Hier geht's zur Aktualisierung vom 5.10...
Nach einem 8:0-Punkte-Start in die Bundesliga erwartet der THW
am Samstag (Anpfiff 19.30 Uhr) den Aufsteiger Frisch Auf Göppingen.
Doch in der aktuellen Verletzungssituation ist dies alles andere als
eine leichte Aufgabe, zumal der Traditionsverein aus dem Süden sich bisher in der Liga
als starkes Team präsentiert.
Das verdeutlichte auch der Pokalerfolg der Grün-Weißen vom Mittwoch.
Mit 24:19 schlug man den VfL Gummersbach in fremder Halle und zog damit in
die
Runde drei des DHB-Pokals ein.
Doch auch in der aktuellen Bundesliga-Saison kann der elfmalige deutsche Meister
auf Erfolge zurückblicken: In der "Festung" Hohenstaufenhalle mußte
Frisch Auf bisher noch keine Niederlage hinnehmen, einem 26:26-Auftakt-Unentschieden
gegen Lemgo folgten zwei Heimsiege (gegen Großwallstadt und Bad Schwartau).
Und auch auswärts war der Aufsteiger lange nicht so schlecht, wie die 0:4
Punkte vermuten lassen könnten: Bei der 19:22-Niederlage in
Magdeburg ärgerte man den Meister über eine lange Zeit und
beim 23:26 in Willstätt stand man kurz vor einem ersten Punktgewinn
(siehe
Kurve Göppingen).
Beim Pokalsieg in Gummersbach waren vor allem die Abwehr und ein gut aufgelegter
Schlußmann Jaume Fort Mauri Grundsteine des Erfolgs. Bis zur Halbzeit ließ der
Göppinger Deckungsverband nur fünf Feldtore zu. Zudem zog der ehemalige
spanische Nationaltorhüter (letzte Saison noch TBV Lemgo) den Gummersbacher
Angreifern den letzten Zahn.
Bundestrainer Heiner Brand meinte nach der Pokalpartie:
"Der Sieg ist auf jeden Fall hochverdient. Die Mannschaft spielt gut und
ich bin froh, daß sie die Bundesliga bereichert. Man sieht auch die Handschrift von
Trainer Christian Fitzek." Dieser fühlte sich durch das Lob des
Bundestrainers geschmeichelt: "Es freut mich, wenn er das gesagt hat.
Wir waren heute in allen Mannschaftsteilen wirklich sehr gut. Wir hatten eine super
Deckung mit einem super Torwart. Außerdem wußten wir auf jede Gummersbacher Abwehrvariante
eine Antwort. Haben die 6:0 gedeckt, trafen unsere Rückraumschützen, bevorzugten sie
eine offensive Abwehr, dann trafen unsere Außen."
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Der erste Brasilianer in der 1. Bundesliga:
Bruno Souza.
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Neben Jaume Fort Mauri steht mit Andreas Bulei (früher Flensburg und Schutterwald)
ein weiterer Erstliga erfahrener Keeper im Tor.
Erstliga-Erfahrung können u.a. auch Ex-Nationalspieler Marc Nagel (RM, früher Großwallstadt),
Jörn Schläger (RM/RL, kam aus Eisenach), Oliver Roggisch (K, früher Schutterwald) und
Patrick Kersten (RR/RM, aus Solingen) vorweisen. Und mit
Aleksandr Knezevic (RR, 136 Länderspiele für Jugoslawien) und
dem brasilianischen Publikumsliebling Bruno Souza (RL) kann Trainer Christian Fitzek
die vielleicht torgefährlichsten Spieler aufbieten.
Weitere Informationen finden Sie unter
Gegnerkader Göppingen.
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Aleksandr Knezevic:
"Nicht unmöglich, in Kiel zu punkten."
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Knezevic sieht seine Mannschaft nach dem Erfolg in Gummersbach für das Spiel Kiel
"gut gerüstet". Mit 5:5 Punkten erfülle man zur Zeit die Erwartungen.
"Für jeden Spieler wird es ein einmaliges Erlebnis werden in der ausgebauten Kieler
Ostseehalle aufzulaufen", sagt der Jugoslawe, der sich auf der Göppinger Homepage optimistisch gibt:
"Sollten wir an die Leistung der vergangenen Spiele anknüpfen können,
ist es mit Sicherheit nicht unmöglich in Kiel zu punkten.
Sicherlich sind Spieler wie
Wislander,
Lövgren,
Petersen,
Lozano und Co. erfahrener, aber letztendlich auch nur Namen.
Mit einer mannschaftlichen Geschlossenheit ist einiges zu erreichen."
Es gibt noch Karten
Für das Spiel gegen Göppingen gibt es ab sofort an den Kassen der
Ostseehalle noch ca. 300 Stehplatzkarten.
Die personelle Situation des THW bleibt weiter angespannt:
Nikolaj Jacobsens Knieverletzung ist
nicht deutlich geheilt - das ergab gestern eine Kernspintomographie.
Er wird noch mindestens ein, zwei Wochen aussetzen müssen. Damit zerschlagen
sich die Hoffnungen, unser "Dänenturbo" könnte gegen Göppingen zu einem
ersten Kurzeinsatz kommen.
Magnus Wislander dagegen wird aller Voraussicht nach
spielen können. Er hat gestern trainiert, konnte fast alle Übungen mitmachen.
Dadurch hat Trainer
Noka Serdarusic endlich
in der Deckung wieder Alternativen und kann mit
"Max" vor allem auf eine stabile
6:0-Deckung setzen. "Das ist immerhin etwas Positives", so
Serdarusic.
Noka Serdarusic weiß nicht nur wegen seines intensiven Videostudiums
der Göppinger, was da für ein Gegner am Samstag in die Ostseehalle einläuft:
"Das ist kein typischer Aufsteiger", erklärt der THW-Trainer.
"Die haben zum Beispiel den Brasilianer Bruno, daß ist ein absoluter Top-Mann. Er kommt
zwar nicht gerade aus einem Handball-Land, aber er ist einer der torgefährlichsten Spieler
von Frisch Auf zuusammen mit Knezevic, der vielfacher jugoslawischer Nationalspieler ist."
"Dazu kommt dann Marc Nagel, auch ehemaliger Nationalspieler, und
David Szlezak, österreichischer Nationalspieler auf Rechtsaußen. Auf Linksaußen dann noch Marco Huth,
auch Nationalspieler. Das sind also alles erfahrene Leute."
Serdarusic glaubt, daß Göppingen sich mit diesem Spielerpotential unter
den ersten Zehn der Liga plazieren könnte. Sein Fazit: "Frisch Auf hat eine sehr gute Truppe zusammen."
Dies konnte man auch beim Schlecker-Cup
(siehe Bericht) sehen, den Göppingen nach Siegen gegen die slowenische
Nationalmannschaft und internationale Spitzenteams
wie Leon (ESP) und Veszprem (HUN) gewann.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Frisch Auf Göppingen - ein Name, bei dem langjährige Handball-Fans mit der Zunge
schnalzen. Elf deutsche Meistertitel, zwei Europapokalsiege. Und über allem
der Name "Kempa". Bernhard Kempa, der
"Monsieur Handball" oder auch "Fritz Walter des Handballs", Erfinder des gleichnamigen Tricks und
Weltmeister 1952. Der 80-Jährige sitzt noch heute im Block G in der Göppinger Hohenstaufenhalle direkt
hinter der Reservebank. Nach der Glanzzeit seiner "Kempa-Buben" ging's in den 80er Jahren
bergab mit dem Traditionssverein: Zwangsabstieg 1984 aus der 1. Liga, nach Wiederaufstieg 1985 erneuter
Abstieg 1989,
1994 sogar der Abstieg in die Regionalliga und Gründung einer Zweitliga-Spielgemeinschaft
mit Scharnhausen.
1997 war es dann wieder soweit, Frisch Auf ging nun wieder selbständig auf Torejagd in
der 2. Liga Süd und entwickelte sich dort zu einer festen Größe. Inzwischen war
auch das nötige wirtschaftliche Umfeld durch die Gründung einer Handball-GmbH
entstanden. Und in diesem Sommer war es dann endlich soweit:
Frisch Auf war nach zwölf langen Jahren wieder erstklassig.
Die Zauberwörter für den Erfolg: langfristig, kontinuierlich, gewachsene Strukturen.
"Kiel und Lemgo haben zehn Jahre gebraucht, um dort zu stehen, wo sie heute sind",
sagt Trainer Christian Fitzek, der ehemalige Weltklasse-Kreisläufer.
Handball ist "in" in Göppingen.
"Tollhaus", "Gänsehaut-Atmosphäre", "eine Erfahrung im Grenzbereich", schwärmt
die Lokalpresse über die Stimmung in der 4300 Zuschauer fassenden Hohenstaufenhalle. Und mit
7752 Zuschauern konnte man in der vergangenen Saison gegen den Lokalrivalen Pfullingen in der Stuttgarter Schleyer-Halle
sogar einen Zuschauerrekord für ein Zweitligaspiel aufstellen.
Jetzt deuten alle Zeichen weiter auf Expansion und Professionalisierung.
Interview mit Christian Fitzek - Wollen das Unmögliche möglich machen
- Zebra:
-
Herr Fitzek, darf man aufgrund der Tradition in
Göppingen in Ihrem Fall von keinem normale Aufsteiger sprechen?
- Christian Fitzek:
-
Ich denke ja, wenn man die Situation in Göppingen betrachtet.
Wir sind ausverkauft, die Dauerkarten werden verlost, wir haben sehr viele
junge Leute in der Halle - Handball hat hier Kultcharakter. In Göppingen werden
Tradition und Moderne miteinander verbunden, das unterscheidet uns vieleicht von
den gewöhnlichen Aufsteigern. Es macht jedenfalls einen Riesenspaß bei Frisch Auf.
- Zebra:
-
Was bedeutet die Rückkehr in der 1. Bundesliga für Ihren Verein?
- Christian Fitzek:
-
Der Aufstieg war lebenswichtig für den Verein. Sonst hätten wir hier
wahrscheinlich größere Probleme bekommen. Bei Frisch Auf arbeitete man quasi
seit zwölf Jahren auf diese Rückkehr hin, in den letzten drei Jahren besonders
intensiv. Das Management und nicht zuletzt das Umfeld sind mit großem
finanziellem Engagement bei der Sache. Jetzt sind wir da - und nun wollen wir auch in der 1. Liga dabei bleiben!
- Zebra:
-
Wie fällt denn Ihre erste Zwischenbilanz nach fünf Spielen aus?
- Christian Fitzek:
-
Durchaus positiv. Als Aufsteiger hat man zunächst immer das Problem
nicht genau zu wissen, in welchem Verhältnis man tatsächlich zu den gestandenen
Erstligisten steht. Wir hatten u.a. mit Lemgo und Magdeburg kein leichtes
Auftaktprogramm. Aber mit 5:5 Punkten können wir zufrieden sein.
Es hat sich gezeigt, daß wir mit den Mannschaften auf unserem Niveau mithalten können.
Und an guten Tagen können wir sogar die Meisterschaftsanwärter ärgern. In der
Vorbereitung haben wir ja sogar gegen ein paar wirklich hochkarätige Mannschaften wie
den THW Kiel oder Ademar Leon den Schlecker Cup gewonnen.
Wir brauchen an guten Tagen keinen Gegner zu fürchten,
aber an schlechten können wir auch gegen Mannschaften wie Willstätt verlieren.
- Zebra:
-
Sie haben vor der Saison gesagt, sie wüssten nicht genau,
was sie in dieser Saison erwartet. Haben Sie mittlerweile die passenden
Antworten auf ihre Fragen bekommen?
- Christian Fitzek:
-
Man kann davon ausgehen, daß rund zehn bis elf Mannschaft gegen den Abstieg kämpfen werden.
Es ist gut, daß wir bereits festgestellt haben, nicht chancenlos zu sein.
Der Klassenerhalt ist ein realistisches Ziel. Davon ganz abgesehen weiß ich aus
eigener Erfahrung und den ständigen Beobachtungen natürlich schon, was uns
in der ersten Liga erwartet. Ein paar Mannschaften wie Lemgo, Magdeburg oder
Kiel heben sich vom Leistungsniveau deutlich von uns ab. Allerdings gibt es viele
Mannschaften auf unserem Level, da entscheidet letztlich die Tagesform.
- Zebra:
-
Heißt das Ziel tatsächlich nur Klassenerhalt, oder dürfen Sie schon ein wenig weiter nach oben schauen?
- Christian Fitzek:
-
In erster Linie ist es unerheblich, ob wir die Klasse mit einem 13., 11.
oder 9. Platz halten. Die Hauptsache ist, wir halten die Klasse irgendwie. Vielleicht müßte
man überlegen, das Ziel so zu korrigieren, den Klassenerhalt rein rechnerisch möglichst früh
zu schaffen. Das wäre natürlich für die Planungssicherheit für die nächste Saison ein großer Vorteil.
In jedem Fall ist es so, daß die riesen Euphorie hier in Göppingen auch eine große
Erwartungshaltung mit sich bringt.
- Zebra:
-
Mit welcher Einstellung fahren Sie zum Spiel nach Kiel?
- Christian Fitzek:
-
Ich habe einmal in meinen 15 Jahren als aktiver Bundesliga-Profi in Kiel gewonnen.
Ich glaube, es war 1985 mit dem VfL Gummersbach. Wir sind nicht so blauäugig und wollen
in Kiel versuchen, bloß irgendwie ein gutes Ergebnis zu erzielen. In Kiel darf man
nicht den Fehler machen und auf Zeit zu spielen und möglichst wenig eigene Fehler zu machen.
Unser Handball ist Tempohandball und unser Spiel ist angriffsorientiert. Daran müssen
wir festhalten und dann schauen, was dabei herauskommt. Wir fahren nach Kiel, um
das Unmögliche möglich zu machen. Wir wollen versuchen, unsere Chance zu suchen.
Kiel ist derzeit durch Verletzungspech ein wenig angeschlagen. Aber normal ist es in
Kiel ja immer so, daß es bis zur Halbzeit noch knapp ist, doch dann macht es kurz "bumm" und der
THW zieht mit fünf oder sechs Toren weg. Wir sind krasser Außenseiter und
haben wohl nur eine Chance, wenn der THW uns unterschätzt.
(Das Gespräch führte Sascha Klahn)
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