10.09.2004 | Olympia 2004 / Nationalmannschaft |
Das nächste große Ziel der Mannschaft ist die WM 2007 im eigenen Land. Der 35-jährige Petersen wird wohl nur als Zuschauer dabei sein, während seine Kieler Mitstreiter um Medaillenplätze eifern. Henning Fritz spielte schon in Athen ein Riesenturnier, wurde als bester Torhüter ins All-Star-Team gewählt und konnte im Finale doch nicht verhindern, dass sich das Blatt zu Gunsten des Finalgegners wendete. Auch Fritz sagte: "Es wird eine Zeit dauern, aber irgendwann werde ich diese Silbermedaille wohl mögen." Er wäre so gerne in die Fußstapfen seines Freundes und Vorbildes Wieland Schmidt getreten. Der hatte 1980 mit der DDR Gold in Moskau gewonnen.
Henning Fritz ist 29 Jahre alt. 2008 bietet sich in Peking die nächste Gelegenheit. Die gibt es auch für Christian Zeitz, dem Heiner Brand nur ganz wenige Minuten auf dem Olympiaparkett genehmigte. Der Kieler Teenie-Schwarm nahm's nach außen hin gelassen. Seine Mimik verkündete eine andere Sprache, und die sagte: Das hier hat mir überhaupt nicht gefallen. Brand hatte fast ausschließlich auf den Lemgoer Block gesetzt. Selbst wenn Zerbe und Co. müde waren und Fehler über Fehler produzierten, gab es kein Bundestrainerzeichen für einen Wechsel. Das musste alle Bankdrücker frustrieren.
Unmittelbar nach der Niederlage waren die Spieler sehr niedergeschlagen. Von Freude über Silber nichts zu sehen. Volker Zerbe fand als Erster positive Worte. "Ich bin sehr stolz. Ich habe immer davon geträumt, bei Olympia eine Medaille zu gewinnen, und nun ist der Traum in Erfüllung gegangen." Doch die Enttäuschung machte bald dem Gefühl Platz, nicht das Optimale erreicht zu haben. Verletzungspech, wie so oft bei großen Turnieren, stand dem Brand-Team im Weg. Diesmal war es Pascal Hens, der ab dem Viertelfinale mit einem Rückenleiden passen musste. Der Hamburger fehlte sehr, weil er zuständig ist für die leichten Tore aus dem Rückraum. Mindestens so schwer wog die Verletzung von Klaus-Dieter Petersen. Gegen Spanien - dieser Viertelfinal-Krimi mit Siebenmeter-Happy-End - hatte sich der Kieler Abwehrspezialist eine Adduktoren-Zerrung zugezogen. Vor dem Finale wurde er fitgespritzt, und als die Schmerzen stärker wurden, erhielt er in der Halbzeitpause eine weitere Injektion. Nach 40 Minuten gab es einen Zweikampf, an dessen Ende Petersen rückwärts umfiel. Das gibt es sonst nicht bei Zweikämpfen, an denen Petersen beteiligt ist. Entweder prallt der Gegner an ihm ab, oder es fallen beide, wobei Petersen oben liegt. Da war sofort klar: "Pitti" konnte nicht mehr. Es stand 16:16, und gerade begann die Partie, sich zu Gunsten der Kroaten zu entwickeln. Was aber Wäre gewesen, wenn? Man könnte drüber nachdenken, aber es wäre sinnlos: Konjunktive gewinnen keine Spiele.
Klaus-Dieter Petersen sank nach dem Schlusspfiff in den Schoß von Davor Dominikovic. Das ist sein ehemaliger THW-Mitspieler und Kieler Nachbar aus Hassee. Zuletzt spielte Dominikovic für den Bundesliga-Absteiger Kronau-Östringen, jetzt ist er Olympiasieger ohne neuen Verein. Direkt nach dem Finale hielt der Kroate für einige Momente im Jubel inne und tröstete seinen alten Kumpel. Er spürte die Leere in Petersen, der es doch so sehr herbeigesehnt hatte, die eigene große Karriere mit einem großen Sieg enden zu lassen. Vorbei.
Peking 2008, dann wäre "Pitti" 39. Nicht unbedingt das Endzeitalter für Handballer. Doch der gebürtige Hannoveraner hat sich festgelegt. "Ich habe das schon vorher mit meiner Familie besprochen." Für Klaus-Dieter Petersen soll das 339. Spiel für Deutschland definitiv das letzte gewesen sein.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)
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