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01.02.2003 WM 2003 / Nationalmannschaft

Finale! Deutschland kämpft Titelverteidiger Frankreich nieder - Ohne Zerbe und Kretzschmar ins Endspiel

DHB-Auswahl verkraftete Ausfall von Zerbe und Kretzschmar und Vier-Tore-Rückstand

Update #4 Aktualisierung vom 01.02...

Garant des Sieges: Henning Fritz mit 21 Paraden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Garant des Sieges: Henning Fritz mit 21 Paraden.
Finale! Erstmals seit 1978 hat eine deutsche Nationalmannschaft das Endspiel einer Weltmeisterschaft erreicht. Mit einer bravourösen kämpferischen Leistung bezwangen die Männer von Heiner Brand im Halbfinale Titelverteidiger Frankreich mit 23:22 (11:10), obwohl Deutschland Mitte der zweiten Halbzeit bereits vier Tore zurück lag und den Ausfall von Zerbe und Kretzschmar kompensieren mußte. Einer der Garanten des Sieges war der THW-Torhüter Henning Fritz, der 21 Bälle (darunter einen Siebenmeter) parieren konnte. Nun trifft die DHB-Auswahl am Sonntag um 18.00 Uhr im Finale (live im WDR ab 17.50 und im Sport1-Live-Ticker) auf Kroatien, das Spanien ausschaltete (siehe Bericht.
Fiel nach harter Attacke aus: Stefan Kretzschmar.
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Schon nach sechs Minuten gab's für die deutsche Mannschaft beim Stand von 1:3 den ersten Schock: Kretzschmar verletzte sich nach einer der vielen harten Attacken der aggressiven französischen 3:2:1-Deckung. Der bis dahin im Turnier erfolgreichste deutsche Torschütze versuchte es zwar nach einer Behandlungspause noch einmal, mußte dann aber nach einer Fingerverletzung endgültig für Heiko Grimm Platz machen.

Dennoch gelang es dem Vize-Europameister nach 2:4-Rückstand (10.) durch zwei Kreis-Treffer von Christian Schwarzer auf 4:4 (12.) auszugleichen und mit einem Konter in Unterzahl sogar mit 5:4 in Führung zu gehen (15.). Als Volker Zerbe (Oberschenkel) dann verletzt ausfiel, mußte Youngster Christian Zeitz im rechten Rückraum ran. Der zukünftige Kieler hatte zunächst kein Wurfglück. Besser machte es Schwarzer vom Kreis, der Lemgoer Kreisläufer traf zum 6:5 (16.).

Wieder einmal war die Deckung der deutschen Mannschaft das Prunkstück. Die 6:0-Formation stand, geleitet von "der Wand" Klaus-Dieter Petersen. Dahinter brachte ein wieder einmal extrem motivierter Henning Fritz die Angreifer des Titelverteidigers reihenweise zur Verzweiflung. Toll auch die Leistung des jungen Pascal Hens, der nicht nur ein Auge für den Kreis hatte, sondern auch eiskalt aus dem Rückraum traf, so zum Beispiel zum 7:6 (19.). Hens war es auch, der auf 9:6 (21.) erhöhte.

Machte sechs Tore und eine tolle Partie: Pascal Hens.
Klicken Sie zum Vergrößern! Machte sechs Tore und eine tolle Partie: Pascal Hens.

Als Deutschland den Vorsprung in der 25. Minute sogar auf 11:7 erhöhte hatte, zog Frankreichs Coach Onesta mit einer Auszeit die Notbremse. Danach stockte das Spiel der deutschen Mannschaft. Der inzwischen ins Tor gekommene französische Keeper Omeyer führte sich gut ein, kaufte gerade Florian Kehrmann von Außen mehrere Bälle ab. Zug um Zug verkürzten die Franzosen und waren zur Pause auf 10:11 herangekommen.

Im zweiten Durchgang kam es dann in den ersten Minuten zu einem Duell der Torhüter. Weder Fritz noch Omeyer ließen bis zur 35. Minute einen Treffer zu, dann glich Frankreich durch Girault zum 11:11 aus. Nun wirkten die Deutschen planlos, verloren den Ball durch leichte Fehler oder scheiterten an Omeyer. Frankreich ging bis zur 38. Minute mit 13:11 in Führung.

Besorgte drei ganz wichtige Tore: Christian Zeitz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Besorgte drei ganz wichtige Tore: Christian Zeitz.
Das 12:13 von Pascal Hens wirkte da fast wie eine Erlösung, doch Frankreich blieb zunächst weiter am Drücker und lag in der 44. Minute mit 16:12 in Führung. Diesmal Auszeit Deutschland. Und Deutschland kam wieder. Zeitz, der zuvor in einigen Aktionen unglücklich ausgesehen, wechselte sich nun mit Kehrmann im rechten Rückraum und auf der rechten Außenbahn ab und traf in Überzahl aus dem Rückraum zum 13:16 (45.). Nach einem tollen Kracher von Hens und einem Gegenstoßtor von Kehrmann war es erneut Zeitz, der eiskalt aus dem Rückraum zum 16:16-Ausgleich (48.) traf.

Dem Titelverteidiger gelang zwar noch einmal die 17:16-Führung, doch Dragunski und Kehrmann brachten die DHB-Sieben erneut in Front (18:17, 51.). Deutschland ließ sich nun die Führung nicht mehr abnehmen. Henning Fritz zeigte im Tor eine Weltklasseleistung und vorne sorgten Schwarzer, Baur (Strafwurf) und Hens für das 21:19 (57.). Auch eine Zeitstrafe gegen "Blacky" ließ Deutschland nicht aus dem Tritt kommen. Nach dem 20:21-Anschluß (58.) durch Richardson machte Baur mit einer Einzelaktion in Unterzahl das 22:20 (58.). Das erste Feldtor des DHB-Kapitäns war ausgerechnet dieser so wichtige Treffer.

Die letzten zwei Minuten waren dramatisch. Deutschland - zunächst noch in Unterzahl - mußte das 21:22 (59.) durch Cazal hinnehmen, Frankreich probierte es nun mit offener Manndeckung. Aber Zeitz traf mit einem sensationellen Dreher von Außen zum 23:21. 45 Sekunden vor Schluß parierte Fritz einen Rückraumwurf von Richardson und 15 Sekunden später kassierte Dragunski seine dritte Zeitstrafe, doch der 22:23-Anschlußtreffer durch den Hamburger Bertrand Gille (sein erstes Tor) kam zu spät. Deutschland brachte die verbleibenden 18 Sekunden über die Zeit.

Jubel beim deutschen Team nach dem Abpfiff.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubel beim deutschen Team nach dem Abpfiff.
Bester Werfer des DHB-Teams gegen Frankreich war Pascal Hens mit sechs Toren. Klaus-Dieter Petersen machte als Abwehrchef im Mittelblock wieder eine ganz tolle Partie und Henning Fritz war mit 21 Paraden, darunter einem gehaltenen Siebenmeter einer der Garanten des Sieges. Christian Zeitz, zunächst glücklos, machte mit seinen drei Treffern in den letzten 15 Minuten drei ganz, ganz wichtige Tore.

Henning Fritz sagte nach der Partie: "Unglaublich! Wir hatten in den letzten Jahren schon oft solche Spiele gegen Frankreich, haben die dann aber meist verloren. Ich habe mich so in das Spiel hereingesteigert und mir gesagt, wir können nicht verlieren. Heute haben wir einen ganz großen Schritt gemacht. Aus dem Spiel heute nehmen wir noch einmal einen großen Kick mit. Uns ist eine große Last von den Schultern gefallen. Jetzt können wir morgen locker aber mit festem Willen in das Endspiel gehen."

Heiner Brand war sichtlich stolz auf sein Team: "Unglaublich, was die Mannschaft geleistet hat - nach vier Toren Rückstand und ohne Zerbe und Kretzschmar... Sensationell!" Zu den Chancen im Finale meinte der Bundestrainer: "Das Spiel heute hat natürlich sehr viel Kraft gekostet, wir wissen nicht, ob die, die heute ausgefallen sind, morgen spielen können. Aber morgen werden alle nochmal alles geben." Zur Leistung von Henning Fritz sagte Brand: "Er hat uns sehr geholfen. Er war sicherlich einer der Garanten des Sieges."

Aktualisierung vom 01.02.

Deutschland muß im Finale auf Stefan Kretzschmar verzichten. Der Linksaußen hat sich im dramatischen Halbfinale gegen Frankreich den rechten kleinen Finger gebrochen. "Gleich nach der WM wird Stefan in Magdeburg operiert. Er dürfte für rund drei Wochen ausfallen", sagte SCM-Manager Bernd-Uwe Hildebrandt am Abend in Lissabon.

Ausfallen wird auch Volker Zerbe, der einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel erlitt.

Weitere Stimmen zum Spiel:

Christian Zeitz: Wenn die Mannschaft nach dem 12:16 nicht mehr an den Sieg geglaubt hätte, hätte sie auch nicht gewonnen. Wir haben alles gegeben und sind belohnt worden. Der 2. Februar 2003 ist ein guter Tag, um Weltmeister zu werden.

Uwe Schwenker (Manager THW Kiel): Das war 'ne ganz enge Kiste. Matchwinner war eindeutig Henning Fritz, der die Mannschaft immer wieder im Spiel gelassen hat. Nach dem Ausfall von Volker Zerbe muss ich dem Team ein Riesenkompliment machen. Sie hat couragiert gespielt und großartig gespielt. Ich glaube, der Final-Gegner ist der Mannschaft völlig egal. Sie hat soviel erreicht. Mit dem nötigen Schub und Selbstbewusstsein kann sie auch noch Weltmeister werden.

Halbfinale: 01.02.03, Sa., 16.00: Deutschland - Frankreich: 23:22 (11:10)

Deutschland:
Fritz (1.-60.), Ramota (n.e.); Hens (6), Dragunski (1), Kretzschmar (1), Immel (n.e.), Schwarzer (5), Petersen, Weber (n.e.), Zerbe (1), Baur (3/2), Zeitz (3), Grimm, Kehrmann (3);
Frankreich:
Martini (1.-25., 50.-60.), Omeyer (25.-50. und ein 7m); Fernandez (3), Dinart, Burdet, B. Gille (1), Kempe (2), Narcisse (6), G. Anquetil, Girault (1), Houlet, Richardson (3), Abati, Cazal (6);
Schiedsrichter:
Kohout / Doljes (Tschechien)
Zeitstrafen:
Deutschland: 8 (dreimal Dragunski, Kretzschmar, zweimal Schwarzer, Petersen, Zerbe);
Frankreich: 6 (Fernandez, Burdet, zweimal B. Gille, Richardson, Abati)
Siebenmeter:
Deutschland: 2/2;
Frankreich: 1/0 (Houlet scheitert an Fritz)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:3, 2:3, 2:4, 5:4, 5:5, 6:5, 6:6, 9:6, 9:7, 11:7, 11:10;
2. Hz.: 11:13, 12:13, 12:16, 16:16, 16:17, 18:17, 18:18, 19:18, 19:19, 21:19, 21:20, 22:20, 22:21, 23:21, 23:22
Zuschauer:
6000 (Pavilhao Atlantico, Lissabon (POR))
Spielgraphik:
Spielgraphik


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