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29./30.08.2004 - Letzte Aktualisierung: 30.08.2004 Olympia 2004 / Nationalmannschaft

Deutschland holt Silber - Finalniederlage gegen Kroatien

Update #1 KN-Spielbericht ergänzt...

Deutschland hat das Finale des olympischen Handballturniers verloren. Mit 24:26 (12:11) unterlag der Europameister dem Weltmeister Kroatien - wie schon im WM-Finale 2003, als Deutschland gegen Kroatien mit 31:34 unterlag. Dennoch ein großes Kompliment an das DHB-Team zum hart erkämpften Silber!
Deutschland kam nach kroatischer Führung (2:1, 6.) ab der 10. Minute besser in die Partie und führte nach 16 Minuten sogar mit 8:5. Zum Ende der ersten Halbzeit war die Partie dann ausgeglichen (10:10, 27.). Mit einer 12:11-Führung ging das Team von Heiner Brand in die Kabine.

Auch im zweiten Durchgang gelang den DHB-Herren wieder eine Drei-Tore-Führung (14:13, 38.), doch Kroatien zeigte keine Nerven und brachte sich mit der 18:17-Führung (43.) wieder zurück ins Spiel. Beim 20:19 durch Frank von Behren sah es noch einmal nach dem dritten Handball-Gold für Deutschland aus, dann aber drehten die im Rückraum stärkeren Kroaten das Spiel zum 22:20 (55.) und 24:21 (57.).

THW-Manager Uwe Schwenker sagte gegenüber Sport1: "Ich hätte es den Jungs gegönnt, denn sie hatten schon 2003 im WM-Finale verletzungsbedingt viel Pech. Der Olympiasieg war möglich, auch wenn die Kroaten unter dem Strich verdient Gold holen. Sie waren über das Turnier hinweg betrachtet die beste Mannschaft. Im Angriff haben wir Gold weggegeben, die Abwehr hat leidenschaftlich gekämpft. Dennoch: Auf dieses Silber kann die Mannschaft stolz sein. Sie hat den Handball in Deutschland ein großes Stück vorangebracht.

Henning Fritz (ins Allstar-Team gewählt) zeigte erneut eine starke Leistung, Christian Zeitz traf einmal, Klaus-Dieter Petersen organisierte einmal mehr die deutsche Abwehr - ähnlich wie Davor Dominikovic auf kroatischer Seite, der ebenfalls nur in der Defensive eingesetzt wurde.

Hier geht es zum ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten...

Finale, 29.08.04, So., 15.45: Kroatien - Deutschland: 26:24 (11:12)

Kroatien:
Losert (1.-16. und 50.-60., 9 Paraden), Sola (16.-50., 9 Paraden); Kaleb (3), Balic, Lackovic (3), Zrnic, Vori (3), Dominikovic, Dzomba (9/3), Vukovic, Goluza (1/1), Sprem (3), Spoljaric, Metlicic (4); Trainer: Cervar
Deutschland:
Fritz (1.-58., 11 Paraden), Ramota (58.-60, 0 Paraden); Dragunski, Kretzschmar (9), Immel, Schwarzer (3), Petersen, von Behren (1), Zerbe (2), Baur, Zeitz (1), Jansen, Stephan (3/1), Kehrmann (5); Trainer: Brand
Siebenmeter:
Kroatien: 6/4;
Deutschland: 2/1
Zeitstrafen:
Kroatien: 2;
Deutschland: 5
Schiedsrichter:
Hansson/Olsson (Schweden)
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0 (4.), 2:1, 3:2, 3:3 (10.), 3:4, 5:4 (14.), 5:8 (16.), 7:8 (21.), 7:9, 9:9 (25.), 10:12, 11:12;
2. Hz.: 11:13, 12:13, 12:15, 13:16 (38.), 16:16 (40.), 16:17, 18:17 (43.), 18:19, 19:19, 19:20 (47.), 22:20 (55.), 22:21 (56.), 24:21 (57.), 24:22, 25:22, 25:23, 26:23, 26:24
Zuschauer:
10750 (Helliniko Indoor Arena)
 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.08.2004:

Die Unsterblichkeit nur knapp verpasst

24:26 - Kroatien entriss DHB-Auswahl noch die Goldmedaille
Sie hatten die Hand schon fast am Gold und ließen es noch durch die Finger gleiten. In der 36. Minute führten die deutschen Handballer mit 15:12, ehe Kroatien das Finale drehte. Mit 26:24 (11:12) gewann das Team vom Balkan gegen die DHB-Auswahl, die sich im Bewusstsein, dass der Zweite der erste Verlierer ist, noch nicht über Silber freuen konnte. Bronze gewannen die Russen, die am Sonnabend im kleinen Finale Ungarn 28:26 besiegten.

"45 Minuten lang haben wir das Spiel kontrolliert, dann hatten die Kroaten die größeren Reserven. Aber dennoch ist dieses Turnier unsere größte Leistung seit zehn Jahren", fand Bundestrainer Heiner Brand versöhnliche Worte. Seine Spieler trauerten dagegen der verpassten Chance ihres Lebens nach. "Wir haben das Endspiel verloren. Was soll ich dazu sagen, das ist Scheiße", kommentierte Kapitän Markus Baur. "Wir hätten uns unsterblich machen können", klagte THW-Torhüter Henning Fritz, der anschließend mit Christian Schwarzer ins All-Star-Team des Turniers berufen wurde. "Aber wir haben zu viele Chancen vergeben. Nur mit Glück kann man kein Endspiel gewinnen."

Dabei sah es lange danach aus. Der Europameister spielte konzentriert, führte in der 16. Minute (8:5) erstmals mit drei Treffern, wurde aber immer wieder von Zeitstrafen zurückgeworfen. Volker Zerbe sah beim Stand von 16:14 den Knackpunkt. "Da haben wir es nicht verstanden, unsere Führung auszubauen", sagte der lange Lemgoer nach seinem letzten Länderspiel.

Nachdem Nikas Kaleb den in der 55. Minute für Fritz eingewechselten Christian Ramota zum 24:21 bezwang, war die Partie entschieden. Abgezockter seien die Kroaten gewesen, befand der Wallauer Jan-Olaf Immel, der ab der 41. Minute den verletzten Kieler Klaus-Dieter Petersen im Abwehrzentrum ersetzte. "Daran lag's nicht, Immel hat gut gespielt", meinte Petersen: "Ich konnte in den Zweikämpfen nicht mehr gegenhalten." Heiner Brand erkannte dennoch im Ausscheiden des Routiniers ein Mosaiksteinchen, das sich mit der ungleichen Zeitstrafen-Verteilung in das Gesamtbild einfügte. "An den Schiedsrichtern lag es aber nicht."

In der deutschen Kabine ging es anschließend "sehr, sehr ruhig" zu, wie Immel berichtete. Da nutzten auch Volker Zerbes aufmunternde Worte wenig. "Diese Mannschaft hat immer Herz bewiesen. Für mich war es toll, mitspielen zu können." Dass das Europameister-Team nun auseinanderfallen wird, bereitet dem 36-Jährigen wenig Sorgen: "Ich habe keine Angst um die Zukunft des deutschen Handballs, das Potential ist groß, wenn ich nur an Pascal Hens oder Christian Zeitz denke." Zeitz, der dritte Kieler Silbermedaillengewinner, bestätigte das: "Meine Zeit beginnt erst nach Olympia." Aber wann er wieder eine solche Chance bekommt, wusste er auch nicht.

(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 30.08.2004)

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.08.2004:

Stimmen zum Finale

  • THW-Trainer Noka Serdarusic: Ich habe alle Daumen gedrückt und auf Deutschland gewettet, aber - wenn der Rückraum nicht da ist, kann man kein Gold gewinnen. Die deutsche Mannschaft blieb unter ihrem Niveau, keiner brachte seine volle Leistung. Schade, der Olympiasieg hätte unserer Sportart sehr gut zu Gesicht gestanden.
  • THW-Kapitän Stefan Lövgren: Ich habe meinen deutschen Kollegen die Daumen gedrückt und das Gold so herbeigewünscht. Letztlich hat Kroatien aber verdient gewonnen. Deutschland darf nach dem Turnierverlauf sehr, sehr stolz über Silber sein. Ich kenne das Gefühl in der Kabine nach Olympia-Niederlagen, ich habe zwei Medaillen dieser Farbe in meinem Schrank. Für mich war es nicht besonders lustig, nur Zuschauer zu sein, deswegen habe ich meistens andere Sportarten geguckt.
  • THW-Rechtsaußen Johan Pettersson: Das ganze Spiel über hatte ich Bauchschmerzen. Deutschland hatte es in der Hand, aber Kleinigkeiten entscheiden so ein Spiel. Ich kenne es, kein Gold zu gewinnen. Aber schon eine Stunde nach dem Spiel freut man sich auch über Silber.
  • Adrian Wagner, THW-Linksaußen: Als Europameister waren wir leicht favorisiert, aber in der Chancenauswertung hatten wir über das gesamte Turnier hinweg Probleme. Henning Fritz hat in allen Spielen zuvor sensationell gehalten, vielleicht hat das die Schwächen im Angriff auch übertüncht. Peking 2008 ist ein neuer Anlauf. Ich hoffe, dann selbst dabei zu sein. Nichts ist schwerer als eine Olympiade nur im Fernsehen verfolgen zu dürfen.
  • Holstein Kiels Fußball-Verteidiger Jan Sandmann: Unsere Mannschaft hat sich zum Schluss die Butter vom Brot nehmen lassen. Für Henning Fritz tut es mir besonders Leid. Wir kennen uns aus gemeinsamen Sportler-Tagen in Magdeburg. Für Henning wäre es sicher das Größte gewesen, seine überragende Leistung mit Gold zu krönen. Vielleicht ist ein Trost, dass er die Möglichkeit hat, diesen Erfolg in vier Jahren nachzuholen.
  • Holsteins Torwart Simon Henzler: Die Feldspieler können sich bei Henning Fritz bedanken, dass er das Spiel so lange offen hielt.
  • THW-Manager Uwe Schwenker: Es war mehr drin, aber die Angriffsleistungen haben nicht gereicht. Wenn man ganz fair ist, muss man auch sagen: Mit Kroatien hat die beste Mannschaft von Athen gewonnen. Für den deutschen Handball ist dennoch viel Positives rübergekommen.
  • Altoberbürgermeister Norbert Gansel: Ein großes Spiel der deutschen Mannschaft. Dass es zu Gold nicht reichte, war Pech, wie man das bei dem Leistungsdruck im Sport leider haben kann. Meine Glückwünsche zur Silbermedaille, vor allem Glückwünsche an die drei Spieler vom THW Kiel.
  • Stadtpräsident Arne Wulff: Einfach schade, dass es nicht Gold geworden ist, zumal ich den Eindruck hatte, dass nicht die eindeutig bessere Mannschaft gewonnen hat. Doch Silber ist Silber, und ich freue mich, dass die Kieler Spieler unter den Leistungsträgern waren und maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen haben.
  • Sportamtsleiterin Birgit Lucht: Es war ein tolles, spannendes Spiel, und bis zum Anbruch der letzten zehn Minuten habe ich gedacht, dass wir es packen. Dann war ich natürlich enttäuscht, aber jetzt freue ich mich, dass es Silber geworden ist. Vor allem Henning Fritz hat viel dazu beigetragen.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 30.08.2004)


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