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24.11.2001 Interview

Henning Siemens freut sich auf die neue Ostseehalle

Von 1997 bis 1999 spielte Henning Siemens selbst im Trikot des THW Kiel. Im zweiten Jahr bei den Zebras gewann er das Triple, zum Abschied das Double. Doch trotz der großen Erfolge fehlten dem 2,08 m großen Linkshänder die begehrten Spielanteile. Also wechselte er zum TV Großwallstadt. Wie es ihm derzeit dort ergeht, erzählte Henning Siemens im ZEBRA-Interview vor dem Pokalspiel.
Zebra:
Henning, wie läuft es derzeit beim TV Großwallstadt?
Henning Siemens:
Henning Siemens freut sich auf die Ostseehalle.
Klicken Sie für weitere Infos! Henning Siemens freut sich auf die Ostseehalle.
Bei uns gibt es immer ein paar Hochs und Tiefs. Fast jeder von uns hatte bislang mit irgendwelchen kleinen Verletzungen zu kämpfen. Die Heimspiele laufen schon ganz gut, auswärts wurde es zuletzt besser. Erst haben wir in Solingen hoch gewonnen und anschließend beim Meister in Magdeburg nach tollem Kampf nur unglücklich und denkbar knapp mit einem Tor verloren. Es geht momentan wieder auswärts, und wir hoffen, diesen positiven Trend beizubehalten.
Zebra:
Und wie läuft es für Dich selbst?
Henning Siemens:
Persönlich läuft es derzeit auch eher schwankend. Ich muß erst noch an die vergangene Saison anknüpfen. Aber an erster Stelle steht nicht der Einzelne, sondern immer die Mannschaft. Gemeinsam müssen wir unsere Punkte sammeln. Da muß man nicht immer auf sich selbst schauen.
Zebra:
Welche Rolle spielst Du derzeit im Team des TV Großwallstadt?
Henning Siemens:
Oh, da fragst Du besser unseren Trainer. Ich rede zudem nur ungern über mich selbst. Schließlich betreiben wir alle eine Mannschaftssportart und sind nur kleiner Teil eines Ganzen. Ich versuche mein bestmögliches für dieses Team zu geben. Dabei habe ich meine wesentlichen Anteile im Angriffsspiel.
Zebra:
Bist Du Stammspieler unter Peter Meisinger?
Henning Siemens:
Unser Trainer wechselt sehr häufig durch. Daher kann man eigentlich nicht von einer Stammformation oder einer festen Sechs sprechen. Jeder von uns bekommt seine Spielanteile. Zuletzt waren wir nach einer Sperre gegen Jacek Bezikowski und einer Wadenverletzung von Bernd Roos sowieso nur elf Mann, da mußte jeder der verbliebenen elf Spieler ran. Bei mir ist das Verhältnis Spielanteile zu Bank ungefähr gleich.
Zebra:
Liegt es an der erneuten Umstrukturierung im Team, daß ihr derzeit nicht an alte Stärken anknüpfen könnt?
Henning Siemens:
Was unseren Trainer jedes Jahr aufs neue wurmt, ist die hohe Fluktuation in der Mannschaft. Eingespieltheit und Verständnis sind absolut wichtig im Handball. Wenn man sich mit seinen Mitspielern blind versteht, kann man viele Situationen schon von vornherein entschärfen, souveräner auftreten. Es dauert gewöhnlich seine Zeit, die vielen Neuzugänge in das eigene System zu integrieren.
Zebra:
Habt Ihr zudem die alte Heimstärke eingebüßt? Zwei Siegen stehen drei Unentschieden gegenüber.
Henning Siemens:
Soetwas habe ich auch noch nicht erlebt, daß man zuhause so oft unentschieden spielt. Aber in diesen Spielen hatten wir einfach zuviele Unkonzentriertheiten gepaart mit ein bißchen Dummheit. In zwei Partien hatten wir so große Vorsprünge, die wir nie und nimmer hätten verspielen dürfen. Hätten wir in Magdeburg gewonnen, wäre das alles nicht so tragisch gewesen. Wenn diese sehr ärgerlichen drei Punkte nicht fehlen würden, wären wir jetzt voll im Soll. Dann würde keiner davon sprechen, daß wir schlecht in die Saison gestartet sind.
Zebra:
Welche Ziele verfolgt Ihr in dieser Saison?
Henning Siemens:
Genau die gleichen wie in der letzten Saison. Wir wollen möglichst von Anfang an genügend Punkte holen, um uns frühzeitig von den unteren Tabellenregionen zu lösen. Und dann möchten wir ab und zu mal die Großen ärgern.
Zebra:
Was erwartet Ihr?
Henning Siemens:
Wir hoffen, das Ergebnis (7. Platz, Anm. d. Red.) aus der letzten Saison zu wiederholen. Doch dazu müssen alle Faktoren passen, und das nötige Quentchen Glück brauchen wir wohl auch.
Zebra:
Angesichts der großen Erfolge in der Vergangenheit und ein Jahr nach dem letzten Triumph im Europapokal herrscht jetzt aber keine Depression in Großwallstadt, oder?
Henning Siemens:
Nein, überhaupt nicht. Jeder weiß, wenn man einen Blick auf die finanziellen Zahlen wirft, daß wir in Großwallstadt gezwungen sind, kleine Brötchen zu backen. Mit dem Geld des THW Kiel oder der anderen Spitzenklubs würden wir sicher auch ganz oben mitspielen. Ich glaube, wir sind derzeit sogar die jüngste Mannschaft der Bundesliga. Wir befinden uns mal wieder im Aufbau, da kann man nicht von jetzt auf gleich eine stabile Saison erwarten.
Zebra:
Bringt die zu Saisonbeginn gegründete Aktiengesellschaft da gerade rechtzeitig neuen Schwung in den Verein?
Henning Siemens:
Für uns Spieler hat sich nicht viel geändert. Und das war auch von Beginn an so geplant. Unsere Aufgabe lautet nach wie vor soliden Handball zu spielen. Der neuformierte wirtschaftliche Unterbau soll langfristig den Spielbetrieb sichern. Wenn das auf diese Weise gewährleistet ist, soll es mir recht sein. Ob diese Gesellschaftsform jedoch lohnenswert ist, wird sich erst in einiger Zeit zeigen.
Zebra:
Wie ist die Reaktion auf diesen Schritt?
Henning Siemens:
Derzeit schauen die anderen Bundesligisten noch zu, ich kann mir allerdings gut vorstellen, daß sie nachziehen werden, sollten wir damit Erfolg haben. Wenn sich dieses Modell und die Art der Sponsorenbindung durchsetzt, wird es sicher Schule machen. Ein Verein muss ja damit anfangen. Doch es ist noch zu früh, um ein Urteil zu fällen. Unser Umfeld hat die AG-Gründung jedenfalls kräftig belebt, da sie auch bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. Es ist jedoch schwierig, bei einem 30-jährigen Bundesligisten neuen Schwung hinein zu bringen. Es geschieht schon soviel mit Routine, die Leute leben einfach mit dem TVG. Ihnen zu verdeutlichen, dass Bundesliga in dieser Region nicht selbstverständlich ist, ist nicht ganz einfach. Insgesamt sind aber insbesondere un-sere kleineren Sponsoren enger in die Geschehnisse des Vereins eingebunden.
Zebra:
Zurück zum sportlichen Teil. Jetzt stehen innerhalb von vier Tagen gleich zwei Partien gegen den THW Kiel auf dem Programm. Mit welchen Aussichten gehst Du in diese Spiele gegen Deinen ehemaligen Verein?
Henning Siemens:
Ich freue mich darauf, in der neuen Ostseehalle in Kiel zu spielen und alte Freunde zu treffen. Und im DHB-Pokal hätten wir wohl kein besseres Los erhalten können. Warum das DSF bei diesem Knüller allerdings nicht dabei ist und stattdessen ein Lokalderby eines Erst- gegen einen Zweitligisten überträgt, kann ich nicht nachvollziehen. Unsere beiden Klubs hatten in diesem Jahr noch nicht viel Fernsehpräsenz, könnten es jedoch ganz gut gebrauchen. Doch in den letzten Wochen sind mitunter obskure Sendeentscheidungen getroffen worden. Daraus könnte man eine eigene Geschichte machen. Ein bißchen komisch ist das schon - so sieht es sicher auch Uwe Schwenker.
Zebra:
Davon einmal abgesehen, mit welchen Gefühlen reist Du nach Kiel?
Henning Siemens:
Eigentlich genauso wie immer. Ich freue mich auf die Fahrt. Schließlich bin ich nicht im Ärger aus Kiel weggegangen, sondern wollte mich nur persönlich im Handball weiterentwickeln, was ich in Kiel aufgrund der starken Leistungen von Staffan Olsson und meiner geringen Spielanteile nicht konnte. In der letzten Saison habe ich mich beim TVG so durchgebissen, jetzt habe wieder einen Schweden bei mir auf der Position und muß wieder kämpfen. Doch ich bin ganz zuversichtlich. Das war für mich der richtige Weg.
Zebra:
Wie wird das Spiel ausgehen?
Henning Siemens:
Handball ist ein Tagesgeschäft. Mit Prognosen habe ich mich nie beschäftigt. Alles ist drin, zumal beide Mannschaften derzeit mal so und mal so spielen.
Zebra:
Welches der beiden Spiele gegen den THW ist Dir denn wichtiger?
Henning Siemens:
Jedes Spiel ist gleich wichtig. Da gibt es keine Unterschiede.
Zebra:
Vielen Dank für das Gespräch, Henning. Dir und dem TV Großwallstadt alles Gute.
Das Gespräch führte Sascha Klahn (living sports).


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