Aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2004:
Magdeburg/Hamburg - Wohin geht die Reise des Handball-Bundesligisten
HSV Hamburg? Mehr als zwei Millionen Euro Schulden, die Spieler warten
auf ihre Novembergehälter, der Geschäftsführer Winfried Klimek sitzt
wegen des Verdachts sich des Betruges, der Untreue und der Bilanzfälschung
schuldig gemacht zu haben in Untersuchungshaft. Am Mittwoch sollte der HSV
der Handball-Bundesliga (HBL) eine testierte Bilanz vorlegen. Doch nichts
geschah. Die Kieler Nachrichten sprachen in Magdeburg mit dem HBL-Vorsitzenden
Bernd-Uwe Hildebrandt.
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Hildebrandt, der HSV hat die Frist versäumt. Welche Konsequenzen hat das?
- Hildebrandt:
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Noch keine. Wir haben die Frist bis zum Freitag, 24 Uhr, verlängert.
Am Mittwoch, den 22. Dezember, trifft sich der Vorstand der Liga in
Magdeburg. Dann werden wir entscheiden. Um uns abzusichern, haben
wir unserem Geschäftsführer Frank Bohmann den Rechtsanwalt Andreas Thiel
als juristischen Berater zur Seite gestellt.
- Kieler Nachrichten:
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Von welcher Strafe gehen Sie nach derzeitiger Aktenlage aus?
- Hildebrandt:
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Eindeutig ist das Vergehen bei der ausstehenden Hallenmiete in der
Color Line Arena (rund 320000 Euro, Anmerk. d. Red.), die sie uns
verheimlicht haben. Dafür ist eine Strafe von vier Punkten angemessen.
Auch ein Abzug von acht Punkten wäre gerecht.
- Kieler Nachrichten:
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Ist Ihre Geduld mit dem HSV jetzt endgültig zu Ende?
- Hildebrandt:
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Ja. Wir haben immer wieder unsere Hilfe angeboten, doch der HSV
war nicht daran interessiert. Sie haben drei Monate Zeit gehabt
und uns immer wieder gebeten, die Fristen zu verschieben. Jetzt
ist Schluss. Ein seriöser HSV Hamburg wäre gut für die Bundesliga,
doch dieser Klub hat uns in den letzten eineinhalb Jahren nur geschadet.
Wenn die Wirtschaftsprüfer zudem feststellen, dass der HSV anhand der
eingereichten Unterlagen keine positive Zukunftsprognose hat, wird
dem Verein die Lizenz entzogen und er steht als erster Zwangsabsteiger
fest. Das Angebot, während der Saison den wirtschaftlichen Träger
(Omnisport GmbH, Anmerk. d. Red.) zu wechseln, können wir nicht annehmen.
Dann würden davon noch einige andere Bundesligisten Gebrauch machen.
- Kieler Nachrichten:
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Sie haben sich schon während des Lizenzierungsverfahrens für
diese Saison als einer von zwei Mitgliedern im Ligavorstand
dagegen ausgesprochen, dem HSV die Spielberechtigung zu erteilen.
Fühlen Sie sich jetzt bestätigt?
- Hildebrandt:
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Ja. Ich habe mich der Stimme enthalten, weil das Votum für den
HSV eindeutig war. Aber schon damals war für mich klar ersichtlich,
dass dieser Klub völlig überschuldet ist.
- Kieler Nachrichten:
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Welche Rolle hat dabei ihr Vorgänger Heinz Jacobsen gespielt, der als HBL-Vorsitzender seinen
Finger für eine HSV-Lizenz hob und kurz darauf Präsident dieses Klubs wurde?
- Hildebrandt:
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Das war das Anrüchigste, was uns passieren konnte.
(Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 17.12.2004)