Stralsund - Drei Wochen bleiben noch bis zum spektakulären Bundesliga-Auftakt vor wahrscheinlich 30000
Zuschauern gegen TBV Lemgo in der Arena AufSchalke. Gestern probte der THW Kiel beim Handball-Zweitligisten
Stralsunder HV in dessen übersichtlicheren Vogelsanghalle vor kaum 800 Neugierigen. Die
Zebras siegten standesgemäß mit 34:28 (17:12) Toren.
Warum man es sich antut, fünf Stunden im Bus zu sitzen, 300 Kilometer gen Osten zu fahren, um in
Nordvorpommern gegen einen Zweitligisten zu testen? Am heutigen Montag, so erklärt THW-Coach
Noka Serdarusic,
hätten seine Zebras eine Freundschaftsspiel-Verpflichtung bei Bundesliga-Aufsteiger Post
SV Schwerin, "und Stralsund liegt so ungefähr auf dem Weg." Um 19.30 Uhr ist Anpfiff beim Team von
Manager
Michael Krieter,
dem ehemaligen THW-Torhüter. In der Schweriner Kongresshalle werden 4000
Zuschauer erwartet. Gut möglich, dass der heutige Auftritt einfacher für den THW wird als der von
gestern. Die Verantwortlichen vom Strela-Sund haben nach dem Bundesliga-Abstieg
nämlich geklotzt und
eine bärenstarke Mannschaft auf die Beine gestellt. Vom Personal her besitzt das Team bereits jetzt
Erstligaformat. 14 Spieler mussten nach dem Abstieg gehen, acht neue kamen. Mit Milan Berka und
Michael Bruna zum Beispiel zwei tschechische Nationalspieler, die international einen guten Ruf
genießen. Bundesliga-erfahren sind Michael Jahns (Großwallstadt), Jörn Schläger (Grashoppers Zürich,
ehemals Eisenach) oder Frank Wahl (SG Flensburg). "Bundesligatauglich?" SHV-Trainer-Norbert Henke
schmunzelt. "Ja", sagt er dann, "von diesen Spielern hätte ich im letzten Jahr ganz sicher einige
gebrauchen können." Auch wenn noch viel Schweiß fließen muss, um den kunterbunten Haufen verschiedener
Nationalitäten und Spielweisen zu harmonisieren: die unter Volldampf und professionellen Bedingungen
arbeitenden Stralsunder gelten als klarer Favorit für Meisterschaft und Aufstieg.
Der THW muss wegen seiner fehlenden Olympiafahrer und dem Ausfall von
Roman Pungartnik weiter
improvisieren. So wechselten gestern beim letztlich leicht heraus gespielten Sieg Licht und Schatten.
Im Angriff kommt nur schwer Spielfluss auf. Martin Boquist und Frode Hagen teilten sich erneut die
ungewohnte Aufgabe, die Linkshänderposition im rechten Rückraum vernünftig auszufüllen. Statt den
Lückenbüßer auf Halbrechts zu spielen, bräuchten aber beide Zeit, sich auf ihrer angestammten
halblinken Position einzuspielen. "Wenn es gegen Lemgo geht, weiß keiner, wo er hinlaufen soll", unkt
Serdarusic. Glücklich ist Kiels Trainer nicht mit der momentanen Situation. Wie auch Spielmacher
Stefan Lövgren. Zu oft noch müht er sich vergebens, Ordnung ins zeitweilige Chaos zu bringen.
Immerhin: Seine blitzschnellen Ideen und Anspiele auf die Kreisläufer Marcus Ahlm oder Sebastian Preiß
überforderten gestern auch Stralsunds Abwehr ein ums andere Mal. "Das passt", fand Serdarusic
wenigstens einen Grund, sich über den bisherigen Stand der Vorbereitung zu freuen. Heute gehen die
Übungen in Schwerin weiter.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.08.2004)
-
Levshin,
Ianos;
Hoffmann (1),
Demovic (2),
Schläger (1),
Jahns (9),
Wahl (2),
Shamkuts (4),
Berka (4/19),
Bruna (4),
Anclais (1)
- THW Kiel:
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Andersson (1.-50.),
Sommerfeld (50.-60.);
Preiß (6),
Petersson (6/1),
Lundström (1/1),
Hagen (2),
Lövgren (8/3),
Wagner (2)
Ahlm (4),
Boquist (5);
Trainer: Serdarusic
- Zeitstrafen:
-
Stralsund: 4;
THW: 2
- Siebenmeter:
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Stralsund: 2/1;
THW: 6/5
- Zuschauer:
-
800 (Vogelsanghalle, Stralsund)