Gislason:
Ich denke, dass der Kader groß genug ist. Sicher hätte ich gerne zwei, drei junge Leute, die man aufbauen könnte, es sind jetzt weniger Spieler als in der letzten Saison. Aber unser Nachwuchscoach und Trainer der Zweiten, Raul Alonso, arbeitet daran, vielleicht schafft ja mal einer den Sprung in den Ligakader. In der Vergangenheit hat der eine oder andere junge Spieler alle Chancen von uns bekommen, bei den Weltbesten mitzumachen. Aber die haben sich dann selbst aufgeführt, als wären sie weltberühmt - in besonderen Straßen von Kiel. Zum Handball spielen gehört nicht nur der Körper, sondern einiges mehr. Trotzdem, wir haben zwar keinen Riesenkader, aber wie es aussieht, sind wir auch jetzt in der Lage, eventuelle Verletzungen aufzufangen.
Zebra-Journal:
Von welchen Spielern dürfen die Fans noch größere Steigerungen erwarten?
Alfred Gislason:
Es ist wohl so, dass es mehr Reserven gibt bei den jüngeren Leuten, ansonsten stehen die Jungs schon auf einem sehr guten Level.
Zebra-Journal:
Trotz des großen personellen Umbruchs feierten Sie mit dem THW 2010 riesige Erfolge. Wird der Druck jetzt noch größer?
Alfred Gislason:
Nein, warum? Es ist jedes Jahr das gleiche, Kiel zählt immer zu den Titelanwärtern. Wir wissen, dass die Mannschaft alles gibt. Ich glaube, dass mit den neuen Leuten noch weitere Luft nach oben ist.
Zebra-Journal:
Titelkonkurrent HSV hat sich mit Michael Kraus verstärkt. Sind die Hamburger jetzt noch näher an Kiel herangerückt?
Alfred Gislason:
Das wird - wie im letzten Jahr - ein ganz enges Rennen. Aber neben dem HSV haben auch die Rhein-Neckar-Löwen zugelegt. Zu beachten sein wird auch Flensburg, die Überraschung der letzten Saison.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 27.08.2010)


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