Aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2003:

Den wartenden Bus vor der Nase durchwühlten noch einmal alle ihre Taschen. Vergeblich. Der Witz war gar keiner. "Ohne Pässe kommen die nicht raus", war die erste Diagnose des gebürtigen Kroaten Noka Serdarusic, der während der Busfahrt kaum einen seiner alten Weggefährten nicht anrief. Während der THW-Coach alles daran setzte, seine beiden Rückraumspieler noch vor dem Dienstag-Spiel gegen Nordhorn über die Grenze zu schleusen, klingelte die mitgereiste Geschäftsstellen-Leiterin Sabine Holdorf-Schust ihre Mitarbeiterin Nina Hübner und Nicole Breda vom THW-Reisebüro in Kiel aus dem Sonntag. Die beiden holten die Reisepass-Kopien aus dem Safe, faxten sie zu den Zollämtern in Wien und Sarajewo, reservierten vorsorglich Flugtickets für Montag. Von der schwedischen und der polnischen Botschaft war keine Hilfe zu erwarten. Die hatten am Sonntag geschlossen. Aus Österreich erreichte den THW-Tross bald frohe Kunde, auch ohne Pass dürften die beiden ein- und ausreisen. Doch die Bosnier blieben stur. Keine Pässe, keine Chance.

An guten Vorschlägen mangelte es nicht. So schlug "Pitti" Petersen den Gesellschaftern vor, doch einfach zwei neue Spieler zu kaufen. Dass die beiden schließlich doch durch alle Kontrollen kamen, verdankten sie zwei Ex-Spielern von Serdarusic, der einst Velez Mostar trainierte. "Der eine sitzt in der Regierung, der andere hat einen Freund beim Zollamt." Am Ende war nicht nur ein sichtlich mitgenommener Martin Boquist erleichtert. "Die Pässe muss einer geklaut haben."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 13.10.2003)