30.01.2003 | WM 2003 / Nationalmannschaft |
Update #2 | Aktualisierung vom 31.01... |
Zu Beginn der zweiten Halbzeit legten die Männer vom Balkan dann mit dem 17:15 und 18:16 noch einen drauf, dann steigerte sich Henning Fritz. Die Jugoslawen waren nun im Angriff konzeptlos, Deutschland ging durch Gegenstoß-Tore mit 19:18 in Führung (39.). Aber Jugoslawien steckte nicht auf, drehte die Partie erneut. Wieder brachte Arpad Sterbik, der mehr als 20 schwere Bälle hielt, die DHB-Werfer fast zur Verzweifelung. Jugoslawien ging mit zwei Toren in Front (25:23, 48.; 26:24, 51.; 27:25, 52.).
Aber erneut bewies die DHB-Equipe ihre Nervenstärke, ließ sich nicht durch teilweise überharte Spielweise des Gegners aus dem Takt bringen und Hens, Zerbe und Baur brachten ihre Farben bis zur 55. Minute mit 28:27 in Führung. Perunicic glich noch einmal zum 28:28 (56.) aus, dann zog Deutschland durch Tore von Baur (Strafwurf) und Hens auf 30:28 (57.) davon. Nachdem Perunicic auf 29:30 (57.) verkürzt hatte, sorgte Kehrmann mit dem 31:29 für die Vorentscheidung. Die Jugoslawen schafften zwar innerhalb der verbleibenden zwei Minuten noch den 31:31-Ausgleich, der nötige Siegtreffer gelang ihnen aber nicht mehr.
Einmal mehr zeigte sich der jugoslawische Nationalspieler Nedeljko Jovanovic, der auch deutscher Staatsbürger ist, als schlechter Verlierer. Der Handball-Profi, der in Hameln nach Faustschlägen einen unrühmlichen Abgang hatte und heute bei Portland San Antonio spielt, lieferte sich nach dem Schlußpfiff ein Wortgefecht mit DHB-Kapitän Markus Baur. "Ihr seid alles Ars******** und Schauspieler", so der Jugoslawe.
Bester Werfer des DHB-Teams gegen war Markus Baur (8/5) Tore. Klaus-Dieter Petersen konnte erneut einen Treffer markieren. Henning Fritz zeigte in den ersten 47 Minuten eine gute Leistung, Christian Zeitz war zweimal erfolgreich.
Henning Fritz sagte nach der Partie: "Ich denke, wir schwimmen momentan auf einer Welle, sonst hätten wir das Spiel nicht für uns entschieden. Es ist in der Mannschaft ein großes Selbstvertrauen. Wir wußten, die Jugoslawen würden irgendwann Fehler machen, und sie haben die Fehler gemacht und wir die Ruhe bewahrt. Wir sind natürlich glücklich weitergekommen. Vom Spielverlauf her hätten wir das Spiel verlieren müssen, aber wir waren diszipliniert und sind dran geblieben."
"Unser großes Plus war es, dass wir uns nicht aus der Ruhe haben bringen lassen und wir unsere Emotionen im Gegensatz zu den Jugoslawen am Ende besser im Griff hatten", resümierte Baur. "Wir können hier wirklich etwas ganz Großes erreichen", jubelte Kreisläufer Christian Schwarzer.
Im zweiten Halbfinale am Samstag treffen Spanien und Kroatien aufeinander.
Vorteile besaß der Kontrahent gestern im Vergleich der Torleute. Arpad Sterbik stach den Kieler Henning Fritz deutlich aus. Und weil Brand nicht reagierte, beorderte sich der THW-Schlussmann selbst auf die Ersatzbank. Christian Ramota reichte in den verbleibenden 13 Minuten auch nicht an den Jugoslawen heran, stoppte aber trotzdem drei wichtige Bälle. Auch ein Meilenstein zum Erfolg. "Ich kam an viele Bälle, die ich hätte halten können, nicht heran und konnte mich nicht mehr aufbauen", begründete Fritz seinen selbstlosen Wechsel in Eigenregie.
Er habe jetzt eine Mannschaft, die zusammenhalte wie bisher noch keine zuvor, sagte Heiner Brand. Das Beispiel Fritz bestätigt den Bundestrainer und lässt Handball-Deutschland ganz fest vom ganz großen Wurf träumen.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2003)
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