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30.01.2004 EM 2004 / Nationalmannschaften

Kieler Nachrichten: Paradiesische Zustände in einem Nicht-Euro-Land

Wislander bleibt, Olsson hört wohl auf - Bjerre meist nur Reservist

Die Kieler Nachrichten berichten auch am heutigen Tage rund um die EM. Hier die Europameisterschaftssplitter.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2004:
  • Eingekleidet - Nachrücker Steffen Weber (SG Kronau-Östringen), der den verletzten Lemgoer Kapitän Markus Baur ersetzt, erhielt endlich sein eigenes Trikot mit der Nummer "3". Zum Auftakt der Hauptrunde am Dienstag gegen Tschechien musste der 31-Jährige noch Baurs Trikot überstreifen. Der Name des Vorbesitzers wurde abgeklebt, aus der Trikot-Nr. "13" wurde eine "3". Am Mittwoch trafen die neuen Hemden ein.
     
  • Wislander bleibt - Welthandballer Magnus Wislander mag das Schwedentrikot auch nach seinem 380. Einsatz nicht an den Nagel hängen. Der ehemalige Kieler, der am 22. Februar 40 Jahre alt wird, erklärte nach dem EM-Desaster, dass er nicht an Rücktritt denke: "Ich bleibe bei meinem Grundsatz, solange zu spielen, wie es mir Spaß macht." Staffan Olsson deutete dagegen an, nach der EM aufzuhören. Auf Wislander-Linie ist Trainer Bengt Johannsson, der in Interviews angekündigt hatte, bei einem Scheitern in der Olympia-Qualifikation Schluss machen zu wollen. Der 61-Jährige ziert sich. Nach der Niederlage gegen Dänemark schloss er einen baldigen Rücktritt aus. Gut möglich, dass die Trainer-Ikone auch bei der WM-Qualifikation im Juni noch auf der Bank sitzt und u.a. Magnus Wislander coacht.
     
  • Reservist - Der ehemalige Kieler Morten Bjerre musste bis gestern auf sein EM-Debüt warten. Erst als die Dänen hoch gegen die Schweiz führten, hatte Trainer Torben Winter ein Einsehen und schickte den HSV-Akteur auf die Platte. Der Linkshänder war zuvor der Einzige im dänischen Team, der noch keine Sekunde absolviert hatte. Dänische Journalisten begründeten dies damit, dass er zu langsam für das schnelle Spiel ihrer Mannschaft sei.
     
  • Tolar-Paradies - Taxifahren in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana? Das ist ein Vergnügen auf hohem Niveau - weil es nämlich auf ganz niedriger Preisebene stattfindet. Nur ein Beispiel: Die Entfernung vom Hotel bis zur Halle beträgt ca. 2,5 Kilometer. Kosten: 350 Tolar, macht umgerechnet 1,50 Euro. In Deutschland ist die Anfahrt teurer. Auch sonst kommt der Euro-Tourist in Slowenien voll auf seine Kosten. Im Restaurant kann man zwischen fünf und sieben Euro ausgiebig speisen, Getränk inklusive. Grundnahrungsmittel sind ebenfalls ausgesprochen günstig. Ein Brot kostet 70 Cent, das Kilo Apfelsinen 80 Cent, Wurst und Käse sind nicht mal halb so teuer wie in Deutschland. Allerdings: Im Mai erfolgt der offizielle Beitritt Sloweniens zur EU, und damit verbunden ist die Einführung des Euro, mit dem schon heute bezahlt werden kann. Die Slowenen werden sich noch wundern.
     
  • Leere Gefängnisse - Von den rund zwei Millionen Slowenen sitzen zurzeit nur rund 1000 in Gefängnissen. Die Kriminalitätsrate im Lande ist verschwindend gering. Der Gast darf daher im Urlaub wohlig entspannen, muss nicht ständig seine Tasche oder Jacke im Auge behalten und kann das Auto auch einmal unverschlossen stehen lassen. Es erübrigt sich, Hotel- oder Restaurantrechnungen zu überprüfen. Schlitzohren sollen sich nur gelegentlich und vor allem in den Sommermonaten in den Touristenorten an der Adria aufhalten.
     
  • Jubelfeier - Nach dem 27:20 über Serbien & Montenegro war Slowenien im Freudentaumel. Die Menschen feierten keinen banalen Sieg, sondern kosteten den Triumph über ihre ehemaligen Unterdrücker mit Wonne aus. Das hat geschichtliche Hintergründe. Die Slowenen, die sich ethnisch eher ihren Nachbarstaaten Italien und Österreich zugehörig fühlen, waren nie freiwillig Mitglied der Republik Jugoslawien, sondern wurden unter Tito 1945 in den Verbund gezwungen. Nach Titos Tod forderten Intellektuellen-Gruppen ab 1987 die Unabhängigkeit. Am 25. Juni 1991 trat das Land aus dem Staatenbund aus, die befürchteten großen Kriegshandlungen mit der jugoslawischen Armee blieben allerdings aus, zehn Tage lang kam es zu kleinen Scharmützeln. Seither ist Ruhe, und Slowenien hat sich politisch dem Westen zugewandt.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2004)


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