Das Handball-Magazin berichtet in seiner Ausgabe 06/2003 über den Umbruch beim
THW Kiel. Hier der Artikel mit freundlicher Genehmigung des Handball-Magazins.
Manchmal rieben sie sich verwundert und irritiert die Augen. So schlimm
hätten sie die Zeit nach
Magnus Wislander nun wirklich nicht erwartet. Mit
dem Welthandballer des Jahrhundert hatten sie 2002 nach einem gewaltigen
Schlussspurt noch die deutsche Meisterschaft gewonnen. Ohne den 39-jährigen
Schweden stürzten die Männer des THW Kiel ab und trieben zwischenzeitlich
als Letzter der Liga sogar die gesamte Konkurrenz vor sich her. Ob vieler
Verletzter lahm wie ein Wagen, der eigentlich vier Zylinder hat, aber nur
auf zweien fährt.
Mit Olssons Abgang endet die Ära eines großen Teams
Erst langsam kamen die Zebras nach sieben sieglosen Spielen mit einer Serie
von 19:1 Punkten in Schwung und sicherten sich als Sechster noch die
Qualifikation für den EHF-Cup. Ein glückliches Ende einer schwierigen
Spielzeit? "Wir dürfen dieses Jahr nicht nur abhaken, sondern müssen auch
daraus lernen", sagte Kapitän
Stefan Lövgren. "Sonst kommt das schnell
wieder."
Aufregen wird die kommende Saison ohnehin jeden. Die Ära des großen Teams
der neunziger Jahre endet mit der Heimkehr des schwedischen Linkshänders
Staffan Olsson (39) und dem
Abgang der Außen
Christian Scheffler (31) und
Martin Schmidt (33) endgültig. Nun muss der zehnmalige deutsche Meister den
Neuaufbau beginnen.
"So eine Herausforderung gab es zuletzt nicht. Ich finde
es spannend", sagte
Zvonimir Serdarusic den Kieler Nachrichten. Der Trainer,
dessen Vertrag bereits im Februar bis 2006 verlängert wurde, muss gleich
fünf Zugänge integrieren. Neben den deutschen Nationalspielern
Adrian Wagner
(HSV Hamburg) und
Christian Zeitz (SG Kronau/Östringen) kommen
Roman Pungartnik (Wilhelmshaven) sowie die Schweden
Marcus Ahlm (Ystad) und
Martin Boquist. Der 26-jährige Rechtshänder
Boquist gewann mit dem
Wislander-Verein Redbergslids IK die schwedische
Meisterschaft und wurde ð
ohnehin Torschützenkönig und wertvollster Spieler ð auch zum "Mann des
Jahres" in der Elitserien gekürt. "Man muss der Mannschaft etwas Zeit
geben", sagt Abwehrchef
Klaus-Dieter Petersen. Doch allein die Namen der
Neuen verpflichten Kiel, möglichst lange den Kontakt zur Spitze der Liga zu
halten.
Auch Mittelmann Larholm steht auf der Wunschliste
Den Großeinkauf hat der THW noch nicht beendet. Der auch von Magdeburg und
Barcelona heiß umworbene Linkshänder
Kim Andersson unterschrieb einen am 1.
Juli 2004 beginnenden Drei-Jahres-Vertrag. Der 21-jährige Schwede spielt in
der kommenden Saison noch für IK Sävehof. Dort steht auch der gleichaltrige
Mittelmann Jonas Larholm unter Vertrag, dessen Name sich ebenfalls seit
geraumer Zeit auf der Kieler Wunschliste befindet.
Beauftragt mit dem Aufbau des neuen Teams sind auch erfahrene Akteure wie
der 32-jährige
Lövgren. Vor zehn Jahren erlebte der Schwede in Göteborg eine
ähnliche Situation, aber die neue Aufgabe könnte etwas einfacher werden:
"Damals hatten wir gar keine älteren Spieler mehr."
(Von Tim Oliver Kalle, Handball-Magazin)