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07.05.2002 Bundesliga / Mannschaft

Vier "Endspiele" auf dem Weg zum Titel

THW-Luxusproblem: Mit drei Torhütern in den Schlussspurt

Aus den Kieler Nachrichten vom 7.5.2002:

Montag morgen um 4.30 Uhr steuerte der THW-Mannschaftsbus nach dem 27:24-Triumph beim TV Großwallstadt das heimatliche Kiel an. An Bord saßen müde, aber zufriedene Spieler. Der erste Punktspielsieg seit drei Jahren in Nordbayern lässt den Zebras alle Optionen auf die deutsche Handball-Meisterschaft. Weniger Vergnügen hatte ein ehemaliger Kieler beim Wiedersehen mit seinen ehemaligen Mitspielern: Henning Siemens musste ab der 15. Minute mit einem Muskelfaserriß vorzeitig passen. Trotzdem hastete der 2,07 Meter lange Linkshänder des TV Großwallstadt nach Spielschluss durch die Kabinengänge.
"Warte Max, ich hab' noch was für dich", ließ er Kiels scheidendes Handball-Idol wissen und verschwand in der Kabine. Dabei wäre Eile nicht nötig gewesen. Magnus Wislander hatte ohnehin alle Hände voll zu tun, um die große Schar der Autogrammjäger, die ihn umringten, zu befriedigen. Siemens kehrte mit einem Computerspiel aus der Kabine zurück. "Für dich. Zum Abschied."

Zuvor war Wislander maßgeblich daran beteiligt gewesen, Kiels Titelhoffnungen am Leben zu halten. Ein kompletter Team-Blackout hatte einen nur scheinbar sicheren Sieben-Tore-Vorsprung innerhalb kürzester Zeit auf 23:22 zusammenschmelzen lassen und Großwallstadt ins Spiel zurückgebracht. Also mußte ein THW-Tor her, dringend. Wislander übernahm die Verantwortung. Sein Verzweiflungswurf aus neun Metern klatschte gegen den rechten Innenpfosten, prallte aufs verlängerte Rückgrat von Torhüter Felix Beck und von dort zum 24:22 ins TVG-Tor. Glück kann man auch erzwingen. Fortan jedenfalls schaukelten die Kieler den Sieg mit viel Routine und den Paraden von Henning Fritz über die Zeit.

Der THW-Torhüter hatte die Partie schnell abgehakt und blickte noch auf dem Parkett auf das nächste von vier folgenden "Endspielen" um die deutsche Meisterschaft. "Wir müssen am Mittwoch aufpassen. Bad Schwartau ist Außenseiter, aber gefährlich. Auch in der Ostseehalle." THW-Trainer Noka Serdarusic warnte ebenfalls: "Die SG hat in Magdeburg 30 Tore geworfen, das muss man erstmal schaffen." An den langsam einsetzenden Rechenspielen mag sich Serdarusic indes nicht beteiligen. "Wir müssen sehen, dass wir unsere Spiele gewinnen. Das wird schwer genug." Titelfavorit Nummer eins sei für ihn nach wie vor der TBV Lemgo. "Die haben eindeutig das leichtere Restprogramm."

Gegen Bad Schwartau könnte Kiels Trainer morgen nach fast einjähriger Unterbrechung endlich auch wieder auf Torhüter Steinar Ege zurückgreifen. Der Norweger meldete sich gesund zurück. So stehne drei überdurchschnittliche Nationaltorhüter im Kader, von denen nur zwei spielen werden. Haben die Zebras auf den letzten Saisonmetern damit plötzlich ein "Luxusproblem"? Sollte Serdarusic sich für Ege entscheiden, müsste er das in dieser Saison zusammengeschweisste "Team im Team" mit dem hoch gelobten Duo Henning Fritz/Mattias Andersson aufbrechen. Serdarusic bleibt gelassen: "Ich werde das machen, was jeder Trainer tun würde, der das Glück hat, mit drei überragenden Torhütern planen zu können: Spielen wird, wer am besten zum bevorstehenden Gegner passt."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 7.5.2002)


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