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30.09./01.10.2003 - Letzte Aktualisierung: 01.10.2003 Bundesliga

Minden mit aufsteigender Form zum THW

Update #2 Aktualisierung vom 1.10. (#2), vom 1.10. (#1), Interview mit Rainer Niemeyer ergänzt...

Der Kader von GWD Minden.
Klicken Sie für weitere Infos! Der Kader von GWD Minden.
Am Mittwoch (Anpfiff 20 Uhr) empfängt der THW Kiel den GWD Minden. Gegen den Tabellenvierzehnten (2:8 Punkte) ist die Erwartungshaltung der Fans klar - zwei Punkte sollen den THW mit dann 13:1 Zählern zumindest bis zum Wochenende am HSV Hamburg (12:2, spielfrei) vorbei zum Tabellenführer machen.
"Jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden" - diese Sportlerweisheit kann man auch vor dem Spiel gegen GWD aus dem Mund der THW-Führung entnehmen. Doch natürlich erwartet sie einen doppelten Punktgewinn gegen die Ostwestfalen, die mit bisher nur einem Sieg sich jetzt schon im Abstiegskampf befinden. Beim Aufsteiger Stralsund verlor Minden zum Saisonauftakt 21:23, fuhr dann glücklich zwei Punkte in eigener Halle gegen den zweiten Aufsteiger, Kronau-Östringen, ein (30:29), musste dann aber Niederlagen in Wallau, zu Hause gegen Magdeburg und in Essen hinnehmen (siehe Kurve Minden). Gegenüber der schwachen GWD-Vorstellung in Hannover gegen Magdeburg konnte Mindens Trainer Rainer Niemeyer bei TUSEM immerhin eine deutliche Leistungssteigerung seines Teams feststellen: "Gegenüber dem Magdeburg-Spiel waren das Welten" sagte der ehemalige Weltmeister dem Mindener Tageblatt, der seinen Spielern eine "tolle Moral" und "die beste Saisonleistung" attestierte. Mit etwas mehr Glück und Kraft wäre für das Team, das in dieser Saison ohne Frank von Behren (Gummersbach) und Gustaf Bjarnason (zurück nach Island) auskommen muss, sogar eine Überraschung möglich gewesen.

Besonders dem spanischen Spielgestalter "Chechu" Fernandez (Niemeyer: "Diesmal eine tolle Leitfigur") wurde aufsteigende Form bescheinigt. Auch in der Defensive stand der Iberer mit Mike Bezdicek und Aaron Ziercke stark im Mittelblock, Torhüter Jan de Bakker zeigte ebenfalls gute Form. Ein "ordentliches Comeback" feierte laut Mindener Tageblatt der Linkshänder Jan-Fiete Buschmann. Weitere bekannte Größen im Mindener Kader sind Nationalspieler Arne Niemeyer (RL/RM, mit 27 Toren bisher bester Schütze), Rechtsaußen Tomas Axner (24/7 Tore) und Kreisläufer Dimitri Kouzelev.

Die offizielle Sprachregelung bei GWD scheint zu sein, dass es in Kiel nur darum gehe, sich achtbar aus der Affäre zu ziehen. Dennoch: kampflos abgeben werde man das Spiel nicht, "es wäre aber vermessen zu sagen, dass wir dort die besten Siegchancen besitzen würden", so Niemeyer gegenüber dem Mindener Tageblatt. Nicht mehr mithelfen, ein gutes Ergebnis in Kiel zu erreichen, wird Denis Maksimovitch. Dem weißrussischen Nationalspieler wurde von GWD-Manager Bredemeier erklärt, er besitze kein Vertrauen mehr im Verein und solle sich ein neues Team suchen.

Würde der THW gegen Minden die erhofften zwei Punkte einfahren, wären die Zebras erstmals seit dem 19. Mai 2002 wieder Tabellenführer der Bundesliga. Doch solcherlei Zahlenspiele interessieren die Kieler Führung und einen Großteil der Fans - insbesondere zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison - wenig. Wichtiger dürfte da sein, dass die Mannschaft guten Handball bietet, große Spielfreude zeigt und ihr Potenzial mehr als nur andeutet.

Im letzten Jahr unterlag Minden in der Ostseehalle mit 20:26 (11:11) (siehe Spielbericht), den letzten GWD-Erfolg in Kiel finden Chronisten in der Saison 83/84 (siehe Gegnerdaten Minden).

Schiedsrichter der Partie sind Andler (Remseck)/ Andler (Stuttgart).

 

Aktualisierung vom 01.10.

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.10.2003:

GWD Minden stapelt tief

Gegen THW nur Schadensbegrenzung?
Kiel - Aus Mindener Sicht geht es nur um Schadensbegrenzung. Man wolle versuchen, ein gutes Ergebnis zu erzielen, erläutert GWD-Trainer Rainer Niemeyer die eigenen Absichten vor der Partie heute Abend (20 Uhr) beim THW Kiel. Dessen Trainer, Noka Serdarusic, erkennt die Einschläferungstaktik. "Wir nehmen jeden Gegner ernst", sagt er.

Ob Rückraumspieler Piotr Przybecki dabei ist, stand gestern in den Sternen. Eine Lendenwirbelverletzung aus dem Spiel gegen Wetzlar machte dem Polen zu schaffen. "Ich hoffe, er kann uns helfen", sagt Serdarusic, "Lozano ist noch nicht in der Lage, mehr als 15 Minuten pro Halbzeit zu spielen." Dennoch sagt Kiels Trainer: "Wir sind klarer Favorit und wollen das bestätigen."

Die Leistungskurven beider Teams, das belegt der Blick auf die Tabelle der Handball-Bundesliga, verlaufen krass entgegengesetzt. Vor Saisonbeginn hatte die sportliche Leitung um Niemeyer und Manager "Hotti" Bredemeier den Mindener Kader verschlankt. Sechs Spieler, darunter Frank von Behren, gingen, drei neue plus zwei eigene Nachwuchsleute kamen. Niemeyer muss sich auf den Abstiegskampf einstellen.

Dabei helfen zwei ehemalige Kieler tatkräftig mit: Aaron Ziercke und Mike Bezdicek. Ziercke trug das THW-Trikot von 1989 bis 1993, "Bezze" brachte es nur auf ein Vier-Monats-Intermezzo. Der 86-fache Nationalspieler kam am 27. Oktober 2000 als Leihgabe von GWD Minden, musste nach vereinsinternen Streitigkeiten aber schon am 14. Februar 2001 wieder gehen - fristlose Kündigung. Nach der Trennung erlebte der 2,06-m-Mann eine wahre Odyssee. Erste Station war der italienische Erstligist Rubiera/Modena, mit dem ihm am 6. April 2001 im Play-Off-Halbfinale die Achillessehne riss. Obendrein bereitete ein Dopingtest Ungemach. "Bezze" rauschte als Sünder durch den Blätterwald, voreilig, wie sich später herausstellte; ihm wurde nichts nachgewiesen. Die weiteren Stationen: Juristische Auseinandersetzungen in Minden mit dem Ergebnis der Weiterbeschäftigung. Vier Spiele, dann ging es zu Grashoppers Zürich. Dort wurde der mittlerweile 35-Jährige Vizemeister, kehrte aber zurück nach Minden, wo ihn im Herbst 2002 eine Schulter-Luxation außer Gefecht setzte. Seit Januar ist er - überwiegend - verletzungsfrei, sein Vertrag läuft bis 2004, und wenn die Gesundheit mitspielt, will er weitere Jahre dranhängen. Doch heute freut er sich zunächst einmal auf Kiel. Bezdicek: "Wie immer, wenn es in diesen tollen Handballtempel geht".

(Aus den Kieler Nachrichten vom 01.10.2003)

2. Aktualisierung vom 01.10.

"Natürlich sind wir da klarer Außenseiter. Aber in dieser Rolle fühlen wir uns ganz wohl", gibt sich GWD-Trainer Rainer Niemeyer vor dem Auftritt seines Teams in der Ostseehalle gegenüber dem Mindener Tageblatt gelassen. Um beim THW gut auszusehen müsse man die bei der knappen Niederlage in Essen gezeigte Geduld und Disziplin wiederholen und ein gutes Rückzugsverhalten zeigen, weil der THW, der einen "glänzenden Lauf" habe, 50 Prozent seiner Tore per Gegenstoß mache. Dazu haben die Kieler das beste Gespann im Tor: "Weltklasse", so Niemeyer dem MT. Niemeyers Rezept: Geschlossenheit, lange, sichere Angriffe und in der Deckung Boquist und Ahlm, über die fast alle laufe, stören. Allgemeine Marschrichtung für Minden: "Wir wollen den Weg weiter gehen, den wir am Sonntag in Essen beschritten haben", so Niemeyer der "Mindener Zeitung".

Bei Minden steht hinter dem Einsatz des dänischen Linksaußen Lars Rasmussen ein Fragezeichen. Der Torschützenkönig der dänischen Liga zog sich im Training eine Augenverletzung zu. Angeschlagen sind Jan-Fiete Buschmann (Stirnhöhlenvereiterung), Arne Niemeyer und Andreas Simon (grippaler Infekt).

Dieser Vorbericht wird laufend aktualisiert...

 

 

"Rauem Wind entgegen" - Interview mit Rainer Niemeyer

Aus dem THW-Hallenmagazin Zebra, von living sports:

Rainer Niemeyer, Trainer von GWD Minden, über die Schwierigkeiten der neuen Saison
In der letzten Saison schien der Abstieg der Grün-Weißen aus Dankersen schon so gut wie besiegelt, als GWD-Manager Horst Bredemeier in letzter Sekunde die Notbremse "Trainerwechsel" zog. Neuer Trainer wurde der bisherige Trainer der 2. Mannschaft in der Regionalliga, Rainer Niemeyer. Thomas Fischer (living sports) unterhielt sich mit dem Mindener "Retter" und Weltmeister von 1978 (als Torwart) über dessen neue Herausforderung als "Full-Time-Trainer" und seine schwierige Aufgabe in Minden.
Zebra:
Sie haben am 13.03.2003, kurz vor Ende der letzten Saison, Aleksandr Rymanov als Trainer der GWD Minden abgelöst. Was hat sich dadurch für Sie persönlich alles verändert?
Rainer Niemeyer:
Seit März Trainer in Minden: Rainer Niemeyer.
Seit März Trainer in Minden: Rainer Niemeyer.
Es hat sich natürlich vieles geändert. Ich mache diesen Trainerjob seit dem 1.7. dieses Jahres hauptberuflich, habe meinen Beruf als Lehrer also hinter den Handball zurückgestellt. Die Doppelbelastung Schule und Handball ist ganz einfach nicht zu schaffen. Ich habe aus meiner Sichtweise heraus als Trainer der 2. Mannschaft mir nicht annähernd vorstellen können, wie viel Arbeit ein Bundesligatrainer tatsächlich hat.
Zebra:
Trotz aller Umstellungen macht Ihnen der neue Job aber trotzdem Spaß, oder?
Rainer Niemeyer:
Natürlich! Ich bin Vollbluthandballer durch und durch, habe in meiner aktiven Zeit ja so ziemlich alles gewonnen, was man kann. Diese Erfahrung versuche ich täglich mit einzubringen. Beim Handball bin ich mein Leben lang geblieben und so macht mir die neue Herausforderung wirklich sehr viel Freude. Ich habe einen Vertrag bis 2005 und ich freue mich auf jedes einzelne Jahr.
Zebra:
Sie haben den Verein in der letzten Saison in der letzten Minute vor dem Abstieg gerettet. Glauben Sie, diese Saison wird für Sie ruhiger verlaufen?
Rainer Niemeyer:
Ich denke eher im Gegenteil - die jetzige Saison könnte durchaus noch schwieriger werden als die letzte. In der letzten Spielzeit war der Verein praktisch fast schon abgestiegen, man hat von mir nicht viel erwartet. Über die ganze Saison gesehen, sehe ich noch viele Schwierigkeiten auf uns zukommen. Schon aufgrund unseres niedrigen Etats (1,8 Mio Euro) haben wir quasi keine Möglichkeit, auf dem Spielermarkt groß aktiv zu werden, zumal wir mit einer Unterdeckung von 200000 Euro in die Saison starten. Unser Spielerkader ist somit sehr knapp bemessen und musste mit vielen jungen Leuten aus der eigenen Jugend ergänzt werden. Schon in den ersten Spielen haben wir schnell gemerkt, dass uns der Wind sehr rau entgegen weht.
Zebra:
Also hat sich die finanzielle Situation des Vereins nicht geändert?
Rainer Niemeyer:
Nein, die ist nach wie vor sehr angespannt. Aufgrund der allgemein schlechten wirtschaftlichen Situation sind einige unserer ehemaligen Sponsoren in die Insolvenz gegangen und es wird dementsprechend auch nicht einfacher, neue Sponsoren für den Verein zu gewinnen. Man muss auch ganz klar sagen, dass es von Seiten der Betriebe teilweise verständlich ist, dass sie sich weniger mit einem Verein aus der unteren Tabellenhälfte identifizieren wollen. Man baut dabei eher auf die Heimatverbundenheit ansässiger Firmen, somit haben es größere Vereine wie Kiel, Magdeburg oder Flensburg natürlich leichter, da diese Vereine wesentlich mehr im Rampenlicht stehen als Minden. Dadurch bildet sich in der Bundesliga eine gewisse Zwei-Klassen-Gesellschaft, die noch gefährlich werden kann.
Zebra:
Sie haben bereits Ihren eher misslungenen Saisonstart angesprochen. War für Sie mehr drin?
Rainer Niemeyer:
Ich denke, dass zumindest in unserem ersten Spiel gegen Strahlsund mehr drin gewesen wäre. Aber angesichts der schmalen Spielerdecke, die durch die schwere Gehirnerschütterung von Fiete Buschmann, einem zentralen Spieler für unser System, nach 240 Sekunden noch geschmälert wurde, konnte man auch nicht viel mehr erwarten. Ein Unentschieden wäre zwar noch drin gewesen, es sollte jedoch nicht sein. Dieses erste Spiel hat unsere gesamten Planungen doch schon sehr durcheinander gebracht. Wir können verletzte Spieler nur sehr schwer gleichwertig ersetzen.
Zebra:
Kann die Mannschaft den Abgang Ihres "Eigengewächses" Frank von Behren kompensieren?
Rainer Niemeyer:
Das wird sich im Laufe der Saison herausstellen. Frank war für uns ohne Frage ein sehr wichtiger Spieler, aber die Mannschaft hatte bereits in Zeiten, in denen er verletzt war, gezeigt, dass sie es auch ohne ihn kann. Wir dürfen uns jetzt nicht fragen: "Was wäre wenn?", sondern wir müssen uns der neuen Herausforderung stellen.
Zebra:
Wo sehen Sie die Mannschaft am Ende der Saison? Ihr offizielles Ziel lautet ja Platz 10 bis 12...
Rainer Niemeyer:
Das ist richtig, dieses Ergebnis streben wir jedenfalls an, daran möchte ich auch festhalten. Man muss allerdings einsehen, dass dieses Ziel auch ganz schnell verfehlt werden kann, wenn man wichtige Spiele gegen Konkurrenten aus der unteren Hälfte der Liga verliert. So kann man auch ganz schnell von einem Mittelfeldplatz in den Abstiegskampf geraten. Der Erfolg hängt für uns wirklich am seidenen Faden, wie für viele andere Vereine übrigens auch.
Zebra:
Sie mussten dieses Jahr fünf Neuzugänge in die Mannschaft integrieren, von denen alleine drei aus der eigenen Jugend stammen. Wie funktioniert mittlerweile das Zusammenspiel?
Rainer Niemeyer:
Im Moment kann man noch von keiner schlagkräftigen Einheit sprechen, man konnte es auch noch nicht erwarten. Die eigenen Nachwuchsspieler dürfen nur langsam an den Spielbetrieb der Bundesliga herangeführt werden, für übereilte Schritte wäre es zu früh. Sie schlagen sich zwar nicht schlecht, man kann von einem 19-jährigen aber natürlich noch keine Akzente erwarten. Dafür ist die Liga einfach zu stark.
Zebra:
Wie sehen Sie Ihre Chancen gegen den THW in der Ostseehalle?
Rainer Niemeyer:
Man muss kein Prophet sein, um zu sagen, dass wir in dem Spiel ganz klarer Außenseiter sind. Dennoch müssen wir versuchen, diese minimalen Chancen gegen den THW zu nutzen. Der THW hat sich gezielt und geschickt verstärkt und eine spielstarke Mannschaft aufgebaut, die auch in den nächsten Jahren sicherlich noch kräftig mitmischen wird. Da muss man Uwe Schwenker ganz klar ein Kompliment machen, wie er es mit viel Auge und Feingefühl fertig gebracht hat, die entsprechenden Leute für Kiel zu verpflichten.
(Aus dem THW-Hallenmagazin Zebra - das Interview führte Thomas Fischer (living sports))

Radio-Tip:


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