München - Halbzeit in der Handball-Bundesliga. Kiel ist wieder zurück
an der Spitze, Aufsteiger Schwerin steht als Letzter vor dem
sofortigen Abstieg.
Seit dem Saisonstart Mitte September ist viel passiert in der
"stärksten Liga der Welt".
Sport1 zieht Bilanz, nennt Gewinner und
Verlierer einer turbulenten ersten Saisonhälfte.
- Hamburgs Finanzmisere:
- Das Thema der Vorrunde. Der HSV Handball
kämpft um seine Existenz. Auch dem ehemaligen HBL-Vorsitzenden Heinz
Jacobsen gelingt es nicht, das Schiff in ruhigeres Fahrwasser zu
bekommen. Boss Winfried Klimek sitzt über Weihnachten in
Untersuchungshaft. Acht Punkte wird die HBL dem Klub wegen Verstößen
gegen die Lizenzauflagen abziehen. Mit dem Unternehmer Andreas
Rudolph scheint allerdings ein Retter gefunden worden zu sein.
Dennoch: Für Sport1 ist der HSV Handball der große Verlierer.
- Bob Hannings Helden:
- Hamburgs Handballer dagegen zeigen Moral. Trotz
Verletzungsproblemen und wirtschaftlichem Chaos im Verein spielt der
HSV vorn mit, erreicht DHB-Pokal-Viertelfinale und die Runde der
letzten Acht im Europapokal der Pokalsieger. Bravo! Hamburgs Spieler
gehören zu den Gewinnern der Vorrunde.
- Noka Serdarusic und
Uwe Schwenker:
- Der THW hat den Umbruch vollzogen
und meldet neue Ansprüche in Bundesliga und in Europa an. Spieler wie
Christian Zeitz oder
Marcus Ahlm haben eine glänzende Zukunft vor
sich, mit Kim Andersson (Sävehof) und
Nikola Karabatic (Montpellier)
kommen zwei der größten Talente Europas an die Förde. Ganz klar: Kiel
ist ein Gewinner.
- SV Post Schwerin:
- Der Aufstieg kam vollkommen überraschend, der
Abstieg scheint unabwendbar. Nur zwei Zähler holte der Klub aus
Mecklenburg-Vorpommern in der Vorrunde. Eine trostlose Bilanz, selbst
wenn die Zähler gegen den Rekordmeister aus Gummersbach errungen
wurden. Schwerin gehört natürlich zu den Verlierern, wenngleich
Aktionen wie "Gemeinsam holen wir den Spanier" oder "Mit 5000
schlagen wir Lemgo" nicht unamüsant sind.
- Flensburgs Durchbruch:
- Der Makel des "ewigen Zweiten" hängt der SG
nicht mehr an. Und die Schleswig-Holsteiner starteten im Jahr eins
nach dem Gewinn der Meisterschaft durch: Zweiter in der Liga, unter
den letzten Acht in der Champions League und im DHB-Pokal - Flensburg
hat Hunger auf Erfolg. Das Erfolgsduo Kent-Harry Andersson/Thorsten Storm
hat die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft gelegt.
Flensburg ist ein Gewinner!
- Gummersbacher Achterbahnfahrt:
- Der VfL wird den eigenen Ansprüchen
nicht gerecht. Siegen wie dem gegen Meister Flensburg oder im EHF-Pokal
gegen Klubs wie Dünkirchen stehen unerklärbare Pleiten wie in
Schwerin oder Lübbecke gegenüber. Aufsichtsrats-Boss Krämer platzt
der Kragen. "Die Mannschaft tickt nicht richtig", sagt er. Die
Meinung muss ihm gestattet sein. Krämer ist Gewinner, der VfL
Verlierer.
- Henning Fritz:
- Der gebürtige Magdeburger wird in Kiel zum besten
Torhüter der Welt und zum Sympathieträger des deutschen Handballs.
Der "neue Hexer" - ein echter Gewinner.
- Lemgos Energieleistung:
- Der "TBV Deutschland" trug die Hauptlast bei
Olympia 2004, kam zurück, erlebte Rückschläge und bäumte sich dagegen
auf. Trotz zahlreicher Verletzungen - unter anderem von Spielmacher
Markus Baur - und angeschlagener Spieler - Daniel Stephan, Florian
Kehrmann - kommen die Ostwestfalen zurück, klopfen ganz vorn an in
der Liga und erreichen das Viertelfinale der Königsklasse. Daher: Der
TBV ist ein Gewinner.
- Christian Schöne:
- Nationalspieler und bei der WM dabei, allerdings
ohne Zukunft in Magdeburg. Wegen eines Überangebots an Linkshändern
lässt der SCM den Rechtsaußen ziehen. Andere Klubs signalisierten
bereits Interesse. Dennoch: Schöne ist einer der Verlierer.
- Magdeburgs Inkonstanz:
- Die Talentschmiede arbeitet auf Hochtouren.
Gleich sechs SCM-Youngster werden bei der WM in Tunesien für
Deutschland auflaufen. Doch das mit Stars besetzte SCM-Team leistet
sich in die Bundesliga immer wieder Aussetzer. Daher: In der
Warteschleife.
- Nordhorner Wiederauferstehung:
- Dank einer glänzenden Heimbilanz (15:3
Punkte) klopft die HSG wieder oben an. Im Blickpunkt: Holger
Glandorf, der der neue Volker Zerbe werden kann. Lemgo zeigt bereits
Interesse. Daher: Ein Hoffnungsschimmer.
- Björn Navarin und Michael Hegemann:
- Zwei Rückraum-Asse, die ihre
Teams tragen. Der Pfullinger Navarin ist mit 119 Toren die Nummer
drei der Torschützenliste, der Düsseldorfer Hegemann mit 113 Treffern
die Nummer vier. Beiden steht aber noch viel Arbeit im Abstiegskampf
bevor. Daher: In der Warteschleife.
- Image der Liga:
- Der Handball muss kämpfen. Hamburg ist nicht alleine:
Auch in Wilhelmshaven, Essen oder Schwerin gibt es verschiedenste
Probleme. Daran muss gearbeitet werden.
(© 2004 Sport1)