25.05.2004 | Medien / Mannschaft |
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Von der Decke rieselten hunderte schwarze und weiße Luftballons auf die Spieler nieder. Weil die Gummihülsen jedoch einen Tag zu früh aufgeblasen worden waren, plumpste die Hälfte von ihnen träge in Apfelgröße oder gänzlich leer auf den Hallenboden der Ostseehalle. Und als die Offiziellen des europäischen Verbandes EHF, der Niederländer Jan Tuik sowie Josef Ambrus aus der Slowakei, Siegern und Verlierern die Medaillen umhängen wollten, herrschte ein ziemlich großes Durcheinander auf dem spärlich beleuchteten Spielfeld. Beim Gestalten von Siegesfeiern ist der THW Kiel ein wenig aus der Übung gekommen.
Serdarusic genoss den Erfolg gewohnt still. Natürlich freue er sich, sagte Kiels chronischer Titelhamster. "Es ist für mich als Trainer schön zu sehen, wie Fans und Spieler feiern, aber mit meinen 53 Jahren tanze ich selbst nicht mehr unter Sektfontänen herum." Für ihn sei es einfach eine Bestätigung seiner Arbeit. "Dann ist man auch bereit, noch mehr zu tun."
Es könnte tatsächlich bald wieder runder laufen mit den Siegerehrungen in Kiel. Die nach dem Umbruch neu formierte Mannschaft macht schneller Fortschritte als erhofft. Sie hat in der Bundesliga ihren Rhythmus und zur Tabellenspitze zurück gefunden, die Hürden im DHB-Pokal bis ins Final Four weggeräumt und auf dem Weg zu diesen Zielen alle fünf neuen Spieler fast nahtlos integriert. Gegen Altea taten sich neben bekannten Leistungsträgern wie Torhüter Henning Fritz und Demetrio Lozano besonders Christian Zeitz und Marcus Ahlm hervor.
Linkshänder Zeitz und Kreisläufer Ahlm stehen symbolisch für die Umgestaltung des Teams, die notwendig wurde, als die 40-jährigen Leitfiguren Magnus Wislander und Staffan Olsson ihre Bundesliga-Karrieren beendeten. Die neue Kieler Erfolgswelle soll einer wohl dosierten Mixtur aus deutschen und schwedischen Spielern entspringen. Fünf Schweden und fünf Akteure mit deutschem Pass bilden derzeit das Gerüst.
Marcus Ahlm, der aus Ystad über den Belt an die Kieler Förde wechselte, ist längst zur Stammkraft in Deckung und Angriff gereift. Schwedische Zeitungen vergleichen den 25-Jährigen überschwänglich mit Wislander. Das ist dem geschmeidigen Zwei-Meter-Mann allerdings nicht geheuer. "Max", sagt er, "ist was ganz Besonderes, der ist zu Recht Welthandballer des Jahrhunderts, mit dem darf sich niemand vergleichen." Ahlm sucht seinen eigenen Weg. Dabei hat er mit seinem Trainer eine hilfreiche Hand zur Seite. "Was kann mir Besseres passieren? Noka war selbst ein großartiger Kreisläufer. Der weiß alles und kennt jeden Trick", sagt Ahlm.
(Von Reimer Plöhn, aus dem Handball-Magazin 05/2004)
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